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Nummer 204 — 24. Jahrgang Sinai wöch. Bezugspreis: für Septbr. 3,— ein'chl, Bestellgeld. Anzeigenpreise: Die Igesp. Petitizeile 3U^, Stellengesuche Lü Die Petitreklamezeise, 8V Milli meter breit, 1 Ossertengebühren für Selbstabholer Lü L, bei Uebersendung durch di« Post außerdem Portozuschlag. Einzel-Nr. 10 L. Sonntags-Nr. 18 L. Geschäftlicher Teil: IosesFoh mann,Dresden. SöcksMe volfsmiun Freitag, 4. September 1926 «rer Gewalt erlischt jede Verpflichtung Anzeigen übernehmen , woriung. Unverlangt eingesandt« und mit Rückporto nicht versehene Manuskript» werden nicht anibewahrt.^ Sprechstunde der Redaktion 8 bis S Uhr nachmittags. HaupHchriftleitrrr Dr. Joses Slbert. Dresden. Geschäftsstelle, Druik »»d »Verlag > Saxonia- Buchdriickeret GmbH..Dresde»-A. IS, Hoibeiiislrafte »L gcrnru» S27R. Polttchcrkkonio Dresden 14787. BlinIkoMv Bassens» 6- Kritische, Dresden. Für christliche Politik» und Kultur Redaktion der Sächsischen BollSzcttnng Dresdcn-Mlsi. i«. Holbeinftrasie W. grruru, :r>721 und SSM Die Botschaft von Stockholm Die Stockholmer „ Wel t ko nfe renz sitr prakti- sch es Christentum", die erste grotze internationale Zusam menkunft der protestantischen Kirchen, ist zu Ende. Die Ver treter der meisten protestantischen Religionsgemeinschaften aus 37 verschiedenen Völkern der alten und neuen Welt haben daran teilgenommen. Ihrem nutzeren Umsange nach mar diese Tagung bereits ein Ereignis, aus das alle Welt mit einer gewissen Span nung hinschaute, In beteiligten und nichtbeteiligten Kreisen er wog man die Möglichkeiten, und man muhte sagen, daß man in deutschen Kreisen von vornherein dem völlig neuen Unter nehmen des schwedischen Erzbischofs Soederblom mit einer ge wissen Reserve entgegensah und die Hoffnungen selbst in pro- testaniischen Kreisen nicht allzu hoch schraubte. Ntan war sich der Grenzen und der Problematik des großzügigen Unterlaß gens weithin bewußt. Und das Ergebnis? — Es ist schwer, heute schon ein end gültiges Werturteil zu fällen. In gewissem Sinn kann man jedoch bereits heute als Quintessenz dieser Kirchenkonferenz die Botschaft betrachten, die von den Stockholmer Pertretern am Schluß der Tagung der Oeffentlichkeit übergeben worden ist. Was niemand anders hätte erwarten können, aus dieser Botschaft spricht ein tiefer christlicher Geist. In den Fragen, an die sich die Konferenz herangetraute, kann man eine weitgehende Uebercinstimmung der Ziele mit den unseren feststellen. Un zweideutig stellt die Konferenz die Pflicht heraus, dos Evange lium auf allen Gebieten des menschlichen Lebens zu der entschei denden Macht zu machen, im industriellen, sozialen, politischen und internationalen Leben. Die Botschaft betont, daß aus dem Gebiete des Wirtschaftslebens der menschlichen Seele der höchste Wert beizumessen sei. Die Industrie dürfe sich nicht gründen auf den bloßen Wunsch nach persönlichem Gewinn, sie müsse vielmehr als eln Dienst an der Gemeinschaft angesehen werden, das Eigentum als «in anvertrautes Gut, für das Gott Rechen schaft geschuldet werde. Arbeitgeber und Arbeitnehmer sollten in die Lage versetzt werden, ihren Anteil an der Industrie als Erfüllung ihres Berufes auzusel-en. Die Botschaft zählt dann im einzelnen die Probleine auf, mit der sich die Beratungen beschäftigt haben. Es sind die moralischen und sozialen Fragen: Wohnungsnot, Arbeitslosig keit, Unsittltchkeit, Mkoholmitzbrauch und