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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. G Hartmann. «7 Erscheint mit Ausnahme der Sonn« und Festlage tüglich Abend» und ist durch alle Postanstalten zu beziehen. Donnerstag, -en 20. März. Prei« für da» Vierteljahr 1^ Lhaler Insertion»-Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile I Reugroschne. 18S« Abonnements Einladung. Mit dem 1. April beginnt ein neues vierteljährliches Abonnement auf das „Dresdner Journal". Wir er suchen die auswärtigen Leser desselben, die Bestellungen bei den nächstgelrgenen Postämtern recht zeitig machen zu wollen, damit keine Unterbrechung in der Zusendung eintritt. Der vierteljährliche Preis ist in Sachsen 1^ Thlr., wofür in Dresden, wo die Bestellungen bei der unterzeichneten Expe dition zu machen sind, das Blatt den Abonnenten täglich Abends nach Erscheinen frei ins Haus gesandt wird. TL" Inserate aller Art, die im „Dresdner Jour nal" eine weite Verbreitung finden, werden für den Raum einer vierspaltigen Zeile mit 1 Ngr. berechnet. Dresden, im Mär; 1856. Köuizl. Erpeditiou des Dresdner Journals. Nichtamtlicher Theil. Nebtrsicht. Tage-geschichte. TelegrapsMche Nachrichten aus Paris. — Wien: VerändUMgen im diplomatischen Corps. Ein Actienunternehmew zur Regelung des Ge- treidehandels aus Ungarn nach Deutschland projectirt. — Berlin: Vom Hofe. Der neue Polizeipräsident ein gewiesen. Kammerverhandlungen. Noch einmal die Duell angelegenheit. — Augsburg: Ein Dankschreiben des Königs. — Aus Kurhessen: Die Eingabe der Israeliten bezüglich ihrer bürgerlichen Gleichstellung. — Weimar: Bes serung in dem Befinden d,S GroßherzogS. Vom Landtag«.— Paris: Zur Geburt des Kronprinzen. Die Unterzeichnung deS Friedens als nahe bevorstehend betrachtet. Günstiges Befinden der Kaiserin und deS Kronprinzen. — Brüssel: Der König nach England abgereist.— Neapel: Getreide ausfuhr gestattet. — Florenz: Der neue belgische Ge sandte. — Genua: Königin Amalie und die Herzogin von Orleans eingetroffen. -— St. Petersburg: Der Erlaß deS Großfürsten Konstantin. Näheres über den An griff der englischen Flottille auf die Ostküste Sibiriens. — Von dor polnischen Grenze: DaS Auftreten deS neuen Statthalters in Polen. Local- und Provinzialanftelegenheiten. Dresden: Generalversammlung der Aktionäre zur Erbauung eines zweiten Theaters. Die Reifeprüfung der Annen - Real schule. Ein kni cirsmsticzue zum Besten der Armen. Feuer in FriederSdorf. — Chemnitz, Freiberg und Zwickau: Schulnachrichten. — Annaberg: Diebstahl. Schwarzbach: Ein toller Hund. — Luppe-Dahlen: Feuer in Meltcwitz. Statistisches aus der Strafanstalt Waldheim Feuilleton. Inserate. Börsennachrichteu. TageSgeschichte. Telegraphisch« Nachrichten. Paris, Mittwoch, 18. März*). Der heutige ,Moniteur" meldet, daß gestern in den Tuilerien der angekündigte große Empfang stattgefunden hat Zu den Eonferenzmitgliedern sagte der Kaiser: Er fühle sich glücklich, daß die Vorsehung ihm einen Sohn zu einem Zeitpunkte geschenkt habe, wo eine allgemeine Versöhnung sich für Europa ankündige. Zum Prä fidenten deS gesetzgebenden Körpers, Grafen Morny, äußerte Se. Majestät: Er weihe das in der Wiege befindliche Kind dem Frieden. Freiherr v Manteuffel ist gestern (Dienstag) vom Kaiser empfangen worden. Die Generale Nanton, Bosquet und Canrobert sind zu Marschällen» der Staatsminister und Minister des kaiserlichen Hauses, Kould, und der Admiral Hamelin zu Großkreuzen der Ehrenlegion ernannt worden. - Während die Kaiserin und der Kronprinz sich wohl befinden, geht Prinz Jeröme seiner Auflösung entgegen *) Eingegangen Mittag» l Uhr 4L Minuten. ÄLien, 18. März. Die heutige „W. Z." meldet amt lich, daß Se. k. k. apostol. Majestät mit allerhöchster Ent schließung vom 25. Januar l. I. an die Stelle deS bisheri gen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Mi nisters am päpstlichen Stuhle, Grafen Moritz Esterhazy, in gleicher Eigenschaft den Gesandten am königl. großbritanni schen