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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Nr. 194 88. Jahrgang Donnerstag, den 29. August 1936 D»»t. Zeitung erschein, täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage. Dar Bezugspreis beträgt bei Abholung wöchentlich 46 Rpf.. bei Lieferung frei HauS w Postbezug monatlich 2L0 NM. Im Falle höherer Gewalt oder sonstiger ««rirbSstörungen hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder «Zahlung des Bezugspreise«. - Preise und Nachlaßsätze bei Wiederholungen nach Preisliste Nr. 8 — Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bis norm- 10 Uhr aufzugeben. - Verlag: Mohr 5 Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrüder Mohr. Hauptschriftleiter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, Pulsnitz. Verantwortlich nn den Heimattell. Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, Pulsnitz; für Politik, Bilderdienst und den übrigen TeU Walter Mohr, Pulsnitz. D- A. VlI.: 2250. Geschä'tSstellen Albertstiaße 2 und Adolf-Hitler-Stiaße 4. Fernruf 518 und 550 Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft zu Kamenz, des Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts- gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz Notruf der Sudetendeutschen Überreichung einer Denkschrift an Dr. Benesch Zum ersten Male seit Bestehen der tschechoslowakischer Republik stattete jetzt das Staatsoberhaupt der Stadl Reichenberg, einem Mittelpunkt der sudetendeutschen In dustrie, einen Besuch ab, um die Reichenberger Messe zu besichtigen. Bei dieser Gelegenheit hat der Präsident dei Reichenberger Handelskammer, Dr. Theodor Liebig, dem Staatspräsidenten Dr. Benesch eine Denkschrift über die kritische Wirtschaftslage der sudctendeutschcn Siedlungs gebiete überreicht. In dieser Denkschrift beruft sich Liebig darauf, dah im Reichenberger Kammerbezirk aus je 1000 Einwohne, im Jahre 1933 96,7 und 1936 noch 73,3 Arbeitslose entfielen, während die enlsprechenoen Ziffern im ganzen Staatsgebiet für 1933 45,9 und l936 38,5 betrugen. Nock entscheidender und ernster als die Arbeitslosenzissern sink jedoch die Feststellungen der Denkschrift über die still- gelegten Betriebe. Seit l932 sind allein in den politischen Bezirken Reichenberg, Gablonz, Friedland unr Deutsch-Gabel nicht weniger als 153 sabrikmäßige Betrieb« dauernd stillgelegt worden. Die Denkschrift verweist ferne, aus das völlige Brachliegen der Bautätig keit, auf die Vergebung staatlich unterstützter Bau ausführungen an auswärtige Firmen, auf das Danieder liegen des Handels, des Gewerbes und des Fremdenver kehrs. Von einer in der Weltwirtschaft bemerkbarer Besserung ist in Nordböymen nichts zu bemerken. Die Auswirkungen sind nicht nur wirtschaftlicher Na tur, indem viele Tausende von Menschen zugrunde gerich tet wurden. Schlimmer noch ist das Schicksal dei Heranwachsenden Jugend. Nach ärztlichen Fest- stellungen sind in manchen Bezirken 8üv. H. derSchul- jugcnd unterernährt, und Fälle des Hunger ödems nicht selten. Die jungen Leute, die nicht arbeiter könen, verzweifeln an der herrschenden Gesellschafts ordnung und bergen so eine Gefahr für den Staat. Die Denkschrift verlangt die Befreiung der Wirtschaf: Von den zweckwidrigen Einwirkungen einer wirtschasts- sremden Verwaltung und von den Einflüssen der Politik Die inländische Handelspolitik soll die Bedeutung der Nach barstaaten für den tschechoslowakischen Güteraustausch be rücksichtigen. Parlament und Negierung seien zu einer die Bedürfnisse der Privatwirtschaft vielfach verkehrenden oder sogar deutlich gegen sie gerichteten Reglementierung über- gcgangen, die das Wirtschaftsleben zu bürokratisieren drohe. Schließlich verlangt die Denkschrift, daß bei Hand habung des Verteidigungsgesetzes alle Benachteiligungen , der Betriebsführungen unterbleiben und Industrie und Gewerbe