Volltext Seite (XML)
Bezugspreis: Durch unsere Boten srel Ins Haus monatlich so pfg. Bei der Geschäftsstelle abgeholt monatlich Hfa und wSchentlich ,o Psg. — Bei der P^st bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich i.5n Mk. — Durch »en Briefträger srei ins lsaus vierteljährlich i.q: lNk Einzelne Nnniiner cc> j'sg — Drutscher ^oslzeiicings katalog — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mit Ausnahme von Zomi- und Feiertagen, Annakme von Anzeigen bis spätesten» Uhr vormittags, Für Aufnahme von aräßercn Anzeigen an bestimmten Stellen kann nur dann gebürgt werden, meun sie am. Tage vorher bei uns eingehen > ' e i i i c» s p > e i s: Die siebengespalicue Aarpnszeile o-, r deren Baum i > f>sa,, Beklamen 2 > s>t-> Bei gräsiercn Ausiräaen eulspiccheuder Babatt Ziehungen sich Kenntnisse der wahren Bedürfnisse ihres Landes und der Möglichkeiten ihrer Befriedigung erworben haben. Jener neucntstandene Typus mit einem Worte, als dessen glän zenden Pertreter sie so lange den Amerikaner White in Berlin gehabt haben: A n s ch a u u n g s m e n s ch c n an Stelle von Schreibtischde späten. James Vrycc als britischer Botschafter ln Amerika wird jenes englische Herrschastsideal erfüllen, das sich in dem Grundsatz ausdrllctt: der rechte Mann an der rechten Stell« Gleich hervorragend als Jurist und Historiker, reich an Welt kenntnis und Menschenoerständnis, befähigt, sich in den Geist fremder Nationen zu versetzen und ihre Vorzüge wie ihre Schwächen zu ergründen, ein Meister im Umgang mit Menschen, das Studium des Lebens und seiner Forderungen über das der Akten stellend. Sein Buch l'Iu- emnivaiirv« nltii »k ^uiveic» ist noch heute die beste Arbeit über die politische und kommunale Organisation des ungeheuren Landes. Kann man den Pankees eine feinere Höflichkeit erweisen, als indem man als Repräsen tanten einer Großmacht ihnen den Mann sendet, der, der geistigen Elite seines Volkes angehörig, für ihr Wesen, ihr Streben, ihre Entwickelung das innigste Verständnis, die weiteste Sympathie zeigt? Natürlich sind die wahren Gründe dieser Ernennung nicht idealer Natur, sondern nüch tern-praktische Erwägungen. An keinem Lande, keiner Weltmacht nimmt England heute gezwungenermaßen ein solches Interesse wie an den Vereinigten Staaten. Beide Reiche bedürfen einander in vielen Dingen, beider Interessen stoßen an manchen Punkten hart gegeneinander. Die amerika nische Industrie wird noch viele Jahrzehnte gezwungen sein»,mit geliehenem, englischem Kapital zu arbeiten, denn Amerika hat nicht genug eigene Barmittel für die Ausdehnungsbestrebungen seiner Gewerbe. Daher die Schwärmerei der amerikanischen Bankiers und Fabrikanten für England. England aber zittert andererseits für Canada, denn gewisse amerikanische Industrien, Bryce kontra Specky. Der Rooseveltprofessor Vurgeß, der zurzeit in Berlin Vor lesungen hält, hat ja wohl das Wort vom Kulturbotschas- ter geprägt? Man hat ihm entgegnet, daß eigentlich jeder diplomatische Vertreter ein Vermittler der Kultur zwischen zwei Böltern sein sollte. Leider sind die Herren Diplomaten das bis her nur in geringem Umsange gewesen: im Gegenteil, ost genug sahen sie ihre Hauptaufgabe darin, Mißverständnisse und Ab neigung zwtsckjr» de» einzelnen Nationen zu verbreiten und zu verstärken — denn die Aufrechterhaltung und Erweiterung der nationalen Gegensätze ist zum Teil die unerläßliche Grundbe dingung für die Machtstellung der Staatsmänner. Sic leben vom Unfrieden der Völker — der Wcltfriede würde die Ucberslüssigkeit eines guten Teils der zünftigen Diplomaten dartun. Man muß immerhin England das Verdienst