Verbrechen, alles Probleme, die nicht aus der Kraft des Einzelnen, sondern nur dadurch wirklich gelöst werden können, datz die Gesamtlielt die Verantwortung und die soziale Kontrolle übernimmt. Auch die Fragen einer höheren Wertung der Frau, des Kindes und des Arbeiters auf dem Gebiete der Erziehung, der Familie und des Berufes habe» den Kongretz beschäftigt. Er verlangt ein Ein treten der christlichen Kirchen für die Rechte der sittlichen Per sönlichkeit und nicht für die Rechte des Individuums als solchen. Einer Frage standen insbesondere die deutschen Delegierten von Anfang an kritisch gegenüber, der Stellung des Christen tums im Völkerleben nämlich. Gerade hier wird die Bot schaft auffallend zaghaft und unsicher. „Wir haben", heißt es dort, „die für die internationalen Beziehungen maßgebeadcii christlichen Gedanke» durchberaten, dl« von völkischer Weltoer- hervlichung ebensoweit entfernt sind wie von einem Massen- Kosmopolitismus jedes beliebigen Landes, gleichviel welcher Be deutung. Wir haben die Verpflichtung des einzelnen Gewissens dem Staate gegenüber betrachtet, wir haben den universalen Charakter der Kirche und ihre Pflicht, die Bruderliebe zu pre digen und auszuüben anerkannt. . . . Wir bitten die Kirche, Än Gefühl zu lzaben für die Schrecken des Krieges, wie auch für ihr« Unzulänglichkeit für die Lösung internationaler Streit fragen. Wir haben nicht versucht, genau formulierte Lösungen zu geben, wir haben auch nicht durch Abstimmungen die Ergeb nisse dieser freundschaftlichen Aussprache sestgelegt." Man Kanu diese Zaghaftigkeit bei diesem Weltproblcm, gemessen an dem Charakter und der Zusammensetzung der Tagung, erklärlich fin den, gleichwohl treten hier dock, scharf dt« Grenzen des „prak tischen Weltchristentums", wie es diese Konferenz ausfaßte, zu tage. Letztlich ist es doch gerade das Problem der Beziehungen der Völker untereinander, das am ehesten einer internatio nalen Lösung durch eine Wellkonferenz bedürfte. Die anderen Fragen moralischer und sozialer Natur IMcn ihren Schwer punkt stets im einzelnen Äolkstum. Es zeigt sich hier eben der grundlegende Fehler, den man auch lm positiv-protestantischen Lager von Anfang eingestanden hat, datz man das „praktische Christentum" nicht willkiirlich aus seinem Nährboden, dem Glau bensbekenntnis, Herausreißen und anatomisch behandeln kann. Man praktiziert sonst an einen» toten Objekt! Baum und Erd reich, Körper und Seel« sind eins und unzertrennbar. Eine Kon ferenz fiir praktisches Christentum kann von der Quelle des Christentums, dein Glauben, nicht abstrahieren. Ueber die Ziele, hie zugleich die Ideale sind, kann sich eine Weltkonferenz sehr leicht einig »verden, obwohl es im schon Schnnevigkeiten gibt. Aber diese hohen Ziele »verden nur erreicht »verden, wenn inan Mittel und Wege weist, die sicher zum Ziele sichren. Weil man Irrwege einschlug, kam Glaubenstrennung auf Glaubcnstren- nung. Das Ziel hatte inan vielfach noch im Auge behalte», viel fach aber selbst dieses aus dem Auge verloren. Insofern ist es von Wert, daß man in Stockholm sich Mühe gab, dieses christ- liehe Ziet wieder vor aller Augen aufgurichtcn. Dieses Ziel aber muh eine bloße Sehnsucht bleiben, so lange man den siche ren Weg zu ihm nicht kennt oder nicht zu diskutieren wagt. Alle Arbeit an einer Weltkirche steht und fallt letzten Endes mit dieser Tatsache: Praktisches Christentum gedeiht nie und Nim- m«r auf KonfeveirzbeschlUssen und -Botschaften, solidem allein auf jener Kraft, di« schon einmal dos Angesicht der Wett erneuert Berlin, 3. September. In den Verhandlungen Im Reichs arbeitsministerium zur Beilegung des Konflikts in der westsäch- sischen Textilindustrie wurde eln verbindlicher Sch ledo - spruch gefällt, der für alle Akkordarbeltex eine Lohn- Zulage oorsieht. Auf Grund dieses Schiedsspruches nehmen di« streikenden Spinnereiarbeiter die Arbeit wieder aus. Die Kündi gungen seitens der Arbeitgeber werde» zurückgezogen. Krefeld, 8. September. Der seit langem andauernde Lohn kampf in der Krefelder Textilindustrie ist zu einem vorläufigen Abschluß gelangt. In der gestrigen Versammlung wurde in den späten Abendstunden von den Unternehmern ein Lohnzu schlag von 5 Prozent für den Zeitlohn und von 3 Prozent fiir den Akkordlohn bewilligt. Die Eisenbahnerbeuregung Berlin, 3. September. Die vertragschließenden Organi sationen der Eisenbahner sind heute vormittag zusanunengetrete», nm zu der durch die Aushebung des bisherigen Schlichtungsverfah rens geschaffenen Lage Stellung zu nehmen. Der „Vorwärts" glaubt, datz die Organisationen an das Reichsarbeitsministerium den Antrag richten werden, ein neues Schlichtungsverfahren an- zuoidnen und einen neuen Schlichter zu bestellen. Wie das Blatt noch bemerkt, drängt die Stimmung der Eisenbahnarbeiter im ganzen Reiche auf die Einleitung einer scharfen Aktion. — Nach einer Mitteilung der „Noten Fahne" haben Verhandlungen des Freien Eisenbahneroerbandes mit der Ortsgrupix Berlin des Cinheitsverüaiideg der Eisenbahner Deutschlands zu der Verein barung geführt, daß die Freien Eisenbahner in den Einheitsoer- band «intreten. Forl-auer -es Streiks in -er Aachener Nadel- induslrie Aachen, 3. September. In drei Versammlungen der Na delarbeiter wurde der Schiedsspruch des Schlichiungs- ausschusses mit großer Mehrheit abgelehnt. Eine weitere Aevsammlung der Gruppe der Christlic!>eu Gewerkschaften, die heute nachmittag stattfand, hat an diesem Ergebnis nichts mehr ändern können. hat, aus der Glaubensbotschaft Christi. Deren recht mäßige Trägerin aber ist trotz allein nur die Kirche Christi, die katholische Kirche. Dari» liegt die Tragik der an sich in jeder Hinsicht begrüßenswerten Botschaft von Stockholm, datz sie hin eingerufen in die gattentfremdete Welt von heule nur das saustische Echo wecken kann: „Die Bol scha st hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube". Die Botschaft lätzt auch in an .rer Hinsicht Ciinvände zu. Vollkommen willkürlich u»o u.ikiar »nutz z. A. der Gebrauch des Wortes „Kirche" erscheinen. Teilweise bezieht man diese Be zeichnung auf eine Gemeinschaft von Gläubigen, ähnlich dem Begriff „Ecclesia", teilweise wird er aus eine Gemeinde im enge ren Sinne angewandt. Wesentlicher cwer ist die Frage nach der Jurisdiktion der ganzen Konferenz und vor allem ihrer Be schlüsse. Mau kann wohl eine Botschaft erlassen, kann die Kir chen bitten, das und jenes zu tun. aber man hat keinerlei bin dende Autorität, um irgen.uvciche Beschlüsse tatsächlich durchzusetzen. Darin liegt ein großer grundlegender Unterschied gegenüber der alten Koitzilstradttion, an die man so gern a»- kiUipfcn wollie. Diese offensichtlichen Zusammenhänge bereits mögen mitbc- stimmend dafür gewesen sein, datz schon Benedikt XV. im Jahre 1916 und danach auch Papst Pius XI. die Teilnahme der katho lischen Kirche an der Konferenz ablehnen zu müssen glaubte. Man !