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königlich Sächsischer Staatsanzeiger. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittetbehörden. Nr. 246. > Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat Doenges in Dresden. <r Montag, den 21. Oktober 1907. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße 20, sowie durch die Poft im Deutschen Reiche 8 Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. — Erscheint: Werktags nachmittags. — Fernsprecher Nr. 1295. — ' - Ankündigungen: Die Zeile kl. Schrift der » mal gespalt. AukündigungSseite 25 Ps., die Zeile größerer Schrift od. deren Raum aus 3 mal gesp. Textseite im amtl. Teile SO Pf., unter dem RedattionSstrich (Eingesandt) 75 Pf. PreiSermäßigg. aus VeschästSanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. - --s Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Kaiser!. Geh. Baurate und König!. Sächsischen Geh. Hof rate Prof. vc. Wallot in Dresden das Komturkreuz 2. Klasse des Verdienstordens zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den nachgenannten in den Ruhestand versetzten Beamten der Staatseisenbahnverwaltung, und zwar den Fahrgeldkassierern Rutsch an in Dresden und Rechner in Potschappel das Verdienstkreuz, dem Lokomotivführer I. Kl. Keis hold in Großenhain und dem Lokomotivführer Reuter in Greiz das Albrechtskreuz, ferner den Bahnwärtern Hoffmann in Gers dorf und Mai in Göritzhain, den Packern Flechsig in Meerane, Scharner in Chemnitz und Weiß in Crimmitschau, dem Schaffner Berger in Zwickau sowie Weichenwärter II. Kl. Lorenz in Dresden das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der Kaiser!. Japanische Konsul Mos!« in Leipzig die ihm verliehenen Auszeichnungen, und zwar das Kommandeurkreuz des Japanischen Ordens der Ausgehenden Sonne, die japanische Kriegsmedaille und das Ritterkreuz des Belgischen Leopoldordens annehme und trage. Die Königliche Kreishauptmannschast stellt auf Grund des abgesetzten Verfahrens (vergl. Bekanntmachung der König lichen Kreishauptmannschaft vom 25. Juli 1907 ^Dresdner Journal vcm 29. Juli 1907j) fest, daß der Antrag auf Ein führung des Achtuhrladenschlusses für die offenen Verkaufs stellen aller Geschäftszweige in der Stadt Annaberg von zwei Dritteln der beteiligten Geschäftsinhaber gestellt worden ist. Es wird daher und nach Gehör des Stadtrats hiermit angeordnet, daß von Montag, den 4. November dieses Jahres ab die offenen Verkaufsstellen aller Geschäftszweige in Anna berg während des ganzen Jahres, jedoch mit Ausnahme der Sonnabende und derjenigen Tage, die der Stadtrat gemäß K 139s Abs. 2 Ziffer 2 R.-Gew.-O. bestimmt oder in Zu kunft bestimmen wird, auch in der Zeit von 8 bis 9 Uhr abends für den geschäftlichen Verkehr geschloffen zu halten sind. 17S4bIV Chemnitz, am 16. Oktober 1907. 8006 Tie Königliche Kreishauptmanuschaft. Die Königliche Kreishauptmannschaft hat dem Steuer mann Richard Paul Neider in Niedermuschütz für die von ihm am 22. Juli dieses Jahres mit Mut und Entschlossen heit bewirkte Rettung eines Knaben vom Tode des Ertrinkens in der Elbe eine Geldbelohnung bewilligt. 4826 Hl Dresden, am 20. September 1907. 8005 Königliche Kreishauptmannschast. