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VoiglliinWer Anzeiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. ZwenmWebenzigster 3,chrsMg. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstag«, Donnerstag« und Sonnabends. Jährlicher Abonnement-Preis, welcher zu entricht« ist, auch vei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 10 Ngr. — Ännoncen, die bi« Vormittag« 11 Uhr eingehen, werden in d»e Tag- darauf erscheinende Nummer aufgenomm«, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene TorpuS-Aeiie berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr.— Für die auswärtigen König!. GerichtSämter und Stadträthe, für welche der Loigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pansa bei Herrn Bürgermeister Leh mann, in Elsterberg bei Herrn E. A. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Lhaufseegelder-Einnehmer Holzmüller. Donnerstag. 104» 8. September 1861. Zeitungen. Sachsen. Die C. Ztg. schreibt: Bon den unmittelbaren Ergebnissen des nun geschlossenen Inristentags — die mittelbaren sind zahllos — seien jetzt nur folgende drei kur; hervorgehoben: Die Erklärung des Inristentags hat den Wunsch nach Volksvertretung am Bunde (ob man nun sage „Organ" oder „Einrichtung" — in der Sache ist's gleich) zum entschiedenen Ausspruch ge bracht. Die hannöversche Prozeßordnung, das Prinzip der Mündlichkeit im Civilproceß sind mehr und mehr in ihrer Bedeutsamkeit anerkannt worden. Der Bertheidigung und mit ihr der persönlichen Freiheit und Sicherheit ist ein freier Spielraum geebnet, vor Allem aber dem Geschwornengericht die baldigste Ein führung in ganz Deutschland durch einen Beschluß gesichert worden, dessen Bedeutung auf die Dauer nirgends wird verkannt werden. Alle diese Beschlüsse hat der Iuristentag fassen können, ohne seine rein juristische Competenz zu überschreiten. Stimmen sie nun überein mit den politischen Wünschen, zielen Recht und Zweckmäßigkeit auf die nämliche Entscheidung hin — so ist Aussicht auf baldige Willfahrung gegeben. Ein einiges Deutschland mit gleichem Recht für Alle, dieses Ziel des Juristentags, möge es bald erreicht werben! Dresden, 1. September. Der hiesige Turnverein zählt gegenwärtig ohne die erwachsenen Turnschüler und Kinder 800 wirkliche Mitglieder. Zwickau, 31. August. Heute verschied nach kurzem Krankenlager infolge eines Gehirnschlages einer unserer geachtetsten Mitbürger, der Staatsanwalt Appellationsrath Facilides. Aus Plauen gebürtig, erreichte derselbe ein Alter von 54 Jahren. Bad Elster. Nr. 44 der Curliste weist bis zum 1. September in 990 Parteien 1560 Personen mit 995 Curgästen nach. Präsent: 221 Personen. R uß ^Ürstenth. Gera, 29. August. Die Sammlungen für die deutsche Flotte gehen hier in der That so flott, daß bis heute bereits das fünfte Hundert Thaler überschritten, ohne daß die Sammlung noch beendet oder das Land dafür herangezogen ist. Hannover, 30. Ang. Bei der heute stattgehabten Hauptverhandlung des Gustav-Adolph-Vereins erfuhr man, daß im Rechnungsjahr 1859/60 an 557 Gemeinden 157,628 Thlr. versandt wurden. Zur Abnahme in den allgemeinen Verband hatte sich ein Verein in Wien und ein Verein in Mediasch in Siebenbürgen gemeldet. Präsident Hoffmann erklärte amtlich deren Auf nahme. — Zur Bewilligung von Liebesgaben hatte der Centralvorstand drei Gemeinden vorgeschlagen: die von Gruppe in Westpreußeu, Oels in Mähren und Undingen am Rhein. Die Abstimmung entschied für Gruppe, welche 5005 Thlr. erhalten wird. Italien. Turin, 30. August. Ein Leitartikel der heutigen Opinione erklärt den neapolitanischen Aufstand auf zwei an päpstliches Gebiet grenzende Provinzen reducirt, und fragt, was geschehen könnte, wenn die Truppen die Grenze überschreiten, die geflüchteten Insurgenten erreichen und das Land von ihnen säubern würden? Cavour wurde von ähnlichen Verhältnissen