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-Leipziger Tageblatt und ^ 282. Anzeiger. Sonnabend, den v. Oktober. 1847. Im Monat September 1847 wurde das hiesige Bürgerrecht ertheilt an: Hm. KLsche, Johann Gottfried. Victualimhänd,er^ . Hrn. Jsdary, Leinriä, Rernka.b Frau Hrn. Kösche, Johann Gottfried, Victualienhändler;' Engemann, Johann Wilhelm Karl, Schuhmacher; Jage, Christian Friedrich, Kaufmann; K r e m p e, Joh. Georg Wilh., Rauchfleischwaarenhändler; Möller, Benno Gottfried, Hausbesitzer; Schüler, Paul, Schlosser; Heilmann, Ludwig Bernhard, Lohnkutscher-, Leue, Johann Andreas Christoph, Kaufmann; Beyer, August Leberecht, Perückenmacher; Bellavtzne, Louis Marguerite Paulin, Kaufmann; Wiprecht, Johann Karl, Fleischer; Töpfer, Johann Christlieb, Victualienhändler; Jetzschmann, Johann Friedrich, Leineweber; Hoffmann, Karl Franz Adolph, Hausbesitzer und Restaurateur; Th eile, Christiane Elisabeth verw. Hausbesitzerin; Walther, Karl August, Inhaber eines lithographischen Verkaussgeschäft; Hrn. - s Frau Hrn. - Frau Hrn. ^sbary, Henrich Bernhard, Kaufmann; Grobe, Johann Ernst Friedrich Gottfried, Schneider; Heine, Julius Richard, Goldarbeiter; ^auch, Henriette Wilhelmine verehel. Handelssrau; Kllngner, Karl Wilhelm, Cigarrenfabrikant; Kusche, Gustav Emil, Kaufmann; Hern old, Johann Friedrich Julius, Glaser; Gensch, August Robert, Victualienhändler; Meckel, Herrmann, Kaufmann; Thomas, Johann Gotthilf, Schuhmacher; Brachmann, Claudius Alexander, Kaufmann; Scheler, Gottlob Hermann, desgleichen; Merkel, Johann Friedrich, Victualienhändler; Ttlle, Henriette Juliane Concordie verw. Schenk- wirthin; Kunath, Ernst Eugen, Graveur und Lylograph; Krause, Karl Ludwig, Kaufmann. Die Coneerte der Mrrfikgefellfchaft Euterpe. Es ist merkwürdig, mit welcher Ruhe, ja Gleichgültig keit die Bewohner großer volkreicher Städte die Genüsse der schönen Künste aufnehmen. So hat z. B. die Vesper-Vocal- musik in der Thomaskirche zwar eine Zahl standhafter Ver, ehrer (Stammgäste), die aber ein kleines Publicum genannt werden muß, gegen die Menge der kunstgebildeten Bewohner gehalten. Ein kunstverständiger Fremder, der eingeführt wurde, hörte unerwartet die großen Meisterstücke des vorigen Jahrhun derts, z.B. acht- und sechzehnstimmige Motetten von Sebastian Bach. Er war entzückt, er pries uns Leipziger glücklich und konnte die ruhige Kälte nicht begreifen, mit welcher man seine feurigen Acclamationen aufnahm. Nehmen wir den Fall umgekehrt. Es soll ein Leipziger Musikfreund, der zu den Eingeweihten gehört, der nicht leicht eine Gelegenheit versäumt, Meisterwerke der Tonkunst zu ge nießen, em Solcher soll durch einen Zufall, einen langen Wlnter hindurch, in einen kleinen Ort, wo auch die Musik leidenschaftlich getrieben wird, verschlagen werden. Er wird anfangs in eine gelinde Wuth gerathen, endlich rasen oder die Ohren verstopfen. Er wird sein Unrecht einsehen, wird bereuen, das Vortreffliche, was er in Leipzig leicht und ohne große Kosten haben konnte, durch sein indifferentes Verhalten so wenig unterstützt zu haben. So verhält es sich mit dem Theater und mit den Concer- ten; letztere im eigentlichen Sinne genommen, also mit Ausschluß solcher Leistungen, bei denen das Publicum seine Aufmerksamkeit zwischen Musik, Bier, Butterbrod und Cigarren theilt. Viele sind berufen, aber Wenige sind auserwählt. Es bestätigt sich der Satz: Alles, was ohne viel Anstrengung zu erringen ist, reizt nicht an zum Genuß. In Anwendung dieses Erfahrungssatzes aus die Concerte der Euterpe hatte die Direction dieses Musikvereins viel leicht mehr Theilnahme erregt, wenn für den bevorstehenden Wlnter das Abonnement erhöht worden wäre, statt daß es auf zwei Thaler (der uralte Preis) gesetzt worden ist. Die Leistungen des vergangenen Winters fanden mit Reckt allgemeinen Beifall. Es ist kein Grund vorhanden, zu prä- sumiren, daß dieselben künftig geringer ausfallen. Gleichwohl zeigt sich kein Eifer in Anmeldung zur Theilnahme. Gewiß ist, daß die Herren Musiker, welche das Orchester der Euterpe bilden, sich nicht grämen, wenn diesmal der Turnus gar nicht zu Stande kommt. Aber eben so gewiß würde man einen solchen Fall von vielen Seiten sehr be klagen, nachdem es zu spät sein möchte. Aus welchen ver schiedenen Gesichtspunkten die Leistungen der Euterpe aufzu- faffen sind, kann füglich unerörtert bleiben. Cs genügt den Standpunct bezeichnet zu haben, aus dem sich die erwähnte Angelegenheit befindet. X. Notiz, das Martersteig'sche Gemälde in hiesiger Kunstausstellung betreffend. Der Herr Verfasser des Aufsatzes über das Martersteig'sche Gemälde „der Reichstag zu Worms" in Nr. 275 dss. Bl. hatte u. A. bemerkt, daß die Darstellung Luthers als eines von Casteiungen abgemagerten Mönchs zwar auf den ersten Anblick befremde; daß indeß der Maler, und zwar mit Recht, einem älteren Portrait gefolgt sein möge, während dem Beschauer spätere Bilder vorzuschweben pflegten, welche Luthern im Alter der Wohlbeleibtheit zeigen. Zur Bestäti gung der Richtigkeit dieser Auffassung wird uns von geach teter Seite her die Notiz mitgetheilt, wie auch aus dem Briefe eines Zeitgenossen hervorgehe, daß Luther L52» nichts weniger als cnpulent war. Der Leipziger Professor Petrus Mo- sellanus, welcher ihn kurz vorher bei der Lerprrger Disputation