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Dresdner Journal : 03.02.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-02-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188202032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820203
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820203
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-02
- Tag 1882-02-03
-
Monat
1882-02
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 03.02.1882
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Freitag, den 3, Februar SVS8 Dres-nerÄmMl iLlirliotr: 18 likvk. rluUd äs» ä«ut»ct>«a Lsicil», tritt ko»t- u»ä lo»er»tevprelt,«r rar äsv L»uw eiosr ^spkltvQsn pottt»«l« so Pf. votsr „Lio^si»o6t" äi« 2«l« L0 ?k V« 1'»d«Ueo- uv6 Litssriuuttr LV ^8 Faüekl»^. ^jLkrlioi»: 4 U»rtt L0 ?k. o. , ., . 10 ?k. 1882. Io8er»t«uLoo»iiin«- «u»MLrt,r L«lp*tF: F>. Lrantiotettür, ttowwiiionLr 6e» vresäoer lournLl»; «»»dor^ >»rli» Visa - l,«ip»iL >»»»> Nr»»i»u rr»o>c5«irt ». N,: ^s«c»en^r»» F roA/er, N«rUo-Vi»u N-mdur^- rr»U-l>«ip»t^ ?r»llktort ». N. Hünnd»»: >»rlill: /nvaii<i<ntiu»«t,' Irsmen F. Nr,»la», F üianA^,^ L«rrau <Lm,i Hiaa//»-, Nrroktvrt » IS : L ^««A^^ds Uuet>t>»o6Iun8i OSrlil»: O A/üi/rr- R»ru»o„r: O. k»r1, NsrUo - ?r»vl<k»rr », H - It»Uss»rt: />ai«^FOo., L»«dru^ üteinrr. kr»ed«losn r D^Iiek mit XuivsLrn« ä«r 8oan- u»ä keiart«^» Ft>«oc!» Kr 6«o kol^snäsu 1'»^. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Mnther in Dresden. ll»rL«»x«derr Lüoiel. Lipsäition 6e, ttre^äo-r ^ourv»!», I)rv8<ieo, Lvio^erstr»»»« Ao SO. Amtlicher Theil. Dresden, 31. Januar. Se. Majestät der König haben dem Rath bei dem Landgericht Chemnitz Moritz Ferdinand Döring die nachgesuchte Versetzung in den dauernden Ruhestand mit der gesetzlichen Pension unter Belastung seine» Titel» und Range» zu bewil ligen Allergnädigst geruht. Dresden, 31. Januar. Se. Majestät der König haben dem Factor bei der Königlichen Porzellan- Niederlage zu Leipzig, Friedrich Moritz Fischer, da» Ritterkreuz II. Llasse vom Albrecht-orden, sowie dem in Ruhestand getretenen Werkführer b i der König lichen Porzrllanmanufactur zu Meißen, Earl Gottlob Gebauer, da» Allgemeine Ehrenzeichen Allergnädigst zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Theil. reie,r«,HUche R-chrichie«. Karlsruhe, Mittwoch, 1. Februar, Abends. (W. T. B.) In der Ersten Kammer wurde heute der Antrag ringebracht, die Regierung aufzufvr- deru, »egen der wachsenden Reblausgrfahr das «esrtz vom 16. April 188V nach der preustischeu Verordnung von LS. October 187V zu ergänzen, sowie sonst geeignete Abwrhrmaßregelu zu er greifen. Wie«, Mittwoch, 1. Febniar, Abends. (W. T. B.) Der Budgetausschuß der Reichsraths- drlrgation genehmigte heute nach umfassender Be antwortung mehrerer Anfragen der Delrgirtr« feiten der gemeinsamen Regierung die »erlangte« E rrdite. Der Kriegsminister Graf Bylandt- Rheydt gab ein ausführliche» Expose über die Aurdehnung de» Aufstande» und die Mittel zur Bekämpfung. Lr er klärt die aufgebotene Macht für au»reichend zur Niederwerfung de» Ausstandes. Die Insurgenten waren anfangs in geringer Zahl, welch« später durch Freiwillige und Solche anwuch», welche zum An schlusse an die Aufständischen gezwungen wurden. Letztere recruttren sich aus den griechischen Orthodoxen. Katholiken seien keine dabei und nur wenige Muhame- dauer. Die Einberufung der Reservisten entspreche dem System der Armeecompletirung. Bei allen militäri schen Operationen müsse die Krieg-Verwaltung aus die Einberufung der Reservisten recht» n. Würde man viele Regimenter hinunterschicken, dann käme man in dieselbe Lage wie die Franzosen in Tunis. Größere Mehrkosten würden nur