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Amtsblatt für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein. Freitag den 26. August 1892 42. Jahrgang. Nr. 198 Hohenslemer Tageblatt Erscheint W M d» « <?> d Inserate jeden Wochentag abends für den folgenden MM M nehmen die Expedition bis Vorm. 10 Uhl Lag und kostet durch die Austräger pro M MM M WWWWAWW U W W > WW M sowie für Auswärts alle Austräger, desA. - Quartal Mk. 1-10; durch die Post Mk. 1.50 M W W / M alle Annoncen-Expeditioueu zu Original« frei ins Haus. r r v" d Preisen entgegen, sür Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Lugau, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rüßdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf, Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w. Sächsisches. Hohenstein, 25. August. In Hohenstein ist das Gerücht verbreitet, in einigen Grundstücken der Lichtenstcincr Straße seien jüngster Tage zu wiederholtcnmalen Brandbriefe aufgefunden und an die Po lizeibehörde abgegeben worden, was natürlich für die Anwohner des betreffenden Stadtthciles sehr beunruhigend ist. Wir kön nen aber mit vollster Bestimmtheit mittheilcn, daß da» Gerücht gänzlich unbegründet ist und nichts ThatsächlichcS vorliegt, was zu jenem Gerücht hätte Veranlassung geben können. Die zahlreiche Benutzung der in den frühere» Jahren nach den romantische» Gegenden von Zöblitz und Marienberg rc abgelassenen Sondcrzüge veranlaßt die StaatSbahnverwaltung, Sonntag, den 4. September d. I. abermals einen Sonder- zuq zu ermäßigten Preisen von Chemnitz nach Olbernhau, Zöblitz, Marienberg, Gclobtland und Reitzenhain ein zulegen. Derselbe wird Vorm. 6 Uhr 10 Min. von Chemnitz (Hauptbahnhof) und 6 Uhr 25 Min. von Niederwiesa abgehen, um 7 Uhr 26 Min. in Pockau-Lengefeld, 7 Uhr 45 Min. in Zöblitz, 8 Uhr 2 Min. in Marienberg, 8 Uhr 31 Min. in Gclobtland und 8 Uhr 52 Min. in Reitzenhain einzutrcffcn. Die SonderzugS-Passagicre nach Olbernhau finden ab Pockau-Lenge feld mit dem daselbst 8 Uhr 4 Min. Vorm, abgehenden Pcrsonen- zugc Nr. 752 Beförderung. Am Abend desselben TagS wird der Sonderzug 7 Uhr 40 Min. Reitzenhain, 8 Uhr 2 Min. Gclobtland, 8 Uhr 25 Min. Marienberg, 8 Uhr 39 Min. Zöblitz, 8 Uhr Olbernhau, 9 Uhr 1 Min. Pockau-Lengefeld verlassen und 9 Uhr 55 Min. in Niederwiesa bez. 10 Uhr 10 Min. Abends in Chemnitz ankommen. Der Preis der zur Rückreise 7 Tage giltigcn Fahrkarten von Chemnitz und Niederwiesa beträgt a. nach Olbernhau, Zöblitz, Marien berg und zurück, zur Rückfahrt auch von Wolkenstein giltig, 2,50 M. in II. und 1,70 M. in III. Kl.; b. nach Gclobtland, Reitzenhain und zurück, zur Rückfahrt auch von Jöhstadt, Olbernhau oder Bicncnmühle giltig, 3,30 M. in II. und 2,20 M. in III. Klasse. Die Rückfahrt ist in folgender Weise auszuführen: u am 4. September von Reitzenhain, Gelobtland, Marienberg, Zöblitz und Olbernhau im Souderzuze, ab Bienenmühlc, Jöhstadt oder Wolkenstein in gewöhnlichen Personenzügen; 5. vom 5. bis mit 10. Sep tember von allen Rücksahrtstationcn aus in gewöhnlichen Personenzügen. Der Verkauf der Sonderzugsfahrkarten be ginnt bei den Fahrkartenschaltern, sowie bei Herrn Rich. Zschocke in Chemnitz, Moritzstr. Nr. 25, bereits am Freitag, den 2. September. Demnächst treffen mehrere russische Officiere im Lustschlosse Pillnitz ein, um das Porträt Sr. Majestät des Königs Albert in Empfang zu nehmen, das der Monarch für das kaiserlich russische Kopor'sche Infanterie-Regiment Nc. 4, dessen Inhaber der König ist, der Hanfstängl in Dresden auSsührcu ließ. Auch die Temperatur deS Elbwasscrs hat in diesen Tagen das Außergewöhnliche, nämlich reichlich 21 Grad