Hofe, Grafen Franz Colloredo, zu ernennen, ferner mit allerhöchster Entschließung vom 7. d. M. den bisherigen Ge sandten in München, Grafen Rudolph Appony, nach Lon don und den dermaligrn Gesandten in Kopenhagen, Grafen Edmund Harkig, als solchen an den königl. bayrischen Hof zu versetzen geruht haben. § LtZien, 17. März. Es wurde bereits von Zeitungen be richtet, daß Se. Durchlaucht Fürst Kellr v. Hohenlohe-Oehrin- gen und Herr Rigaud, ein Handelsmann aus Frankfurt, eine Audienz bei Sr. Majestät dem Kaiser hakten. Aus Frank furt wurde Ihrem Blatte mitqetheilt, daß die Reise des Für sten hierher industrielle Zwecke hätte.. Ich befinde mich in der Lage, Ihnen ein Näheres über dieselben mitzutheilen. Der Fürst betreibt die Ausführung eines ProjectS, dem Ge treidehandel aus Ungarn nach Deutschland einen wesentlichen Vorschub zu leisten oder eigentlich ihn überhaupt zu regeln, was er bisher zum Nachlheile der Producenten Ungarns und der Consumenten Deutschlands nicht war. Seit der Ab schaffung der Zehnten war derselbe noch um ein Bedeutende« erschwert worden, da damit auch die cinzigen den Handel erleichternden großen Zehentmaqazin» aufhörten, aus welchen stets ungeheure Massen aufgespeicherlen Getreides leicht in den Handelsverkehr übergingen. DaS Projekt, dessen Aus führung Fürst Hohenlohe derreibt, ekpeit d,e Errichtung von großen Getreidedocks in Ungarn. Diese Docks sollen gewis sermaßen die großen Centralmagazine werden, nach welchen die ungarischen Producenten ihr Getreide zur sichern und leich ten Verwerthung bringen könnten. Andere an der Donau in Oesterreich und Bayern zu errichtende Docks sollen den Verkehr nach Deutschland mittelst Eisenbahnen, der Donau, deS Donau-Maincanals, des Mains und Rheins vermitteln. Au dem Behufs der Ausführung des ProjectS soll eine Aktien gesellschaft sich bilden. Ich glaube Ihnen mittheilen zu kön nen, daß das sich in ökonomischer Beziehung bestens empfehlende Projekt hier eine gute Aufnahme gefunden hat und einer gründlichen Erwägung würdig befunden wurde. Auch tech nische Fachmänner zu dem Zwecke technischer Erhebungen an Ort und Stelle und einer Aufstellung des ProjectS in seinen Details sind mit dem Fürsten hier eingetroffen. Berlin, 19. März. (B. Bl.) So weit cs dis jetzt be stimmt ist, werden sich Ihre Majestäten der König und die Königin, so wie die königlichen Prinzen und Prinzessinnen nebst deren Hofpersonal nächsten Donnerstag in der Schloß kapelle zu Cbarlottenburg das heilige Abendmahl reichen lassen, was vor dem heiligen Osterfeste immer zu geschehen pflegt. — Dem Oberregierungsrath Freiherrn v. Zedlitz werden heute durch den Oberpräsidcnten v. Flotkwell die Geschäfte de« hie sigen Polizeipräsidiums übergeben werden. — (St.-A.) In der gestrigen Sitzung des HauseS der Abgeordneten zeigte der Präsident deS Hauses, Graf zu Eulen burg, an, daß der Ministerpräsident Freiherr v. Manteuffel, als Abgeordneter für das Hau« der Abgeordneten einen Ur laub auf 14 Tage nachgesucht habe, welche er zu einer Reise nach Paris benutzen wolle. — Es folgte darauf der Bericht der Commission für Handel und Gewerbe über den Entwurf eines Gesetzes, wegen Herabsetzung der Tara-Vergütung für rohen Kaffee in Ballen oder Säcken. Das Gesetz wurde auf den Antrag der Commission ohne Diskussion angenommen Der Handelsminister legte darauf einen Gesetzentwurf vor, betreffend die Abänderung und Ergänzung einiger Bestim mungen der Bankordnung vom 5. Oktober 1846 und einen Gesetzentwuf wegen Verminderung der Kassenanweisungen um 15 Millionen Thaler, so wie der Ausgabe verzinslicher Staatsschuldverschreibungen über 16,598,000 Thlr. — Es folgte der Bericht über den Antrag des Abg. Fleck zur Ab hilfe der aus den Zeitgeschäften den Getreidebörsen in Getreide, Oel und Spiritus entstehenden Nachtheile. Die Commission beantragt: die königliche Staatsregierung zu ersuchen, gegen die besonders an den Getreidebörsen häufig vorkommenden, als eine Wette zu betrachtenden Zeitgeschäfte