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche deS Ministeriums der Finanzen. Hochvau-Verwaltung. Versetzt: Schnabel, Baurat beidemLand- bauamle Dresden II, zum Landbauamte Bautzen. Zugleich ist Schnabel mit der Stellvertretung des wegen Krankheit beurlaubten Vorstandes des letztgenannten Landbauamles beauftragt worden Bei der Post-Verwaltung ist ernannt worden: Körner, seither Postinspektor, als Postdirektor in Schandau. Im «eschäftSbereiche deS Ministeriums deS SultuS und öffentl. Unterrichts. Zu besetzen: die mit dem Kantorat verbundene ständige Lehrerstelle in Strehla a. E. am SO. November. Einkommen der Lehrerstelle: 1400 M. Anfangs- und 2700 M End gehalt, freie Dienstwohnung oder Wohnungsgeld 200 M. für Ver heiratete, 120 M. für Unverh Tas Kantorat wird mit 700 M. aus der Kirchenkasse besoldet. Bewerber mit Musik- und Gesang« kenntniflen wollen Gesuche bis 31. Oktober d. I. an den Stadt gemeinderat richten. (Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Vom Königliche« Hofe. Dre-den, 21. Oktober. Se Majestät der König be suchte gestern den Vormittag«golt.'«dienst in der Echlohkapelle zu Pillnitz und nahm um 1 Uhr mit den Prinzen-Söhnen an der Familientafel bei Ihren König!. Hoheiten dem Prinzen und der Frau Prinzessin Johann Georg im PalaiS Zinzendorf- flraße teil. Heute vormittag hörte Se. Majestät im Residenzschloß die Vorträge der Herren StaatSminister, sowie der Departements- chefs der König!. Hofstaaten und des König!. Kabinettssekretär«. — Se König! Hoheit der Prinz Johann Georg wohnte gestern mittag 12 Uhr in Begleitung des persönlichen Adju tanten, Hauptmann v Elterlein, der Einsegnung des am 17. verstorbenen Geh Hofrats I)r. jur. Erbstein im Trauerhause zu Blasewitz bei. Mitteilungen aus -er öffentlichen Verwaltung. * Heute wurde in Reutnitz Bz Dresden in Verbindung mit der dortigen Postagentur eine Telegraphenbetriebt- und öffentliche Fernsprechstelle eröffnet. Deutsches Reich. DeutschlanvS auswärtiger Sandel. (W T. B) Berlin, 19. Oktober. Ter auswärtige Handel Deutsch lands erreichte in den ersten neun Monaten dieses Jahres in der Einfuhr rund 6565 Mill. M, in der Ausfuhr 5134,9 Mill M Auf den Edelmetalloerkehr entfallen hiervon in der Einfuhr 154,4 Mill, in der Ausfuhr 64,7 Mill. M Gegen das Vorjahr nahm die Einfuhr um 453,2 Mill, die Ausfuhr um 620,6 Mill. M. zu Zweiter VeutsMer Arbeiterkongretz. (W r. B) Berlin, 20. Oktober. Unter äußerst zahlreicher Beteiligung begannen mittags im „Germania-Etablissement" die Ver handlungen deS zweiten deutschen (christlich-nationalen) Arbeiter- kongreßeS Anwesend waren etwa 300 Delegierte aus allen Teilen Deutschlands, die angeblich 1 126 000 Arbeiter ver traten. Erschienen waren Staatssekretär v. Bethmann-Hollweg, sowie Handelsminister Delbrück mit mehreren Räten, ein Vertreter der König!. Gewerbeinspektion, verschiedene Abgeordnete, darunter Erzberger, Stoeckcr, General sekretär der Gesellschaft für Soziale Reform, vr Francke Arbeitersekretär Behrens-Essen eröffnete den Kongreß mit einer Begrüßungsrede, worin er besonders betonte, daß der Kongreß auf dem Boden der Kaiserlichen Erlaße stehe sowie daß seit dem letzten Kongreß im Oktober 1903 in Frankfurt a M. die nationale Arbeiterbewegung sehr stark gewachsen sei Der Redner schloß mit einem Hoch auf Se Majestät den Kaiser. Sodann sprach Staatssekretär Bethmann seine Freude über die erhaltene Einladung zum Kongreß aus, der er gern gefolgt sei. Er sei überhaupt für jede Gelegenheit dankbar, die ihm geboten werde, mit