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Wochenblatt für - 1868 7« Dienstag, den 7. September Orte ein Gut angezündet und sonst mehrfach Thicre und Gebäude betroffen, Menschenleben glücklicherweise nicht vernichtet. Die Herren vr. Friedrich in Dresden, Dr. Götz in Lindenau, vr. Lion in Leipzig und vr. Riechelmann in Plauen, welchen auf dem vorjährigen deutschen Turntage zu Weimar von den sächsischen Abgeordneten die darauf bezügliche Vollmacht ertheilt wurde, haben auf den 17. October nach Döbeln einen Turntag des XIV. Kreises (Königreich Sachsen) ausgeschrieben. Als Gegenstände der Tages ordnung sind zunächst ausgestellt: I. Der Bericht des Kreisvertreters, 2. die Berathung und Beschlußfassung über die Petition des Gau verbandes der sächsischen Mittelelbe an den Landtag, betreffend a. Einführung des obligatorischen Turnunterrichts in der Schule, l>. tur nerische Ausbildung der Lehrer auf den Seminaren, o. Zulassung nicht pädagogisch gebildeter Personen als Turnlehrer, ä. Anstellung von Bczirksturulehrern auf Staatskosten. Etwaige weitere Anträge beziehendlich Wünsche sind bis spätestens den 19. September an vr. Lion in Leipzig zu senden. Vor kurzem nahm die „N. A. Z.", anknüpfend an die Zahlungs einstellung der englischen Lebensversicherungsgesellschaft „Albert," Ver anlassung eine strengere Oberaufsicht des Staates für diesen Zweig des Versicherungswesens zu fordern. Dieser Ansicht steht der Beschluß des Juristentages entgegen, welcher in seiner diesjährigen Sitzung bekanntlich ausgesprochen hat, daß es wünscherswerth sei, die staat liche Genehmigung für Errichtung von Ac iengesellschaften, Comman- ditgesellschaften auf Actien und Genossenschaften zu beseitigen. Wie die „B. C-B." hört, ist man auch in eusigen preußischen Regierungs kreisen dieser letzteren Ansicht durchaus nicht abgeneigt, indem man meint, daß cs weit zweckdienlicher und im Interesse der Versicherten weit eher geboten sei, an Stelle der jetzt bestehenden nur halben Beaufsichtigung dieser Gesellschaften durch den Staat den Geschäfts betrieb derselben von der staatlichen Aufsicht gänzlich zu befreien. Ein derar, ger Gesetzentwurf ist, nach der B. C-B. jetzt in der Aus arbeitung begriffen. In Bezug auf das Klosterwcsen fordert die Constitutionelle Zei tung auf, daß man die Klöster in Sachsen aufhebe, und sagt: Was Oestreich im vorigen Jahrhundert wagte, das werden wir doch Wohl im aufgeklärten 19. Jahrhundert i.n protestantischen Sachsen auch wagen können, zumal sich die reichen Mittel der beiden Klöster viel besser zum Vorche'l der Katholiken verwerthen lassen. Wir sind frei lich etwas zimpe.'ich, wenn es sich um mittelalterliche Vorrechte han delt. Darum heben wir 1855 die gutsherrlichen Vorrechte weidlich genug aufgeputzt. Darum wird au^/ so ungeheuer viel Federlesens mit den Besitzern der Schönburg',chen Reeeßherrschaften gemacht. Aber jetzt müssen wir vorwärts'. weil das sächsische Volk eine Ge- nugthuung braucht. Der Papst hat, als er die Protestanten zur Rückkehr in den römischen Schafstall auffo^dcrte, den Protestantismus als Irrlehre gebrandmarkt. Die geringste Genugthuung für diese Ungehörigkeit und die beste Antwort darauf ist das Aufräumen mit unserer Klostcrwirthschaft und Uebcrsendung der oberlausitzer Nonnen an den Papst, ihren Gerichtsherrn; aus diesem Act wird der heilige Vater ersehen, woher in Sachsen der Wind weht. Der Landtag mag also ja die Klosterfrage in die Hand nehmen. Es wird Zeit, daß wir die Klöster los werden. Die „Deutsche Allgemeine Ztg." fügt hinzu: Ganz so rasch geht dies nicht, aber geschehen kann und muß etwas. Der Tclcgraphenverkehr im norddeutschen Bunde ist im vo rigen Jahre zusehends gewachsen und wird in diesem Jahre noch besser werden. Obenan stehen Berlin mit 2,864,879 und Frankfurt a. M. mit 1,108,028 Depeschen. Am nächsten stehen Cöln und Ham burg, diezwischen und 1 Million Depeschen beförderten. Darauf folgen die Städte Breslau, Leipzig, Stettin, Hannover, Dresden und Halle, die zwischen Vs Million und 100,000 Depeschen beförderten. Die größte Einnahme hat Berlin 100,465 Thaler, darauf folgte wieder Frankfurt a. M., Stettin, Leipzig und Breslau. König Wilhelm, berichtet ein Wiener