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Dresdner Journal : 09.07.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190107095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19010709
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19010709
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-07
- Tag 1901-07-09
-
Monat
1901-07
-
Jahr
1901
- Titel
- Dresdner Journal : 09.07.1901
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vez»,«t>reK: Beim Bezüge durch di« cheschäst»aeae tuuer-at» Freude»» « LV M (riuschl. Zun^aung), durch die Hk»ü im Deul,chen Reich« 3 M. (ausiLUtbllch Bestellgeld) virrteljährtüh. Einzelne Nuir.mern 10 Pf Wird Zurück)endung der für dir Schriftleitung bestimmte», aber von dieser nicht ei»» geforderten Beiträge brau» Frucht, fo ist da« Postgeld beizusügeu. Vres-ner Herausgegebeu von der Königl. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fcrnspr.-Anschluß 9K. 1295. Erscheine«: Werktag« nachm b Uhr. ««kü»»t»»»»»,rbühre»: Di« Zeile kleiner Schrift d«r 7 mal gespalten rn Ankündi- gung-.«eile oder d«renRau» SO Pf Bei Tabellen- uud Ziffern sah S Pf Ausschlag für die Zeile Unterm Re- daktiontstrich (Eingesandt) di« Textzeile mittler Schrift oder deren Raum LV Pf. Gebühren < Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi« mittag« 12 Uhr für die nach mittag« erscheinend« Nummer- O 157 1901. Dienstag, den 9. Juli nachmittags. Amtlicher Teil. Erueuunagtu, Versetzungen re. i« öffentl. Dtenste. z» Geschäftsbereiche de« Mtniftertom« de« Katta» an» -ffentltchen Uuterricht«. Dem zeitherigen Sekretär bei der KaltuS-Ministerial. kaffe Gustav Reinhold Schulze ist die Verwaltung des Rentamtes der Fürsten- und LandeS- schule zu Grimma unter Verleihung des Amtslitel« „Rent- verwalier" übertragen worden; ernannt wurde der brSher bei der Rektorat« - Kanzlei der Technischen Hochschule in TreSden probeweise beschäftigte Miliäranwärter PaulWujanz zum Expedienten bei der Kultus - Minifterial - Kaffen - und Rechnungs-Expedition', der bisher probeweise beim UniversitätS- rentamte zu Leipzig beschäftigte Militäranwäner Johann Valentin Mzax Volkmann zum Expedienten der demselben und der zeither bei der Taubstummen - Anstalt in TreSden probeweise beschäftigte Adolf Eugen Schlrmper zum Expedienten bei dieser Anstalt. (Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Ter Krieg i« Südafrika. Wie seinerzeit mitgeteilt wurde, hat ein ameri kanischer Offizier deutscher Abstammung, nämlich der Kapitän Reichmann, im Auftrage des amerikanischen Kciegsministeriums den südafrikanischen Krieg mit gemacht. Kürzlich vom Kap zurückgekehrt, hat Reich mann seiner vorgesetzten Behörde einen inzwischen zum Druck gelangten eingehenden Bericht über alle von ihm gemachten Beobachtungen eingereicht. In diesem Berichte, der teils bereits Bekanntes, teils noch Unbekanntes enthält, führt er dem „B. T." zufolge u. a. folgendes auS: Auch in den südafrikanischen Republiken waren für die Zuweisung von Stellen und Kommaodor häufig ganz andere Umstände als die Vvlkenntnifse sowie die Tüchtigkeit des Kandidaten maßgebend Die Politik spielte eine große Rolle bei der Auswahl der Offiziere und Familien, die politisch eine hervorragende Stellung einnahmen, lieferten eine Anzahl von Offizieren, deren Rang mit ihrer Stellung korrespondierte. Ein „politischer" General war zum Beispiel der General Snyman, der das Mißlingen des Angriffs auf Mafeking ver schuldete. Unter ausländischer Leitung war der letztere erfolgt, aber Snyman sollte versprochener- mcßen Unterstützung schicken. Da er eS unterließ, scheiterte die Unternehmung, deren Gelingen dem ganzen Kriege eine andere Wendung gegeben hätte. Die Buren, sagt Reichmann, sind weit mehr Jäger als Krieger, und was