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Dresdner Journal : 28.08.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-08-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186908285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690828
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690828
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-08
- Tag 1869-08-28
-
Monat
1869-08
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 28.08.1869
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1869. W 199. Sonnabend, den 28- August. Idmmrmrntsprttst: lw Norää. >o»a«. FLdrlick: S'rklr.—kxr ^jkkrlicd: 1 „ lb „ »lovTtNok:— „ 15 „ Lisrsl»« Kummer«: 1 ,, lo?r«u»i» trittjäkrUek 2 1'NIr. 8u-mpeI^edU>,r, »ll»»erk»Ib ov» korää. LunNe» kost uoU 8tewpelru»ckl»x Kiuru Jasrratraprrist: kür äeu N»um «iuer ^«»p»lt«nen Lell»: 1 kxr vuter „Liox«»»oat" äi« Lells: 3 kxr. Lrschtlntn: Hlxliek, mit Xnsu»km« 3er 8ouo anä k'eiort»^«, ^Keoäs kür ckeu kolxeoäeo DreMerÄournal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann rxseratenannahme aurmärt«: k». ö»r»vrr»ir»», 6ommi„lvaRr ües Oresäuer äoururlsz «keoä»».: H L^or»», Lvoe« kour; Nrwdurx N»rU» Vi»u-I.»iprix-L»»«l-rr»utturt ». U.: tk»t,»«sr,i» t Vooi.r», N»rllu. Olloelv»'soli« Nuckk., lisrsisrs»', Itare»u, livovi-i-u Llossr: Lremoo: L. 8cui.urr»; Nre,I»ll.l, 8rrxu>!»'s Xnnnncendure»», ärxrr, 8irr L k«»v»v; krsukkurt » N : u'eetie Nuckk.; LSI»; ^o. Nri»«»:u, ksris: Hrvrs, Or» »irr, Lvi-iir» LOo., (8, KI»c» <I« l» Vonrse); kr»z: k» Lurl-rou'» Lockk.« Visu: Orrrl-im. qrrausgtdrr: LSolxl. Urpeäitiou ä«, Oresäver Jour«»!», vrssäeo, Ltsrieustruss« Ao. 7- Imtlicher Theil. Verordnung, Ernennungen für die s. Kammer der Ständever- Sammlung betreffend. Wir, J«h«nn, von Gotte» Gnaden König von Sachsen re. re. rr. verkünden hiermit, daß Wir zu Besetzung der in K 63 unter 17. der Verfassungs-Urkunde (vergl. Gesetz vom 3. December 1868, einige Abänderungen der Verfas sung»-Urkunde n. s. w. betreffend unter III., Gesctz- und VervrdnungS-Blatt Seite 1365) bezeichneten fünf Stellen in der ersten Kammer der Ständevcrsammlung zu Mitgliedern der letzter« den Staatsminister a. D. Robert Georgi in Mylau, den General der Reiterei, Oberstallmeister a. D. Karl August Maximilian von Engel, den geheimen Hofrath, Professor 1>r. Wilhelm Eduard Albrecht in Leipzig, den Handels- und Gewerbekammcr-Präsidenten Ernst Rülke in Dresden, und den Handelskammer-Präsidenten Edmund Becker in Leipzig ernannt und zu dessen Beurkundung gegenwärtige Ver ordnung unter Vordruckung Unsers Königlichen Sie gels eigenhändig vollzogen haben. Dresden, den 23. August 1869. (L. 8.) Johan n. Herrmann von Nostitz Wallwitz. Bekanntmachung, die Geschäftszeit bei den Untergerichten betr. Die Mehrzahl der Vertreter der in das Gcrtchts- amt Königswartha gewiesenen Gemeinden hat sich neuerdings für Wiederaufhcbnng der durch Einführung ununterbrochener Geschäftszeit bei dem genannten Ge- richtsamte versuchsweise getroffenen Einrichtung und für Rückkehr zu dem früher bestandenen Verhältniß ausgesprochen. Nachdem in Rücksicht hierauf bei dem Gerichtsamte Königswartha die früher bestandene, durch die Mittags zeit getheilte Geschäftszeit nach Massgabe der Vor schriften unter 1. 2. 3. 