eintreten, wenn sich die Be wältigung des Aufstandes in die Länge ziehen sollte. In diesem Falle würde die Regierung wieder an die Delegationen herantreten. Im Ausschuss« der uugarischeu Delegation widerlegte Graf Julius Andrassy die Angriffe des Grafen Albert Lpponyi(vergl.die.Taqe»geschicht«-) in einer langen Rede und erklärte vor Allem, sich nur in dem geschlossenen Kreise de» Ausschüsse» und nicht sür die große Oeffentlichkeit äußern zu wollen. Er beansprucht die volle Verantwortlichkeit für die Occu- pationSpolitik. Der Ausstand im Occupation»gebiete spreche gerade für die Richtigkeit der Occupation»- politik. Mit Rücksicht auf früher sei da» gegen wärtige Verhältniß zu Montenegro und Serbien ein vollkommen correcte». Die Haltung der tür kischen Truppen im Sandschak Novi-Bazar sei der sicherste Barometer sür die correcte Haltung der Türkei. Bezüglich Rußland» und der guten Be- ziehungen zu den auswärtigen Nachbarstaaten schließt sich Redner vollkommen den Anschauungen de» Mi nister» de» Aeußern, Grafen Kalnoky, an. Andrassy spricht sich gegen die Theilung der außerordentlichen Kosten in gemeinsame und ci»leithanische au», weil die zu beseitigende Gefahr eine solidarische sei. Er ist überdie» für die Baufchalvotirung und nicht sür eine postenweise Lreditvotirung Schließlich erklärt Andrassy, der Regierung da» vollste Vertrauen ent gegen zu bringen. Nachdem noch der Ministerpräsident v. Tisza die Oceupationspolitik energisch vertheidigt und erklärt hatte, der Aufstand im Süden der Monarchie hätte der Monarchie unvergleichlich größere Kosten auferlegt, wenn die Occupatio« ««terbliehev wäre, wurde die Sitzung geschloffen. Paris, Donnerstag, 2. Februar. (Tel.d.Dre»dn. Journ.) Bontour und der Director der „Union gönörale", Feder, wurden gestern iu der Sitzung des Lerwaltungsrathes verhaftet. Wie es heißt, wurde gegen mehrere Lerwaltungsräthe das ge- richtliche Verfahren eivgrleitrt. St. Petersburg, Mittwoch, 1. Februar, Abends. (W. T. B) Wie der „Golos" erfährt, wrrdea in diesem Jahre dem Fivanzminister von den Goldwäschen 2614 Pud Gold im Werthe von 33 Millionen Rubel zufließen. Hiervon sollen für 33 Millionen Rubel Halbimperiale im Laufe dieses Jahres geprägt »erde«. Dresdea, 2. Februar. De» preußischen Minister» Maybach geflügelte» Wort vom .Giftbaum der Börse - hat durch den Zusam menbruch der.Union gänörale* in Pari» mit einem Deficit von 96 Millionen eine neue Bestätigung in gewaltiger Lapidarschrist erhalten. Diese» Ereigniß war der Höhepunkt der tollen, schon seit Monaten an den Börsen von Lyon, Paci» und Wien in wüthendem Taumel dahinrasenden Orgie, und al» auf da» große Ereigniß vorbereitend« Tam-tam-Schläge gingen ihm die Loncurse kleinerer Häuser mit 50 und 60 Millio nen Passiven vorau». Au» Hannover, au» Straß burg u E., au» Wien werden Selbstmorde von Bör- senfpeculauten gemeldet, und furchtbar ereilt die Nemesis die Verwegenen, welche sich dem Glücksschiff de» all- gewaltigen Bontoux anverlraut. Die weiteren Folgen der Katastrophe sino noch nicht abzusehen. Oesterreich und Serbien sind schwer durch da» ungeheuere Falli ment bedroht, und in Wien, wo tue Länderbank al» Tochterinstitut der .Union gsnvrale- gegründet wurde, glaubt man, daß der derzeitige Finanzminister, vr. v. DunajewSki, angesichts des Pariser Ereignisse» zurück- tceten werde. ES kann nicht mit Bestimmtheit gesagt werden, wie viel von allen den Befürchtungen, welche man an daS Ereigniß knüpft, Wahres ist; aber so viel läßt sich doch jetzt bereits annehmen, daß da» Ver trauen in die Solidität der österreichischen Verhält nisse, ja sogar de» österreichischen StaatScredite» unter dem Eindrücke der neuesten Vorgänge in