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90. Jahrgang Montag, den 25. März 1935 Nr. 71 Aleukirch und Almgegend Unabhängige Zeitung für alle Ständern Stadt und Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustriertes Somrtagsblatt Heimatkundliche Beilage x Frau und Heim > Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag von Friedrich May, G. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr. 1521. Gemeindeverbandsgirokasse Bischofswerda Konto Nr. 64 Feraßmcher «ml Bischofswerda Ur. 444 und 445. Im Fall« von Betriebsstörungen oder Unterbrechung der Befökderung-etnrichtungen durch höhere Gewalt hat der Be- i der Anzeigenpreis: Die 4S wm breite einspaltige Millimeterzeile 8 Rps. Im Textteil die SO mw breite Millimeterzeile SS Rpf. Nachlaß nach den gesetzlich vorgeschrtebenen SStzen. Für da» Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. — Erfüllungsort Bischofswerda. Erscheinungsweise: Täglich mit Ausnahme der Kann- und Feier» tage. Bezugspreis für ms Feit «ine» halben Monats: Frei in, . . , „ chau» halbmonatlich Mart 1.1E betm Abholen in der Geschäfts» BeförderungSeinrichtungen durch höhere Gewalt hat der Nell« wöchentlich « Pkg. Einzelnummer 1v Pfg. (Sonnabend» -ieyer keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung nummer IS Pfg.) Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. MMW-LizjM TagMü jSrAWOwerda Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der Sächsische Erzähler ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekannt machungen der Amtshauptmannschast, de» Hauptzollamts und de» Be- -Äveschulamts zu Bautzen sowie des Finanzamt» und des Stadttat» zu Bischofswerda und der Gemeindebehörden behördlicherseits bestimmte Blatt die „hun- Tagesschau. * Der Empfang der beiden britischen Minister in Berlin wird von der Londoner presse sehr ausführlich gesHldert. Besonderen Eindruck hak die Begrüßung durch den Lhrensturm der Letbstau- darte gemacht. — Die großen Blätter beschäftigen sich fast alle in ausführlichen Leitartikeln mit den Anssichken der Berliner Be sprechungen. * B«t der franz-flsch-eugllfch-italieutschen Besprechung, die am Sonnabend in Paris fiattfaud, wurde eine weitere Zusammenkunft am 11. April in Strrsa vereinbart. Der vütterbundsral ist auf den IS.April einbernfen. * Au» Berichten der englischen Presse geht hervor, daß wah rend der Pariser Besprechungen gewisse bedeutsame Meinungs verschiedenheiten zwischen den englischen Vertretern einerseits und den italienischen und französisch« Vertretern anderseits zutage traten. D«r französische Außenminister Laval Hal bei einer Schnlein- welhungsfeier la kleinem greife eine Rede gehalten, in der er die Pr-fseangriffe gegen England verurteilte und dm Friedenswillen Der Verfasser befürwortet den baldigen Abschluß des west lichen Luft pakt es, der die gleiche Anziehungskraft für Deutschland wie für England besitze. Der „Observer" mewet aus Berlin: „Deutschland hat c Sicherheit" zu SekMeckmsWttk AilWnMMel Berlin, 25. Mir». Pünktlich um 17.30 Uhr sind am Sonntagnachmittag SirJohnSimon und Anthony Eden, die beiden führenden Männer der britischen Außen- pollM, auf dem Tempelhofer Flughafen gelandet. Es wurde ihnen von der Berliner Bevölkerung und von den amtlichen Stellen ein überaus herzlicher Empfang zuteil. — Die Besprechungen der britischen Staatsmänner beginnen bereit» am Montag. Der Sonntagabend war für eine Füh lungnahme der englischen Staatsmänner mit den Herren der britischen Botschaft in Berlin freigehalten. schließt." Auf jeden Fall sei in Europa eine überwältigende Mehrheit für den Frieden vorhanden, die die Aufgabe hat, „den Angriff durch di« Gewißheit der Niederlage abzu schrecken/ Der diplomatische Korrespondent des „Daily Telegraph" schreibt in einem Bericht aus Berlin: Der jetzige MeinuNgs» austausch werde keine aufsehenerregenden Ergebnisse haben, aber es könne viel Wertvolles geschehen, dafür hätten di« Pariser Ereignisse vom Sonnabend eine aussichtsreiche Grundlage geschaffen. In einem Punkt« habe Eden in Pa ris einen wesentlichen Erfolg gehabt. Frankr«ich und Ita lien hätten darauf gedrungen, die Zusammenkunft von Stresa möglichst bald nach Simons Rückkehr aus Bersin ab zuhalten. Eden habe aber mit Nachdruck darauf hingewie sen, daß das britische Kabinett und das britische Parlament vor der Konferenz von Stresa einen ausführlichen Bericht über das Ergebnis der verschiedenen Besuche der britischen Minister wünschen würden. Schließlich sei in diesem Punkte nachgegeben worden, wenn auch mit großem Zögern, dä die Folge eine beträchtliche Verschiebung des Datums de.r Zu sammenkunft des Völkerbundsrates zur Erörterung der Ver sailler Vertragsverletzung sei. nalen Wehrpflicht tief im nationalen Leben Deutsch lands verwurzelt ist und daß ein Aufgeben dieser jetzt wiederheraestellten stolzen Ueberliaferung nicht in Frage komme. „Es kann kein gesundes System eines vereinbarten Friedens in Europa geben ohne di« Anerken nung der absoluten Gleichberechtigung Deutsch lands unter den Großmächten. Daraus folgt, daß die allge meine Wehrpflicht ebenso berechtigtund unver meidlich im Dritten Reich ist wie in Frank reich,Italien,RußlandoderJapan, um nicht noch ein Dickend anderer Länder zu erwähnen." Das ur sprüngliche Programm Hitlers werde auf jeden Fall — ob mittelbar oder unmittelbar, ob langsamer und schneller — unverbrüchlich befolgt werden. Di« Kardinalfrage sei die, ob Hitler bereit sei, sich unter erträglichen Bedingungen an Garantien zur Aufrechterhaltung des Friedens in ganz Europa auf «in« bestimmte Reihe von Jahren hinaus zu be teiligen.. „Wir hoffen mit unserem ganzen Herzen, daß Deutschland seine moralische Gleichberechtigung ebenso wie seine bewaffnete Gleichberechtigung beweisen wird, indem es sich allen anderen Mächten, die die Ruhe ihrer Nachbar staaten auf «ine Reihe von Jahren garantieren wollen, an- Beginn -er englisch-deutschen Besprechungen Berlin, W. März. (Eig. Funkmeldg.) heule vormittag 10,15 Uhr haben bei dem Führer und Reichskanzler die Besprechungen mit dem englischen Außenminister Sir John Simon, dem Lordfiegelbe wahrer Eden und -em englischen Botschafter Sir Eric Phipps begonnen. An den Besprechungen nehmen deutscherseits keil der Reichsaußenminisker Freiherr von Neurath und der Sonderbeauftragte für Abrö- PungSfragen, Herr von Ribbentrop. Nach einer kurzen Mittagspause werden die Besprechungen am Nachmittag fortgesetzt werden. siegelbewahrer Eden die Mehrzahl der Anwesenden von sei nen vorjährigen Besprechungen in der Wilhelmstraß«. Der Gruß Hitlers. Auf dem Rollfelde war der Erste Sturm der Leibstan darte Adolf Hitlers als Ehrenbereitschaft angetreten. Er «ar, als das Sonderflugzeug gesichtet wurde, unter Gewehr ge treten und bot den englischen Gästen nun nach der erfolgten offiziellen Begrüßung den ersten Gruß des Führers dar. Der Kommandant des Ehrensturmes meldete dem enMchen Außenminister mit gezogenem Degen: „Ich melde: Erster Sturm der SS.