7. der Verordnung vom 9. Juli 1868 (Justizmin.-Blatt Jahrg. 2 S. 77) vom 1. Sep tember d. I. an wieder cinzuführcn beschlossen worden ist, so wiro Solches für Alle, die es angeht, hierdurch bekannt gemacht. Dresden, den 21. August 1869. Ministerium der Justiz. Ur. Schneider. Manitius. NWnmtlicher Theil. Uebersickt. Telegraphische Nachrichten. Tagcögeschichte. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. Vermischtes. Statistik und VolkSwirthschaft. EingesandteS. Feuilleton. Inserate. TageSkalender. Börsen- nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Altona, Freitag, 27. August, Vormittags. (W. T. B.) Die Eröffnung der LandeSindustrieaus- stcllung hat soeben, dem Programme entsprechend, stattgefunden. Beschickt haben dieselbe 3687 Aus stcller. Sämmtliche europäische Staaten, Nord amerika, Südamerika und Asien find reich reprä- sentirt. Deutschland allein ist durch 345 Städte und Ortschaften vertreten. München, Donnerstag, 26. August, Abeudö. (W. T. B.) Die süddeutsche Festnngscommisfion ist heute zusammengetretcn. Die Sitzung wurde durch den Stellvertreter des KriegSministerS, General major Kortenbach, eröffnet. Die Mitglieder der Commission sind: Kür Bayern Generalmajor Mal- ais6, welcher zugleich als Vorsitzender fungirt, und Major Nirm: für Württemberg Oberst Graf Rei schach und Hauptmann Baron Schott; für Baden Major Hoff. Heidelberg, Freitag, 27. August, Morgens"). (Tel. des Drcsdn. Journ.) Ueber die gestrigen Be- rathungcn der Abtheilungen des deutschen Juristen- tageS (vergl. untr „Tagcögeschichte") verlautet Kol- grndes: Die eiste Abthcilung, unter d:m Präsidium des Prof. Gneist (Berlin), befürwortet einstimmig die obli gatorische Eivilehc, sowie den Wegfall des Eheverbots wegen ReligionSverschiedenhcit. Die driite Abthcilung, unter dem Präsidium dcs Generalstaatsanwalts vr. Schwarze (Dresden), befür wortet einstimmig als Strafmittel die Einzelhaft, jedoch, nach einer Rede dcs Geh. Naths v. Wächter (Leipzig), deren Regelung durch die Gesetzgebung. Die vierte Abthcilung, unter dem Präsidium von Stößer, behandelte proccssualische Fragen. *) In Heidelberg aulaegeben 8 Uhr ->0 Min. Morgens; uns zugegangen l Uhr 05 Min. Nachmittags. Aach das gestrige Telegramm, welches uns die Wahl des Präsidiums des deut schen Juristenlags meldete, traf obgleich 10 Uhr 20 Min. Vor mittags in Heidelberg aufgegeben, erst 4 Ubr 55 Min- Nach mittags bei unS ein. Bei dieser letzter« Depesche war die Ver zögerung „durch Störung der Leitungen Karlsruhe-München" molivirt; bei der heutigen Depesche fehlt eine Motivirung des verzögerten Eintreffens. D. Red. Wien, Donnerstag, 26. August, Abends. (Tel. d. Boh.) Die Delegation deS ReichSrathS trat heute zu einer Sitzung zusammen. Die Petition der Stadt Olmütz um Auflassung der inner» Festungswerke wird dem Kricgsministerium em pfohlen. Eine Petition von Triester Schiffsrhedern um Aufnahme der slawischen Farben in die Schiffs- flaggc wird dem Ministerium dcs Acußern abgetreten. Bezüglich der Jndemnitätsvorlage sür die Ucberschrei- tung des Kriegsbudgels im Jahre 1868 um 2,700,000 Gulden wird beschlossen, erst dann auf dieselbe einzu- gehcn, bis der Rechnungsabschluß für 1868 vorliegt. Bezüglich dcs geforderten Nachtragcredüs von 3,790,000 