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Amts Blatt des Königl. Amtsgerichts und des Stadtrathes Unlsnih Als Beiblätter: 1. Jllustrirtes Sonntagsblatt (wöchentlich); 2. Landwirthschaftliche Beilage (monatlich). Breis für die einspaltige Cor- pnszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. KefcHästsstelren: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow,Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haascn- stein L Bögler, Jnvalidendank. Rudolph Moffc und G. L. Daube L Comp. Erscheint: Mi twoch und Sonnabend. Abonnements - Preis Vierteljährl. 1 M. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Zns-raie —r» sind bis Dienstag und Freitag Vorm. S Uhr aufzugeben. Dm» und V^nnn^e. t'd.n Jahrgang. «"""""»«E Sonnabend. 92. 16. November 1895. Diejenigen Schulgemeinden, deren Necknungsjahr n>it dem bürgellichen Jahre abschließt, haben den Voranschlag über die Erfordernisse der Schuls im Jahre 1896 bis zum 7. Dezember dieses Jahres in doppelten Exemplaren zur Prüfung hier tinzmeichen. Königliche Bezirksschulinspektion Kamenz, am 7. November 1895. von Erdmaunsdorff. Fink. Zur Wahl eines Abgeordneten zur BezirksversammluuMür die Städte Pulsnitz, Königsbrück und Elstra werden hiermit die dazu ernannten Herren Wahlmanner dieser Städte geladen, sich Sonnabend, den 23. November 1895, Nachmittags 1 bis 2 Uhr im Gasthof zum Herrnhaus in Pulsnitz persönlich einzufinden und^die Wahi vor dem Unterzeichneten vorzunehmen. K a m e n z, am 11. Nove» ber 1895. Der Wahlkommissar. 0r. Niethammer, Regierungsafseffor. E fr Ns" gelangen im Philipp'schen Mühlengrundstück in Kl-indirtmnnnsdors Hilst >1 AaiLjnNekgsb «^eaen zur Versteigerung. Pulsnitz, den 12. November 1895. * ' —Sekr. Knnath, Gerichtsvollzieher. Börsenkrach. Bei der Börse — „dem Gistbaum, der auf das Leben der Nation seinen verderblichen Schatten wirft" wie Minister Maybach im preußischen Abgeordnetenhause sehr richtig sagte — hat es wieder einmal am vorigen Sonnabend einen großen Krach gegeben; wieder einmal sinh.Millionen und Aberrmllionen verloren worden durch das" Börsen- Menthum, und wiederum steht die M nschheit vor der Erfahrung, daß zwar die alte Romantik des Seeräuber- Wesens entschwunden ist, daß aber ein vollständiger Ersatz gefunden wurde durch die geniale Einrichtung des Böcsen- Piratenthums, das die Plünderung ganz nach dem modernen Rezept „leicht und schmerzlos" vollzieht. Seit Wochen War auf der Effektenbörse ein fieberhaftes Treiben zu bemerken, eine Entw ckelung der Kurse, die nicht nur bei den Spielpapieren, sondern selbst bei den solidesten Aktien in die Erscheinung trat; jetzt ist ein Krach erfolgt, der an jenen Anfang der siebziger Jahre gemahnt und sogar einem der Börsenblätter, die ja zum großen Theil in jüdischen Händen sind, den Stoßseufzer entpreßt: „Seit den Kriegsze-ten hat unsere Presse eine solche Panik nicht mehr erlebt und selbst damals hat es wohl kaum einen Tag gegeben, wo trotz starker Rückgänge die Kurse so völlig ohne Halt Waren, wie heute." Man wird nun natürlich der großen Börsenlüge, die sich in diesem neuesten Vorgänge wieder einmal in ihrer ganzen häßlichen Nacktheit enthüllt, ein Mäntelchen umzuhängen suchen und den Zusammenbruch auf politische Gründe, auf die Meldungen aus der Türkei und sonst allerlei zurückführen; aber heute dürfte das durchlöcherte Mäntelchen kaum noch hinreichen, um die Blöße zu verdecken und über die eigentlichen Ursachen des neuen Krachs die Menschen zu täuscken. Denn gerade in den letzten Tagen klangen die Nachrichten vom Schauplatze der internationalen Politik weniger beunruhigend, als zuvor und zum mindesten waren sie nicht so geartet, daß sie, abgesehen von einer augenblicklichen Kursänderung, die eingetretene Panik begründen könnten Vielmehr ist seit Wochen und Monaten das Spekulationsfieber mit allen Mitteln gesteigert worden, die Sparer und kleinen Kapitalisten wurden mit Prospekten überschwemmt, die Verleitung zum Spiel wurde nach allen Regeln der Kunst geübt, namentlich