Nordböhmens an den öffentlichen Lieferungen s entsprechend beteiligt werden. Gekreuzigt und lebend angezündet Entsetzliche Greueltaten der spanischen Marxisten Der Blutrausch der spanischen Marxisten feiert wahre Orgien. Die Greuel aus den schlimmsten Tagen des Bolschewismus in Sowjetrußland sind durch das Wüten der spanischen roten Mörderbanden erreicht, wenn nicht übertrumpft worden. Spanien schwimmt, wie ein Pariser Blatt schreibt, im Blute, man füsiliert, wie man Holz hackt. Wie der Sonderberichterstatter des „Diario de Lisboa" aus dem westspanischen Ort Almendralejo südlich von Merida meldet, erreichte das blindwütige Massen morden dort den Höhepunkt der Grausamkeit. 80 Personen wurden ermordet, davon ein großer Teil gekreuzigt, dan» mit Benzin übergossen und lebendig «»gezündet. Ein Grundbesitzer wurde zusammen mit seinen beiden Kindern lebendig verbrannt. Zuerst wurden die Kinder ange- zündct. Der Vater mußte Augenzeuge der grausamen Ermordung seiner Kinder sein. Dann ereilte ihn das gleiche Schicksal. Im Gefängnis von Almendralejo wur den 38 Bürger umgebracht. Der Berichterstatter betont dann, daß er den Hin richtungsraum im Gefängnis mit eigenen Augen gesehen hat. Alle Wände seien mit Blut bespritzt gewesen. Flüchtlinge aus Malaga berichten erschütternde Einzelheiten von der in der Stadt wütenden roten Schreckensherrschaft. Sämtliche Kirchen und Klöster seien in Brand gesteckt worden. Zahlreiche Priester und Ordens schwestern seien niedergemacht worden. In der nord spanischen Hafenstadt Bilbao haben die Anarchisten sämt liche Mitglieder der Familie des rechtsgerichteten Ab geordneten Leopoldo Verde ermordet, ebenso sämtliche Mönche und Ordensschwestern der Stadt. Maffenanllage vor demNadriderRevolutionStttdunal Wie aus Madrid gemeldet wird, wurde von einem „Sondergerichtshos", der die verhafteten Militärpersonen aburicilen soll, die Anklageschrift fertiggestellt. Angeklagt waren 3 Generale, 7 Obersten, 6 Oberstleutnants, 66 Hauptleute, 108 Leutnants, 42 Unterofsiziere, 4 Ser- gcaiucn und 14 Zivilisten. General Lopez Ochoa, der im Oktober 1934 den asturischen Aufstand niedergeschlagen harre, soll im Militärkrankenhaus von Carabanchel bei Madrid gestorben sein. Trotz schärfster Ueberwachung habe der kranke General einen Fluchtversuch unternommen, der mißglückte. Madrid veröffentlicht eine Mitteilung, wonach bisher 1l Generäle der Militärgruppe unter verschiedenen Umständen den Tod gefunden hätten. 18 andere befänden sich in Haft. San Sebastian vor dem Kali? Das Hauptquartier der Militärgruppe in Burgos, das demnächst nach der weiter südlich gelegenen Stadt Valladolid verlegt werden soll, gibt bekannt, daß sich die Gesechtslage auch weiterhin für die Nationalisten günstig entwickelt. In Nordspanien werde der Vormarsch mit mathematischer Genauigkeit fortgesetzt. In der Provinz Estremadura seien zahlreiche Dörfer neu besetzt worden. 20 000 Gewehre seien den Marxisten abgenommen worden. Mehrere Flugzeuge der spanischen Linksregierung seien von Jagdflugzeugen der Militärgruppe abgeschossen wor den. Im Norden gehe der nationalistische Großangriff auf San Sebastian und den Grenzort Jrun weiter. Die nationalistischen Kriegsschiffe belegten die beiden Orte mit schwerem Granatfeuer. Das den Zugang zu Jrun bewachende Fort Guadalupe wurde von 50 Granaten ge- troffen. In San Sebastian selbst fielen zahlreiche Granaten in die Straßen, davon viele in die Nähe des französischen Konsulats. Durch das Feuer der Militärgruppe sollen in San Sebastian bisher 50 Personen getötet und etwa 100 verwundet worden sein. Der kommunistische Mob soll versucht haben, das Gesängnis, in dem sich 1500 politische Gefangene befinden, zu stürmen. Diese Absicht sei jedoch dadurch verhindert worden, dah der Gouverneur Truppen zum Schutz der Gefangenen absandte. Nach einer unbestätigten Reutermeldung aus