Fl. für 1869 beantragt der Ausschuß 770,000 Fl. zu bewilligen, über die restlichen 3,020.000 Fl. aber erst dann zn verhandeln, bis der Rechnungsabschluß für 1869 vorliegt. Zicmialkowski beantragt die Bewilligung der gesummten Forderung, sonst müßte der Kricgsmi- nistcr entwaffnen. Sturm wünscht die Vertagung der ganzen Vorlage. Der Kriegsminister erklärt, der Nach tragscredit sei durch die Preissteigerung hcrvorgerufen. Eine weitere Reduction dcs Präsenzstandcs sei absolut unmöglich. Bei der Abstimmung wird der Antrag Ziemialkowski's angenommen. Ferner wird eine Re solution beschlossen^ der Kricgsminister solle in Zukunft die Positionen dcs Finanzgesctzcs bei strengcr Verant wortung genau einbalten. In der ungarischen Delegation wurde heute die Berathung des Kriegöbudgets begonnen. In der Generaldebatte ergriff zunächst der Vertre ter der Regierung, Orczy, das Wort und betonte die Nothwendigkeit der Aufrechterhaltung eines schlagfer tigen Heeres. Die Verhandlung über den Nachtrags credit des Kriegsministcrs für das Jahr 1868 wird bis zur Vorlage der Schlußrechnung verschoben. Bei dem Nachtragscredit für das Jahr 1869 werden Tit. 1 (Re- crutcnabrichtung), Titel 3 und 4 (Erforderns wegen Lebcnsmittclsteigerung), letztere jedoch nur bedingungs weise bewilligt. Bei Titel 2 (500,000 Fl. sür Pen sionen) crgiebt die Abstimmung kein Resultat. Die Gagenerhöhung wurde bis einschließlich zum Major angenommen und zuletzt Titel 5 des Kriegsbudgets ge nehmigt. Wien, Freitag, 27. August. (W. T. B) Die amtliche „Wiener Zeitung" meldet, daß der bis heriae Statthaltereilritcr von Triest und dem Kü ste«ümdt,Ftldmarschalllieutenant v. Möring, (untcr Belaffuna seines militärischen Dienstcharakters) defini tiv »um Statthalter ebendaselbst ernannt worden ist. Der neue nordamerikanische Consul in Prag, Noyce, erhielt daS Erequatur. Pesth, Donnerstag, 26. August, Nachmittags. (Korr.-Bür.) Der Kaiser richtete eln Handschreiben an den Erzherzog Joseph, in welchem er die volle Anerkennung über die Ausbildung der Honveds auSdrückt. Paris, Donnerstag, 26. August, Abends. (W. T B.) General Prim, welcher gestern Madrid ver- lassen hat, wird demnächst hier eintreffen und sich alSdann nach Vichy begeben. Paris, Freitag, 27. August. (W. T. B.) Da« „Jounal officiel" meldet, daß die Kaiserin und der kaiserliche Prinz, welche gestern Morgen Lyon verlassen haben, in Toulon enthusiastisch begrüßt worden sind und die Neise nach Corsica auf dem Dampfer „Aigle" angetreten haben. Madrid, Donnerstag, 26. August, Abends. (W. T. B.) Ein Decret deS Regenten Serrano nimmt die Ernennung des MarinrministerS Topete zum Admiral auf dessen Ansuchen zurück und ver leiht demselben wieder den Grad eines Brigadiers. Der Pfarrer Millar und seine Mitschuldigen, welche wegen Carlistischer Umtriebe zum Tode ver- urtheilt waren, sind begnadigt worden. Die Zeitungen fordern die Regierung auf, streng gegen die renitenten Priester vorzugehen. Lissabon, Donnerstag, 26. August, Abends. (W. T. B.) Die Kammern sind geschlossen worden. Die Thronrede verspricht Reformen in der innern Verwaltung. Tagesgeschichte. * Berlin, 26. August. Heute Vormittag cxcrcirtedic Gar- decavalertedivision untcr dem Commando dcS Generals Grafenv.d.Goltz zugleich