-Standarte Adolf Hitl«r angetreten l" Wäh rend der Sturm der Leibstandarte präsentierte, grüßte und dankte Sir John Simon und begab sich mit seinem Gefolge und mit den deutschen Herren zu den Autos, die auf -em Rollfeld warteten. »Herzlicher Empfang -er englischen Minister Unter -en Linden. Der englische Außenminister Sir John Simon und Lord siegelbewahrer Eden begaben sich nach ihrem Eintreffen auf dem Flugplatz Tempelhof in Begleitung von Reichsaußen- minister Frhrrn. v. Neurath, Staatssekretär Dr. Meißner, Staatssekretär v. Bülow und des Chefs des Protokolls, Graf v. Bassewitz, zunächst zur englischen Botschaft, wo siegemein- sam den Tee einnahmen. Als die Minister in der Mlhelm- straße eintrafen, hatte fick hi«r, wie auch vor dem Hotel „Ad lon" und in der Straße Unter den Linden, «ine große Men schenmenge angesammelt, die den Ministern «inen herzlichen Empfang bereitete. Dis Polizeimannschasten hatten alle Hände voll zu tun, um die Fahrbahnen der Wilhelmstraß« und der Linden für die Anfahrt der Minister freizuhalten. Polizeipräsident v. Leoetzow ließ es sich nicht nehmen, sich persönlich von den getroffenen Absperrmaßnahmen zu über zeugen. Auch während die englischen und die deutschen -Mi nister in der englischen. Botschaft zum Tee weilten, hielt di« wartende Menschenmmg« in unverminderter Stärke die Bürgersteige der Wilhelmstraß« und der Linden besetzt. Eine große Ueberraschung bedeutet« es für sie, als plötzlich Dr. Goebbels im offenen Wagen durch di« Wilhelmstraß« fuhr, Ihm wurden spontan herzliche Kundgebungen bereitet. Starker Ein-ruck -es Berliner Empfanges -er britischen Minister in -er Londoner Presse. DNB. London, 25. März. (Eig. Funkmeldg.) Der Emp fang der beiden britischen Minister in Berlin wird von den Berichterstattern der Londoner Presse ausführlich geschildert. Besondere Erwähnung findet in allen Berichten di« Ehren bezeigung durch den Chrensturm der Leibwache Hitlers, oder, wie der „Times"-Korrespondent schreibt, durch " dert lebendigen Wahrzeichen einer einseitigen Revision yon Verträgen", In dem Bericht -er „Daily Mail" heißt e», Si- . * Der Führer der brwschm Faschist« hiell am Sonnkag in einer Kundgebung der britischen Schwarzhemd« ein« Ansprache, in der er der Hoffnung Ausdruck gab, daß England da, dritte fa schistische Land Europa» uud Frankreich da» vierte werden würde, uNd datz dann die vier grvß« Mächte zusammen die europäischen Probleme ohne kriegerische Isktton« lösen werden. »»Ausführlich« S« anderer Steve. Gespannte Erwartaos in England. „Sima«» große Misston." H DNB. London, 25. März. Ganz England richtet heute /dieAugen nach Berlin und sieht der historischen Zusammen kunft zwischen dem Führer Deutschlands und dem englischen Außenminister voll Spannung und Hoffntmg entgegen. Die Sonntagspresi« spricht in fettgedruckten Schlagzeilen von der „strotzen Mission" Sir John Simons und gibt dem Außenminister in langen Leitartikeln die besten Glückwünsche mit auf den Weg. Unter der Ueberschrift „Gute Aussichten für hie Berliner Besprechungen" schreibt die bekannte Sonn tagszeitung „Sunday Times": Di« Hoffnung wächst, daß die deutsch-englische Konferenz in Berlin Ergebnisse von beträchtlichem Wert zeitigen wird. Di« Reise Simons und Edens nach Berlin isteinerder bedeutend- stenBesuche, die von irgendeinem Staatsmanns in un serer Geschichte -urchgeführt wurden. Die Besprechungen werden von allergrößter Bedeutung für die Zukunft Europas und für die Friedenshoffnungen sein. Wir stehen buchstäblich am Scheidewege. Wenn die Berliner Besprechungen vorüber sind, dann werden wir endgültig wissen, ob die Sicherheit Europas in Zukunst auf einem kollektiven Sicherheitssystem oder auf dem alten Sy stem -er Mächtegruppen und Kombinationen begründet wird. Es kann rein Kollektivsystem für Europa geben ohne Deutschland mit seiner zentralen Lage, seiner großen Bevöl kerung^ und seiner potenti«llen Militärstiirke. „Scrutator" schreibt im selben Blatt, man soll« nicht von Deutschland erwarten, daß es sich an Garantien des Status quo beteilige, ohne Gegenleistungen dafür zu erhal ten. England sei der einzige und