>at diese nur vom katholischen Standpunkte aus zu ver stehende Haltung in protestantischen Kreisen schmerzlich empfun den, teilweise in blinden, Hasse auch zum Anlaß von neuen Anfeindungen genommen. Sri belehrt ein bekanntes Dresdner Kirchcnblatt seine Leser, daß die römische Kirckze nun einmal nichts vom friedlichen Einvernehmen wissen wolle. An dere namhafte Zeugen protestantischen Geistes, wie Z. B. die rechtsgerichtete „Königsberger Allgemeine Zeitung" benutzten die Gelegenheit, um in einem Leitartikel (Nr. 385) von der ,/sieges- srohen Gegenreformation" zu faseln, die in Deutschland die Sterbestunde des Protestantismus verkünde, während sich die „Pommersche Tagespost" in Stettin über das „weiß Gott nicht im christlichen Geiste gefeierte Anno santo" ergeht. Diese Re densarten ans Hinterpommern und anderswol>er stehen uns zu sehr im Widerspruch mit der hier zu behandelnden Stockholmer Botschaft, als datz ivir auf derartig törichte Angriffe uns einlassen würden. Jedenfalls tauscht inan sich auf protestantischer Seite, wenn man meint, datz der Katholik herzlos oder gar mit einer gewissen Schadenfreude und Berechnung die religiöse Sprachver wirrung und fortschreitende Atomisierung der losgetrennten Be kenntnisse verfolge. Wir wissen zu gut, daß die Entleerung der protestantischen Gotteshäuser nicht gleichbedeutend ist mit einer Füllung der katholischen. Ata» hat in Hinsicht auf die Eini gungsbestrebungen im protestantischen Lager die schöne Formel geprägt von der „evangelischen Kathollzität". Wenn dieses schöne Wort eine ernstl>ast« Bedeutung haben soll, dann ist es ivohl am ehesten die, daß durch dl« christliche Welt tatsäch lich eine starke Sehnsucht nach der Einheit im Glauben geht. Neuyork, 3. September Der Streik im amerikanischen Kohlenbergbau beginnt sich bereits auszuwirke». Der Kohlen versand ist praktisch zum Stillstände gekommen. Die Buhn verwaltungen beginnen bereits, ihre Werkstätten zu schließen und die Arbeiter ihrer Reparaturwerkstätten zu cut- lasse». Die Bedieiiungsmaniiscixifteii der Frachtzüge werben verringert. Die Prophezeiung, daß mindestens 10 090 Eisen- bahnangestellte durch den Kohlenstreik in Mitleidenschaft ge zogen würde», geht rasch in Erfüllung. Obgleich große Kohlen- Vorräte vorhanden sind, beginnen die Preise bereits zu steigen. Die Absicht der Mincnbcsitzer scheint daraus gerichtet zu sein, die Arbeiter auszuhungern. Southainoton, 3. September. Die Mannschaften der zur Southern Railwcni Compagnie gehörenden Kanatdampfer baden heute die Arbeit nicüergelegt. Die vier Dampfer, die heute abend nach der französischen Küste abgehen sollten, werden vor aussichtlich nicht fahre» können. Landen. 3. September. „Aestminster-Tazette" berichtet zu in britischen Sce-mannsslreik, datz bis heute nacht 1 ft.hr nach kein Kanalboot nach Havre und Caen von Southampton abgefahren sei. Kapstadt, 3. September. Nach einer Mittelung des Pre mierministers wird die Negierung die llebersührung von Las- kavcn nach Südafrika, die als Ersatz für die streikenden Seeleute dienen sollten, nicht gestatten, da die Laskare» zu den Völkern ge hören. deren Einwanderung in Güdasrika verboten st. Brisbane, 2. September. Der Eisenbahnerstreik in Queens land iAustralie») ist, wie Reuter erfährt, beigelcgt worden. Der französische Bankbeamkensireik Paris, 3. September. Die streikenden Bankbeamten Hasen gestern erneut zu der Frage der Wiederaufnahme der Arbeit ab, gestimmt und die Fortsetzung