mitderreitendenAbthcilungdes Gardcfeldarttllericregiments vor Sr. Maj. dem Könige auf dem Tempelhofer Felde. —Ihre Maj. die Königin ist vorgestern auf Schloß Mainau am Bodensee eiu- getroffeu und wurde in Konstanz von Ihren königl. Hoheiten dem Großherzog und der Großherzogin von Baden empfangen. — Se. k. Hoheit der Kronprinz hat seine Abreise nach der Provinz Pommern, welche gestern Abend erfolgen sollte, auf heute Abend ver schoben. — Die „N. Pr. Ztg." schreibt: Die wieder holte Nachricht der „Börsen-Zeitung", daß der Bundes kanzler Graf Bismarck in einigen Tagen hierher kom men werde, und zwar wegen Ernennung eines Bot schafters in Paris, ist unbegründet. Die Botschaft in Paris ist inzwischen in guten Händen, in denen dcs Grafen Solms-Sonncnwaldc, und wird, wie die Ge sandtschaft in Konstantinopel, erst im Spätherbst besetzt werden. — Das Staatsministerium trat gestern Nachmittag 1 Uhr zu einer Sitzung zusammen. — Bis her war in Geltung, daß die Bczirksrcgicrungcn Zu schläge zur Mahl- und Schlachtsteucr, welche die Ge meinden einführcn wollten, selbstständig genehmigen konnten, falls der Zuschlag 50 Procent der eingesühr- ten Steuer nicht überstieg und die Provinzialvcrwal- tung der indirecten Steuern keine Bedenken erhob. Nunmehr aber ist diese Praxis durch eine von den be treffenden Ministern (Finanzen, Inneres) gemeinsam erlassene Verfügung bis auf Weiteres dahin geändert, daß, bevor die Regierung die Austimmuug ertheilt, die Genehmigung jener vorgenannten Ministcrialrcsforts eingcholt werden muß. — Nach einem Beschlusse dcs Zollbundesrathes wird anfangs nächsterWoche in Schöne beck eine Confcrenz von Beamten der Stcuerverwal- tungen der Vercinsstaaten zur Neurcgulirung der Salz - denaturatiousmethodrn stattfinden. — Bei Ge legenheit der Erörterung von Milttärverhältnissen ist, wie man der „K. Z." schreibt, gegen Ende v. I. ent schieden worden, daß drr Art. 3 der norddeutschen Bundesverfassung, wonach ein gemeinsames Jndige- nat mit der Wirkung besteht, daß der Angehörige eines jeden Bundesstaates in jedem andern Bundesstaate als Inländer zu behandeln ist, das Bestehen einer bcson- dern Staatsangehörigkeit zur Voraussetzung hat, der gestalt, daß es erworben wird, wenn Jemand in irgend einem Bundesstaate nach der dort bestehenden Landes- gesetzgcbung die Staatsangehörigkeit erwirbt, es da gegen einer Person, welche keinem Bundesstaate an- gchört, nicht zustehcn kann. Ein selbstständiges, nach eigenen Regeln zu erwerbendes, resp. zu verlierendes Bundesindigenat giebt cs zur Zeit wenigstens noch nicht. Altona, 26. August. Die .Hamb. Nachr." schrei ben: Die Aufnahme eines Theiles des Stadtgebietes von Altona in den Zollverein ist nicht, wie von anderer Seite berichtet wurde, vom Zollbundcsrathe, sondern vom königlichen Finanzministerium, und zwar im Allgemeinen den diesseitigen Anträgen gemäß geneh migt, welche dahin gehen, daß sich die Regierung, außer der ihrerseits zu errichtendcn Zollabfertigungsstellen, auch in der Weise bei dieser Angelegenheit intcressiren möge, daß sic sich an den auf 90,000 Tblr. sür die Ver legung der Grenze veranschlagten Kosten bctheiligen wolle. Der Entwurf über diese Angelegenheit wir- voraussichtlich vom Finanzministerium an die in Al tona niedergesktzte