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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 25.04.1910
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-04-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100425015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910042501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910042501
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-04
- Tag 1910-04-25
-
Monat
1910-04
-
Jahr
1910
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BezugS-Prei» 5ir oo» «ororr» durch uuser« lrägrr und Spedttrure 2m»l »Lftlich tu« vau« grdrachl: vv mvnatl., 2.70^4 viertrljihri. Bei unlern Iilialrn u. An nahmestellen adpebolt: 7L a) mvnatl., >.» vierteliLhrl. Lurch dt« »oft: inner bald Leutschland« und der deutscheu Kolonien vierrrtsLbrl 8.» mvnatl. I.» audichl. Pvstdeitellneld. ferner >n Belgien, TSnemark, den Donaustaaten, Italien, Luremdurg, Niederlande, Nor wegen, Oesterreich. Ungarn. Nuhlanv, kchweden, Schweiz u. Spanien In allen übrigen Staaten nur direkt durch di» Beschäsiditelle de« Blatte« erhältlich. la« Leipziger ikagedtatt erschein, 2 mal '«glich, Sann- u. Fetiriag« nur morgen«, illbonnen enl-Annabmr! Augullusplatz 8, bei unseren Lrtgern, »Filialen. Spediteuren und Annahmestellen, sowie 'LostLmtern und Bries trigern. »lnzalverkausdprei« der Morgen, iutgab» 10 der Ädendau«gade b ch, Redaktion und Geschäft-strllet Johannisgasse v. rsernivrecher: 14692. 1469< ,4694. Mtorgen-Attsgabe. Mp,MrTagMM Handelszeitung. Amtsblatt Les Rates und des Rokizeiarntes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis istr Inserate au« Leipzig und Umgebung di« 6gespaltene HO mm breit« Petitzeil« 2b di» 74 mm breit» vteklamegeile I von auSwärt» 90 9», Neklamen l.2Ü Inserate von Behörden >» amtlichen lell dt« 74 mw breit« Petit,rtl« 40 H. *eschäit«an,eigen mit P atoorschrifte» und tu der Ab«nd»u4ggh« im Preise erhöht. Nabati nach Laris. BeilagegebLhr L p. Lausend epkl. Postgebühr. Iesterteilte Ausrrüge können nicht zurück gezogen werben. Mr da« Erscheinen an bestimmten Lagen und Plötzen wird kein« Surantte übernommen. Anzeigen-Annahme, Augustusplatz 8, bei sämtlichen Filiale« u. allen Annoncrn- L,p«ditt»n«n de« In» und Autlande«. -anot-Siliale LerNm Tarl Diiucker. Herzog«. Bahr. Hosbuch- handlung, Lüyowstlah« IlL lr-.ephun VI. Nr. 4606). Haupt-Filiale Lre-deiv Seeftrahe ->. l delephon 4621). Nr. N3 l04. Ishr-sng Montag, üen 25. gpril iSlv. Das Witztigste. » Zn Dresden fand am Sonntag der erste Parteitag der Fortschrittlichen Volks- partei im Königreich Sachsen statt. (S. d. bes. Art.) * Am gestrigen Sonntag wurde die deutsche Abteilung der Weltausstellung in Brüssel eröffnet. * Das Luftschiff „Zeppelin II" ist auf seiner Rückfahrt von Homburg v. d. H. infolge starken Sturmes bei Limburg a. d. Lahn nieder ge gangen. „Parseval H" ist in der Nacht zum Sonntag in Köln glatt gelandet. (S. Letzte Dep.) * Zn Lake Charles (Louisiana) richtete eine Feuersbrunst großen Schaden an. (S. Letzte Dep.) —. * Im Leipziger Frühjahrspreis (15 00V ^st), der von fünf Pferden bestritten wurde, siegte Herrn R. Romanus' „Walter Stolzin g". — Das Hamburger Frühjahrs-Handikap (2V 000 -st) gewann Herrn