zuerkcnnen, den Versuch einer Reform im kultursreundlichcn Sinne gemacht zu haben. König Eduard ist sicher, dabei als Vertreter des Geistes und Willens seines Volkes zu handeln. Er hat den aus dringlichen Stänkerer Chamberlain beseitigt — er hat jetzt eine positive Tat vollbracht, indem er aus den Rat seines Ministe riums einem der edelsten und feinsten Geister seines Landes, Jamav Bryce, den wichtigsten unter den auswärtigen Vek- treterposten Großbritanniens, die Botschaft in Washington an vertraute. Sicherlich, Britannien gehorcht dabei der N o t nicht weniger al» dem eigenen Triebe. Die hervorragenden Talente in der berufsmäßigen Vcrwaltungs- und staatsmännischen Kar riere find auch in England dünn gesät. Selbst im Kolonial wesen hat man nur einen Lord Tromer. Und wenn man Ge lehrte und Schriftsteller zu Botschaftern macht, so muß man erst Uber jenen ganz modernen Schlag von Akademikern verfügen, die nicht seitwärts vom praktischen Leben, sondern mitten darin stehen, die durch wette Reisen und ausgebreiteie persönliche Be- seine Eisen-, seine Papierzeugung sind aus die canadischen Roh stossschätze angewiesen, und die amerikanische Produktion sucht in Canada neue Anlagegebiete — England braucht Canada drin gend als Absatz- und Bezugsfeld. Aus den Antillen, im Stillen Ozean: an vielen Stellen hat England mit den Ausdehnungs bestrebungen der Vereinigten Staaten zu rechnen und das leb hafte Interesse, jede Aenderung des augenblicklichen Zustandes zu vermeiden. Es muß den Wunsch haben, den unausbleibliche» Konflikt zwischen den Vereinigten Staaten und den Ländern der gelben Rasse so lange als möglich hinaus-»schieben und den Vermittler zwischen beiden Parteien zu spielen, uw nicht in kriegerische Verwickelungen hineingezogen zu werden König Eduard ist der Vertreter der großen und klugen Idee einer Abgrenzung und Festlegung der exotischen Interessensphären Englands, Frankreichs, Amerikas, Japans und womöglich Rußlands: er hat den Wunsch, ähnliche Abmachungen wie das englisch-französische Kolonialabkommen auch mit den Vereinigten Staaten zu treffen. Zu diesem Mhuf ist es unerläßlich, daß England in Washington durch einen Mann vertreten ist, der das volle Vertrauen des amerikanischen Volkes genießt. Es ist gewiß nicht unbedingt notwendig, daß die Sen dung Vryces sich g e g e n D e u t s ch l a nd richtet. Aber zweifel los sicht man in London auch die bescheidenen Sympathien nicht gern, die in Amerika für Deutschland aufkeimen. Die Ver einigten Staaten waren immerhin die einztjze Macht (außer Oesterreich), die in Algeciras Deutschland nicht direkt entgegen trat. Speckys Erfol ge in Washington sind gerade nicht weltpolttikumstllrzend, aber sie sind in rngem Kreise nicht ohne jede Bedeutung. Das Deutschtum, in Amerika hat sich enger als bisher zusammengeschlossen, beginnt sich als politische Macht zu fühlen und seinen Einfluß Zufiunsten besserer Veäiehüh- gen zu Deutschland in die.Wagschale zu werfen. Demgegenüber wird es nun Bryce» Ausgabe sein, mit friedlichen Mitteln in her leitenden Gesellschastsschtcht von Nordamerika die Losung der Rr. 21. Zweiter Jahrgang Freitag, 25. Januar 1907 Huer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Sonntagsblatt. Becunttvottlichcr Bedaftcnr: Frig Arnstold. Lu> !