Vertretern verschiedener Berufsstände in persönliche Be rührung zu treten Nachdem der Staatssekretär der Verdienste seines Amtsvorgängers um die Sozialpolitik gedacht hatte, wies er darauf hin, wie seit dem ersten Kongreß in Frank furt a. M. das Streben nach korporativem Zusammenschluß bei den Arbeitgebern und -nehmern gewachsen sei; das Recht zu solchem Zusammenschluß zur Hebung der Lage deS Arbeiter stands sei unanfechtbar, nur dürfe nicht die dadurch erlangte Macht zum Nachteil anderer ausgenutzt werden Die Arbeiter wüßten selbst am besten, wie Terrorismus, von welcher Seite er auch komme, nicht nur den moralischen Halt des Menschen vernichte, sondern auch ganze wirtschaftliche Existenzen zu zer trümmern imstande sei. Maßen rücksichtslosen Zwanges seien anwendbar, um Todfeinde niederzuringen, aber darum handle cs sich hier doch nicht. Die sozialdemokratische Bewegung meine dies allerdings, und betrachte die Unternehmer als geschworene Feinde der Arbeiter. Die christlich-nationalen Arbeiter wollten mit anderen Mitteln wirken, da sie als Grundpfeiler einer glücklichen Zukunft des deutschen Arbeiters Flerß, Gottesfurcht, Nüchternheit, Zufriedenheit ansehen wollten. Es handle sich nicht darum, im Programm zu fordern, daß die christliche Arbeiterschaft als Sturmbock gegen die Sozialdemokratie gebraucht würde, sondern darum, unter Festhalten am Vaterlande, an Treue zu Kaiser und Reich, an die von den Vätern überkommene Religion, für Besserung der sozialen Lage der Arbeiter ent schlossen, aber gemeinsam mit den anderen Gliedern de« deutschen Volkes zusammen zu arbeiten, dieses Programm immer fester auSzuacstaltkn, unbekümmert um di- Werbungen und Lockungen von links Nur wenn ehrlicher Wille, gegenseitige Rücksicht bei Arbeitern und Arbeitnehmern betätigt würde, könne die Arbeit von Erfolg sein, und auch dann nur, wenn die Staats gewalt solchen ehrlichen Willen tatkräftig unterstütze ES sei der Ruhmestitel de« deutschen Kaisertum«, zuerst von allen Staaten eine groß angelegte sozialpolitische Gesetzgebung in« Leben gerufen zu haben, diesem Geiste sei der jetzige Kaffer treu und die Arbeit stocke nicht, sondern werde ununter brochen weitergeführt. Den Arbeiten und Beratungen des Kon- areßcS wünsche er guten Erfolg Namen« de« Ausschußes berichtete sodann Behren« über die Tätigkeit seit dem Frankfurter Kongreß, beantragte die Absendung eines Huldigungstelegramm« an den Kaiser, was einstimmig genehmigt wurde. Nach Er stattung de» Kassenberichts wurden die Verhandlungen auf Montag vertagt Koloniales. (W. T B) Berlin, 19. Oktober. Kaiserliche Marine. Ter aus reisende AblösunaStransport für das Kreuzergeschwader (Fähn- rich-transport) ist mit dem R-P -D. „Prinzregent Luitpold" am 18 Oktober in Southampton eingetroffen und hat an dem selben Tage die Reise nach Gibraltar fortgesetzt Der aus- reisende Ablösungstransport für S. M. S „Sperber" ist mit R-P-D „Lucie Woermann" am 18. Oktober in LaS Palmas (Gran Canaria) eingetroffen und hat an demselben Tage die Reise nach Teneriffa fortgesetzt S. M. S. „Iltis" fft am 18. Oktober in Nanking eingetroffen S M S „Busiard" ist am 18. Oktober in Lindi eingetroffen und geht am 21 Oktober von dort nach Dar es Salaam in See. S M S „Schwaben" ist am 18. Oktober in Wilhelmshaven eingetroffen. S M. S. „Danzig" ist am 18. Oktober von Danzig nach Kiel