II., erreicht. Die Zschopau und die Flöhr sind infolge der Hitze fast vollständig ausgetrocknet. Die Fische sind größtentyeils ge storben urid bedecken das Bett, die übrigen fristen halötodt und erschöpft ihr kümmerliches Dasein in den schlammigen Pfützen, die noch vom Flusse übrig sind. Zahlungseinsteltungen. O. Gurth u. Co., Commandit- gesellschaft, Berlin. Otto Senf, Kausmann, ManSseld. Samuel Robinson, Kaufmann, Hamburg. Otto Zimmermann, Kauf mann, in Firma E. Hein Nachfolger, La'oian. Christian Peters, Kaufmann, Meldorf. P. Philippi, Buchhändler, Inhaber der Firma I. B. GrachS, Buchhandlung Peter Philippi, Trier. Am Montag Nachmittag ist in Wolkenburg in einem Hause, dessen Bewohner auf Arbeit waren, mittelst Aushcben eines Fensters eingebrvchen worden. Alles ist von den Ein brechern durchsucht und durchwühlt worden, die Kommode, die Laden, die Kleiderschränke, alles wurde herausgelegt und durch sucht; gegen 30 Mark, eine Uhr, Eier und verschiedene andere Gegenstände haben sic mitgenommen. Zuerst hatten die Dlebc im Hause nach einer Radehacke gesucht, dieselbe hat später in der Kammer gelegen. Die Eier haben die Diebe in dem nahen Gehölz, in welchem die Schalen gefunden wurden, auS- getrunkeo. Mit dem V26 Uhr-Zug sind die Diebe nach Waldenburg gefahren. Am Dienstag -st von der Peniger Gendarmerie in Callenberg bei Waldenburg ein Mann als dringend verdächtig festgenommen und in das Amtsgericht Penig cingelicfert worden. Aus Eibenstock wird unterm 24. August geschrieben: Dienstag Nachmittag, als den 23. August, ist unsere Stadt von einer verheerenden Feuersbrunst heimgesucht worden, die zwar dem großen Stadtbrande vom Jahre 1856, bei welchem im unteren Stadttheile ca. 130 Gebäude vernichtet wurden, durchaus nicht aleichkommt, aber an Umfang dem Brande aus dem Jahre 1862 uahekommt, von welchem, wie diesmal, der obere Stadttheil betroffen wurde und wobei damals auch die Kirche nebst Pfarre und das Rathhaus den Flammen zum Opfer fielen. Es war Mittag gegen 1 Uhr, als in den Straßen der Stadt der bei der jetzigen großen Dürre doppelt gefürchtete Feuerruf erscholl. Jedermann wußte, daß beim Ausbruch eines Brandes in den alten Stadttheile» das Unglück ein unberechenbares werden müßte, was sich denn auch leider in vollem Maße bcwahrheiter hat. In der Zeit von ungefähr 3 Stunden waren ca. 40 Wohngebäude mit den dazugehörigen Ställen, Schuppen und Scheunen von den Flammen ergriffen und größtentheils zerstört. Von der sengeoden Gluth der letzten Tage, welche durch keinen sehnlichst erwünschten Regen gemildert wurde, auf das äußerste ausgedöcrt, fingen die meistens noch mit Schindeln gedeckten Häuser mit einer Schnelligkeit Feuer, die jede Bemühung der Löschmannschaften ohnmächtig machte und erst als fremde Hilfe in genügender Menge am Platze war, konnte man der Wciterausbreitung des Brandes nach der inneren Stadt thatkräftig Einhalt thun, während nach der Außenseite fast sämmtliche Gebäude bis ans Ende der Stadt von den Flammen vernichtet wurden. Als ein besonderes Glück muß cs betrachtet werden, daß die Luftströmung eine mäßige war und das Feuer nicht in der Nacht entstanden ist, da sonst viele Menschenleben in Gefahr deS Verbrennens ge- rathen wären. Es ist zwar ohne einige kleine Unglücksfälle nicht abgegangen, Menschenleben sind jedoch nicht zu beklagen. Den Ausgang nahm das Feuer vom Kicß'schen Hause im Cwttensee, thcilte sich zunächst dem daneben stehenden Schild- bach'schen Hause mit, übersprang die Straße und setzte dann das Ernst Heymann- und das frühere Trautzsch-Haus in Flammen. Von jetzt ab war eine Begrenzung des Brand herdes unmöglich, da die fürchterliche Gluth