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MWMNUhW Amtsgericht und den Stadtrat zu Wilsdruff rentamt zu Tharandt Postscheck-Konto: Leipzig Nr. 28614. 0« ,WiI«dn>ffer Tageblatt" erscheint tögllch, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, abend« s ilhr für den folgenden Tag. /- Bezugsprel« bei Eelbstabholung »on der Owckerel wöchentlich ro Pfg., monatlich .0 Pfg., vierteljährlich r,10 Mk.; durch unsere Austräger zugetragen monatlich R> pfg., vierteljährlich 2,so Ml.! bei den deutschen Postanstalten vierteljährlich 2,40 Mk. ohne ZusteNungsgebühr. Aste Postanfiaiten, Postboten sowie unsere Austräger und Geschäftsstelle nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. / Im Faste höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen der Betriebe der Zeitungen, der Lieferanten oder der Beförderungsetnrlchtungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. 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Paul Dost-Wolkenstein. liimgl Glocken, äie ihr noch geblieben, froklockenä über Lerg unä Tal! Legrüöt äie tapker'n, teuer'n Lieben, Oie nun zurück aus Ost unä Huai! Oss Grööt«, äas äie Dell gesehen: ven Menschen geist im wiläen Mahn, Oas loäesmuligste Geschehen — ven tzsö, äen Deiä, äie Mui voran 0 Klingel, Klingel, jubell, braust! Gin heilger frieäen will stch senken Onä unser Schicksal, unsre Zukunft Huf segensreiche Laknen lenken. Klingt Glocken! füllt äie bangen Herzen Wil heilgem Mui unä Gottverlrau'n! Still, Himmel, alle bittern Schmerzen, Huf alles Volk zum Meilerbau'n! Air, äie wir leben, Schmerzen tragen, Zinä ein Geschlecht am Grümmerkauf' öestimmt, äen Kinäern ohne Klagen Tu bauen «ine Heimat aut! Vas sei äie Losung heul' zum feste, ver heulgebor'ne leuchl uns vor! folgt seinem Vorbilä! Deutsche Lanäe! Gr hebt uns aus äer Dol empor! Klingt Glocken unä ihr Chöre singet So mächtig, äaö äer Schmer; entflieht, VaS äem, äer mit Grinn'rung ringet, Vas Herz in Hoffnungen erglüht! Venn was in Dol unä Goä verklungen, Zn Asche liegl, im Grümmerkauf', Hal mil Daturgewali gerungen Dach eines kök'ren Schicksals Lauf! Meöt nichl äen Schmer; an eurem Glücke — Air Menschen stnä äer Menschkeil Knecht — Mir leben, sterben, streben, ringen für äas gesamte Grägeschlecht! Klickt koffenä ;u äen lichten Sternen Unä trinkt aus ikrem Glanze Mut! Air müssen nun vergessen lernen ven Schmer; um äas vergost ne Llull ver Zukunft gill äas neu« Leb«n Ganz, einem kommen äen Geschlecht Air, äie äes deberganges beben, Erzittern um äer Heimat Kecht! Dicht Kosen liegen auf äem Aege Cs winkt kein fest mit Ganz unä Spiel — Gigantenarbeit zu vollbringen: Gin neues Volk; ist unser Del. - MilMchlZgMen. ° 0 Gränen stnä gar viel geflossen dnä stieben Keule bitter-keiö. Ao stnä äie Lrüäer, äie Genosten, Aokin äer goläne Zugenäkreis? Ao bleibt äer Vater seinem Kinäe vnä äer gebrochnen Mutter Sokn — ver junge Herr mit äem Gestnäe Gnä aller Mühen Dreis unä Lohn? Sie ruhen in äen Kühlen Grüften — Stumm, ewig stumm, äer heimst fern. — Sie starben, ihrer Micht ergeben, für Haus unä Hof unä Zukunft g rn! Was geht bei der Entente vor? Arbeitspflicht. Darf man im neuen Deutschland wieder von Pflicht reden? Wir sehen, alle die sich häufenden, sich förmlich überstürzenden Nachrichten über die Folgen unserer Ohn macht gehen so ziemlich spurlos am deutschen Volke vor über; es hat