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Dresdner Journal : 21.01.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189701212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970121
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970121
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-01
- Tag 1897-01-21
-
Monat
1897-01
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 21.01.1897
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vrz»««>ret» y«, Dresden oierteljahrlich: , Mais 50 Ps, bei den Kaiser, »ich deutsche» Poftanstalreu h.lich d Mart; außer- halb de» Deutschen Reiche« ko«- und Stemprlzuschlaa. »inzelue Ruuunern: 10 Pf Urschet»««: Täglich mit Ausnahme der Soun- und Feiertage abend«. Feraspr-Anschluß: NrlLSL. ^1«. Drrs-mr M Ämiml. Donnerstag, den 21. Januar. abends. 1887 A»tü»»t«»»««„»ühre»^ Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schnst ro Pf. Unter „Eingesandt" die Zeile 50 M. Bei Tabellen- und Ziffernsag entsprechender Aufschlag Herausgeber. Königliche Expedition de« Dresdner Journal« Dresden, Zwingerstr SO fernspr.-Anschluß: Nr1LVL Amtlicher Teil. ' Dresden, 21. Januar. Se. Königs. Hoheit der Prinz Friedrich August, Herzog zu Sachsen, hat Sich heute Vormittag 8 Uhr 50 Mm. nach Salzburg begeben. Dresden, 18. Januar. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Kammerherr von Stammer das von Sr. König!. Hoheit dem Fürsten von Bulgarien ihm verliehene Eommandeurkreuz deS Alexander-Ordens annehme und trage. Se. Majestät der König haben den zum Vice- und Deputy-Konsul der Vereinigten Staaten von Nordamerika in Plauen ernannten Kaufmann Wil helm Friedrich Ludwig Fiedler daselbst in dieser Eigenschaft anzuerkennen geruht. Hrnennuuge», Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Departement der Finanzen. Angestellt: Kaufmann Glück a!« Buchhalter bei der König!. Porzellanmanusaltur in Meißen Nichtamtlicher Teil. Ter russische LtaatehauShaltplan 1897 und die Währungsreform in Rntzland. Der diesjährige Staatshaushaltplan ist wie üblich am russischen Neujahrstage im Staatsanzeiger ver öffentlicht worden, begleitet von einem erläuternden Bericht des Finanzmimsters, der jedoch diesmal nicht an erster Stelle die gewöhnlich wiederkehrenden Auf klärungen über die Abweichungen in den einzelnen Budgetansätzen von den letztjährigen Voranschlägen giebt, sondern über einige hochwichtige Volks- und staat-wirtschaftliche Fragen, deren .Äsung in diesem Jahre geplant wird, auch außerhalb Rußlands be achtenswerte Aufschlüsse erteilt. Der Motivenbericht des Finanzministers Witte verbreitet sich zunächst über die Gründe, die die Durch führung der Währungsreform, welche für die weitere Ausgestaltung des Handelsverkehrs zwischen Rußland und Deutschland von außerordentlicher Bedeutung ist, als die allernächste Aufgabe der Staatsverwaltung er scheinen lasse. Nach einer kurzgefaßten Darlegung der günstigen Ergebnisse des letzten Finanzjahres, auf Grund deren er nachzuweisen sucht, welche Vorteile die indirekte Besteuerung gegen das in Rußland so mangelhaft funktionierende direkte Steuersystem bietet, geht der Bericht zur Erörterung der Bedeutung der Getreidepreise für die Volkswirtschaft in Rußland und ihrer Einwirkung auf die Finanzlage des Staates über und beleuchtet sodann, unter Hinweis aus die lehtjährige Industrie- und Kunstausstellung