ihnen hauptsächlich fehlt, ist die militärische Disziplin. Wenn den Offizieren oder Mannschaften irgend eine Bewegung, die vom Kommando angeordnet worden war, mißfiel, so wurde sie eben einfach nicht aus geführt, und manche gut geplante Sache blieb deshalb unausgeführt. Unter Feuer handelten die Buren zwar merkwürdig kalt blütig und überlegt. Der Mangel an Initiative hinderte sie aber daran, die Früchte ihre- Sieges zu ernten, wenn sie einen englischen Angriff abgeschlagen haken. Sie waren zufrieden, wenn sie ihren Feind die Flucht ergreifen sahen. Dabei verschwendeten sie ihre Munition in erheblicher Weise. Der Verlust an solcher war aber um so schwerer zu ertragen, als mit Beginn de- Krieges die Munitionseinfuhr auf- hörte und die Beschaffung von Ersatz durch die regierungsseitig errichteten Fabriken erst im späteren Teile des Krieges Platz zu greifen vermochte. Die Aus länder spielten im Burenheere eine große Rolle, obgleich Luuk und Wissenschaft. Das „Durchdringen" der Dichter. Bon Adolf BartelS. IV. Gustav Freytag und Gottfried Keller find, wa« ihr Durchdringen anlangt, so ziemlich vollständige Gegensätze. Ist Freytag vielleicht Überhaupt der Normal deutsche unsere« Jahrhundert«, wenigsten» der Normal norddeutsche, so verläuft auch seine dichterische Ent wickelung ganz normal und mit jedem Werke gewinnt er mehr Boden Für sein Jugendlustspiel erhält er einen Prei«, die „Valentine" und „Graf Waldemar" eroberten ihm die Bühne, mit den „Journalisten" setzte er sich dort für immer fest. „Soll und Haben" gelangt rasch zum Ruhme de» deutschen Musterroman« und dringt auch tief in» Volk, di« „Verlorene Handschrift" hält die Ge bildeten gefesselt, di« „Ahnen" gelten schon al» nationale That — alle» da» in genau einem Menschenalter Bo«- hafte Menschen haben nun freilich gesagt, Freytag sei mit der deutschen Literaturgeschichte (Julian Schmidt) verschwägert gewesen, und gewiß haben di« „Grenzboten" zum Durchdringen de» Dichter» beigelragen, mehr aber doch di« klare Erkenntnis seiner Zeit, di« Freytag besaß Ihn möchte ich mit einem tüchtigen Landmann« ver gleich««, der seinen Acker ordentlich bestellt und seine Saat dann auch aufgehen sieht und ernten kann — der Himmel lohnt die ehrlich« Arbeit Srinen Erfolg aug genutzt hat Freytag nie, er hat immer nur geschrieben, wa» er s dreidea mußte und konnte, und an Tantiemen- Ernte, sicher nie gedacht Die Erfolgreichen der jüngeren Generation sollten sich an ihm ei« Beispiel nehmen Da» äußerst langsame Durchdringen Gottfried Keller» ist bekannt — e» paßte im Grund« auch s«hr gut zu Reichmann deren Zahl ganz ungemein niedrig veran schlagt. Ihm zufolge zählt die ganze „Fremdenlegion* nur 600 bis 80V Mann, davon waren 320 Hol länder, 75 Italiener, 40 Skandinavier, 150 Ir länder, 200 Deutsche, je 25 Russen und Franzosen, 50 amerikanische Kundschafter und eine „ Compagnie* Irisch Amerikaner. Zählt man nur diese Kontingente nach der vorstehenden Liste zusammen, so kommt man schon zu einer Gesamtzahl von etwa 1000, und nach allgemeiner Annahme gab es weit mehr als bloß 1000 derartiger Freiwilliger. Reichmann deutet freilich an, daß diese Fremden eine weit wichtigere Rolle spielten, als nach ihrer Gesamtzahl zu erwarten stand. Das lag zum Teil an den Persönlichkeiten ihrer kriegserfahrenen Führer. So kommandierte die Italiener ein Kapitän Riccardi, der lange mit Aguinaldo auf den Philippinen ge fochten hatte; die Irländer standen unter Kommando eines früheren amerikanischen Offiziers rc. Auf fallend gut war der Nachrichtendienst der Buren, die sich über alle Bewegungen der Engländer stets unterrichtet erwiesen. Sie hatten alle Arten von Kundschaftern zur Verfügung und dabei den Vor teil, daß ihre Leute nicht auf die Straßen an