>i« Inserate verantivorttich Arthur Rupfer beide iu Aue. Druck und Verlag Gebrüder Beutst »er (Inst.: Paul Benthner, iu Aue. Sprechstunde der Redaktion mit Ausnahme der Sonntage nachmittags von «z—5 Uhr. — Lelegramm-Adreffe: Tageblatt Ane. — Fernsprecher 2N2. Für unverlangt eingesandte Manuskripte kann Gewähr nicht geleistet werden. Veli VDIWN Meute- sier «UUU KiesiieiteiiI c. -i! >; Diese Nttttrtnev »rnrs«rszt 6 Seite,» entlassen Oie »i^ie MlilreMNe ) Näheres siehe unten. kickttscbrift in Trinidad vierund - Bei einer Explosion von Sprcngstossen (Colorado) kamen gestern in einem Bergwerk zwanzig Personen ums Leben. Das sranzösi sch-spanische Geschwader hat am Donnerstag die Reede von Tanger verlassen. versprach. Taktlich hat die Regierung in dieser Angelegenheit sehr klug und vor allem sehrdiplom atisch gehandelt. Mit Herrn Dernburg, dem kolonialen Sanitätsrat an der Spitze ließ sich auch das ganze Publikum durch die Ausrottung der Ko- lonialsrage überhaupt interessieren, und sür die kolonialfreund lichen Parteien war das Motto zur Wahlschlacht eben mit der Kolonialsrage gegeben. Das lebhafteste Bestreben der Regierung im ganzen kurzen, aber intensiven Wahlkampf ging dahin, möglichst das N a - tionalitätsgefühl wachzurusen, und das ist ihr auch zum guten Teil geglückt. Der Zusammenschluß der na- Der e n g l i s ch - a m e r i k n a n i s ch c Zwischenfall in Kingston darf nunmehr als erledigt gelten. " UerülcNen 'Vir werttcn -i-mM iu »er I.gxv -.ein, sclmelislcus ciw ll ^utt.itv ttccc ttcicdsl.igsw.il>> .ins ttcm g.inzcn t)cu!scdc<> tteicde dckcmnl zu geden uus unserem .Mttttkreisc, ttem ttüuigccwde 8ncdsen uncl clem g^.inttcu Veutcelie» ttcicd wcrttcu wir von deute >Vdcntt .in Während der Wahl. 'S»' Die Wahl zum deutschen Reichstag hat begonnen, der Moment wird bald vorüber sein, da die Politik des Deutschen Reiches aus lange Jahre hinaus scstgelegt ist. Es sind aus regende Stunden, und wer jetzt bereits wüßte, was diese Stun den dem Deutschen Reiche bringen werden, der könnte sich seine Wissenschaft gut bezahlen laßen. Denn es ist in der Tat sehr zweifelhaft, wie das Resultat dieses Appells der Reichsregierung an das Volk aussallen wird, und cs wäre töricht, wollte man sich in Sicherheit wiegen, und unbedingt aus den Sieg der Sache schwören, die man selber verteidigen zu müssen glaubt. Es mag »ns vergönnt sein, vor der Entscheidungsstunde noch ein Wort an unsere Leser zu richten. Als die Rcichsrcgierung den Reichstag am l3. Dezember plötzlich und unerwartet nach Hause schickte, da handelte es sich nicht um eine impulsive Tat, wie solche bei uns ja gerade auch nicht zu den Seltenheiten gehören, sondern um ein wohl und von langer.Hand vorbereitetes Vorgehen der Re gierung gegen das Zentrum und die Sozialdemokratie. Die Regierung glaubte, mit ihren bisherigen Freunden nicht mehr auskommen zu können, und darum hat sie jetzt den Versuch ge macht, einen neuen Reichstag zu berusen in der angenehmen Hoffnung, eine ihren kolonialen und auch anderen politischen Plänen günstiger gesinnte Majorität in diesen Reichstag zu bringen. Es besteht unseres Erachtens gar kein Zweifel, daß die Regierung den Reichstag unter a n d c r s gelagerten Ver hältnissen wegen der paar weggestrichencn Millionen nicht aus gelöst, sondern gute Miene zum bösen Spiel gemacht und mit dem Zentrum weitcrgewtrtschastet hätte. Aber sie wottte nun einmal den Konflikt, und hat zur Herbeiführung des Konfliktes eben das Motiv gewählt, das ihr eine gute Wahlparo le iiminterdrMii iiirüi Ltirs-ölsli verteilen I eiuci d.idcu wir Vuikedrunueu ge Hallen, um aucli clen sttrssscupLssruiteu unciusgesetrt clie neuesten ZV.iliIrcsuIl.ilc znr Keimlni» zu dringen 8ic wertten iu unserer IIc>uplgcsc>i.1llsslcde. tt.ttuüml- slrci.se t l. ttureli Das Wichtigste vom Tage. Für den Regierungsbezirk Brombcrg ist angeordnet worden, daß p o l n t s ch e S ch u l k i n d e r, die Uber ein halbcsJahr streiken, zu Ostern weder versetzt noch werden