in Nischni- Nowgor od die Entwickelung der russischen Industrie, deren Wachstum aufdieFolgewirkungen des strengen Schutzzoll systems zurückgeführt wird und deren Aufschwung ebenso wie auch das wiederhergestellte Leistungsvermögen der Landwirtschaft zur Besserung der Finanzlage des Staates beigctragen habe, sodaß dieser nun ohne weitere Bedenken die lange vorher schon als notwendig erkannte Währungsreform in Angriff nehmen könne. Der Finanzminister giebt nun die erste amtliche Mitteilung über den Beginn dieses ebenso großen al- kühnen Unternehmens der staatlichen Finanzgcdarung. Die Währungsreform bildete demnach schon seit 1887 den Grundgedanken des Regierungsprogramms. Da- Finanzkomitee hatte damals zunächst die Frage zu beantworten, ob die Festigung des Rubelturses auf dem Wege der allmählichen Wiederemporhebung Le« KurSwertes des Kreditrubels auf seinen Nennwert anzustreben sei, oder ob man sich die Festlegung des Wertes des Rubels durch Fixierung seiner Einlösbar keit zu einem dem derzeitigen nahekvmmenden Kurse zur Aufgabe stellen solle. Dieses Finanzkomitee gab dem letzteren Modus den Vorzug, da es die Über zeugung gewann, daß jegliche Maßnahme Hinsicht lich der Währung nicht die künstliche Erhöhung, son dern nur die Stabilisierung des derzeitigen Börsen kurses des Kreditrubels bezwecken müsse, um den Kursschwankungen, diesem Grundübel der staatlichen Finanzwirtschaft, dauernd Einhalt zu thun Auf Grund dieses Gutachtens erfolgte der vom Kaiser Alexander III. sanktionierte Beschluß des Finanz- komitees, daß die Einlösbarkeit des Kreditrubels gegen Gold im Verhältnis von 1 Rubel 50 Kopeken Kredit zu 1 Rubel Metall anzustreben sei. Dieser Beschluß bildete seitdem die Basis dieses Finauzreformwerkes, das durch die während der letzten zehn Jahre eifrig und ununterbrochen betriebene künstliche Beschaffung des zur Wiederaufnahme der Barzahlung nötigen Goldes ermöglicht werden sollte. Die Regierung hat sich ihren, zur Zeit bereits 804 Mill. Rbl. Gold — also ungefähr 2700 Mill. M. betragenden Goldvorrat teils durch Goldanleihen, teils durch das im Jnlande auf staatlichen Bergwerken gewonnene Gold, und auch durch freihändigen Kauf auf dem Weltmärkte ver schafft. Diese Art der künstlichen Beschaffung des so enormen Goldvorrates hat unstreitig auch ihre Schattenseiten, welche ungünstig auf die Volkswirt schaft in Rußland einwirken dürften. Das Gold strömte in die Kassen des Finanzministers nicht auf natürliche kostenlose Weise der staatlichen Überschüsse, zumal ja auch der Überschuß in der Handelsbilanz nur als künstliches Produkt der Eisenbahnpolitik in Betracht kommt, die es zu Wege gebracht hat, daß die Getreidepreise vielfach im Innern des Landes höher standen, als an den Ausfuhrhäfen und -Plätzen. Auch die Verzinsung der Goldanleihen und die kostspieligen Goldkänfe belasten das Staatsbudget, und somit auch die Steuerkraft des Volkes in erheblichen! Maßt. Gegen die Ersprießlichkeit dieser Finanzmaßregeln kann man mit Recht den Einwand erheben, daß zur Deckung dieser großen neuen Mehrausgaben die seit herigen Steuern erhöht und neue Steuern eingesührt werden mußten, und daß die Mehrbelastung der ohne die- nur geringen Steuerkraft deS Volkes zu dem Übel der enormen Steucrrückstände nnd der Vermehr ung der Zahl derjenigen Bauernwirtschaften, die aus Mangel an Inventar