gewiesen waren wie die Engländer. Ihre Radfahrer folgten den Fußpfaden in der Prairie, die auch von den Berittenen benutzt wurden. Derartige Kund schafter hatte aber jeder General in überreicher Zahl, und oft genug war er fogar in der Lage, den Helio graphen zum Nachrichtendienst zu verwenden. — Während ferner die Auswahl vorzüglicher Ver teidigungsstellungen und ihre größere Treffsicherheit den Buren Vorteile gewährten und zum Teil ihre Schwäche an Kämpfern ausglichen, konnte doch die Ueberlegenheit ihrer Geschütze nicht deren geringe Zahl wekmachen. Ein Hauptgrund der Buren niederlagen war ihr Mangel an Kanonen. Sehr scharf kritisiert sodann Reichmann aber auch die englische Armee, die offenbar hinter seinen Erwart ungen weit zurückgeblieben ist. Er bemerkt über sie u. a. solgendes: Die britische Kavallerie war weder in genügender Zahl vorhanden, noch war sie für ihre Aufgabe ausgebildet. Berittene Infanterie mußte in vielen Fällen als Aushilfe dienen. Die britischen berittenen Truppen werden aber nach Reichmanns Ansicht niemals den Buren gleich kommen, so lange sie nicht gelernt haben als Kavallerie zu reiten und als Infanterie zu kämpfen. Weiterhin habe der Krieg die bedeu tende Ueberlegenheit der Kruppschen und Creusot- Geschütze über die englischen Armstrong-Kanonen er geben; dagegen könne die Lyddit Granate kaum als ein Erfolg bei Feldoperationen bezeichnet werden. — Nach allem zweifelt der Verfasser nicht an dem schließlichen Erfolge der Engländer, weil deren Truppenzahl, finanzielle Hilf-mittel und Kriegs material jeder Art ihrem Gegner so enorm über legen seien. England habe nach dieser Richtung von vornherein einen durch nichts auszugleichenden Vorsprung aufzuweisen gehabt. Dem englischen Parlamente in London sind gestern Berichte über die Verhandlungen zwischen Kitchener und Botha zugegangen. Kitchener benachrichtigt in einem vom 7. März datierten Briefe unter Hinweis auf die beiderseitige Unterredung in Middelburg vom 28 Februar Botha davon, daß, falls sich die Buren ergeben würden, die britische Regierung so fort in Transvaal und dem Oranjestaat eine Amnestie für alle während des Krieges be gangenen Akte erlassen werde. Beide Sprachen, die englische wie die holländische, sollten als gleich- kneser knorrige« Persönllchketl. In ftmrn langen Togen war er freilich einmal al» politischer Dichter beinahe schon berühmt, aber doch wohl nur in der Schwei,. Seine beiden Hauptwerke, „Der grüne Heinrich" und die „Leute von Seldwyla" haben sehr lange gebraucht, um nur eine zweite Auflage zu erlangen Ueber das erstere Werk sand ich neulich eine zeitgemäße Stimme. Lud milla Assing schreibt an Feodor Wehl am 30. März 18S4: „Auch ein andere» Buch (eS ist vorher von George Sand« „Laura" die Red« gewesen) hat einen großen Eindruck auf mich gemacht; ich habe seine drei Bände — der vierte ist noch nicht erschienen — mit grenzen losem Anteil, oft mit Herzklopfen gelesen, mit Spann ung, mit wärmster Sympathie. Drese» Buch ist „Der grüne Heinrich" von Gottfried Keller; e» ist weuiger «in Roman al» eine Leben»zeschichte, eine Leben«- gefchichte, geschrieben mit der schonungslosesten Aufrichtig keit gegen sich selbst, und die dann euch jenes mächtige Interesse erregt, da« man immer empfindet, wenn man einem innerlich bewegten, glühenden, wallenden Menschen leben gegenübersteht Es hat etwa« Rührende« und Erfrischende» zugleich für mich, wie dieser stille, ver schlossene Mann, der nur wenigen Freunden sich mit- teilte, hier plötzlich der ganzen Welt sein innerste» Denken und Sein darbringt Erlebt ist gewiß jede Zeil«; mir war immer beim Lesen, al« hörte ich die Herzschläge de« grünen Heinrich" Gewiß ein sympathi sche« Urteil, aber die Poesie de« Buche«, die Größe