dürfen. * 1 l'rujcktions.ippcrr.il) vckcwnl gegedcn Wertteil. Dcunil »ir cwcd nacst 8cd1uss iles I ernspie> Iittienstes weitere ttcsultntc zur ttennlnis »ringen können. Ilciden wir, neden unserem sliinttigcn X.icdtttepescdcnttiensl Mr ttie X.iclil rum 20. ttcinucir uns eine miiiliterbriMiie NslAwurMMbiililüng '1' tionalcn Parteien hat sich von den Gesichtspunkten, die die Re gierung gab, unterstützt, vollziehen laßen, und zwischen den Li beralen und den Freikonservativen ist eine Art von Wahl brücke geschlagen worden, die man in sehr vielen Wahlkreisen auch betreten hat. Für den Augenblick mag sich daraus für beide Kontrahenten vielleicht ein Vorteil herausrechnen lassen, und das scheint der Regierung, ja auch vorerst zu genügen. Daß aber die beiden Parteigruppen aus die Dauer miteinander gehen könnten, das nimmt die Regierung wohl selbst nicht an, denn zwischen den Liberalen und den Konservativen liegt eine ganze Weltanschauung. Das Bündnis, das in vielen Wahlkreisen abgeschlossen wurde, darf man wohl nur als reines Wahlbünd nis betrachten — im anderen Falle wäre der Liberalismus wie der einmal der Verkaufte, wie er das schon östers gewesen ist. Welche Früchte übrigens dieses Bündnis trägt, das wird die Zukunft schon zeigen, und eine Kritik dieses Bündnisses erscheint im Augenblick völlig deplaziert, da wir doch vor einer eminent wichtigen Entscheidung stehen. Es hat nun einmal den Zweck eine der Regierung genehme und willsähigere Mehrheit zu schaffen, und über die weiteren Modalitäten läßt sich schließlich immer noch ein Wörtlein reden. Der Wahlkampf ist mit großer Schärfe geführt worden, wie sich das eigentlich von selbst verstand. Was sonst nie der Fall war, die Regierung hat mit aller Macht in die Wahlbewe gung ei »gegriffen, und es verging kein Tag an dem nicht die Nordd. Allg. Ztg. das Kriegsbeil gegen Zentrum und So zialdemokratie ganz gewaltig schwang. Außerdem waren die Agitationsredcn des Herrn Dernburg und des Reichskanzlers in eigener Person, sowie einiger kleinerer Götter doch auch nicht zu überhören. Wenn die Regierung also diesmal die gewünschte kolonialfreundliche Mehrheit auch nicht erhalten sollte, so liegt die Schuld nicht an ihr. Sie hat eher zu viel getan, als zu wenig. Die Liberalen und die Konservativen waren aber auch nicht untätig, und wenn die alte Mehrheit wieder in den Reichstag gelangt, dann liegt die Schuld nicht an einer Partei, sondern eben an den Verhältnissen. Daß Zentrum und Sozialdemokratie auch nicht untätig waren, versteht sich von selbst, die letzteren hatten in der herrschenden Lebensmittel teuerung eine zugkräftige Parole, die auch entsprechend aus genützt wurde. Doch das sind alles Dinge, die jeder aus eigener Erfahrung weiß. Nun also steht die Entscheidung unmittelbar bevor, und es kann nichts mehr geschehen, das Resultat noch zu beeinflußen. Die Arbeit für die Parteien ist geschehen, jetzt muß sich zeigen, ob sie sich lohnt. Daß eine neue Regierungsmehrheit, wie sie von dieser gewünscht wird, große Umwälzungen inbczug aus die koloniale Politik und auf die Wehrsragen überhaupt brin gen würde, ist zweifellos. Daß aber diese neue Mehrheit un bedingt zustande kommen wird, wagen wir keineswegs zu be haupten. Man wird gut tun, die Erwartungen nichtzuhoch zu schrauben, damit man nicht hinterher über eine schwere Ent täuschung zu klagen hat. Es ist durchaus nicht ausgeschloßen, daß alle Liebesmühe umsonst war, ja daß beispielsweise die äußerste Linke noch einen kleinen Zuwachs erfährt. Und gro ßcn Schaden wird das Zentrum aus keinen Fall nehmen. Das darf aber den einzelnen Mann nicht kümmern. Mehr denn je