eingehen mußten, geführt hat. Unstreitig bildet diese Schwächung der bisherigen Leistungskraft eines großen Teiles der landwirtschaft lichen Eiwerbsgruppe den wunden Punkt der Währungsreform, der keineswegs durch den künstlich erzielten Aufschwung der Industrie verdeckt werden kann. Durch diesen Übelstand wird auch die Währungsreform erheblich erschwert und auch in ihrem Endergebnisse gefährdet, da die Einführuna der Goldwährung auf die Dauer nur in dem Falle als gesichert gelten kann, wenn sie auf der festen Basis des auf natürlichem Wege errichteten allge meinen Wohlstandes des Landes beruht. Die zahl reichen Gegner der Währungsreform behaupten ferner mit Recht, daß der Staat an das erstrebte Ziel der Währungsreform, wenn auch nicht fo rasch, aber nm so sicherer gelangen mußte, wenn er wenigstens einen Teil dieser mit so großen Geldkosten augehäuften Goldvorräte direkt auf die geistige, sittliche nnd Wirt schaftliche Entwickelung des Volkes verwendet haben würde, und weisen vorwurfsvoll aus die diesem un streitig richtigen Gesichtspunkte widerstreitende Finanzpolitik der Regierung hin, die der ent- wickelungtbedürstigen Volkswirtschaft an beträcht lichen Mehrcrträgen aller Art Steuern während der letzten zehn Jahre einen nicht geringen Teil deS Nationalvermögens entzogen habe, um denselben als erzielte Bndgetüberschüsse unfruchtbar in dem boden losen Fasse des zur Sicherung der Währungsreform nötigen Goldschatzes verschwinden zu lassen. Diese Überschüsse spielen in den! diesjährigen Expose des Ministers Witte die Rolle des deutlichsten Beweises für die Unanfechtbarkeit seiner Finanzpolitik und die glänzende Finanzlage des Staates und Landes Sie haben während der Jahre 1888 bis 1890 die Gesamt ziffer von 617 Mill. Rubel, also ungefähr anderthalb Milliarden Mark, erreicht, und diese riesige Summe der während der zehnjährigen Finanzwirtschaft Wischne- gradsky Witte erzielten Überschüsse wird im Finanz jahre noch, wie der Motivenbericht darlegt, um un gefähr 150 Mill. Rubel (83o Mill. M) erhöht werden! Daß diese enormen Überschüsse die Finanzlage des russischen Staates im günstigen Lichte erscheinen lassen, ist unwiderlegbar, aber die im Finanzexposv gleichfalls an geführten Rückstände, welche die europäischen Gouverne ments an den demStaatsschatzezuzuführendenAblösungs zahlungen nnd an Staatsgrundsteuern während der letzten 5 Jahre aufweisen, bezeugen, daß die Finanz lage des Landes in eben diesem Maße sich in dieser Zeit verschlechtert hat. Diese Rückstände belanfen sich nur in den Jahren 1892—96 auf mehr als 400 Mill. Rubel, also auf eine Summe, die den Gesamt ertrag der staatlichen Überschüsse an Höhe noch über ragt. Um den Wohlstand des Landes zu heben und da durch die durch das Finanzsystem Wischnegradsky Witte geschwächte Leistungskraft der russischen Volks wirtschaft wieder zu stärken, soll die Fürsorge des Finanzministers neben der geplanten Währungsreform auch in diesem Jahre in recht ausgiebiger Weise der Entwickelung des Verkehrswesens in Rußland zu- gemendet werden. Das außerordentliche Ausgaben budget enthält diesmal fast ausschließlich nur die zum Bau von Eisenbahnen ausgeworfenen erforderlichen Summen —, und zwar 64 Mill. Rubel für die sibirische Bahn und 65 Mill, für den Bau anderer Eisenbahn linien, während im Ordinarium außerdem noch 25 Mill, zur