de» Dichter« Keller ist Ludmilla noch nicht aufgegangen Schon Otto Ludwig und Auerbach, dann auch Heyse haben einigermaßen gewußt, wa« für ein Mann der Meister Gottfried sei, aber noch Ende der siebziger oder Anfang der achtziger Jahre tadelte Gottschall (in einem seiner „Litteraturbriefe a« eine Dame" in der Garten laube) Heyse, weil er auch Keller in seinen Sonette« ei«e Statur ausgestellt Dem «roßen deutsche« Publikum ist der Dichter durch die Veröffentlichung seiner späteren berechtigt anerkannt, in den Schulen gelehrt und vor Gericht angewendet werden. Großbritannien lehne es aber ab, die Verantwortlichkeit für die von den Verwaltungen der Republiken aufgenommcnen Schulden zu übern-hmen. Botha hielt am 15. März an die Burghers eine Ansprache, in der er aus führte, der Geist, in dem Kitcheners Brief geschrieben sei, mache es klar, daß die britische Regierung die Vernichtung der Afrikander-Bevölkerung wünsche, und er beschwor die Burghers, ihr Vertrauen cuf Gott zu richten, der ihnen Freiheit geben würde. Es gelangt noch eine Reihe weiterer Schriftstücke zur Veröffentlichung, die meistens in den Lagern der Buren gefunden wurden und lie von britischen Niederlagen berichten und sonstige britenfeindliche Mitteilungen enthalten, die entweder stark übertrieben oder direkt erfunden sind. Eine Proklamation Te wels vom 1. Aprrl besagt, es sei nutzlos, über Einzel- frogen zu verhandeln, da die Buren nur für ihre Unabhängigkeit kämpften. Tie Veröffentlichung schließt mit einer am 20. Juni in Waterval ausge- gebcnen Bekanntmachung der Buren, aus der ein Auszug am 4. Juli im Parlament verlesen wurde. — Einer Drahtnachricht aus dem Haag zufolge ist jetzt dort auch der Wortlaut der Depeschen bekannt gegeben worden, die zwischen dem Präsidenten Krüger und Louis Botha gewechselt wurden. Es handelt sich um elf chiffrierte Telegramme, die eine vollständige Uebereinstimmung der Ansichten Krügers und BothaS beweisen. Botha erklärt in der ersten Depesche, nicht eher die Waffen niederzulegen, bis England die voll ständige Unabhängigkeit der Buren anerkenne. Aus den Dratnachrich'en soll auch ersichtlich sein, daß Kitchener — nicht Botha — die Anregung zu dcm Depeschenwechsel gegeben habe.' Das Londoner Kriegsamt veröffentlicht die englische Verlustliste seit Beginn des südafrikanischen Krieges bis Ende Juni 1901. Danach betragen die Verluste: Im Kampfe gefallen 384 Offiziere, 3971 Mann, ihren Wunden erlegen 22 Offiziere und 1348 Mann, an Krankheiten gestorben 249 Offiziere, 9788 Mann, in der Gefangenschaft gestorben 4 Offiziere, 93 Mann, infolge von Unfällen gestorben 10 Offiziere und 378 Mann, in die Heimat als krank gesendet und daselbst verstorben 15 Offiziere und 375 Mann; im ganzen zusammen an Toten 684 Offiziere und 15953 Mann. — Tie Verluste der Buren während des abgelaufenen Halbjahrs 1901 betragen nach Kitcheners Depeschen zusammen 5672 Personen, nämlich 525 Tote, 290 Verwundete, 3538 Gefangene und 13 l9 sogenannte „Surrender-", d h. solche, die sich freiwillig gestellt haben, unter denen aber ein größerer Teil nicht kombattant gewesen sein dürfte. Bezüglich des Aufenthalts der Burensührer liegen augenblicklich nur einzelne Berichte vor, deren Daten die Möglichkeit nicht ausschließen, daß sich ihre Stellungen bereits wieder um etwas verschoben haben. Aus Bloemfontein wird gemeldet, daß sich Dewet vor drei Wochen an dem Südufer des Mooiflusses im nördlichen Transvaal aufgehalt-u hat. Kommandant Brandt befinde sich bei Tewetsdorp, habe aber nur 20 Mann um sich. Kommandant Herzog stehe westlich von der Eisenbahn und südlich vom Oranj-fluß. Ter Korrespondent der „Daily Mail" endlich schreibt aus Pretoria, daß General Botha auf dem hohrn Veldt östlich von Springs ein Lager bezogen