ideale Vermittler bei den jetzigen Verhandlungen, zum Teil deshalb, weil es sich sei ner blutmäßigen Beziehungen zu Deutschland bewußt sei. Der Verfasser befürwortet den baldigen Abschluß des west lichen Luft pakt es, der die gleiche Anziehungskraft für Deutschland wie für England besitze. Der „Obseroer" meldet aus Berlin: „!" jetzt zwischen .Isolierung" und „kollektiver Sicherheit" zu wählen. Es ist klar, daß Deutschland vorzieht, der Meister seiner eigenen Außenpolitik zu sein. Man darf nicht ver gessen, daß Deutschland jetzt nimmt und verlangt. Es bettelt nicht um Zugeständnisse. Deutschland fühlt sich stark. Sein Vorgehen vom vergangenen Sonnabend hat jede Gefahr eines diplomatischen Kuhhandels, der von Hitler verabscheut wird, beseitigt". Deutschland werd« in den Be sprechungen der „somjetrussischen Gefahr" einen großen Platz einräumen, denn es sei der Ansicht, daß Eng land di« deutschen Befürchtungen in bezug auf Räterußland nicht völlig erfaßt hat. Garvin schreibt im selben Blatt, Hitler habe im voraus den Samthandschuh ausgezogen und strecke dem Handschlag eines britischen Staatsmannes den Panzerhandschuh ent gegen. Diese Methode habe zum mindesten den Vorteil, daß sie Ueberschwenglichkeiten verbietet und sie letzten Endes zu jenen greifbaren Friedensintereffen führen könne, di« von englischer Seite ins Auge gefaßt feien. Garvin weist dann lein« Landsleute darauf hin, daß der Begriff -er nativ- Der Zeitpunkt von Simons und Edens Eintreffen war bereits am Sonnabend in Berlin bekanntgeworden, so daß sich ein« nach vielen Tausenden zählende Menge in der Um gebung -es Flughafens Tempelhof, auf der Terrasse und auf den Dächern des Flughafen-Restaurants eingefunden hatte. Gegen 17 Uhr trafen zum Empfang der Minister Freiherr v. Neurath und als persönlicher Vertreter des Führers und Reichskanzlers Staatssekretär Dr. Meißner im Tem pelhofer Flughafen ein. Deutscherseits waren ferner der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes v. Bülow, der Chef des Protokolls Graf Bassewitz, der Berliner Poli zeipräsident und als Vertreter des Reichsluftfahrtministeri ums Ministerialrat Dahlmann zur Begrüßung der bri tischen Minister erschienen. Die Herren der englischen Bot schaft, an ihrer Spitze SirEricPhipps, waren bereits ein« halbe Stunde vor Eintreffen des Sonderflugzeugs zu gegen. Neben den Vertretern deutscher Zeitungen war von den ausländischen Journalisten besonders stark die Vertre terschaft der englischen Presse. In den Minuten vor Ein treffen des Flugzeuges unterhielt sich der Reicheaußenmini- ter sehr angeregt mit dem britischen Botschafter Phipps. um 17.28 Uhr wurde das englische Sonderflugzeug, das die Gäste nach einer Zwischenlandung in Hannover von Amster dam nach Berlin brachte, gesichtet. Nach einer Schleife über dem Flugplatz setzte die schwere dr«imotorige „Delia" der Imperial Airways auf dem Berliner Flughafen auf. Unter Führung von Reichsaußenminister Freiherrn von Neurath und dem englischen Botschafter traten die offi ziellen Persönlichkeiten an das Flugzeug heran, das Sir John Simon als erster lachend verließ. Der herzlichen Begrüßung zwischen Neurath und Simon folgte ein kurzes erstes Gespräch, das in englischer Sprache geführt wurde. Simon, der bekanntlich im Kriege Fliegermajor war, er klärte, daß di« Luft sehr gut gewesen sei und sie eine ausge zeichnete Fahrt gehabt hätten. Nachdem der Reichsaußen- minister den Staatssekretär Meißner als den Vertreter des Führers vorgestellt hatte, folgte die gegenseitige Begrü ßung sämtlicher zum Empfang erschienenen Persönlichkeiten. Während Außenminister Simon mit den meisten der deut schen Herren bekanntgemacht werden mußte, kannte Lord-