die Annäherung menschlicher Hilfe unmöglich machte. Jedermann bemühte sich, wenigstens die Habseligkeiten der Bedrohten retten zu Helsen, während das Feuer sich unaufhaltsam nach mehreren Richtun gen weiter ausbreitcte (und erst in den neuen Häusern der Neugasse und beim Hause der Buchbinders Mehnert neben dem Fcldschlößchen Halt machte. Gegen 6 Uhr Abends zog ein Gewitter herauf, das uns den lang ersehnten Regen brachte und das Feuer mit ablöschen half. Abgebrannt sind: Oswald Kieß, Ernst Heymann, Carl Tamm, Gustav Hohmann, Richard Schildbach, Wilhelm Hähnel, Karl Ott, Wittwc Wagner, Wittwe Franz, Wittwc Goldbach, Herman» Seidel, Oeser und Heymann, Wittwe Werner, Hermann Stölzel, Wittwe Stro belt, Hermann Baumann, Anton Queck, Christian Friedrich Groß, Alfred Brandt, Gustav Petzold (zwei Häuser), Gottlieb Seltmann, Hermann Heymann, Hermann Huster, Anton H y- mann, Hermann Schuster, Heinrich Thielemann, Wittwe Schramm, Wittwe Mehnert (zwei Häuser), Christian Pöhland, Richard Strobelt, August Weigelt, August Hab», Hermann Unger, Heinrich Unger und Anton Müller. Die Häuser von Gustav Walther und August Mehnert sind nur zum Theil ausgebrannt. Außerdem sind noch 5 Scheunen, ein Maschinen gebäude, sowie verschiedene Neben- und Hintergebäude ein Raub der Flammen geworden. 133 Familien, von denen nur 24 versichert hatten, mit 595 Köpfen wurden durch den Brand obdachlos. In einem Hause wohnten allein 50 Personen. Ueber die Entstehung des Brandes ist uns bis jetzt nur be kannt, daß das Feuer in einer Bodenkammer deS Baumeister Kicß'schen Hauses ausgekommen sein soll. In Sayda (Erzgebirge) brannten am 22. d. M. die sechs Scheunen von Philipp, Pcllot, Ruscher, Dürrfeld, Biedermann und Niezel in ganz kurzer Zeit vollständig nieder. Bei der großen Trockenheit und bei dem recht fühlbaren Wassermangel konnte leider nichts gerettet werden. Ein sonderbares Zu sammentreffen ist es, daß genau vor 50 Jahren die Stadt fast vollständig eingeäschert wurde, zu welcher Zeit ebenfalls großer Wassermangel herrschte. Aus dem Vogtland?, 24. August. Ueber Oelsnitz zog gestern Nachmittag ^5 Uhr ein heftiges Gewitter. Zahlreiche Blitze fuhren zur Erde nieder. An einem derselben ließ sich deutlich eine Zweitheilung deS Strahles beobachten. Bald darauf ging an vier Orten fast zu gleicher Zeit Feuer auf: in Oelsnitz und in den anliegenden Dörfern Bösenbrunn, Untertriebcl und Tirschendorf (hier erschlug es einen Mann und eine Kuh und verbrannte ein Fuder Getreide.) Von der Schönecker Straße in Oelsnitz wälzte sich eine dichte Qualm- maffe, von dem darüber wehenden Winde niedergehaltcn, auf der Erde hin und verdunkelte den östlichen Stadttheil. Ein Blitzstrahl hatte die wohlgefüllte Scheune des Anton Kretz schmar in Brand gesetzt. Man befürchtete, daß die ganze Scheunenreihe, deren mittelste in Flammen aufging, wegen Wassermangels vernichtet werden würde. Doch die vorzüg lichen Brandgiebel haben ausdauernd der Gluth Widerstand geleistet. Tausende non Menschen, die herbeigeströmt waren, athmetcn wieder freier auf, als dar Holzwerk des Innern schadlos zusammenstürzte. Am Dienstag Nachmittag entlud sich über Plauen i. B. uud Umgebung ein Gewitter, das ergiebigen Regen brachte und mit vielfachen elektrischen Entladungen verbunden war. Leider sind in Folge Blitzschlags in Leubnitz und EberSgrün Schadenfeuer entstanden: in Leubnitz brannte das aus drei Gebäuden bestehende Gut der Otto Rannacher und in EberS- grün das dem Gutsbesitzer Kemnitz gehörige Scheunengebäude nieder. Ferner schlug in Bergen bei Falkenstein der Blitz in die Stallung des Gutsbesitzers Leucht und tödtete zwei Ochsen. In Thallwitz