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WglläMchcr Alycigtr. Amtsblatt für die Gerichtsämter mid Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. ÄebenzWer Jahrgang. Verantwortliche Rcdaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstags. Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnementspreis, auch bei Beziehung durch die Post. 1 Thlr. 10 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags tl Uhr eingchen. werden in die TagS darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit l Ngr. für die gespaltene Corpus-Zeile berechnet. Sonnabend. 12. November 1839. Zeitungen. Sachsen. Die Voigtläudische Eisenbahn läßt wieder von sich börcn, und zwar, wcnn's wahr wäre, recht Erfreuliches. Aus Eger läßt sich die Wiener „Presse" schreiben, daß das Eisenbahn-Comilv in Plauen von der österreichischen Negierung die Bewilligung erhielt, von Bad Elster (in Sachsen) über Asch nach Eger zu^traciren, während der An schluß der Eisenbahn von Plauen nach Elster bis an die böhmische Grenze von Seite der sächsischen Regierung im künftigen Jahre in Angriff genom men werden dürste. Reuß. Fürstenth. Greiz, 8. Novbr. Ein tieftrauriges Ereigniß hat der heutige Tag über uns gebracht: Nachmittags um 3^ Uhr ver schied im hiesigen fürstlichen Residenzschlosse unser allverehrter Landesherr, Se. Durchlaucht Fürst Heinrich XX. älterer Linie (geb. 29. Juni 1794, vermahlt den 25. Novbr. 1834 mit Sophie Marie Therese geb. Prin zessin von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg und nach deren 1838 erfolgtem Tode am 1. October 1839 mit der zeitherigen regierenden, nun verwitt- wetev Fürstin Caroline, geb. Prinzessin von Hessen-Homburg, succedirte seinem Bruder am 31. Octobec 1836). Der hohe Verstorbene hinterläßt auS zweiter Ehe zwei Prinzen, von denen der Erbprinz, nunmehrige Fürst Heinrich XXII. am 28. März 1846 geboren ist, und zwei Prinzessinnen- Töchter. Im Wesentlichen war cS nur eine rasch zunehmende Schwache, in den letzten Tagen von Blutandrang nach dem Kopfe und theilweiscr Bewußtlosigkeit begleitet, welche als Vorzeichen der herannahenden Auf lösung des hohen Entschlafenen betrachtet werden konnte. Die lebhafteste Ergriffenheit der Bevölkerung trauert mit den nicdcrgebeugten Gliedern deS Fürstenhauses an dem Todtenbette des um der Eigenschaften' seines Charakters, wie derjenigen seines Herzens gleich geliebten fürstlichen Herrn. Preußen. Berlin,- 6. Nov. In der Ausrüstung der preuß. Armee werden namhafte Veränderungen beabsichtigt. Die gejammte Infanterie soll schwarzlacklrteS Lcderzeug und an Stelle des Helmes (Pickelhaube) ein leichtes Tuch-Käppi nach französischen Muster erhalten, dagegen wird der Tornister nicht abgeschafft, sondern-nur eine erleichterte Bepackung desselben eingeführt werden;- ebenso sollen die Infanteristen nicht, wie eS eine Zeitlang bc- schloffen war, daS Bayonnet anstatt des kleinen Säbels an der Seite tragen, sondern nur bei einigen Regimentern daS Bayonnet neben dem Seitengewehr. Oesterreich. Wien, 8. Novbr. Man fürchtet neue Schwierigkeiten, welche den Zusammentritt des CongresseS verzögern werden. ES ist nehm- lich gewiß, daß Oesterreich eine Modificirung deS in dem Briefe deS Kaisers Napoleon an den König Victor Emanuel niedergelegten Congreß- programms fordert, da dieses mit den Präliminarien von Villafranca, welche Oesterreich als die Basis des Congiesses anerkennt, in