A. Hülsenbuschs „R o i Nsgr e". Der Totalisator honorierte den Sieg mit 260 : 10. — Die Trial-Stakes, die am Sonntag in Wien gelaufen wurden, gewann Graf Festetics „Balaton" in einem Felde von 8 Pferden. (S. Sport.) SSchMÄe parlamentsnmche. Kantate! Singet dem Herrn ein neues Lied, d. h. eröffnet dem Kommittenten ein neues Konto, wenn er das alte heute ehrlich begleicht, so klingt es heute in unserer Stadt der Gosen und des Buch handels, und getreu dem alten Volksliede, wird manch fröhlicher Anfang ans fröhliche Ende ge knüpft. Zm sächsischen Parlamente ist man weniger zur Fröhlichkeit gestimmt. Denn bevor die Erwähl ten des Volkes die letzte Rate der Sesfionsentschädi- gung erheben dürfen, ist noch ein tüchtig Stück Ar beit zu feisten. Zwar hat man sich auch in der letzten Woche wieder tüchtig bemüht, und die Deputationen der Ersten Kammer haben nach Mitteilung des Präsidenten sogar den Stoff zurzeit aufgearbeitet, aber in der Zweiten Kammer will und will das Arbeitspensum nicht geringer werden, immer neue Anträge tauchen auf, und sogar eine neue Inter pellation ist noch auf der Bildfläche erschienen. Dabei steht noch nicht einmal fest, ob die Mandate der Abgeordneten in der Zweiten Kammer auch sämtlich gültig sind. Zwar die am Montag vom Plenum erörterten Wahlen sind sämtlich für gültig erklärt worden, aber es waren auch lediglich minder schwere Fälle. Eine prinzipielle Debatte knüpfte sich nur an einen Fall, nämlich an die Wahl des natio- nalliberalen Abg. W a p p l e r - Leipzig. Es han delte sich darum, ob nach Abschluß der Wählerliste noch Wähler infolge Fortzugs aus dem Wahlkreise gestrichen werden dürfen. Ministerialdirektor Geh. Rat Dr. Schelcher suchte in recht anfechtbarer Weise den 8 13 der Ausführungsverordnung, der nachträgliche Streichungen zuläßt, zu verteidigen, übersah aber dabei, daß diesem 8 13 jeder gesetzliche Boden fehlt. Zm Wahlgesetz 8 19 steht lediglich, daß die Liste „ab zu sch ließ en" ist, nachdem sie ent sprechend den ergangenen Entscheidungen berichtigt worden ist. Aus der Bedeutung des Wortes „ab schließen" folgt, daß hinterher irgendwelche Aende- rungen nicht mehr zulässig sind, es darf also weder jemand nachgetragen, noch gestrichen werden. Nun berief sich Herr Dr. Schelcher darauf, daß er sagte, wir haben es seit 1832 immer so gemacht. Dann ist eben seit 1832 ungesetzlich verfahren worden. Die Ausführungsverordnung hat den Willen des Gesetzes zu erfüllen, nicht aber selbst neue Eesetzvorschriften aufzustellen. Im vorliegenden Falle ist noch be sonders darauf zu verweisen, daß zwar nach dem bisher geltenden Rechte noch Streichungen nach Ab schluß der Wählerliste zulässig gewesen sind (8 13 Abs. 4 des Wahlgesetzes vom 28. März 1896, sachlich übereinstimmend mit 8 26 Abs. 4 des Wahlgesetzes vom 3. Dezember 1868), daß aber diese Vorschrift im Wahlgesetze von 1909 fehlt. Dann darf man diese, mit voller Absicht vom Gesetzgeber beseitigte Bestimmung auch nicht auf dem Wege der Aus führungsverordnung wieder in Geltung setzen wollen. Der Dienstag brachte eine Dolksschuldebatte, die nicht gerade überflüssig war, aber mindestens sehr viel kürzer hätte gestaltet werden können. Gewiß ist auch mit dem von der Kammer