fühlbarer Weise Noth gelitten hat, und man kann nur den Wunsch hegen, al»bald wieder durch eine That da» Vertrauen an die Zustände de» Donaureiche- neu gestärkt zu sehen. Versuchen wir zunächst einen Ueberblick über die Veranlassungen der Katastrophe und die Vorgänge, die sich hinter den Loulissen abspielten, ehe der große Krach erfolgte. Sie sind für Jeden, der über die Ge fährlichkeit und Verwerflichkeit de- Differenzgeschäft» noch im Zweifel sein sollte, ausreichend, um ihn zu überzeugen, daß wir in der Börsenspekulation einen der gefährlichsten Krebsschäden unsere» heutigen socialen Leben» vor un» haben. Nach der .Wiener Allge- meinenZeitung-, einem Organ de» allgewaltigen Roth schild, mit dessen Capital Bontoux den Kampf aufzunehmen wagte, fiel die.Union gönsrale* in eine selbstgegrabene Grube. Die Bontouxgruppe gründete sich in erster Linie auf ihre ausgedehnten Privilegien in Oesterreich. Sehr ungelegen kam dieser Gruppe daher schon die Länder- bankdebatte im österreichischen Abgeordnrtenhause, durch deren Verlauf Jedem, der sehen und hören wollte, klar gemacht wurde, daß allenfalls wohl von admini strativen Bcgünstigungen, nicht aber von einer gesetz lichen Sonderstellung de» Institut» die Rede sein könne. .Hrn. Bontoux kam nun Alle» darauf an, den Eindruck dieser Debatte zu verwischen, denn seine tollkühne Börsenposition ließ sich nur behaupten, wenn der Glaube an seine Allmacht in Oesterreich bei seiner Elientel nicht erschüttert wurde. DaS war der Grund, warum er den Versuch eines Lyoner Institute-, als Loncurrent in Oesterreich Fuß zu fassen, um jeden Preis verhindern wollte. Er beschloß, an dem frechen Eindringling ein Exempel zu statuiren, und da der fragliche Concurrent, Vie „Lungu« 6« 1§on et äe la I-oiro", unvorsichtig genug gewesen war, >m Vertrauen auf die LoncessionSzusicherun^ der österreichischen Re gierung ein Syndikat zu bilden und durch diese- die Actien des in Oesterreich zu gründenden Tochter- instituteS hier zu placiren, erkannte er als geschickter Faiseur die Möglichkeit, die genannte Bank durch die nachträgliche ConcessionSverweigerung zu erdrosseln. Er hätte sich vielleicht gescheut, ein derartiges, in den Annalen der schmutzigsten Börsentripotage kaum jemals erhörtes Manöver zu insceniren ; da er aber kurz vorher mehrere Tau send Stück Actien der „öaoyus 6« ^on et 6» I» I-oire" .gefixt- hatte und infolge deS raplven Steigens dieser Actien mit vielen Millionen im Verluste war, besiegte er schließlich alle Bedenken — und der Plan gelang. Die „Lnoqus äs I^on et äs I» l-oire«, die jetzt aus Anlaß ihrer Liquidation amtlich constatiren läßt, daß sie vor ihrem Zuge nach Oesterreich nicht blo- ihr gesammteS Actiencapital intact, sondern 35 Procent Gewinne auS früheren Geschäften eingeheimst hatte, wurde zur Insolvenz gedrängt. Das aber hatte zweierlei Lonsequenzen, an welche Hr. Bontoux offen bar nicht gedacht hatte. Diese Vorgänge, über welche sich die Pariser Laut« ünanes sorgfältig aus dem Lau senden erhielt, gaben da» Signal zu neuerlichen Ver suchen, dem Treiben der Bontouxgruppe entgegenzu- tt^en. Man sagte sich dort, daß da» Finanzgeschäft für die Zukunft vogelfrei sein würde, wenn die solcher Art durchgesühtte Garrottirung eine» Bankinstitutes straflos bliebe. Plötzlich schossen dem Hrn. Bontoux aller Orten in der hiesigen Finanzwelt neue Gegner hervor, und selbst seine ehemaligen Freunde begannen sich auS Schamgefühl von ihm abzuwenden. Ohne daß eine eigentliche Organisation dieser Gegnerschaft bestanden hätte, galt eL vom Tage der Jnsolvenzer- klärung der „Lsoque äs l^on et äe la l-oire" in der Pariser Bank- und Börsenwelt als ausgemacht, daß der erste Anlaß