anscheinend keine Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, was aus uns allen werden soll, wenn unsere Feinde die Sklaverei und Schuldknechtschaft über uns ver hängen, den sie als den einzig gerechten und dauerhaften Friedenszustand für Europa ausgeben. Was aber soll gar aus uns werden, wenn es dabei bleibt, daß die politische Umwälzung in Stadt und Land in eine Lohnbewegung aufgelöst wird, wenn die Arbeiter und Angestellten Forderungen über Forderungen stellen und so einen Betrieb nach dem andern zum Stillstand bringen? Es ist kein Geheimnis mehr, wie stark die öffentlichen Kassen in An spruch genommen sind, wie groß allenthalben der Pro duktionsrückgang ist. Wie eine Lähmung liegt es aus unserem gesamten Wirtschaftsleben. Die Regierung ringt die Hände; denn nur noch wenige Wochen so weiter, und wir sind fertig, vollständig fertig. Immer wieder erhebt sie ihre Stimme, um die Arbeiter zur Vernunft zurückzurufen; bis jetzt scheint alles nichts genutzt zu haben. Der Berliner Magistrat will die liegen- gebliebenen Unlergrundbahnbauten wieder aufnehmen und zu diesem Zwecke zunächst 3000 Arbeiter einstellen — es melden sich 17. In den mitteldeutschen Braunkohlengruben könnten hunderttausend Arbeiter guten Verdienst finden — sie find nicht auszutreiben, obwohl die Zahl der Arbeits losen in der nahen Rekchshauptstadt von der gleichen Ziffer nicht mehr weit entfernt ist. Die bayerische Regierung will das großartige Walchenseekraftwerk in Angriff nehmen, das das ganz; Land mit Elektrizität versorgen und seinen Bedarf an fremder Kohle wesentlich vermindern soll — neben 60 Ingenieuren am ersten und 250 am zweiten Tage haben sich ganze zwei Arbeiter zur Beschäftigung an geboten, während in München entlassene Soldaten zu Tausenden von Kaserne zu Kaserne wechseln und immer wieder Löhnung und Verpflegung erzwingen. In dieser Beziehung also scheint wenigstens kein Unterschied zu be stehen zwischen Preußen und Bayern. Trotzdem ist nicht ohne weiteres zu sagen, was schlimmer ist: daß überhaupt nicht gearbeitet wird, wo neue Werte fick schaffen ließen, oder daß dort, wo ge arbeitet wird, Löhne erzwungen werden, die den Stempel der Unwirtschaftlichkeit an der Stirn tragen. In einer neuen Bekanntmachung, die von der Reichsregierung aus gebt, wird nachdrücklich darauf hingewiesen, daß die außer ordentlich hohen Lohnsteigerungen, die gegenwärtig an der Tagesordnung sind, nur eine scheinbare Verbesserung der wirtschaftlichen Lage des Arbeiters darstellen. Sein Ein kommen wird lediglich nominell aufgebessert, in Wahrheit führt die Erhöhung nur zu einem noch stärkeren Anziehen der Lebensmittel- und späterhin der Rohstoff- und Mietpreise. Die Besitzer im Schleich handel erworbener Nahrungsmittel sehen sich heute beliebig zahlungsbereiten und zahlungsfähigen Ver brauchern gegenüber und nehmen keinen Anstand, die Wucherpreise weiter ins Ungemessene zu steigern. Nicht weniger stark werden die Produktionskosten durch wahllose Lohnerhöhungen ohne Berücksichtigung des wirtschaftlich Möglichen in die Höhe getrieben. Da ferner Deutschland in nächster Zeit wieder Verbrauchsgegen stände aus dem Ausland einführen, sie aber nicht wie früher mit Waren, sondern bar bezahlen muß, so wird jeder einzelne Arbeiterhaushalt die Belastung spüren, die als Folge der für uns ungünstigen Wechselkurse, mittelbar also