Verstärkung und Verbesserung des Eisenbahnbetriebes ausgeworfen sind. Die zur Deck ung dieser Aufwendungen erforderlichen 12!) Mill, sollen nicht im Anleihewege beschafft, sondern den freien Barbeständen der Slaatsrentci entnommen werden, nnd werden, wie das Finanzexpose ansführt, durch den erhofften Überschuß dieses Finanzjahres wieder dem Staatsschätze ersetzt werden. Das Ge samibudget weist an Einnahmen in den Voranschlägen des OrdinariumS jetzt schon I31X Mill. Rubel gegcu 12>)4 Mill, des gleichen Ausgabenctats auf, während das Extraordinarium der Einnahmen zur Deckung des 169 Mill, betragenden Erfordernisses des außerordent lichen Ausgabenetats nur mit 4 Mill, beiträgt Der Mehraufwand des Staates auf die innere Entwickelung des Landes wird also auch fernerhin durch die Er gebnisse der planmäßig betriebenen Finanzpolitik der Üebcrschüssc gedeckt werden, während Staatsanleihen nur noch zu Zwecken der bevorstehenden Währung- reform in Betracht kommen. Der Bericht über das Mt-izinalweseu im .Königreiche Lachsen auf das Zahr 1895, vom Landcsmedizinal-Kollegium erstattet, ist soeben erschienen. Indem wir uns Vorbehalten, aus den reichen und interessanten Inhalt des Bericht- noch anderweit zurückzukommen, teilen wir heute mit, was über die Sterblichkeit«- und Krankheitszustände im allgemeinen gesagt wird. Es heißt da: a) Gesamtsterblichkeit Wie da» Jahr 1884 har sich auch da» Berichtsjahr rücksichtlich der Mortalität-Verhältnisse al- ein sehr günstige« erwiesen Obwohl die >m Vorjahre ganz außergewöhnlich niedrige Zahl der Todessalle — 87 078 - aus SO 757 gestiegen ist, kommen doch bei einer für die Mitte deS JahreS auf 3763249 Seelen berechneten Bevölkerung nur 24,l Falle auf 1000 Lebende. Dies ist eine so niedrige Sterbeäffer, wie sie in ähnlich geringer Höhe mit Ausnahme deS Jahres 1894 in Sachsen noch niemals beobachtet worden ist. In der Geburtensiequenz hat der schon seit dem Jahre 18Sl konstatierte Rückgang noch weiter ungehalten, sodass die Ge burtenziffer von »9,3 pro !000 Lebende auf 38,8°/^, gefallen iit. Auch war der Geburtenüberschuß ein geringerer, da die Zahl der Lebendgeborenen die der Verstorbenen 1894 nm 58582, 1895 aber nur um 55504 überwog. In der nachstehenden Übersicht sind die aus das ganze Land wie ans die vier Kreishauptmannschaften entfallenden ab solnten nnd relativen Zahlen der Geburts- und SterbekSlle ansgeführt und denselben die entsprechenden Ziffern der voraus gegangenen 5 Jahre zum Vergleich angefügt. Krei-Haupt- mannschasten Be rechnete mittlere Bevölker ung Lebend geborene Tot ge borene Gestor bene oder Tot ge borene Aus 1099 Le bende kommen Ge borene über haupt Gest ohne Tot- geb Bautzen . . 383724 12616 496 8533 34,17 22,ri Dresden . . 1957822 38745 1593 22954 38,vz 21,70 Leipzig . . 938954 37747 1247 21675 38,«s 23,08 Zwickau 1382749 69952 2967 37494 44,»r 27,ir Königreich . 