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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. Pränumerations- Preis 22) Sgr. Tblr.) v-erteljüNrlich, 3 Tbalcr für das ganze Jabr, ebne Er höhung, in allen Zheileu der Preußischen Monarchie. für die Man vränwncrirt uns diese» Beiblatt der Mg.Pr. Staats- Zeitung in Berlin in Ler Expedition lMehren - Straße Nr. 34>; in der Provinz so wie im Auslande bei den Wodltöbl. Post-Aemtern. Literatur des Ausland es. 49 Berlin, Montag den 21. Mai 1832 Frankreich. D^uisöeü 6e la soussnanev morale. (Skizzen moralischen Leidens.) Von Cd. Alletz. 2 Bde. Paris 18)2. Moralisches Leiden! Ein schönes Feld, sowohl für den Psycho logen als für den Dichter. Gehöret Ihr zn denen, die, von einem inneren Instinkt angctric- ben, die Welt zn sindircn und Gott in den Menschen zu suchen, ein gewisses dunkles Gefühl besitzen, vermittelst dessen sie die Seele ergreifen oder vielmehr umfassen, um sich ihrer als eines nicht zu definircndcn, aber ungemein zarten Instrumentes zu bedienen, das ihnen alle Tone der inneren Welt deutlich macht, so daß sie das Leben in seinen vorübergehendsten Vibrirungen, wie in seinen ent ferntesten Harmoniken, wahrzunrbmcn und das leiseste Klopsen des menschlichen Herzens zu deuten vermögens Wenn Ihr zu diesen ge höret, so belauschet die Seele mitten in einer ihrer entscheidenden Krisen, zu einer Zeit, wo sie, mit aller Macht sich zusammemirh- mcnd und mit Schrecken in ihr Innerstes sich zurückziehend, dem Schmerze in edler Resignation zu widerstehen sucht; oder zu einer Zeit, wo ihr aus irgend einer offenen blutenden Wunde Thronen entstürzen, die sich in Haß und Rache auslöse», und wo sie, müde, gegen die unerträgliche Last anzukämpfcn, von der sie gedruckt wird, alles Menschliche abstrcist und der sittlichen Gewöhnung Hohn spricht- belauschet sie in einem jener Augenblicke der Erhebung oder des tie fen Falles, und der Berührung Eures geistigen Unges mit jenen zarten Phänomenen werden lausende von leuchtenden Funken enlsprü- hen. Beobachtet, wenn Ihr Gefallen daran findet, die drei cbeg von Herrn Alletz behandelten Gegenstände: die Gefangenschaft, die schuldvolle Gattin und die Verbannung; nähert Euch mit dem Mikroskop und mit dem psychologischen Skalpirmcsscr dem inneren Leben jener drei Typen; folget dem gefühlvollen Gesange- ncn in seine düstere Zelle, in seinen Ideengang und in das Laby rinth von Seelenleiden, unterwcrset die Neigungen und die Gefühlswelt jener schuldvollen Gattin und jenes Geachteten dem prüfen den Unheil des richtigen Blickes, und ist Euch dieser, wie ich vor aussetze, so eigen, wia jener innere Instinkt, den Ihr durch emsige Studien zu vervollkommenen gesucht, so werdet Ihr die Psychologie durch Eure Wahrnehniungen bereichern; Ihr werdet zur Vollen dung dieser großen Wissenschaft beigctragcn und ein nützliches Werk gelhan haben. Oder, scyd Ihr etwa keine Psychologen, seyd Ihr vielmehr Dichter? O, dann werdet Ihr in jenen trauernden menschlichen Seelen die Saiten auffindrn, die nur Eurer Berührung bedürfen, um einen tiefen Ton von sich zu geben, der in allen Herzen wirder- klingt. Dem Schmcrzensruse dieser im Leiden sich erhebenden oder von ihm erdrückten Seelen werdet Ihr so süße, natürliche und be sänftigende Liedeslaute beimischen könne»! Thut dies, und wenn Ihr von dem ächten poetischen Hauche durchdrungen scyd, wenn der Genius Euren Griffel teilet, werdet Ihr das reiche Buch der Dich tung nm eine Seite vermehrt und ein schönes Werk gethan haben. Wenn Ihr statt dessen jedoch in der Eile des Studiums nur einige unvollkommene Einblicke in die Seele und ihre Verrichtungen gethan und mit halbem Wissen Euch für Psychologen ausgebt; wenn Ihr zugleich, weil Ihr mehr Berus zum Philosophen als zum Dichter zu haben glaubt — oder Gott weiß, aus welchen Gründen — nur mit einem ganz gewöhnlichen Kunst-Talent Euch begnügt und eben darum auch nur halbe Poeten scyd, so wird cs Euch, gleich viel, ob Ihr nun das weite fruchtbare Feld des moralischen Leidens stach allen Richtungen durchstreift, oder aus die drei von Herrn Alletz gewählten Stoffe Euch beschränkt, eben so ergehen, wie es diesem ergangen ist. Wer die Gefangenschaft, die schuld volle Gattin und die Verbannung gelesen hat, wird unstrei tig einigen Einzclnhciten Reiz und Wahrheit zugestehen, aber er wird sich auch fragen, ob der Verfasser wohl aus seinen drei Ge genständen den ganzen philosophischen und poetischen Stoff zu zie hen verstanden, den sie ihm darboten? Die Wissenschaft, so scheint es, hat sich