habe. Während des Juni sollen sich 1500 Buren ergeben haben und gefangen genommen worden sein. Man glaube aber, daß sich noch mehr als 13000 Buren unter Waffen befänden. Infolge der heftigen Ardetten in o«r „deutschen Rundschau" bekannt ge worden, dann um den siebzigsten Geburtstag de« Dichter« herum kam auch der große Ruhm Aber ich habe unter meinen Altersgenoffen vom „jüngsten Deutschland" manche gesunden, die, wie von Hebbel und Ludwig, so auch von Keller noch keine Ahnung hatten Ueber die Erfolgleute der siebziger Jahre wollen wir hier lieber nicht sprechen; daß Georg Ebers und Iuliu« Wolff Keller und selbst Storm in den Hinter grund drängen konnten, ist ja keine Ehre für da» deutsch« Volk Einen guten Teil ihrer Erfolge verdankt«» sie übrigen» einfach ihren Verlegern, sie waren nicht mehr und nicht minder al« ein Geschäst«artikel, der brillant eingeführt worden war und brillant ging, zumal zu Weihnachten Heute schon ist ihr Ruhm verblichen, aber leider ist die GeschäftSpraxi«, die sie „machte", nicht mit ihnen gestorben, sie wird vielmehr, «och trefflich verbessert, auch auf die Werke der jetzt beliebten Autoren angewandt, obgleich diese ernster genommen sein wollen. Doch wer mag über diese allgemein bekannten Dinge reden? Moralisch verurteilen kann man unsere Dichter ja wohl eigentlich nicht, daß sie ihren Ruhm au«schlachten lassen — di« Z«it will « einmal so, und sich in die Ecke stellen und sein „Laßt mich in Ruh!" rufen ist nicht jedermann« Sach« Was nach einem Menschen alter von unseren jetzigen Berühmtheilen übrig sein wird und gar ein Me«sch«nolter nach ihrem Tode — nu«, wir wollen un« lieber nicht auf« Prophezeien verlegen. Erfolg haben und durchdringen find zwei sehr ver- schiedene Dstige, da« wolle« wir un» zum Schluffe noch einmal zu Grmüte führe« Zum Erfolghaben gehört irgend ei« Talent — bi« Reklame allein genügt doch nicht —, zum Durchdringen gehört außer dem Talent eine starke Persönlichkeit. E« galt einmal in Deutsch land halb und halb al» Schande, «in Erfolgmann zu sei«, heute denkt man darüber and«r», praktischer Schoa der alte Goethe sprach zu Eckermann. „Jene» ungestörte, Kälte, die auf den Hochvlateaus herrsche, zögen sich die Buren in größeren Mengen in die nüdriger ge legenen Distrikte bei Komatipoort Schließlich sei noch eines neuen BurenerfolgeS Erwähnung gcthan: Wie die gestrigen Londoner Abendblätter melden, rückte der Burenkomman dant Scheepers gestern in MurraySburg ein, daS ohne Garnison war, und brannte die öffent lichen sowie verschiedene private Gebäude nieder. Zur Aufklärung diene der Hinweis, daß MurrayS- burg mitten in der Kapkolonie näher der südlichen Seelüfte als der Grenze des Oranje-Freistaates und dem Oranje-Flusse liegt. Tagesgeschichte. Dresden, 9. Juli. Auf Allerhöchsten Befehl Sr. Majestät des König- wird sich der Königl. Gesandte in München, Frhr. v. Friesen, zur Bei setzung Sr. Durchlaucht des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe nach Schillingsfürst begeben und namens Sr. Majestät einen Kranz am Sarge des Dahin geschiedenen niederlegen. Ebendahin wird auch auf Befehl Sr. Majestät de- Königs der Königl. Gesandte in Berlin und Bevollmächtigte zum Bundesrate Graf v. Hohenthal und Bergen, Excellenz, entsendet, um die Königl. Regierung bei der Beisetzung des früheren Reichs kanzlers zu vertreten. Deutsche» Reich. Berlin. Wie schon in einem Teile der Auflage der gestrigen Nummer unseres Blatte« gemeldet worden ist, ging gestern vormittag 10 Uhr die Segeljacht „Iduna" mit Ihrer Majestät der Kaiserin und den Prinzen Eitel-Friedrich, August Wilhelm und Oskar an Bord von Swinemünde au« in See; bald darauf folgte die „Hohenzollern" mit Sr Majestät dem Kaiser an Bord, begleitet v. S M S „Niobe" und