angenommenen Dekret Nr. 9 noch nicht das Zdeal eines Schuldotations gesetzes erreicht, jedenfalls aber bedeutet es, wie selbst von sozialdemokratischer Seite anerkannt wurde, einen wesentlichen Fortschritt und beseitigt manche bisher unliebsam empfundene Härte und Ungerechtigkeit. Hier zeigten sich sogar die Konser vativen einmal fortschrittlich, indem sie für das Ge setz stimmten, das somit einstimmig zur An nahme kam. Um so reaktionärer bewiesen sie sich dafür beim Nadelarbeitslehrerinnengesetz. Hier blieben sie starr darauf bestehen, es solle im 8 9 die Regierungs vorlage wieder hergeftellt, also die Pensionslast den Gemeinden auferlegt werden. Kultusminister Dr. Beck unterstützte seine Freund« von der Rechten kräftig, ohne indes den Widerstand des nationalliberal-freisinnig-sozialdemokratischen Blocks brechen zu können, der mit Recht verlangt, daß die Pension vom Staate getragen werde. Es ist in der Tat nicht einzusehen, weshalb für die Nadel arbeitslehrerinnen hinsichtlich der Pension eine Aus nahme zu ihren Ungunsten gemacht werden soll, zu mal wo es sich um einen so geringfügigen Betrag handelt. Aber in der Regierung hat man sich nun einmal darauf versteift, daß sie in Dieser Frage nicht nachgeben will, und so wird das Gesetz voraussichtlich scheitern. Don konservativer Seite wird aber nun natürlich im Lande die Behauptung verbreitet werden: „Die National liberalen haben nicht gewollt, daß die Nadelarbeits- lchrerinnen ihre Pension bekommen", und es erscheint daher angebracht, nachdrücklich auf den richtigen Tat bestand aufmerksam zu machen. Zm übrigen verlief die Sitzung, abgesehen von einem kurzen Zusammen stoß, den der Finanzminister infolge des von ihm ge brauchten Ausdrucks „Gerede" mit den Sozialdemo kraten hatte, ohne bemerkenswerte Zwischenfälle. Daß an dem Zwang der Schanfensterverhöngung an Sonntagen wenigstens etwas gemildert werden soll, ist als ein kleiner, immerhin erfreulicher Erfolg zu registrieren. Die Donnerstagsitzung verlief recht eintönig. Das Gesetz betr. Verjährung direkter Gemeindesteuern soll ohne Deputationsberatung die letzte Lesung im Plenum passieren, da sich auch so die notwendigen kleinen Verbesserungen werden anbringen lassen. Das, was man von dem Gesetz erwartet hat, leistet es in dessen nicht, insbesondere wird sich bei den nächsten Wahlen zeigen, daß die Unklarheiten, die sich aus 8 10k des Landtagswo.hlgesctzes ergeben, auch für die Zukunft bestehen bleiben. Die anschließende Eisen- bahndcbattc war zwar lang, aber nur von lokaler Bedeutung, und brachte als einzig Bemerkenswertes eine neue Mahnung des Finanzministers zur Spar samkeit. Wenn die Negierung übrigens als erstes Erfordernis jeder Bahn ansieht, daß sie wenigstens eine mäßige Verzinsung bringen müsse, so möchten wir doch einmal die Frage an sie richten, warum sie dann der Rübenbahn Döbeln—Wilsdruff— Gadewitz zugcskimmt hat. Bei der Schlußderatung über die 1. Rate zu diesem Bau in der Zweiten Kammer mußte die Regierung selbst zugeben, daß diese Bahn auf Zahre hinaus Zuschüße erfordern wird. Die übrigen Verhandlungen boten kein besonderes Znteresse. Daß die Sozialdemokraten gegen die am Freitag behandelten Kapitel Zivilliste, Apanagen und