Commission zur Verlegung der Zoll grenze zurückgelangcn, welche etwaige neue Vorschläge darüber den städtischen Kollegien zur Berathung unter breiten wird. Die eudgiltigc Entscheidung über die Angelegenheit wird demZollbundcsrathe Vorbehalten sein. * Stuttgart, 24. August. Der König und die Königin der Belgier sind gestern von Friedrichs hafen nach Luzern abgereist. — Das „Kalwer Wochenblatt" bringt nachstehende Bekanntmachung des k. Oberamts in der Rccru- tirungsfrag e: „An die Ortsvorsteher. In Gemäßheit eines Auftrags des k. Oberrccrutirungsraths vom 15. d. M. werden sämmtliche Ortsvoisteber zum huldigen Berichte darüber ausgcsordert, ob sich nicht in ihren Gemeinden solche Militärpstichlige früherer Altersklassen aushalten, die seiner Zeit förmlich ausgewandert und aus dem Lande wegaezogen, nachträglich aber dahin zu rückgekehrt sind und die Absicht haben, sich wieder bleibend cm Lande aufzuhalten, jedoch um der nachiräglichen Beiziehnng zur dieffeitigen Aushebung zu entgeheu, absichtlich die Wieder aufnahme in das diesseitige Staatebürgerrecht Unterlasten. Den IS. August l8W. k. Oberamt. Thym." k. Heidelberg, 26. August. Die Stadt prangt zu Ehren dcs 8. deutschen Juristentags im herrlich sten Flaggenschmucke. Besonders reichhaltig sind die badenschen Landcsfarben vertreten, dann folgen viele schwarz-roth-goldne Fahnen, man gewahrt auch zahl reiche schwarz-weiß-rothe. Gestern hatten sich bereits über 600 Festtheilnchmcr eingcfundcn; davon seien als wissenschaftliche Capacitäten Geh. Rath vr. Bluntschli von hier, Professor Gneist aus Berlin, Gencralstaats- anwalt vr. Schwarze aus Dresden, Obcrappcllations- ratb Planck aus Celle, Hofrath vr. Jhering aus Wien, Präsident Stenglein und Oberappcllationsrath Feustle aus München, Präsident Or. Becker aus Oldenburg nam haft gemacht. Die sächsischen Juristen siud nicht so zahlreich wie auf früher« Juristcntagen, aber doch in erheblicher Anzahl vertreten; von Staatsbeamten feien Negierungsrath Barth aus Leipzig und Staatsanwalt Siebdrat aus Freiberg genannt. Der fächstsche Ad- vocatenstand hat ein größeres Kontingent, namentlich aus Dresden und Chemnitz gestellt, hier sei vr. Schaff rath erwähnt. Gestern Nachmittag fand nun in der prächtig gelegenen Schloßrestauration die erste gesellige Zusammenkunft der Festgenossen statt. In den Abend stunden begab man sich nach der Festhalle, wo namens des Localcomites Geh. Rath Blunschli die Gäste be willkommnete. Anknüpfend an die Mahnung der Hei delberger Ruine, das lebendige Denkmal der Schwäche Deutschlands vor 200 Jahren, welche dem Volke zu- FeuiUeton. AuS Zeiten deS UebergangS. Musikalische ReminiSceuzen von vr. N. W. Ambros.*) Als Beethoven starb, kamen, wie sich Robert Schu mann humoristisch ausdrückte, „sehr trockene Jahre, wo man Gott für jeden Strohbalm danken mußte*. Auch Franz Schubert und K. M. v. Weber folgten dem großen Meister bald, Rossini schloß ungefähr zu gleicher Zeit mit feinem „Guillaume Tell" seine Lausbahn, Spohr wurde alt und fing an, ohne Ende sein eigner Copist zu werden, der schwächliche Bellini war der Abgott der Zeit. Der neue glänzende Aufschwung Leipzigs aber war noch nicht gekommen. Kurz es waren „sehr trockene Jahre". Nur die Virtuosen soll ten goldne Tage