3763249 146169 5313 99656 49, sr 24,OS Dagegen 1894 3795599 I4L661 5989 87979 40,08 23,ro 1893 3639699 146158 5135 97883 41,57 26,8» 1892 3586699 142528 5079 94875 41,15 26,<5 I8SI 3533699 147489 5374 89513 43,ro 25,55 1899 3475909 149514 5147 93439 41,00 26,58 Daß die MortalitäiSzifser sich etwas höher stellt als im Vorjahre ist nur, um dies nicht unerwähnt zu lassen, auf die im Bcrichtjahre besonders hohe Säuglingssterblichkeit zurück zusühren Berechnet man die Ziffer unter Aus'chaltung der im ersten Lebensjahre verstorbenen Kinder, so ergeben sich auf >e 1000 Lebende 12,79 Todesfälle, also noch erheblich weniger als im Jahre 1894 mit iS,16 °/,, Todesfällen. Bon den Kreishauptmannschasten hatten Bautzen nnd Dresden noch niedrigere Sterbeziffern als im vorigen Jahre. Ju der KreiShauptmannschaft Leipzig Ivar dieselbe zwar etwa» höher, blieb aber noch hinter der sür das ganze Land er mittelten TarchschnittSziffer von 24,1 zurück Die letztere wurde auch in 16 der einzelnen Medizin«lbezirke nicht erreicht und in den meisten übrigen nur mäßig überschritten Die günstigsten Verhältnisse zeigten die Bezirke OclSnitz und Dresden Stadt mit Mortalitätsziffern von nur 19,8, bez 18,8"/».,, die ungünstigsten die Bezirke Chemnitz und Glauchau mit 33,3 und 29,9 Todesfällen ans 1000 Einwohner Wie auch bisher schon immer stellte sich die Sterbeziffer in den kleineren Städten undDörsern höher, und zwarimMittel aus 25,9 in den größeren, über 8099 Bewohner zählenden Städten, in welchen die selben nur aus 22,6"/,» sich bclies Unter diesen Städten hatten die niedrigsten Ziffern Radeberg — 16,6 "/„, — und demnächst — 18,8 bis 19,8"/,, - in aussteigender Reihe Bautzen, Hainichen, Plauen, Zittau, Löbau und Dresden, die höchsten dagegen Chemnitz — 39,2 — und Meerane — 27,5°/,,. J i den amtshauptmannschasilichen. aus den kleineren Städten und Dör sern bestehenden Bezirken schwankte die Mortalitäiszisser zwischen tb,8°/„ — im Bezirke Öelsnitz — und 34,6°/,,, — im Bezirke Chemnitz Dem letztgenannten stand am nächsten der Bezirk Glauchau mit 31,4 Todesfällen auf 1999 Lebende. Bei der Vergleichung verschiedener Orte und Distiikie rück sichtlich der Mortalität darf man allerdings nicht außer Betracht lassen, daß die Höhe der Sterbeziffer zum guten Teil von der Gcburtcnsrequcnz abhängt, da erfahrungsgemäß da, wo die Ge burtenzahl eine große ist, in der Regel auch eine besonders große Säuglingssterblichkeit besteht und infolgedessen in Ge bieten mit hoher Geburtensrrqucnr, zu welchen insbesondere die Medizinalbezirke Chemnitz und Glauchau gelören, auch die allgemeine Sterbeziffer die mittlere Höhe weit überschreitet. Noch sei erwähnt, daß die Zahl der Totgeborenen, die im Behältnis zur Gcsamtgeburlcnzahl seit einer längeren Reihe von Jahren stetig abgenommen hatte, im Berichtsjahre erheb lich g stiegen ist und 3,5 — gegen 3,3 im Vorjahre — d.r Geboren-« überhaupt ausmackt. Äunk nnd Wissenschaft. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 20. d. Mts: „Djamileh". Oper in einem Akt von L. Gallet Musik von G. Bizet. — „Der Struwwelpeter". Ballet- Pantomime in drei Abteilungen von Viktor Leon Musik von Richard Heuberger. Bijets kleine Oper, die eine Weile aus dem Spielplan herausgelassen war, ist gestern wieder ausgenommen worden und hat dein! Publikum freundlichsten Beifall gefunden. Wenn man sich nicht gerade an eine Vergleichung von „Djamileh" mit der um ein Jahr jüngeren „Carmen" anklammert, wird man von der Musik des einaktigen Werkes lebhaft angeregt und befriedigt werden. Sie bereitet dann durch ihre seine und graziöse Melodik und Rhythmik, durch geistreiche Gestaltung des klangschönen instrumentalen Satzes, durch Sentiment des Vortrags und nicht zum mindesten auch durch interessante Behandlung des lokalen Kolorits den Hörern ein wirkliches Vergnügen und