Kabinettskanzlei stimmen würden, war selbst verständlich. Bemerkenswert war es, daß sie diese Abstimmung nur mit einer kurzen, jede persönliche Schärfe vermeidenden Erklärung prinzipiellen Charakters begründen ließen. In der Ersten Kammer konnte lediglich die Ver abschiedung des Zustizetats allgemeines Znteresse er wecken, im übrigen verliefen die Verhandlungen über Etatkapitel und Petitionen in dem gewohnten ruhigen und gleichmäßigen Tempo. Keilinniger Lsnüespörteitsg kür ü»s Königreich Lschlen. I>. Dresden, 24. April. Der Landesverein der Freisinnigen Volkspartei hielt seine diesjährige Hauptversammlung, an der auch die Landtagsabgeordneten Bär, Brodaus, Dr. Distel und Schwager teilnahmen, im Hotel „Palmengarten" ab. Der Besuch war so stark, wie noch nie zuvor, so daß der ursprünglich in Aussicht genommene Saal nicht ausreichte und der Große Saal genommen werden mußte. Abg. Günther-Plauen i. V. leitete die Ver sammlung und widmete nach herzlicher Begrüßung dem kürzlich verstorbenen Lehrer Engler-Leip zig, einem der wackersten Vorkämpfer der freisinni gen Sache, einen warm empfundenen Nachruf. Das Andenken des Verstorbenen wurde hierauf «n üblicher Weise durch Erheben von den Sitzen geehrt. Der Geschäftsführer des Landcsvereins, Stadtv. Beck-Dresden, erstattete alsdann Geschäfts- und Kassenbericht und konstatierte unter lebhaftem Beifall der Versammlung ein Wachsen des Vereins in jeder Beziehung, wie es in gleichem Umfange noch nie zu verzeichnen gewesen sei. Dem Geschäftsführer wurde einstimmig Entlastung erteilt. Parteisekretär Hofmann-Leipzig gab im Anschluß hieran ein Referat über das Programm der Fortschrittlichen Dolkspartei und erntete damit den lebhaften Beifall der Persammlung. Der vorliegende Entwurf der Satzungen des Landesverbandes der Fortschrittlichen Volkspartei im Königreich Sachsen wurde hierauf einstimmig en bloo angenommen (auf Antrag des Stadtver- ordneten-Vorstehers Zimmermann- Plauen i.D ). Es folgten die Wahlen zum Vorstande. Zum 1. Vorsitzenden, den die Freisinnige Volkspartei ver- einbarungsgemäß zu stellen hat, wurde auf Vorschlag des Landlagsabgeordneten Schwager- Zittau durch Zuruf Abg. Günther- Plauen i. V. einstim mig unter lebhaftem Beifall gewählt. Den 2. Vor sitzenden hat die Freisinnige Vereinigung zu stellen, zum 3. Vorsitzenden wurde gleichfalls einstimmig Abg. Schwager- Zittau gewählt. Beide Herren nehmen unter Ausdruck lebhaften Dankes die Wahl an. Als weitere Mitglieder des Vorstandes wurden gewählt bzw. wiedergewählt Beck-Dresden, Brodaus- Cyemnitz, Dr. D i e t e l - Annaberg, Prof. Keller bauer-Chemnitz und Prof. Dr. Rahn-Dresden. Nachdem noch die Wahlen zum Landesausschuß vollzogen worden waren, schloß Abg. Günther die Hauptversammlung mit nochmaligen Worten des Dankes an die Erschienenen und mit Ausdruck der Hoffnung für ferneres gedeihliches Weiterarbeiten im Sinne des Liberalismus. (Bravo!) Herr Chefredakteur Steinsdorfs - Zittau sprach dann unter lebhaftem Beifall dem Abgeord neten Günther in der Scheidcstunde der Frei sinnigen Dolkspartei den Dank der Parteigenossen aus, den dieser aber an die Gesamtheit der Partei übertrug. 