darin an der Poesie und die Poesie wieder an der Wissenschaft versündigt; diese ist hohl und ftne gcschroben; Ab straktion und poetische Beschreibung tödtcn sich darin gegenseitig, und die Wirkung geht überall verloren. Ihr könnt Euch freilich, wie Herr Metz, durch geschickte Wendungen des Stils und Lurch eine gewisse Haltung des Gedankens von dem Gewöhnlichen anszcich- nen, aber Ihr werdet darum doch keine Skizzen moralischen Leidens entworfen haben, und Euer Zweck wird zum Theil ver fehlt scyn. Ihr werdet, gleich Herrn Alletz, durch rin so gemisch tes Werk eine Art von Präludium zur reinen Psychologie und zur reinen Poesie kargcstellt haben, aber Ihr werdet einstweilen nichts weiter als ein Scmipsycholvg und ein Scmipoct scyn, und Ihr werdrt nichts Andercs produzirt haben als — einen Bastard. (Ilev Lnc^cl.) Bibliographie. isc-olo sibs <-»mmuno8. (Nie Schule der Kommunen). Eine Er klärung der Gesetze und Ordonnanzen, Behufs ihrer Vollziehung, zum Gebrauche der Sichres und Munizipal-Beamten in Gemein den von ütkOO Seelen und darüber. Erster Jahrgang. 1832. Pr. 13z Fr. ä l'uktcntion <l« la hrance 8ur la cn.vine. militaii-e. (Ausruf an Frankreich, mir Hinweisung auf dessen Seemacht.) Von Hru. v. Pradt, chemal. Erzbischöfe von Mechel». Pr. 2) Fr. I>< la üoininalinn lranxaisv »n /llriguo. (Von der Französischen Herrschaft in Afrika.) Eine Beantwortung der aus der Occu- pation Algiers entspringenden vornehmsten Fragen. Pr. 3) Fr. Lmzmsuv maiml« c-t zwlitnjun sie« 1nat8-1i»is. (Moralische und politische Skizze der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika.) Von Achille Murat, Bürger der V. St., Oberst der Belgischen Armee und ehemaligem Kronprinzen von Neapel. Pr. 3 Fr. ^cmvcmu Systeme oto. (Neues System zur Unterhaltung der Landstraßen und Nebenwege.) Vom Architekten I. Graß. Schweden. Historische Literatur. (Fortsetzung.) In Betreff der Revolution selbst und ihrer nächsten Folgen finden wir nun in der vorliegenden Sammlung folgende allerdings an Werth als historische Urkunden sehr verschiedenartige 20 Do kumente: 1) Bericht über den Ausbruch der Revolution in Wermland, von Gr. Adlcrsparrc, nebst einem Tagebuch über den Marsch der Westarmee von der genannten Provinz nach Stockholm. — 2) Be richt über die in Stockholm vorgcfallcne SlaatS-Umwälzung des 13ten März 1809, von dem General Adlcrcrcutz. — 3 und 4) Kür zere ähnliche Aufsätze, der eine von einem Ungenannten, der andere nach inundlichcr Mitihcilung eines ebenfalls nicht genannten Augen zeugen ausgezeichnet. — 5, 6 und 7) Drei ähnliche Berichte, wovon keiner ohne großes Interesse wird gelesen werden, nämlich von den durch ihre Bildung und durch ihre Stellung im Staate hier sehr kompetenten Berichterstattern: dem Bruder des Grafen Adlcrsparre, Kanzlei-Rath und Chef des geheime» Archivs, dem oben erwähnten Baron Ehrenden» und schließlich dem General Silversparre, wel cher den abgcsctzlen König zuerst nach Drottningholm und zehn Tage später nach Gripsholm geleitete. — 8) Schließt sich a» diese Be richte derjenige an, welchen der Ober-Jägermeister von Greiff „über scinrn Antheil an der Gcsangcnnekmung Gustav Adolphs den 13lcn März 1809" abgcstattel. — 9) Anekdoten von dem Aufenthalt dieses Königs zu Gripsholm. — 10) Die der Revolution von den Reichs- Ständen Schweden« gewährte feierliche Sancticn. — 11) Depesche von dem Englischen Minister George Canning an den zu London rrsidirendcn Schwedischen Gcsaiidtrn. — 12) Ein in der offiziellen Zeitung Großbritaniens gegebener Bericht über die Schwedische SiaatS-Umwälzung. — 13) Aktenstücke, die nach der Revolution vvrgenommenc Expedition nach Westerbönen betreffend. — 14) Der gleichen über deli Aufenthaltsort und die Abreise Gustav Adolphs und feiner Familie. — 15) Dergleichen über die Wahl des Thron folgers. — 16) Dergleichen über die damals obwaltenden Verhält nisse Schwedens zu den auswärligcn Mächten, welche in de» drei letzteren Theilen des Werks das Gewichtigste ausmachen dürften. — Endlich 17—20) Briefe von Verschiedenen an Verschiedene: wor unter als dir merkwiirdigstc» die von Carl XIII. vom Marz bis zum November 1809 fast posttäglich an den Gr. Adlcrsparrc geschliche nen kcrausgchoben zu werben verdienen, so wie rin »och anr 12irn März in Schonen an den unglücklichen König von dem General Toll vcrfakkrr und abaescndeter, der allerdings auch einer gewissen, jedoch tragischen Merkwürdigkeit nicht ermangelt, nm so mehr, da dieses empörrndc Schreiben erst von dem „Gefangene» und Entthronten" in Empfang genommen werden konnte.