durch die Treibereien mit Goldminen- Aktirn die Spiellust auf das äußerste entflammt — emer derartig angespannten Sachlage muß natürlich der Rück schlag folgen, aber die Gewissenlosigkeit und Frivolität liegt eben darin, daß auf künstlichem Wege die Spekulation Und das Spiel in solchem Maße gesteigert wird, daß der Sturz von der Höhe um so fürchterlicher wirken muß. l Da handelt es sich nicht um natürliche Erscheinungen, sondern um unnaiürliche, künstliche Gebilde, die wie Kartenhäuser zusammensallen, wenn es der mächtigen Hand eines Rothschild oder einem jüdischen Konsortium paßt, Mit dem Finger an die Karten zu tippen. Wenn aber die Börsenblätter mit kalter Unverschämtheit versichern, daß an dem ganzen Schwindel „die Börse und ihre Organe nicht die geringste Schuld tragen," so heißt das ungefähr ebensoviel, als wolle jemand behaupten, der Ausdruck „Zwietracht säen" bedeute eine Ermahnung zur christlichen Eintracht. Thatsäcklich sind es die Zeitungen der Börsen- bereine, die mit allen Mitteln den Spieltrieb entzünden, die zum Spiele verleiten. Es klingt überhaupt nicht vieles erfreulich, was aus der Reichshauptstadt herübe. klingt. Da haben nun wieder einmal Stadtverordnetenwühlen stattgefunden, ein Drittel der Mandate mußte erneuert werden, und wie immer sind Freisinnige und Sozialdemokraten als Sieger aus der Urne hervorgegangen. Die dürre Pflanze der rochen Sozialde mokratie in Berlin gedeiht noch üppig wie immer, hold sich verschlingend mit den Freunden Singers. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Beiträge für diesen Theil werden gegen Vergütung dankend angenommen. Pulsnitz. Die königliche Generaldirektion der sächsi schen Staatseisenbahnen läßt in der Nacht vom 19. zum 20. d. M. im Anschluß an den 11 Uhr 45 Minuten Abends von Dresden-Neustadt abgehenden Personenzug Nr. 231 einen Sonderzug verkehren. Der Zug wird an allen Zwischenstationen halten. D He s d e n. Rede Sr. Majestät des Königs zur Eröffnung des sächsischen Landtages. Meine Herren Stände! Ich habe Sie zur Wiederaufnahme Ihrer verfassungs mäßigen Thätigkeit berufen und heiße Sie herzlich will kommen. B-etet auch die gegenwärtige Lage des Wirth- schaftlicken Lebens noch keine besonders glänzenden Er scheinungen dar, so mehren sich doch erfreulicher Weise in einzelnen Zweigen der Volkswirthsckaft, besonders auf industriellem Gebiete, die Anzeichen einer erheblich gün stigeren Gestaltung der Verhältnisse; der schädigende Druck, unter dem die hauptsächlichsten Erwerbsquellen zeither gestanden haben, ist augenscheinlich mehr und mehr ge wichen. Es ist dies in erster Linie den vorhanden» n Friedensgarantien zu verdanken. Bedauerlicher Weise be stehen dagegen die ungünstigen Konstellationen, unter denen die Landwirthschast zu leiden hat, unverändert noch fort. Es wird nach wie vor das aufrichtige Bestreben Meiner Regierung bleiben, dem Umsichgreifen eines be- drvhltchen NothständeS auf diesem Gebiete nach Kräften entgegen zu arbeiten. In Uebereinstimmung mit dem erkennbar gewordenen Aufschwünge der Industrie zeigt auch die Finanzlage des Landes erfreulicher Weise jetzt ein etwas freundlicheres Bild als am Schluffe der vorigen Finanzperiode. Es ist zwar im Hinblick auf Las An wachsen der Leistungen Sachsens für das Reich leider nicht zu umgehen gewesen, von der für diesen Fall Meinem Finanzministerium im Finanzgesetze ertheilten Ermächtigung zur Hebung eines Zuschlags zur Einkommensteuer im laufenden Jahre theilweise Gebrauch zu machen. Unter dem Einflüsse einer günstigen Entwickelung der haupt sächlichsten eigenen Einnahmen des Landes und der Stei- gerung der Zuflüsse aus den Ueberweisungssteuern des Reichs ist es abrr möglich gewesen, für die nächste Finanz periode das Gleichgewicht zwischen den Einnahmen und den Ausgaben des ordentlichen Etats bei Fortgewährung der zeitherigen Dotation an die Schulgemeinden ohne In anspruchnahme eines Steuerzuschlages herzustellen. Be rechtigt dieses Ergebniß auch zu einem gewissen Vertrauen auf die fernere