Blatt, denkt daran, dem König von Hannover sein mit Beschlag belegtes Vermögen heraus zugeben, vorausgesetzt, daß dieser seine französische Legion entläßt und keine Art van Agitation gegen Preußen ferner begünstigt. Wilsdruff, Tharandt, Rvsseu, Siebenlchn und die Umgegenden. Amtsblatt ft, d« »"» "» Tagesgeschichte. Wilsdruff, am 6. September 1869. Vorgestern wurde unter den üblichen Feierlichkeiten unser neues Gerichtsamtsgebäude gehoben. Das gestern Abend in der neunten Stunde von hier au» ge sehene Feuer, hat in Blankenstein das Gehöfte des Gutsbesitzers Sparmann in Asche gelegt. , Außer den bei dem hiesigen König!. Gcnchtsamte für d,e Hm- terlassenen der verunglückten Bergleute im Plauenschen Grunde em- gegangenen Liebesgaben an 235 Thlr. 17 Ngr. 5 Pf. sind noch 112 Thlr. 8 Ngr. 7 Pf. von mehreren Gemeinden des hiesigen Amtsbe zirks bei dem Königl. Friedensrichter Herrn von Schönberg auf Tanneberg eingegangen und von demselben bereits an die Königl. Kreis-Direction zu Dresden abgcliefert worden, so daß diese Ge- sammt-Einnahmen im hiesigen Amtsbezirke 348 Thlr. 6 Ngr 2 Pf. betragen. Im statistischen Bureau des Ministeriums des Innern ist ein alphabetisches Taschenbuch bearbeitet worden, welches die Ortschaf ten des Königreichs Sechsen mit Angabe der politischen Gemeinde, des Gerichtsamts, Bc^'.ksgerichts, Regierungs- und Appellationsge- richtsbczirks, des amtshauptmannschaftlichen und Gensdarmerie-Bezirks der Häuser und Einwohnerzahl am 3. December 1867, sowie der bestellenden Postanstalten enthält und zum Preise von 15 Ngr. im Buchhandel erschienen ist. Die öffentliche Ausloosung der königl. sächs., für den 1. April 1870 zur Zahlung ausgesetzten 3procentigen landschaftlichen Obliga tionen wom Jahre 1830,4procentigcn Staatsschuldenkaffenschcine vom Jahre 1847 und Sprocentigen Staatsschuldenrassenscheine vom Jahre 1855 soll den 13. September und folgende Tage stattsinden. Die Auszahlung der besage der Ziehungslisten vom 15. und 16. März d. I. ausgeloosten, bevorstehenden 1. Octobcr fälligen Capitalien, als auch der fällig werdenden Zinsen beginnt schon vom 14. Septem ber an. Für die Tage vom 14. bis mit 18. October steht eine Herbst ausstellung bevor, welche ganz besonders zur Hebung des vaterlän dischen Obstbaues von der Gartenbaugesellschast Flora auf der Brühl scheit Terrasse in Dresden veranstauet wird. Für die ausgezeich netsten Leistungen im Obst- und Gemüsebau sind goldne und silberne Medaillen, sowie Ehrenzeugnisse und Gesellschaftspreise ausgesetzt. Ebenso silberne Medaillen und Ehrenzeugnisse für anerkennungswerche Leistungen im Gebiete der Kunstgärtncrei und silberne Medaillen für beste Baumsäge und Gartenspritze. Das Ministerium des Innern hat für die besten Sammlungen von Wirthschaftsobst in Plantagen oder an Chaussöen erbaut oder doch zur Anpflanzung in und an den selben, drei Preise ausgesetzt und zwar 1. die silberne Medaille für Landwirthschaft und 50 Thaler, 2. die silberne Medaille für Land- wirthschaft und 20 Thaler, 3. die silberne Medaille für Lan'owirth- schaft allein. Wie ein Corresvondenz der „B. B. Z." aus Dresden berichtet, soll in den nächsten Tagen in Dresden eine Volksversammlung statt finden, um Schritte zu oeschließen, durch die das rei'ende Publikum uud das Fahrpersonal der Eisenbahnen möglichst geschützt werden kann gegen Gefahren, welche durch Anwendung gewöhnlicher Vorsicht vermieden werden können. Ein beklagcnswerther Unfall hat sich vor einigen Tagen bei den Exercierübungen unserer Cavallcric in der Umgegend von Borna zugetragen. Das Unglück wollte, daß infolge eines bedauerlichen Zufalls — es läßt sich nicht leicht entscheiden, ob durch ein falsch verstandenes oder falsch ausgeführtes Commando oder durch irgend einen andern Umstand — 15 Manu mit ihren Pferden in einen tie fen Graben stürzten. Einer der Verunglückten fand dabei seinen Tod, die übrigen erlitten mehr oder minder schwere Verletzungen, einen doppelten Armbruch, Verstauchungen und Quetschungen und sind zur Pflege wie Wiederherstellung an das Hospital in Borna abge geben worden. Sebnitz. Am 30. August früh in der 6. Stunde hat in hiesi ger Gegend ein schweres Gewitter viel Schaden angcrichtct, in einem