des Streikes endgültig beschlagen. Nach den Blättern soll sich nur eine ganz geringe Anzag! von Stimmen für die Wiederaufnahme der Arbeit ausgesprochen ha ben. Eine gewisse Anzahl von Streikenden, besonders Beamte des „Credit industricl" und der „Soeiete generale" Hai von» Streikkomitee die Erlaubnis erhalten, die Arbeit wieder auszu- nchnisn. Es mag in der Zeitenwende liegcn, datz man der zersetzenden Atomisierung müde ist und daß sich allmählich auch auf religiösem Gebiete eine Ucbcrivindung des einseitige» Individualismus an bahnt. Wenn diese Entwicklung anhält, dann wird über kurz oder lang jene protestantische Kirchenkoiiserenz. sür die Stockholm nur ein Anfang bedeutet und die fartdauer» soll, vor dis Frage eines Bekenntnisses gestellt werden. Schon heute gesteht man in ernsten protestantischen Kreisen zu, daß die Zukunst des gan zen Einigungswcrkes in Frage gestellt ist, wem» es nicht gelingt, ein Bekenntnis zu schassen. Wenn man diesem Zcittralproblem aber Rechnung trügt, dann mutz man die Haltung der katholischen Kirche zumindest verstclM. Sie würde ihre ziveitauscndjährige Geschichte und ihre göttliäie Einsetzung verleugnen, wenn sie sich an der Schaffung eines neue n Credos beteiligen wollte. Inso fern hat der Einigungsgedanke, im katholischen Lichte gesehen, allerdings eine völlige andere Natur als wie aus Seite» der pro testierenden Kirchen. In gewissem Sinn kann man auch !>!. H. Wal lau Recht gebe», wenn er in seinem vor Stockholm er schienenem Buche „Die Einigung der Kirchen vom cvangelischei' Glauben aus" (Furche-Verlag) behauptet, für die katholische Kirche bedeute die Einigung eigentlich kein Problem; wir möchten hinzusügen. kein Problem im Sinne von Stockholm, datz man die Einigung mit menschlichen Mittel», rein äußerlich er reichen und damit ein praktisches Christentum schassen hömtte, Der Weltkrieg sollte es bewiesen haben, ums das „praktische Christentum" ohne gemeinsame Glaubensgrundlage vermag, Ein praktisches Christen tum. daß gerade bei autzcrgcwöhniichen Elastizitätsvroben versagt, ist eminent unpraktisch. Bon der Liebe alles erivarteu und Glauben und Wahrheit ans dem Spiel lassen, ist ein vergebenes Spiel. Damit wird man den Kampf gegen den religiösen Bolschewismus unserer Tage nicht siegreich führen! Die Liebe umfaßt in allererster Linie auch das Gute, und das Gut« ist nicht ein Wahngedilde, sondern wahr. Je größer die Liebe, umso größer mutz das Streben sein, überall die Dlahrheit zu sehen, Das Christentum hat neben seiner prak tischen Seite vor allem auch eine übernatürliche, es mün det mit seinen letzten and heiligsten Zielen im Jenseits, was bei aller berechtigten Inanspruchnahme für praktische Zwecke nie übersehen werden darf. Hier also trennen sich die Auffassungen über den Einigungs gedanken. Leider ist die Einstellung auf protestantisäier Seite noch die herrschende, die Wallau kategorisch mit dem Satze ,zum Ausdruck bringt: dieser katholische Einigungsgedanke sei für den Protestantismus indiskutabel. Man scheut also noch davor zurück, dos Problem der Einigung zusammen mit dem Problem des Glau bens und der Wahrheit zu diskutieren. Ob man damit auf di« Dauer die Wahrheit auszuschalten vermag, ist eine Frage der Zukunft. Für di« Gegenwart ist schon die Tatsache erfreulich, daß in allen Lagern der Gedanke der Einigung vorhanden ist, dessen Verwirklichung letzten Endes doch nur im Plane eine» Höheren Tatsache werden könnt«. M. D.