benutzt werden müsse, um der zu einer unleidlichen öffentlichen Calamität gewordenen Herrschaft der Bontouxgruppe ein Ende zu bereiten Und auch diese Gelegenheit zum Handeln hatte Hr. Bontoux durch seinen Feldzug gegen die „Lanque äe I^on et äe I» I^oire" den Gegnern geboten. In unbegreiflichem Leicht sinne hatte er übersehen, daß die von ihm strangulirten Leute der „Lauque äs I^on et äs I» 1<oir«" an der Börse von Lyon durch dieselben Agents äs edan^o arbeiten ließen, die dort auch seine Geschäfte besorgten; er hatte nicht daran gedacht, daß die Insolvenz dieser seiner Gegner zwei Agenten in den Bankrott treiben werde, denen er die Versorgung von 40000 bis 50000 Stück seiner eigenen Werthe anvertraut hatte, und daß da» urplötzliche Auf-dem-Markte-Erscheinen dieser durch ihn gelegentlich der Decemberliquldation mühsam genug versorgten Effecten die Seifenblasen seiner Haussespekulation zum Platzen bringen müßte. Wohl aber hatten seine Pariser Gegner an diese Eventua lität gedacht; zum Mindesten benutzten sie dieselbe augenblicklich und mit größter Energie. Der Grimm über da» Treiben der, Union gsnvrale- war so groß, daß einzelne große Capitalisten — nebenbei sei hier bemerkt, daß dieselben nicht semitischen Ursprung» sind — sich selber einem bewußten Schaden von ungezählten Millionen unterzogen, nur um die gehaßte und ver achtete Gruppe zu stürzen. Bekannt dürfte auch in Wien die Geschichte von den Suezactien de» Herrn Lebaudy sein, die darauf hinausläuft, daß dieser hun dertfache Millionär feinen großen Besitz von Suez- actien, über 40 000 Stück, mit einem Male auf den Markt warf, sich dabei freiwillig durch forcirteS AuS- gebot einen Verlust von 20 bi» 25 Millionen Franc» zugefügt haben soll (da er unfraglich bei vvlsichti- gerem Verkaufe durchschnittlich 500 Francs per Actir mehr erzielen konnte) und dann, als er den Markt solcher Art und insbesondere durch die prompte Lieferung aller gegebenen Stücke aufs Tiefste er- schüttett hatte, al» Blancoverkäufer der Actien der .Union gönärale- auftrat. An dieser Geschichte, wie an zahlreichen anderen, die >n Paris coursiren, ist gewiß Man ches übertrieben; Thatsache aber ist, daß da» Lyoner Ereigniß das Signal zu einem combinirten Angriffe auf Pie Börsenposition der Bontouxwerthe gab. Der Generalgewaltige der.Union generale - hatte inzwischen die Situation so wenig verstanden, daß er gerade wäh rend der kritischen Tage in Wien weilte, um dort neue Pläne mit seinen Getreuen zu berathen; erst die Hilfe- ruse und Nothtelegramme seiner Untergebenen riefen ihn wieder nach Paris. Er glaubte, wie bereits ein gangs erwähnt, anfang» noch immer, durch einen neuen Börsenstreich Alle» in Ordnung bringen zu können, und er zählte zu diesem Behuse auf namhafte Geld mittel — gegen 40 Millionen Franc» —, die von der Verwaltung der Länderbank und der ungarischen Lan desbank für ihn flüssig gemacht wurden. That ächlich soll übrigen» die .Union generale- um die Mitte de» Monat» Januar, a>» sich die ersten unheilverkündenden Symptome am Börsenhorizonte zeigten, noch 50000 Stück eigner Actien gekauft haben. E» zeigte sich aber bald, daß die österreichischen HilfSgelder weitaus nicht genügen würden, um auch nur einen Theil der inzwischen aufgelaufenen Differenzen zu decken, und daß vollend» die.Union generale- verloren und der unmittelbare Zusammenbruch stündlich z« erwarten sei, wenn die Depositäre ihre Einlagen kündigen sollten. Daß die» geschehen werde, geschehen müsse, begriff wieder alle Welt, mit alleiniger Ausnahme de» .providentiellen- Finanzmanne» Bontoux, der komischerweise darauf pochte, daß ja die Actien des Instituts noch immer ein Agio von 300 Procent