bei Wurzen waren am Sonnabend Nach mittag mehrere Kinder an der Lossabach beschäftigt, Fische zu fangen. Der 11 Jahre alte Aßmuß und dessen 7 Jahre alter Bruder waren dabei in eine tiefe Stelle gerathell und der Kleine sank sofort unter. Bei dem Versuche, seinen jüngeren Bruder zu retten, gerieth auch der ältere unter Wasser und beide ertranken. Zwischen einem in Döbeln zur Uebunq einberufenen Reserv-officier und den: Leutenant S. des 139. Regiments hat am Sonntag ein Duell auf Säbel stattgefunden. Der Letztere wurde so verwundet, daß er kampfunfähig und nach Anlegung eines Verbandes seitens zweier Militärärzte ins Lazareth gebracht wurde. Aus Blascwiy: Der auf der Berggartcnstraße hiersclbst wohnende verheirathete Zimmermann CH., ein dem Trünke ergebener Mensch, hätte vorgestern Nachmittag in unserem Orte großes Unheil anrichten können, wenn es nicht gelungen wäre, denselben noch rechtzeitig unschädlich zu machen. Im Delirium tremeug hatte nämlich CH. in seiner Wohnung sämmtliche Möoel mit Petroleum getränkt, sie sodann auf den Hof geworfen und war eben dabei, die Möbel in Brand zu stecken, als die Gendarmerie erschien und de» Wüthcndeu verhaftete, was nicht ohne Schwierigkeiten vor sich ging. In dem in neuerer Zeit wegen seiner schönen, gesunden Lage vielfach als Sommerfrische aufgesuchten Dorfe Somsdorf bei Tharandt findet man an dem 1726 erbauten Pfarrhause einen Wunsch, der durch seine seltene Bescheidenheit überrascht. Er lautet: „diese Pfarrwohnung möge so lange bestehen, als eine Schnecke Zeit braucht, die Erde zu umkreisen oder eine Ameise, um das Weltmeer auszutrinken." Eine wunderliche bescheidene Persönlichkeit muß der 1653 verstorbene Soms- dorfer Schulmeister Georg Schmidt gewesen sein. In Dresden ein geachteter, vielbeschäftigter Mater, hielt er um den erledigten Schuldienst in Somsdorf an, warf, als er ihn erhielt, Pinsel und Palette zur Seite, und lebte kümmerlich, aber zufrieden seiner neuen Beschäftigung, bis ihn der Tod ereilte. Ein in Buchau bei Zittau beschäftigter Ziegeldecker aus Seitcndorf starb infolge der Hitze. Der Tod ereilte iyn bei Ausübung seines Berufes, als er sich gerade auf dem Dache eines Hauses befand, von welchem er plötzlich todr heradstürzte. Eine Riesen-Erbschaft in Holland, auf die gew sse Leute in der Gegend von Bautzen ein Anrecht zu besitzen meinen, macht wieder viel von sich reden. Ein GcundstückLbesitzsr und Viehhändler Noack bei Senftenberg und andere seines Namens sind der Ansicht, daß die Hinterlassenschaft von Millionen, welche dem Vermögen eines Ausgewanderten ihrer Verwandt schaft entstammen soll, ihnen doch endlich auSgezahlt werden müsse. So ist die von Vielen schon längst aufgegebene An gelegenheit wieder in Fluß gekommen. Ein Mann, der sich besonders dafür intcrcssiit, soll deshalb schon gegen 700 Mark nach Amsterdam gesendet und verausgabt haben. Um nun die Sache in's Reine zu bringen und zu erfahren, ob wirklich etwas zu erhoffen oder ob das Ganze, wie bei allen solchen Erb schaftsgeschichten, Schwindel sei, hat ein Bautzner Rechtsanwalt die Angelegenheit in die Hand genommen und will unentgelt lich jedem dabei Bctheiligten dienen. Sonntagsruhe. Die Petition, welche von den Gcwerbevereinen zu Glauchau, Meerane, Waldenburg, Hohenstein und Ernstthal an die König!. Amtshauptmannschaft Glauchau gerichtet worden ist, hat fol genden Wortlaut: Die ehrerbietigst unterzeichneten Gewcrbevereine zu Glauchau, Meerane, Waldenburg, Hohenstein und Ernstthal gestatten sich aus An regung der Handelsgewerbetreibenden in genannten Städten die er gebene Bitte an die hochgeehrte König!. Amtshauptmannschast Glauchau zu richten,