günstige Entwickelung unseres Finanzwesens, so läßt sich doch nicht verkennen, baß diese hauptsächlich von der Gestaltung des finanziellen Verhältnisses der Bundesstaaten zum Reiche abhängt und sich eine geordnete Finanzwirthschaft in den Bundesstaaten nicht erreichen läßt, so lange nicht deren finanzielles Verhältntß zum Reiche auf eine sichere, vor unerwarteten Schwankungen schützende Grundlage gestellt ist. Die hierauf gerichteten Bestrebungen der verbündeten Regierungen haben zu Meinem Bedauern bis jetzt noch nicht zu einem Erfolge geführt. Meine Regierung wird aber fortgesetzt bemüht bleiben, darauf hinzuwirken, daß eine annehmbare gesetz liche Regelung dieses Verhältnisses endlich erreicht und dabei auch den Bundesstaaten eine billige Entschädigung für die erheblichen Lasten nicht vorenthalten werde, die sie auf Grund der vom Reiche ausgegebenen Anregung und im Vertrauen auf die Fortdauer der ihnen früher in reichlichem Maaße aus dem Reich zugeflossenen Zuschüsse auf ihre Etats dauernd übernommen haben. Neben einigen die Zusammenlegungsgesetzgebung sowie einzelne Bestim mungen des Cwilstaatsdiener-Gesetzes betreffenden Vorlagen wird Ihnen ein Gesetzentwurf über die ärztlichen Bezirks- Vereine zugehen, der den Kreis der diesen Vereinen ge stellten Aufgaben entsprechend zu erweitern und unter anderm die Grenzen ber diesen Vereinen bezüglich ihrer Mitglieder und der Aerzte überhaupt zustehenden Disci- plinardefugnisse einheitlich zu regeln bezweckt. Die schon vor Jahrzehnten hervorgetretene und seitdem in immer st igendem Maaße empfundene Unzulänglichkeit der im Landhause zu Ihrer Verfügung stehenden Räume, der auch durch einen Erweiterungsbau nur unvollkommen würde abgeholfen werden können, sowie andererseits die Unmöglichkeit, das im Lanie des nächsten Jahres frei werdende alte Dienstgebäude des Finanzministeriums in geeigneter Weise einem anderen Zwecke dienstbar zu machen, haben Meine Regierung dazu geführt, an Stelle dieses Gebäudes unter Mitverwendung des anstoßenden, in seinen wesentlichen Theilen zu erhaltenden Brühl'schen Palais die Errichtung eines neuen Ständehauses in Aussicht zu w hmen, wodurch Ihnen ein Heim geschaffen werden soll, das Ihrer hohen Bedeutung als der verfassungsmäßigen Landesvertretung würdig ist. Eine hieraus bezügliche Vorlage wird Ihnen alsbald nach der Fertigstellung des noch in der Bearbeitung begriffenen Planes zugehen. Auf dein Gebiete des Eisenbahnwesens nimmt das Fort schreiten der hiesigen Bahnhofsumbanten das öffentliche Interesse noch immer in hervorragender Weise in Anspruch. Nachdem eurige der neu geschaffenen Anlagen bereits dem Betti be übergeben worden sind, steht zu erwarten, daß sich der weitere Umbau planmäßig vollziehen werde. Obwohl hierzu die verfügbaren technischen Kräfte sehr herangezogen werden müssen, wird es doch meine Regie rung sich angelegen sein lassen, die Verkehrsbedürfnisse der übrigen Landestheile auch ferner entsprechend zu be rücksichtigen. Es wird Ihnen der Bau verschiedener neue, Eisenbahnlinien, sowie die Erweiterung einiger wichtiger Verkehrsanlagen vorgeschlagen werden. Auch ist es im Interesse der Abrundung unseres Eisenbahnnetzes räthlich erschienen, ans den Erwerb von zwei Eisenbahnlinien zu- zukommen, von denen die eine schon zeither von unserer EisenbahnveiWallung betrieben worden, die anderere aber innerhalb unseres Landes gelegen ist. Die hierauf bezüglichen Vorträge werden Ihnen zur Genehmigung vorgelegt werden. Auf Grund des zwischen Meiner Regierung und einem früheren Landtage vereinbarten Gesetzes ist am 1. April dieses Jahres das neuerrichtete Amtsgericht Olbernhau in dem dafür neuerrichteten Gebäude eröffnet worden. Von den auf dem vorigen Landtage aus den verschiedensten Landestheilen eingegangenen Petitionen um Errichtung weiterer Amtsgerichte waren die der Gemeinden Lausigk und Reichenau Meiner Regierung zur Erwägung über wiesen worben. Mit Rücksicht hierauf werden Ihnen die diesen beiden Petitionen entsprechenden Gesetzes- und Be-