St. Jean de Luz soll die Madrider Regierung beabsichtigen, San Sebastian aufzugcben. Der „Matin" meldet aus Hendaqe, daß der Bürgermeister von Sa» Sebastian den Militär kommandanten gebeten haben soll, die Stadt den Natio nalisten zu überlassen. Der Militärkommandant habe dies jedoch abgelchnt. Er wolle eine neue Beschießung der Stadt adwartc». Von größter militärischer Bedeutung ist die Erhebung des Kriegshafens Cartagena gegen die marxistische Regierung. Cartagena, Ferrol und Cadiz sind die drei einzigen Flottenstützpunkte Spaniens. Alle drei sind nun in den Händen der Nationalisten. Die Hauptwerft der spanischen Kriegsmarine in Cartagena ist der Madrider Regierung damit verlorengegangen. Ihre Kriegsschiffe können jetzt im Falle einer Beschädigung in Spanien nicht mehr ausgebessert werden. Außerdem liegt in Cartagena die größte spanische Pulverfabrik. Auch an der Südsron 1 hat der Vormarsch der na tionalen Streitkräfte neue Fortschritte gemacht. Die Nationalisten befinden sich nur noch 26 Kilometer von Malaga entfernt. Die Marxisten haben alle waffenfähigen Männer mobilisiert. Ausländer befinden sich nicht mehr in der Stadt. Barrikadenkämpfe in San Sebastian Nach einer Londoner Meldung sind in San Sebastian nnd Jrun heftige Straßenkämpfe im Gange. Die Marxisten 'sollen fluchtartig die Verteidigungsstellungen außerhalb der Stadtgrenze San Sebastians geräumt haben und sich unter Hinterlassung zahlreicher Toten nach der Strand- Promenade zurückziehen. Von der Landseite her werde San Sebastian an drei verschiedenen Stelle» gleichzeitig von den Truppen der Nationalisten angegriffen, deren Vorhut bereits in den Straßen der Vororte mit dem Feind Fühlung habe. In den Hauptstraßenzügen habe» die Marxisten Barrikaden errichtet. Noie Miliz aus Belgien Lissabon, 20. August. Der Sonderberichterstatter des „Diario de Noticias" berichtet von der französisch- spanischen Grenze, daß dort eine größere Abteilung bel gischer roter Miliz eingetroffen sei. Die Belgier, die als Maschinengewehrschützen ausgebildet seien, sollen gegen die spanischen Nationalisten eingesetzt werden. Aus Sevilla wird die Nachricht bestätigt, daß sich die Marinestation San Javier der Militärgruppe ange schlossen habe. Cartagena und San Javier haben durch Funkspruch mitgeteilt, daß sie sich im Kampf gegen starke Streitkräfte der roten Miliz befinden. Rach dem Vorbild Moskaus Die Katalanische Regierung hat eine Verordnung er lassen, durch die die Wirtschaft Kataloniens auf eine völlig neue Grundlage gestellt wird. Die einschneidenden Bestimmungen dies« Verordnung sehen die Errichtung eines Außenhandelsmonopols vor, um einen schädigenden Einfluß von außen aus die neue Wirt schaftsform zu vermeiden. Besonders wichtig ist die Bestim mung, durch die die großen landwirtschaftlichen Güter kollektiv ifiert und durch die Laudarbeiter- syndikale mit Unterstützung der Regierung bewirtschaftet werden sollen. Die kleinen und mittleren landwirtschaftlichen Betriebe follen zwangsweise zu Syndikaten zusammengefaßl werden. Das Wirtschaftsdekret ordnet weiter die Verge sellschaftung der großen Indu st riebelriebe der öffentlichen Unternehmungen und Transportgesellschaf ten an. Eine Bestimmung sieht die Beschlagnahme und Ver gesellschaftung aller von ihren Eigentümern verlassenen Be triebe vor. Diejenigen Unternehmungen, die ihren privat- wirtschaftlichen Lharakter beibehalten dürfen, sollen der Kon trolle durch die Gewerkschaften unterstellt werden. Der Sender Santa Cruz de Teneriffa funkte folgende Warnung an alle Schiffe auf hoher See, die in mehreren Sprachen, darunter auch der deutschen, wiederholt wurde: „Alle auf Fahrt befindlichen Schiffe werden darauf hinge wiesen, daß in nachfolgenden Häfen Gefahr besteht, da M i- nen gelegt sind: Malaga, Almeria, Cartagena, Valen cia, Barcelona." Lest eure Heimatzeitung: de» Pulsnitzer Anzeiger