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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Liebenlthn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. ^,47.Dienstag, den 22. Juni 1875. Bekanntmachung. Nach der Fassung des zweiten Absatzes in § 35 der Ausführungs-Verordnung zum Schulgesetze ist zwar das für jede einzelner Schule anzuschaffende besondere Siegel an allen den Orten, an welchen die Ortsschulinspection nicht zugleich dem Director übertragen ist^ von dem Lehrer zu führen. Da jedoch die Beifügung dieses Siegels oder Stempelabdruckes auf Zeugnissen und Bescheinigungen leicht als genügender Ersatz! der noch erforderlichen Beglaubigung durch den Ortsschulinspeclor aufgefaßt werden kann, so hat das Königliche Ministerium des CultuK und. öffentlichen Unterrichts für zweckmäßiger erachtet, die Führung des gedachten Siegels oder Stempels dem Ortsschulinspeclor selbst zu zuweisen, was hiermit zur Kenntniß der Schulvorstände gebracht wird. Meißen, am 10. Juni 1875. Die Königliche Bezirksschulinspection. Schmiedel. Wangemann. Bekanntmachung. Auf Antrag des Königlichen Ministeriums des Cultus und öffentlichen Unterrichts sind vom evangelisch-lutherischen Landesconsistorium die Pfarrer und beziehcndlich Kirchenbuchsührcr angewiesen worden, die für die Aufstellung der Listen der schulpflichtig werdenden Kinder erforderlichen Auszüge aus dem Kirchenbuche gegen eine auS der Schulkasse zu gewäbrendc Entschädigung von 20 Pfennige für jeden zu rxtrahirenden Eintrag, vor Ostern jeden Jahres dem Schulvorstand auf Anlangen desselben zur Verfügung zu stellen. Die Schulvorstände werden angewiesen, sich als Unterlage für die von ihnen nach ß 6 al. 3 der Ausführungs-Verordnung vom 25. August 1874 zum Volksschulgesetze zu bewirkende Ausstellung der Listen der schulpflichtig anerkannten Kinder alljährlich einen solchen Auszug geben zu lassen. Dagegen sind Taufzeugnisse für die in die Schule aufzunehmenden Kinder künftig nur insoweit noch zu erfordern, als sie nebe« den gedachten, von den Ortspfarrcrn auszustcllenden Verzeichnissen unentbehrlich sind, bez. wo sich nicht auf andere aus reichende Weise der Nachweis über Alter und Confession des betreffenden Kindes ergiebt. Meißen, am 10. Juni 1875. Die Königliche Bezirksschulinspection. Schmiedel. Wangemann. Amtion. " Künftigen Dienstag, den ZA. dieses Monats, von früh ^9 Uhr an, sollen in dem zum Vermögen des Händlers Ernst Louis Müller hier eröffneten Creditwesen im Gasthofe zum Weißen Adler allhier verschiedene Galanteriewaren, als Gesichtsmasken, Kinderspielzeuge, Speiselöffel, Bleistifte, Knöpfe, Schürfer^ kästen, Zwirn, Band, Schnüre, Puppen, Puppenköpfe, Lineale, Bürsten, Gratulations- und andere Karten, Spazierstöcke u. s. w. gegen sofortige baare Bezahlung versteigert werden. König!. Gerichtsamt Wilsdruff, dm 18. Ium 1875. In Jnterimsverwaltung: vr. Gangloff, Assessor. Tagesgeschichte. Wilsdruff, am 2l. Juni 1875. Das am letzten Donnerstag Abend zwischen 6 und 7 Uhr auch über unsere Stadt und Umgegend hinziehende Gewitter hat wohl- thätig auf unsere Fluren gewirkt, in dem Barth'schcn Grundstück, wo vor ca. 10 Jahren der Blitz so großes Unglück angerichtet, fing diesmal glücklicherweise der Blitzableiter den Blitzstrahl auf, ohne Weiteren Schaden anzurichten. Ganz anders und zum Theil sehr traurig lauten die Berichte aus verschiedenen Theilen unseres engeren Vaterlandes, welche wir nachstehend auszugsweise folgen lassen: Dresden, 18. Juni. Gestern Abend sind schwere Gewitter über Dresden und Umgend gezogen. In der Stadt und innerhalb deren Weichbildes hat der Blitz nicht weniger als 10 Mal eingeschlagcn, glücklicherweise ohne großen Schaden anzurichtcn, da in zwei Fällen, wo derselbe gezündet, daSFeurr sofort erdrückt worden ist. Dagegen ist in dem nahen Dorfe Pieschen infolge Blitzschlags ein Haus abge brannt; auch bei Radeberg war ein größeres Feuer und im Plauenschen Grunde hat der Blitz in das Bett eines Lehrers eingeschlagen. (Da gegen hängt ein größeres Feuer, durch welches heute früh die Papier fabrik in dem nahen Dorfe Uebigau eingeäschert worden ist, mit den Gewittern nicht zusammen.) In und bei Dresden ist ein sehr wohl- thütigcr Regen dabei gefallen. In der Nähe von Loschwitz aber haben sich die Gewitter wolkenbruchartig entladen und großen Schaden augerichtet, namentlich an den Straßen und in den Gärten. Mit welcher Gewalt das Wasser in dem dasigen nahen Grunde ge haust hat, geht daraus hervor, daß die Fluth sogar das Maschine^ Haus mit hoher Esse von der Loschwitzer Dampfschneidemühle des Herrn Schäffer total weg, und den 70—80 Centner schweren Dampf kessel ungefähr 500 Schritt mit sich geführt hat. Infolge der vielen Steine, Balken und eingestürzten Brücken hatte der Bach unten im Dorfe bei dem Hermannsdenkmal, dessen eiserne Umfassung auch zum Theil mit weggerissen worden, einen andern Lauf angenommen und zwar durch den Gasthof des Herrn Demnitz gegangen, wodurch der Hof, die Parterrewohnungen und die mit vielen Vorräthen angefüllten Kellerräume unter Wasser gesetzt und der Besitzer arg beschädigt worden ist. — Grüna, 17. Juni. Unser Ort wurde heute Nach mittag in der sechsten Stunde von einem 25 Minuten lang anhaltenden Hagelwetter arg heinigesucht. Die Verwüstung, welche dasselbe ver- ursuchl hat, ist kaum zu beschreiben. Die' niederfallenden Haael- stucken hallen in der Mehrzahl die Große eines Hühnereies und haben das Getreide und die übrigen Feldfrüchte so mitgenommen, daß der