in Getreide, Oel und Spiritus geeignete Maßregeln zu treffen, ohne die reellen Lieferungsgeschäfte in diesen Handelsartikeln zu beein trächtigen und derselben insbesondere zur Erwägung zu geben, ob nicht für diese Zwecke ») eine Revision der Bestimmungen über daS Mäklerwesen herbeizuführen und t>) ein abgekürzte« Verfahren der Gerichte bei der Aburtelung der Lieferungs geschäfte anzuordnen sei. Die Versammlung ging schließlich zur Tagesordnung über den Antrag der Commission. — In der Duellangelegenheit veröffentlicht die „N. A." Folgendes: ,.Mit Rücksicht auf die allgemeine Thrilnahmc, welche der Tod meines Bruders, des General-Polizei-Direktor» v. Hinckrtdey, ge funden hat, und veranlaßt durch dir Erörterungen, welche über dir« unglückselige Ereigniß von verschiedenen Seiten her verdffentlicht worden sind, fühle ich mich verpflichtet, meinerseits nachstehende Lhatsachen hinzuzufügen, deren Wahrheit ich verbürge und von denen ich erwarten darf, daß sic behufs einer unbefangenen und un parteiischen Würdigung dieser ganzen Angelegenheit nicht überflüssig erscheinen werden: >) Das von dem Polizei Leutnant Damm gegen den Jockev-Elub eingehaltrnr Benehmen wurde von meinem Bruder ernstlich gemißbilligt, und er verhängte, gegen eine mildere Luffas fang der Mitglieder de« Polizeipräsidiums, über dm Damm eine Ordnungsstrafe von 2V Thlr., dir auch wirklich eingezogen worsim ist. 2» Der Polizei-Leutnant Damm wurde später von dem Herrn Minister des Innern, aber ohne Stande«- und Sehaltserhbhung, nach Paderborn versetzt. 3) Urber den aus dieser Angelegenheit entstandenen bonfliet hat der General-Polizei-Dirrctor v. Hinckeldey unter dem 8. September v- I. alleruntertbänigsten Bericht erstarret und um strengste Untersuchung gebeten. Ein Erfolg dieses Schritte« ist aus den hinterlassenen Papieren meines Bruders nicht ersichtlich. 4) Eden so ist von meinem Bruder, nach Ausweis der mir vorlie genden Schriftstücke, kein ehrenhafte« Mittel unversucht gelassen wor den, um die entstandenen Differenzen gütlich auszugleichrn, und wenn die von ihm vorgeschlagenr Form dieser Au«glrichung dir Zustim mung seines Gegners nicht erhielt, so ist eö ihm wiederum nicht möglich gewesen, die in dieser Beziehung von der andern Seite aus gesprochenen Aumuthungen zu erfüllen- 5) Das Duell zwischen meinem Bruder und Herrn v. Rochow ging nach dem mir mitge- theiltrn Urtheil eines ehrenhaften Augenzeugen streng nach den be stehenden Gesehen vor sich. Richt im Entferntesten zeigte aber mein Bruder durch Wort oder Lhat eine vorherrschende Absicht, seinen Gegner im Duell zu tddten, wie er auch der Aufforderung, sich sei ner Kurzsichtigkeit halber einer Brille zu bedienen, nicht nachkam. 6) Außer Herrn v. Rochow hat mein Bruder Niemandem eine Aus forderung zugeben lassen. Berlin, >8. März 18L6. C. v. Hinckel- dev, königl. Oberförster und Herzog!, meiningrnschrr Kammerherr. Augsburg, 17. März. Der erste Bürgermeister, Herr Forndran, veröffentlicht in der „Allg. Arg." folgendes an ibn ergangene königliche Handschreiben: „Herr Bürgermeister BerlagShandlun- und Atelier von Gaber un dichter. Die rylographischen Arbeiten von August Gaber in Dresden find seit mehrern Jahren bei Kunstkennern mit Recht in den besten Ruf gekommen. Wenn man in der neuern deutschen Holzschneidekunst tüchtige Meister nennt, welche zur nationalen Hebung desselben beigetragrn, so wird man auch bei uns in Sachsen, da» immer den thätigsten Antheil an der Fortentwickelung de» Schönen genommen hat, die Namen Kretzschmar, Bürckner und Gaber nicht vergessen dürfen. Die Engländer, wesentlicher aber die Franzosen und Belgier haben bisher in der Holzschneidr. kunst, zum Theil infolge alter handwerk»treuer Ueberlieferungen, zum Theil durch eine bei den Engländern gewissenhafte, bei den Franzosen elegante, graziöse Technik, vor unS Deutschen den Borsprung größerer Sicherheit, Leichtigkeit und malerisch feiner Pointirung und effectreicher Gesammtwirkung voraus. Unsre inländische