veranlaßt, in den Marken und Umbrien einzuschreiten. Die Grenzüberschreitung wäre keine Invasion, keine Occupation, und kein feindlicher Act gegenüber Frankreich, sondern nur eine legitime Bertheidigung. ES ist nicht zu viel verlangt, daß Frankreich dem Aufstande an der römischen Grenze ein Ende setze, oder die-' den italienischen Truppen zu thun überlasse. Dit Unterdrückung des Aufstandes wird die Anerkennung des italienischen Reichs von den andern Mächten'«uv eine leichtere Lösung der römischen Frage zur Folge haben, da dann kein Grund für eine fernere französische Occupation Roms vorhanden wäre. Italien be schleunige daher mit allen möglichen Mitteln die Vernichtung des Aufstandes; es liege im Interesse Frankreichs, mitzuwirken, denn es könnten Ereignisse auf tauchen, in welchen ein starkes Italien ein verläßlicher Alliirter Frankreichs und diesem von großem Nutzen sein könnte. Frankreich müsse daher aufhören, die Insurgenten zu beschützen und zu ermuthigen. England. London, 1. September. Das Reuter'sche Bureau bringt Nachrichten aus New York vom 22. August. Das Gerücht, daß die Truppen des Südens über den Potomac gegangen seien, ist falsch. Sie hatten allerdings Anstalten dazu getroffen und wollten in Maryland einrücken, allein der Fluß war durch starke Regengüsse so angeschwollen, daß sie ihr Vorhaben aufgaben. Die Unionsregieruug hat eine Proklamation erlassen, welche allen Freiwilligen und selbst einem Theile der noch nicht completen von der Regierung angenom menen Regimenter befiehlt, sich mit oder ohne Waffen nach Washington zu be geben. Die Freiwilligen eilen rasch nach Washington. Es sind dort neue Jnsubordinationsfälle vorgekommen. In Missouri herrscht Aufregung, weil die Truppen des Südens dort vorrücken. Sie haben bereits viele Städte im Süd-, westen des Staats inne. Amerika. Der Landtag der Südstaaten in Richmond hat am 8. d. M. mehrere Bills von Wichtigkeit angenommen. Durch eine derselben wird der Präsident ermächtigt, 400,000 Mann auf nicht weniger als ein Jahr und nicht mehr als drei Jahre anzuwerben. Eine zweite Acte dehnt die Armeevr- ganisation auf Kentucky, Missouri, Maryland und Delaware aus und ermächtigt den Präsidenten, in jenen Staaten Regimenter und Bataillone zu errichten und Officiere für denselben zu ernennen. Durch die dritte Acte wird der Präsident ermächtigt, alle erwachsenen Einwohner der südlichen Staaten, welche nicht Bür ger dieser Staaten sind, erforderlichenfalls zu verhaften und als Feinde des Landes zu behandeln und alle Bürger, welche die Autorität der Vereinigten Staaten anerkennen, binnen vierzig Tagen des Landes zu verweisen. Qertliches. Es steht uns in nächster Zeit wieder ein hoher musikalischer Genuß in unserem Plauen bevor. Das Oratorium „Paulus" von Felix Mendelssohn- Bartholdy kommt am 15. Septbr. in unserer Hauptkirche vollständig zur Aufführung, wozu, wie wir hören, bedeutende und renommirte Hilfskräfte auch von auswärts gewonnen worden sind. Wir dürfen uns mit Recht darauf freuen, da uns ja die sehr gelungene Aufführung des Mendelssohn scheu „Elias" von vor'm Jahre her erbaulich noch im Herzen wiederklingt. Vielleicht ist e- nicht ohne Absicht geschehen, daß die beiden großartigen Werke MenvelssohnS auf einander folgen. — Der Eine meint: „Paulus" ist Mendelssohns größtes und schönstes Werk, der Andere hält „Elias" dafür. Wir wollen darüber hier nicht entscheiden. So viel steht fest, daß beide in ihrer Art den Zweck, reu sie als religiöse Musik haben sollen, in hohem Grade erfüllen und darum find sie eben gleich groß. DaS Gemüth wirb durch diese Musik wahrhaft er baut, sie hebt öie Seele empor zu dem großen Gott, sie vermag daS verstockt^ Herz zu erweichen, daS stolze mit Demuth zu erfüllen, das trauernde zu trösten, daS schwache zu stärken. Die Kirchenmusik, die für Alle sein soll, für Gebil-