mehr als einer Beziehung im Widerspruche steht. Der Depeschenwechsel zwischen den Cabinetten von Wien und Paris ist in diesem Augenblicke ein sehr lebhafter und von dem Resultate desselben wird eS abhängen, wann der Congreß zusammentritt. Den französischerseits vorgebrachten Entschuldi- gungSgrund, daß der Kaiser den Brief an den. König Victor Emanuel geschrieben habe, um die Einwilligung Piemontö und Englands zum Con- gresse zu erlangen, kann Oesterreich begreiflicherweise nicht gelten lassen und zwar um so weniger, da eS sich darüber keinen Augenblick tauscht, daß Preußen sowohl wie Rußland auf dem Congresse dem französischen Programme zustimmen würden. Unter solchen Umständen wäre aber der Congreß nichts weiter, als eine bloße Formalität, und die Züricher Con- ferenzen, deren Resultat dem ursprünglichen Anträge zufolge dem Con- gresse als Basis dienen sollte, hätte man sich ersparen können, wenn man plötzlich ein den ursprünglichen Punktationen ganz entgegengesetztes Pro gramm ausstellen zu dürfen glaubt. Ich glaube nicht zu irren, wenn ich Ihnen mittheile, daß man diesseits den Beschluß gefaßt hat, auch den übrigen Großmächten die Gründe mitzutheilen, welche Oesterreich veran lassen, daS von dem Kaiser Napoleon aufgestellte Congreßprozramm in seiner gegenwärtigen Form nicht anzunehmen. Italien. Bologna, 7. Nov. Die Nationalversammlung der Ro magna hat einstimmig den Prinzen Eugen von Carignan (geb. 1816) zum Regenten erwählt und ihn mit den nöthigen Vollmachten bekleidet. Parma, 7. Nov. Die hiesige Nationalversammlung hat gleich der der Romagna den Prinzen von Carignan zum Regenten ernannt. In Toscana fängt das neue Zollsystem an, böseS Blut zu machen, denn man sieht jetzt schon ein, daß man fernerhin wird entweder schlechter leben und sich schlechter kleiden, oder mehr Geld ausgeben müssen. Turin, 4. Novbr. Es wird versichert, daß die hiesige Regierung, indem sie die Initiative zur Einberufung der National-Versammlung er griffen, wie immer nur erst nach vorheriger Anfrage in den Tuilericn gehandelt habe. Der Kaiser soll mit der beabsichtigten Kundgebung ein verstanden sein. Ob der Prinz Carignan die ihm angebotene Regentschaft annehmen werde, darüber verlautet noch nichts Bestimmtes; man wieder holt aber aufs Neue, daß im Weigerungsfälle Cavour von den Versamm lungen zum Diktator gewählt werde. Rußland. Petersburg, 5. Nov. Reuters Office veröffentlicht, daß Kaiser Alexander und der Prinzregent in BreSlau übereingekommen wären, wcder eine Revision der Verträge von 1815, noch einen Congreß ohne Englands Betheiligung zuzulassen. Türkei. Der Vicekönig von Aegypten ist wieder einmal auf der Eisenbahn von Kairo nach Suez in Lebensgefahr gewesen. Sein Wagen bekam einen tüchtigen Stoß, kam aber nicht weiter aus den Schienen. Eine Untersuchung hat ergeben, daß Se. Hoheit an diesen Unfällen selbst Schuld ist, da er das Eisenbahn-Reglement nicht respectirt und ganz nach Willkür auf der Bahn herumkutschirt. England. London, 7. Nov. Die heutige „Morning-Post" sagt, daß Frankreich für Italien günstigere Erklärungen abgegeben und daß England deshalb, wenn auch nicht seine Zustimmung, doch eine größere Bereitwilligkeit zum Congreßbeitritte ausgcdrückt habe. Der Prinz von Carignan sei durch den König von Sardinieu zu der Kandidatur der Regentschaft in Centralitalien veranlaßt worden und Frankreich werde da gegen nicht protestiren.