zurück- gekehrt. Ausland. Zur Erkrankung ves Kaisers Fran; Joseph. Wien, 20. Oktober Wie die „Korrespondenz Wilhelm" von vertrauenswürdiger Seite erfährt, hält die Besserung im Befinden des Kaffers an. Tie Folgen der schlecht verbrachten Nacht vom Freitag zum Sonnabend sind ganz überwunden Wenn überhaupt eine Gesahr für den Kaiser bestanden hat, kann man sie jetzt als beseitigt betrachten und annehmen, daß die Rekonvaleszenz beginnt Taß der Husten nicht auf einmal schwindet, liegt in der Natur deS Leidens Vermehrte 'Nahrungs aufnahme, Fieberlosigkeit, gehobener« Stimmung und besserer Kräftezustand sind nach jeder Richtung hin zufriedenstellende Symptome. Wien, 21 Oktober Tas „Wiener Korresp-Bur" erfährt über das Befinden des Kaisers, daß die katarrhalischen Er scheinungen geringer sind und Fieber nicht vorhanden ist. Die Nacht war besser Ter Kräftezuftand hat sich daher gehoben Ter Appetit ist gut. Von ven russischen Finanzen. - (W T. B ) St. Petersburg, 19. Oktober. Das amtliche Jn- sormationsburcau veröffentlicht eine Erklärung des Finanz ministeriums zu den in der Preße verbreiteten Gerüchten über die Auslandsreise deS Ministers, die Notenemission der Staats bank, den Ankauf ausländischer Werte sowie die angebliche Überweisung von Geld an ausländische Banken In der Er klärung werden alle Gerüchte über eme im Auslande aufzu nehmende An leche auf das entschiedenste widerlegt Ferner wird darin in Ziffern die neulich in der „Handels- und Jndustriezeitung" er schienene Aufklärung über das Anwachsen der Notenemission der Staatsbank bekräftigt. Am Schluß der Erklärung heißt e«, das Ministerium könne mit Befriedigung feststellen, daß das Wachsen der Einnahmen des Staates und der Ausfuhr auf die Rückkehr Rußlands zu einer normalen wirtschaftlichen Lage Hin weise und deutlich das Vertrauen des ernst denkenden Publikums zur Finanzpolitik des Ministeriums, ungeachtet einer gewißen Kategorie von Zeitungen, die sich die Aufgabe stelle, die Finanzpolitik der Regierung auf alle Fälle zu diskreditieren, bezeuge. Bus Vcr serbischen Skupschtina. (W TB) Belgrad, 19. Oktober. Tie Skupschtina ist heule bis zum 4. Dezember vertagt worden Bei Verlesung de« Vertagung«ukases erheb: die Opposition stürmischen Protest. Der Ministerpräsident Paschitsch verliest den UkaS unter lautem Lärm und verläßt dann den Saal. Die Opposition bricht in den Ruf aus: „Nieder mit Paschitsch!" Ter Aufforderung de« Abgeordneten Markowitsch gegenüber, sich in den Königs palast zu begeben, da man den UkaS de« König« nicht gehört habe, erklärt der Abgeordnete Melikowitsch unter lautem Bei fall, die Opposition habe dort nichts mehr zu suchen, da sich die Krcne mit dem neuesten Gewaltakte einverstanden erklärt habe. Der Abgeordnete Bojinowitsch will mit dem Sessel auf Uzoaowitsch stürzen, der lärmende Zwischenrufe macht, wird aber von Parieigenoffen zurückgehalten. Nachdem endlich Ruhe eingetreten ist, wird ein Antrag angenommen, dem zufolge sämtliche oppositionelle Parteien behufs Stellungnahme zu der Vertagung je einen Delegierten wählen sollen Diese Dele- qierten werden nachmittag« im Saale der Skupschtina zu- sammentreten Belgrad, 19. Oktober. In der heute nachmittag abge haltenen Sitzung der Delegierten aller Oppositionsparteien wurde beschloßen, in einer gemeinsamen Kundgebung gegen die Vertagung der Skupschtina zu protestieren