der Geldentwertung, eintritt. »Es ist hohe Zeit", stellt eine Regierungsauslassung fest, „daß die Lohnfestsetzung wieder in die Bahn des Tarifvertrages zurückkehrt und gewerkschaftlichen Einflüssen zugänglich wird. Ebenso muß die Anordnung von Arbeitsnieder legungen, für die der gegenwärtige Augenblick sicher so ungünstig wie möglich gewählt ist, ausschließlich den Berufsvereinen der Arbeiter überlassen bleiben. Vom Unternehmer muß weitestgehende Rücksicht auf die Lebens- bedingungen seiner Arbeiter verlangt werden, aber auch von deren Seite ist Rücksicht auf die Produktivität des Betriebs zu nehmen, ohne die eine kapitalistische Wirt schaftsführung ebenso unmöglich wie Vergesellschaftung ist." Es ist hohe Zeit — ganz gewiß. Ob aber mehr oder weniger sanfte Mahnungen etwas ausrichten werden bei dein gegenwärtigen Zustand der Gemüter? Und wenn nicht, was dann? Die Regierung weiß nur zu gut, daß sie hier vor dem ernstesten Problem steht, das sich denken läßt. Sie will eine Regierung sein, die das Vertrauen des Volkes genießt, ja diesem Vertrauen ihre ganze Daseinsberechtigung verdankt, und doch soll ihr Wort un gehört verhallen, wo es gilt, Staat und Gesellschaft vor ooUigem ZujammeudruM zu oewahren? Die Regierung fühlt sehr wohl, daß hier die empfindlichste Stelle der neuen Lage ist. Soll sie deshalb von der Arbeitspflicht zum Arbeitszwang übergehen, soll das der Fortschritt fein, mit dem sie die bekämpfte kapitalistische Gesellschafts ordnung überholen soll? Sie sträubt sich gegen den Ge danken, solange es geht, zumal sie nicht ooraussehen kann, ob sie damit auch nur einen Schritt vorwärtskommen würde. Aber viel Zeit zum Abwarten ist ihr nicht gegeben, darin stimmen alle verständigen Leute, gleichviel in welchem Parteilager sie stehen, vollkommen überein. Alle ver ständigen Leute. Wird es nun nach ihnen gehen — oder nach den anderen? Was gehi bei -er Eniente vor? Italien revolutioniert. , Schon seit geraumer Zeit gärt es in Italien, nun mehr hat die revolutionäre Bewegung dort aber offenbar großen Umfang angenommen und auch in Frankreich fühlen sich die derzeitigen Machthaber nicht mehr gan- sicher. Rom, 23. Dez. Im italienischen Ministerium ist infolge peS Rücktritts des Ministers der öffentlichen Arbeiten eine Krise ausgebrochen, welche Orlando zur Rückkehr aus Paris .veranlaßt hat. Laut „Tribuna" demissionierten auch Kriegsminister Zuppelli, Handelsminister Ciuffelli und Post- minister Fera. § Aber auch anderswo wackelt es in dem stolzen Ge bäude der Entente. Die Arbeitermassen in England und Frankreich sind den Kriegsregierüngen aus,der Hand ge glitten, worauf nachstehende Drahtung hinweist: Bern, 23. Dez Der überraschende Rückschlag an de« Börsen aller Länder, der gewaltiger ist als alle bisherigen der Kriegszcit, wird mit der sozialistischen Bewegung in den Entcntcländern in Beziehung gebracht, weil die Börse der beste Gradmesser der Politik ist. Nach Meldungen, die über die Schweiz kommen, sind !die inneren Schwierigkeiten in Italien äußerst bedrohlich. "Allgemein herrscht die Ansicht, daß der König, der sich nur als ein Diener des Volkes ausgäbe, eine republikanische Volksbewegung nicht nur nicht bekämpfen, sondern auf richtig mitmachen würde. Das Fehlen jedes ernsteren Widerstandes lasse für eine eventuelle Revolution einen ziemlich harmlosen Verlauf ooraussehen.