Kunst hat ihnen hierin jedoch glücklich nachgeeifert, und wenn fie auch daS Ziel noch nicht erreichte, so gewann flc doch, getragen, gelenkt und begeistiqt von dem großartigen Auf schwünge unsrer vaterländischen Malerei, jenen Ausdruck der Treue, Wahrheit und GemüthSinnigkeit, welcher den eigentlichen, auf Gefühls- und Gedankentiefe baflrten TypuS der germanischen Kunst auSmacht. Gerade diese Richtung nach der innigen, empfindung-vollen und naiven Seite hin hat August Gaber mit trefflichem Erfolg vertreten. Arne Grundstimmung seine» Talent» veranlaßte be. sonder» seinen nähern Anschluß an die echt deutsche, poetisch liebenswürdige Muse Ludwig Richter'», von dem Gaber eine Feuilleton. große Menge seiner vorzüglichsten Zeichnungen und malerisch dichterischen Illustrationen durch den Holzschnitt fein, korrekt und mit echt künstlerischem Fleiß vervielfältigt hat. Eine nicht mindere Verbreitung haben in neuerer Zeit die schönen, der rein stylifirten biblischen Kunstrichtung angehörigen Blätter von Scknorr'S ,,Bibel in Bildern" gefunden, die meisten» gleichfalls von Gaber geschnitten find. Gegenwärtig liegt uns ein ungemein gelungenes und seinem Gegenstände nach nicht minder als vermöge seiner vollendeten Coinposttion beachtenSweriheS Bild vor. ES ist daS Crucifir für Schule und HauS: „ES ist vollbracht!" nach Mich. Angelo von Schnorr v. EarolSfeld mit wunderbarer Schönheit auSge- führt und durch Gaber in Tondruck rylographirt. Möge daS- selbe dem gebildeten Publicum aller Stände eine wünschen», werthe Gabe sein. Zugleich sei hier mit Freude darauf hingewiesen, daß August Gaber in Verbindung mit Heinrich Richter hier eine Perlag-. Handlung unter der obengenannten Firma begründet hat, die fich mit Veröffentlichung ihrer Holzschnittwerke beschäftigen und auch sonst alle in ihr Fach einschlagende Aufträge übernehmen wird. Man darf die feste Hoffnung hegen, daß da» neue In stitut eine höchst günstige Zukunft haben wird. Otto Banck. Theater. Berlin. Neber da» bereit» erwähnte erste Auftreten de» Herrn Dawison auf der Friedrich-Wilhelmstädter Bühne al» Thoranne in Gutzkow'» „Königsleutnant" sagt die „National-Zeitung": „Da» Urtheil überden trefflichen Künstler hat fich bereit» im verflossenen Jahre auf »inen ziemlich ein stimmigen Spruch festgesetzt, indem man in ihm den besonder« Charakter deS „BirtuosentbumS" auf dem theatralischen Gebiete kennen lernte. DaS Bezeichnende der hervorragenden Kunst, leistungen unsrer modernen Epoche ist wesentlich der ESprit, und diesen vertritt Herr Dawison in glänzender Weise. Man ver- mißte im Allgemeinen in seinen Rollen die innerliche und organisch stetige Einheit der dargestellten Persönlichkeit; an den idealen Ausdruck deS höher« heroischen Style» ragte ferner daS Wesen und die Färbung de» Stimmorqane» nicht durchweg hinan; auch störte mitunter ein fremdländischer Accent in der Aussprache de» Künstler». Aber man erfreute fich in hohem Grad« an der genialen Frische und Kraft der Auffassung, an dem Reichthume der Ausstattung in Mimik und Plastik und, neben mancherlei allzu absichtlichen und au»geklüqelten Pointen, an der schlagen- den Wirkung einzelner Momente von echter Naturwahrheit und an der Ueberraschung eben so feiner al» geistvoller Züge der Charakteristik. Bon diesen Andeutungen ausgehend wird man unschwer zu einer allgemeinen Vorstellung von dem „Thoranne" de» Herrn Dawison gelangen und e» begreiflich finden, wenn wir sagen, daß die genannte Rolle unter den Leistungen de» Künstler» in erster Reihe steht und bei ihr dir positiven Seiten seine» Talent» den feinsten Spielraum gewinnen. Dawison'» „Thoranne" war ein» der reizendsten dramatischen Genrebilder, da» man sehen konnte; jede Nuance fand ihren warmen, leben digen Au»druck in diesem reichen, delikaten und geistvollen Spiel. Herr Dawison setzte sein Gastspiel al» „Bonjour" und „Sir Harleigh", zwei Meisterleistungen höchster Vollendung, bei ge- drängt vollem Hause und auSgeräumtem Orchester fort.