besäßen, was — ihm zu folge — beweife, daß das Vertrauen des Publicum» noch lange nicht erschüttert sei. Der gute Mann ver gaß dabei nur, daß seine und der Semen Verzweif- lungsläufe diesen Cour» gemacht hatten, und cS be durfte der thatsächlichen Kündigungen feiten nahezu der gesammten Llientel der .Un,on generale-, um ihm den Abgrund zu zeigen, vor welchem er sich befand. Diese Kündigungen ersetzten; die Bant sollte 12 Mil lionen sofort bezahlen und hatte kern Geld Jetzt erst trat Bontoux den Bittgang zu Joubert, den Vicepräfie deuten der „vLngns äe ?»ris", an. Er fand Gehör. Die Pariser „Haute brmgus" mußte im eigenen In teresse eine Panique unter den Depositengläubigern hintanhalten, und sie erklärte sich bereit, gegen Halb wegs annehmbare Deckung die zu coulanter Bezahlung der Deposiitn erforderlichen Gelder zu beschaffen. E» gelang mit leichter Mühe, dem Manne den Stand punkt klar und ihm begreiflich zu machen, daß man nicht ihn, den Spieler, sondern den Markt und di« Gläubiger zu retten gesonnen sei. Er capitulirte nach .——— seiner früher» Thätigkeit hier wohlbekannt ist. E» fei gern zugegeben, daß er an virtuoser Fettigkeit gewonnen hat — nicht aber — nach der Ausführung eines Impromptu von Jaell und einer Rhapsodie von Liszt zu urtheilen —, daß er in correct und künstlerisch durchgebildeter technischer Behandlung, in Tongebung und in der Vortragsweise vorgeschritten ist; letztere ist affectitt, manieritt und effectuirender Künstelei zuge- wendet. Feuilleton. Rrdigitt von Ott» Bautk. und zur Genüge besprochen. An musikalisch sicherer Haltung hat er inzwischen entschiedene Fortschritte ge macht, wie sein reizender tactschöner Bortrag der Variationen .La folia- von Corelli bewies. Doch kann ich nur den früher ausgesprochenen Wunsch wiederholen, daß eS ihm vergönnt sein möge, seine zu anstrengenden Kunstreisen mit einer der Ruhe und wetteren Studien gewidmeten Zeit zu vertauschen, da- mit nicht Uebermüdung und Erschöpfung seiner phy sischen Kräfte die Erreichung eines künstlerischen Ziels verhindere, für welche- sein außerordentliches Talent so vollkommen geeignet erscheint. Er spielte noch Cho- pin's L» äur Nocturno, Polonaise von Wieniawski und die Souvenir de Bade von Leonard. Da- Con- cert wurde in sehr anziehender Weise von Miß Agne« B. Huntington unterstützt, welche das Finale-Rondo au- Rossini'- .Lenerentola-, Lieder von L. Hartmann und auf stürmisches Verlangen noch „Loms »voet Lome- sang, und mit einem so glänzenden und zu gleich wohlverdienten Erfolge, wie ihn selten ein e-ste- Loncettdebut erringt. Ihre in der Tonbildung treff lich geschulte, umfangreich« Mezzosopranstimme ist von angenehmem, kernigem Klang, klar und rein, äußerst biegsam und präci» in der Ansprache, und ihre Technik zeigte sich in der Lenerentola Arie bereit- sehr gut au-gebildet in einer Loloratur, die Geläufigkeit und Glätte mit musikalisch geschmackvoller Accentuation und wirksamer Bortrag-behandlung verbindet. Nur sei der talentvollen Debütantin ein besonder- fleißige- Studium für deutliche Textau-sprache empfohlen, die eine unab lässige Bedingung für den Ausdruck bleibt. Da- Pro gramm wurde außerdem durch die Vorträge de- Pia nisten Hrn. Georg Leiter» vervollständigt, der von Gleichzeitig gab im GewerbehauSsaale der Lon- künstlervereiu seinen zweiten Production-abend, eröffnet durch eine interessante, musikalisch gehaltvolle So nate für Piano und Violoncello op. 18 von Rubinstein, die — wie mir berichtet wurde — von den Herren Heß und Bürchl in vorzüglicher Weise vorgeiragen wurde. E- folgte — ebensall- zum ersten Male — eine Phantasie (op. 207) für zwei Pianofortes von I. Raff, eine in der Factur musikalisch