drängt in ihnen die Ungeduld über den mageren Inhalt des Librettos, über den langsamen Gang der Handlung zurück. Tonsätze wie der einleitende Chor der Nilschiffer, wie der Tanz der Almee, DjamilehS Ghasel, die alle drei stark erotisch gefärbt sind, wie SplendianoS hübsches Liedchen in 6-änr und das zweite in ein Terzett auslausende Duett (Harun, Djamileh) sind eigenartige, reizende und ausdrucks volle Musikstücke, die man gern mehrmals anhörl und bei denen der Kenner noch ein besonderes Wohlgefallen an der äußerst leicht und anmutig mit Phantasie geübten Technik des Komponisten empfindet Dor Jahresfrist von Hrn Schuch musterhaft einstudiert, ist die Aufführung der Oper auch jetzt noch eine vorzügliche, an der Frau Edel, die Herren Anthe« und Scheidemantel neben der König!. Kapelle den Hauptanteil haben Leider war Hr. Anthe« (Harun) gestern durch Unpäßlichkeit an der vollen Ent faltung seiner Mittel gehindert Bei Hrn. Scheidemantel bewunderte inan wieder die Geschicklichkeit, mit welcher er den Schwierigkeiten seiner hochgelegenen Partie begegnete. Hr. Schuch leitete die Vorstellung mit dem nämlichen be- geistigten Eifer wie am Abend der ersten Aufführung. Auch die Ballet-Pantomime erhielt gestern lebhaften Beifall Sie erfreut sich, wie an dieser Stelle schon be merkt worden ist, der Unterstützung durch eine melodiöse, rhythmisch sehr bewegliche und vor allem charakteristische Musik, die im Satz und in der instrumentalen Fassung das Können und die Geschicklichkeit eines ausgezeichnet gebildeten und geübten Komponisten bezeugt. Zwar besticht auch sie keineswegs durch Neuheit und Reichtum der Erfindung, aber sie bietet uns dafür mit ihrer gewählten Haltung, mit einer Fülle feiner Einzelzüge eine Entschädigung, welche uns die handwerksmäßigen Ballet-Komponisten zu meist versagen. Überhaupt ist es eine erfreuliche Er scheinung, wenn Tonsetzer, die ihr Talent bereits in strengerer Musik erhärtet haben, eS nicht verschmähen, auch Ballete zu illustrieren Wenn ihnen da« voll gelingt, können sie nur Ruhm dabei gewinnen, während diese Gattung theatralischer Darstellung selbst aus eine höhere Stufe gehoben wird. Im übrigen verdient der „Struwwelpeter" nicht nur um der Heubergerfchen Musik, fondern auch um der vorzüglichen Aufführung willen vom Publikum beachtet zu werden. Letztere ist mit außerordentlicher Sorgfalt eingeübt worden, vollzieht sich mit größter Schlagfertigkeit und amüsiert die Zuschauer durch allerlei hübsch erfundene und ausgeführte Einzelheiten darstellerischer und szeni scher Art. Bei der anerkennenswert gesteigerten Pflege de-BalletS feiten der Hosbühne kommt viel auf die Auswahl von kleinen Opern an, welche den Tanzpoemen kräftigen Dor- fpann leisten sollen. In dieser Beziehung sei hier der Wunsch auSgesprvchen, die Hoftheaterleitung möchte für gedachten Zweck u. a einige ältere Opern wie etwa den „Kadi" von Ambroise Thomas, eine geistreiche unter haltende Produktion, und unter den neueren vielleicht Brülls „Gringoire", ein sehr leicht und schnell einzu- studicrendes Werk, ins Auge faßen, wenn andcrs das noch nicht geschehen ist. Ein länger andauernder Erfolg wird sich mit dein letzteren ja nicht erzielen lassen; wieviel neue Schöpfungen vertragen überhaupt unter diesem Ge sichtspunkte angesehen und berücksichtigt zu werden/ Eine freundliche Wirkung aber scheint