S. M S. „Sleipner" Das Schulschiff „Charlotte" mit dem Prinzen Adalbert an Bord hat ebenfall« heute vor mittag die Reise angetreten. Gestern nachmittag ist die „Iduna" mit Ihrer Majestät der Kaiserin und den Kaiserlichen Prinzen an Bord in Saßnitz eingetroffen — Ihre Majestät die Kaiserin und Ihre Königl Hoheiten d»e Prinzen unternahmen dann auf der Dampfiacht „Schneewittchen" einen Ausflug, ließen Sich an Land rudern und lustwandelten in den Stubbnitzwaldunge« — Au« Ra« az liegen heute nachstehende Meldungen vor, die wir zum Teil schon in der gestrigen Nummer unser« Blatte« unter Drahtnachrichten mitgeteilt haben: Gestern nachmittag erhielt Fürst Philipp Ernst von Hohen» lohe-Schillingsfürst noch folgende Depeschen: „Pillnitz, 8 Juli Mit tiefem Schmerze habe Ich Ihre Nachricht von dem Ableben Ihres verehrte« Vater« erhalten und beklage den Verlust, den Unser Vaterland durch den Tod diese« weisen Staatimanne» erlitten hat Albert" „Pari«, 8 Juli Ich danke Ihnen für Ihr Tele gramm, daS mir den Tod Ihres Vater-, Sr. Durchlaucht deS Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schilling-fürst anzeigt. Ich nehme aufrichtigen Anteil an Ihrem Schmerze und übersende Ihnen den Ausdruck der Teilnahme der Republik. Emile Loubet." Der Prinzregent Luitpold sandte anläßlich de» Ableben« de» Fürsten Hohenlohe am 6 Juli folgende» Handschreiben an den Fürsten Philipp Ernst: „Mein Herr Fürst Hohenlohe-Waldenburg Schillings fürst! Mit d<m tiefsten Bedauern vernehme Ich soeben di« Nachricht von tem Hinscheiden Ihres Herrn BaterS, deS Fürsten Chlodwig Hohenlohe-Waldenburg Schillingsfürst, und Ich fühle Mich gedrängt. Ihnen, Mein Herr Fürst, Meine innige und aufrichtige Teilnahme an dem schweren Verluste zum Ausdruck zu bringen, von dem Sie und Ihr fürstliche- Hau- betroffen worden sind. Möge Ihnen in Ihrem gerechten Schmerze daS Bewußtsein Trost verleihen, unschuldtge, nachwandlerische Schaffen, wodurch aller« etwa« Grope« ged«ihen kann, ist gar nicht mehr möglich. Unsere jetzigen Talente liegen alle auf dem Präsentier teller der Oeffentlichkeit Die täglich an fünfzig Orten erscheinenden kritischen Blätter und der da» durch im Publikum bewirkte Klatsch lassen nicht- Gesunde» aufkommen Wer sich heutzutage nicht ganz davon zurückhält und srch nicht mit Gewalt isoliert, ist verloren E» kommt zwar durch da» schlechte, größtenteils negative ästhetisierende und kritisierende Zeitungswesen eine Art Halbkultur in die Massen, allein dem hervorbringenden Talent ist r» ein böser Nebel, ein fallende« Licht, da» den Baum in seiner Schöpfungtkraft zerstört, vom grünen Schmucke der Blätter bi« in da« tiefste Mark und di« verborgrnste Faser " Da« ist heute alle« noch viel schlimmer geworden, und wa« da« schlimmste ist, unsere Talente können den Zeitung«ruhm und d«n Er folg nicht mehr entbehren, sie wollen auf dem Präsentier teller der Oeffentlichkeit liegen Die Folgen davon sehe« wir ja jeden Tag Aber doch, trotz Goeth«, glaube ich noch an die Möglichkeit ungestörten Schaffen», ein große» Talent hat auch die Kraft, sich zu isolieren und auf den momentanen Erfolg zu verzichte« So ist auch hier zuletzt wieder alle» Talentfrage. Wissenschaft. * Da« Pr«i»g«richt der Deutschen Gesellschaft für Volk«bäder, an dem die Herren Prinz von Aren- berg, Landgericht«rat vr Aschrott, Baurat Herzberg, Oberbaudirektor Hinckeldeyn, Prof vr Robert Koch, Prof. O. Lassar, Geheimrat Pistor und Generalarzt Schaper teilnahmen, hat den besten für den öffentliche» Vortrag geeigneten Abhandlungen über Volktbäder zwei erste Preise zuerkannt, und zwar den Herre« vr E. Bäumer, Arzt für Hautkrankheu,n in Berlin und vr Gustav Poelchau, praktischer Arzt in Charlotte«»
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