fertige und mehr nur auf brillante Wirkung berechnete Composition, welche sie auch durch die vortreffliche, im Zusammen« spiet sorgfältigst einstudirte Ausführung letten der Herren Jansen und Höpner erreichte. Den Beschluß bildete eine ganz meisterhafte Vorführung von Fr. Schu bert'» geistvollem und phantasireichem Octett (op. 166), daS im Andante die reizendste Verschlingung schöner Melodik und feiner Stimmführung entfaltet und dessen dritter Satz in seinem national-originellen Mo tiven lebhaft an des Tondichters vrerhändige Märsche für Pianofotte rrinnett. Die Herren Feiger!, Eckyold, Wilhelm, Böckmann, Trautsch, Demmtz, Hübler und Stein detheiliglen sich bei diefe» g<-numeichen Bor, trag, der freilich im vollen Eindruck seine- Wohl, den oder erhebenden Beispiel, überhaupt von der ethi schen Läuterung der Menschenseele durch die Poesie können von keiner Zeit widerlegt werden. Sie be festigen und bewähren sich im Gegentheil mehr und mehr, wenn wir im Theater da- blose Vergnügen »um Besten der wabren Poesie von dieser zu unter scheiden bereit sind. Der einfache und sichere Weg, diese- Ziel zu erreichen und da« öffentliche Wirken der Kunst zugleich veredelnd und segen-reich zu machen, ist die Begünstigung der klassischen Production. Freilich wird diese- Streben den jetzigen Theater- directionen sehr erschwert und ist gleichsam nur noch durch eine Art edler List erreichbar. Da« große Publicum will da« Kostbarste und Wetthvollste der Bühnenkunst: ei« ernste« Drama, eine Tragödie am liebsten nur noch dann genießen, wenn sie ihm wo möglich noch billiger al« die kleinsten Nichtigkeiten der modernen Production dargeboten werden. Wo man, wie so ost bei un-, mit Generosität auf diese- eigen- thümliche Ansinnen eingeht, verdient e- wenigsten- die vollste Anerkennung und Benutzung Die Aufführung war eine treffliche, doch ist keine Veranlassung vorhanden, hier wiederum auf ihre Spr» cialitäten einzugehen. O. B. Mittwoch den 1. Februar fand im Saale de« .Hotel de Saxe- da- Eovcert Maurice Dengre- mont's Statt Die bewunderung-werthen Leistungen de- so begabten jugendlichen virtuosen, der bereit» alle Mittel errungen hat, um sich zu einem Violin spieler ersten Range- entwickeln zu können, ist un- durch sein frühere- oftmalige- Auftreten hier bekannt K. Hostheater. — Altstadt. — Am 1. Februar: .Don Carlo-, Jnfant von Spanien.. Trauer spiel in 5 Acten von Schiller. (Zu ermäßigten Preisen.) Wie immer, wenn e- sich um Vorstellungen an der klassischen Literatur oder um Produktionen handelt, die sich dieser ihrem Werthe nach am meisten an schließen, war auch bei diesem Werke dcr Theaterbesuch ein überau- zahlreicher, die Stimmung eine feierlich gehobene, wie sie den Genießenden großen Dichter werken gegenüber zukommt. E- mag bei dieser Gelegenheit erwähnt werden, daß bei den Abenden zu ermäßigten Preisen der Grund satz, nur vorzügliche Schöpfungen vorzuführen, der eigentlich giltige und bei un- acceptitte ist. Er wurde bi- jetzt auch nur von einigen Au-nahmen unter brochen. In der That liegt e- auch sehr natürlich nahe, diesem exclusiven Bestreben zu huldigen, denn wenn man die Lhancen hat, zu sehr au-- gedehnten Kreisen von der Bühne au- reden zu lassen, zu Kreisen, die vielfach von der bildung-fähigen, noch für alle« Edle und Schöne unbefangen be» geisterten Jugend untermischt sind, so liegt e» im Interesse der sittlichen Erziehung diejenigen Ge- ficht-punkte im Auge »u behalten, welche Schiller bei seiner hochwichtigen Abhandlung über die Schaubühne al- einer moralischen Anstalt geleitet haben. Die von ihm au»gesprochenen Ueberzeugungen vom abschreckrn-
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