dieser Oper unseres Dafürhaltens sicher zu sein H P Konzerte. Der vierte Nicode-Abcnd führte als Stellvertreter des Begründers und Leiters dieser Konzerte Hrn. Hofkapellmeistcr Felix Weingartner zum ersten Male in Dresden an ein Dirigentenpult. Bei dem be deutenden Rufe des Künstlers, der als erfolgreicher Re organisator des Berliner Konzert- und Opernwesens gilt, durste fein Erscheinen ans eine ungewöhnlich lebhasteTeilnahme der Musikfreunde rechnen und thatsächlich hatten sich diese über aus zahlreich eingcsunden, sodaß der VereinShauSsaal nur ge ringe Lücken aufwie« Die Gelegenheit zu Vergleichen mit heimischen Orchestersührern war eben zu verlockend und so stand die Persönlichkeit des Gastes im Brennpunkt des Interesses. Die kürzeste, durch ihren phantastisch frei- waltcnden Humor einzigartige Beethovensche Synphonic, die achte in b'-ckm, war an die Spitze des gegen die ur sprüngliche Fassung mehrfach umgestalteten Programms gestellt. Außerdem brachte letztere« an Orchester werken Wein gartner« symphonische Dichtung „König Lear" und als Parforce-Schlußstück „Mazeppa" von LiSzt. Um e« kurz zu sagen, Herr Weingartner envie« sich als ein durch und durch moderner Dirigent, der energischen Geiste« in erster Linie auf scharf und plastisch gefaßte Tonbilder in Rythmik, Phrasierung und Farbengebung ausgeht, Licht und Schatten außerordentlich wirksam verteilend und mehr auf Zuspitzung der Gegensätze als aus Vermittelung derselben bedacht Bei allem Streben nach Größe des Aus druckes kommt dadurch manch Reflektiertes in die Ton sprache, ganz abgesehen von gewißen Freiheiten des Zeit maßes, deren subjekive Berechtigung nur pedantische Eng herzigkeit dem selbständig nachgestaltendcn Musiker ver kümmern mag. Das schönste Maß wahrte die Wieder gäbe der Mittelsätze der Symphonie, aber auch ivo inan der beliebten Auffassung nicht zuzustimmen vermochte, wurde man durch die eminent klarlegende Phrasierung, die geistige Belebung des Ausdrucks gefeßelt. Als virtuosen Beherrscher aller Machtmittel des modernen Orchesters zeigte den Dirigenten die Tondichtung „König Lear." Über seine musikpoetischen Absichten hatte Hr Weingartner die Hörer durch eine auf den Konzertzettel gedruckte Analyse nicht im Unklaren gelaßen Wertvoller dünkt cS uns, daß man auch ohne diese den Eindruck eines mit Geist und Phantasie gestalteten Tonstück« empfing, deßen charakteristisch erfundene Hauptthemen freilich eine mehr äußerliche als wahrhaft organische Verbindung ein- aegangen sind. Wunderlich genug, daß der Autor bei seinem Eingeständnis, sich der Ouverturenform bedient zu haben, den Verdacht abwehrt, damit unter die „Reaktionäre" gegangen zu sein. Er kann darüber ganz beruhigt sein. Kein Meister der alten, so wohlausgefüllten Form schriebe eine Episode wie die an Tristans Fieberparorysmu» anklingende WahnsinnSschildcrung Die musikalisch wohlthuendste Partie deS Werkes bildet das Heraustreten und leider nur flüchtige Ausspinnen des gesangvollen Kordeliathemas Als ein bedeutender Geiger gediegenster Schule stellte sich Hr. Felix Berber au« rierlin vor Tschaikowsky« Konzert, nicht ohne poetische Reize im ersten Satze und in der träumerischen, schwer - müthigrn Kanzonetta, giebt dem Solospirler nicht zu sonderlich glänzender Entfaltung Gelegenheit Mit schönem,
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