der Vergötterung rrleben, wie sie ähn liche vordem noch nie gesehen. Damals schrieb ein Kritikus bei Anlaß eines Thalberg'schcn Conccrtcs: „Es sichen drei große Sterne am musikalischen Himmel, deren Glanz über alle Welt hinstrahlt: die Malibran, Paganini und Gusikov (der jetzt gründlich vergessene polnische Jude, der das Holz- und Strohinstrument hämmerte). Thalberg ist vielleicht berufen, der vierte zu werden." Thalberg war es vor Allem, über den die Wiener Kritik, welche kurz vorher mit Paganini den Anfang dcs Goldkalbdienstes des Virtuosencultus gemacht, vor Entzücken beinahe zerbarst; die Kritiken Wtcst's in dem damaligen Organ der Wiener Intelli genz, BLuerlc's „Theaterzeitung", waren schon geradczu Seitenstücke zu den überschwänglich phantastisch-poeti schen Visionen, dic Jean Paul von seinen Helden Al bano, Horior u. s. w. in besonders wichtigen Momenten träumen läßt. Ihr Stil war etwa folgender Art (ich *) Nach drr ^Sohemia". citire nur nach ungefähren Erinnerungen): „Regen bogen bauten sich über Regenbogen und schwangen ihre farbenleuchtendcn Kreise über krystallene Zauberschlösser, Springbrunnen von Licht sprühten in Brillantfunkcn zum Himmel und aus ihnen tauchte auf das Göttcrweib: die Melodie." Dieser bombastische Bilderspectakrl, in dürre Prosa übersetzt, wollte weiter Nichts sagen, als daß Thalberg irgend eine Melodie nach seiner Art mitten zwischen Passagewcrt habe hörcn lassen. Einmal schwand dem guten Wiest während eines Concertes Thalberg sogar vor den Augen weg und an seiner Statt saß — die Phantasie am Clavier! Derlei galt damals für „geistreich" und wurde mit Andacht gelesen. Als Franz Liszt folgte und den „vierten Stern am musikalischen Himmel" so gründlich verdunkelte, daß von ihm fortan eigentlich kaum noch die Rede war, ging das Entzücken der Concertberichte geradezu in förmliche Taranteitänze dcs Enthusiasmus über, das Publicum tanzte mit — die Sache fing an, psychiatrisch interessant zu werden. Die „zweite große Macht" der Wiener Journalistik, Saphir's „Humorist", phantasirte mit der „Theater zeitung" um die Wette. Nach einem Liszt'schrn Con- certe sah M. G. Saphir z. B., wie erschrockene Cla- vtere sich in die Ecken des Saales flüchteten. Bis zu dem Auftreten Clara Wicck's und Liszt's hatten alle unsre Dilettanten dcs Pianos ohne Ende an Czerny'- schen und Herrschen Rondos und Variationen herum geklimpert; hätte man ihnen die viergestrichene Octave deS Claviers gesperrt, wie jener spartanische Ephor Ekprepes dem Phrynis von Lesbos die zwei überschüs sigen Saiten seiner Lyra zerschnitt, sie wären ver lorene Leute gewesen. „Perlender Anschlag" war da mals da- Alpha und Omega, und der höchste Zweck der Pianofortemusik, eine mechanische Spieldose oder Spicluhr zu ersetzen. Wer sehr solid, ja ein wenig altfränkisch dachte und einen Musiker von Gewicht vorstellte, der griff nach dem „klassischen" Hummel. Mozart war, trotz aller ihm gezollten Anbetung, „veraltet", und Beethoven, um cs kurz zu sagen, ein „Narr". Und nun kam diese Clara und spielte die große k-moll-Sonate, dieser Franz und spielte dic 6i«-mo!I-Sonate, und das Publicum fand, Beethoven sei kein Narr. Dcr Umschwung war fast augenblick lich. Liszt spielte bekanntlich auch Schubert'sche Lieder für das Clavier, allein, von ihm felbst be- und umgcarbei- tet. Sein „Erlkönig", sein „Ave Maria", fein „Ständ chen" brachte das Publicum beinahe um den letzten Rest seiner Besinnung. Es ist eine Schmach, zu sagen, daß ein himmlisches Talent, ein in seiner Art einziges Genie, wie Franz Schubert, erst auf diesem Umwege ins Publicum drang. Man wollte nun doch auch wis sen, wie dieses „Ständchen", dieses „Ave Maria" ge sungen klinge. Bis dahin hatte eine Sumpsblume ans den Niederungen der „schönen blauen Donau" Alles beherrscht — das Proch'sche Lied. Diese wider wärtig durch einander gequirlte Mischung Schubert'- scher, Bcllini'scher und Spohr'scher Elemente, widrig sentimental, innen hohl und äußerlich pretcntiös, ist Gottlob der verdienten Vergcssenheit anhcimgefallen, das „Alpenhorn", das „Lebewohl", das Lied „an die Sterne", die „Braut am Grabe ihrer Mutter" und wie der Trödel aller hieß, ist sür uns nicht einmal eine Tradition mehr; es weiß kein Mensch mehr etwas da von. In den dreißiger Jahren aber lag das „Alpen horn" u. s. w. auf allen Clavieren, und jede Ober- amtmannStochter, die den Rentamtsschretber glühend, aber hoffnungslos liebte, und jeder Tenorsingende, auf Ferien „hrimkommende" Hörer der Philosophie, welcher seinerferts die Oberamtmannstvchter glühend, aber hoff nungslos liebte, suchte und fand in dem Proch'schen „Lebewohl" lincn Abzugscanal seiner innern, namen losen Gefühle und kam über die Stelle „lebe wohl, geliebtes Leben, nimmer wende sich Dein Glück, und wenn Freuden Dich umschweben, o so denk' an mich zurück" selten hinüber, ohne vor Empfindung zu dis- toniren. Je mehr nun Schubert's unvergleichliche Lieder populär wurden, desto mehr verdrängten sie ihre schmähliche Carikirung im Liede ä Is Proch u. s. w. und Mendelssohn'» edle Liedcsblüthen entschieden vollends den Sieg. Mendelssohn! Nennen wir den Namen mit Dank und Liebe. In Leipzig blühte in Sachen der Musik das frischeste geistige Leben auf. Nicht minder einflußreich als die glänzenden künstlerischen Thate« Mendelssohn's bewies sich eine andere Erscheinung aus Leipzig: Robert Schumann's „Neue Zeitschrift für Musik". Der fchlafmützenhafteu Philisterhaftigkeit der Fink'schcn „Allgemeinen Leipziger Musikzcitung" gegen über ganz eigens als poetifch-musikalischcs Oppositions blatt, als Organ der aufstrebenden Jugend gegründet, übte sie einen fast unberechenbaren Einfluß. Die Serie dcs Ganzen war Schumann. Der edle Kern seines Wesens, sein feiner Tact, sein poetischer Zug, seine geniale Begabung als Musiker gaben der Zeitschrift rine wahrhaft erfreuliche Färbung; ohne ihn wäre sie sehr bald in studentenhafte Ungezogenheit, um nicht zu sagen in musikalischen SansculottiSmus ausgeartrt. Die Weise, wie sich z. B. ein gewisser Hermann Hilsch bach aus Berlin (eine jener musikalischen „Intelligenzen", welche faustartig jede Höhe und Tiefe durchmessen ha ben, aber nicht im Stande sind, eine plane, einfache Melodie von acht Tacten zu schreiben) über Mozart und Beethoven cmancipirte, zeigt am Besten, wessen man sich ohne Schumann zu versehrn gehabt hätte. Schumann selbst bezeichnete in seiner unverwüstlichen Gutmüthigkeit Hirschbach's Anstchtrn al- „vordringlich".
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