2t Der liberale Landesverein im König reich Sachsen hatte gleichzeitig in einem anderen Saale des „Palmengartens" getagt. Auch diese Kor poration nahm einstimmig den oorgeleaten Satzungs entwurf an und vollzog dann die Wahlen. Zum 2. Vorsitzenden wählte sie Fabrikbesitzer Graf- Leipzig, zu Beisitzern Pudor-Leipzig, Pro fessor Koch-Dresden, Oberlehrer Schuster- Bautzen. ... . - Ht Um 1 Uhr mittags eröffnete Abg. Günther den non 210 Personen besuchten ersten Parteitag der neugcgründeten Fortschrittlichen Volks partei im Königreich Sachsen, begrüßte dw Er schienenen und besonders den 2. Vorsitzenden, Fabrik besitzer Graf-Leipzig, dem er unter lebhaftem Bei fall der Versammlung eine lange Amtsdauer im Dienste und zum Segen der neuen Partei wünschte. Weiter gab Abg. Günther die Zusammen setzung des neuen Partcivorstandes bekannt und teilte mit, daß dieser sich konstituiert und ihn mir der Vertretung beauftragt habe. Ferner überbrachte er die Grüße des am Erscheinen verhinderten Reichs tagsabgeordneten Buddeberg. Der vorgelegte Satzungsentwurs wurde nach kur zer Aussprache, die sich lediglich auf Wünsche redak tioneller Natur bezog, ebenfalls einstimmig cm bioo angenommen. Abg. Günther konstatierte die nunmehr offiziell erfolgte Gründung des neuen Landesvereins der Fortschrittlichen Volkspartei, die in treuer Anhang- lichkeit an die liberalen Ideale und Ziele arbeiten werde im redlichen Bestreben, dem Wohle des Vater landes zu dienen. Er schloß mit einem Hoch auf das deutsche Vaterland. Fabrikbesitzer Graf-Leipzig betonte, daß einer Einigung der Liberalen schon seit langer Zeit nichts mehr entgegengestanden habe. Freie Meinung und freies Mort werde nie unterbunden werden, not wendig sei aber einheitliches Handeln. Es gelte einen schweren Kampf gegen den rechtsstehenden Gegner. Nächst Preußen und Mecklenburg sei in Sachsen am wenigsten von einer liberalen Regierung zu spüren: ein sächsischer Minister habe kürzlich nicht einmal gewußt, was liberal sei. Die neue Fort schrittliche Volkspartei werde aber darlegen, was liberal regieren heiße. Die Parole sei: Freiheit des Worts, Einheit der Tat! (Lebhafter Beifall.) Unter nochmaligem Ausdruck froher Hoffnung für gedeihliches Weiterarbeiten in der Zukunft schloß dann Herr Günther den Parteitag. Deutsches «eich. Leipzig, 25. April. * Nationalliberale Diskussionsabende. Nach der Ostervause werden nunmehr die im vorigen Winter jo belieoten politischen Diskussionsabende des Natio nalliberalen Vereins für Leipzig und Um gebung ihren Fortgang nehmen. Freitag, den 29. April 1910, abends s/^9 Uhr, wird Rechtsanwalt Dr. Seyferth über „Koalitionsfreiheit und Tarifverträge nach deutschem Recht" im Börsen-Restaurant sprechen. Hierzu ist jedermann willkommen, der sich politisch unterrichten will und der auf nationalem Boden steht. * Die öffentlichen Arbeitsnachweise im Zahre 1909. Aus dem soeben erschienenen Jahresbericht des Ver bandes Deutscher Arbeitsnachweise ergibt sich, daß im Deutschen Reiche 462 öffentliche Arbeitsnachweise vorhanden waren, die sich wie folgt auf die einzelnen Bundesstaaten verteilen: Preußen 273, Bayern 66, Sachsen 28, Württemberg 16, Bade--. 16, Hessen 26, Mecklenburg-Schwerin 1, Sachsen-Weimar 2, Mecklen- burg-Strelitz 1, Oldenburg 2, Braunschweig 3, Sachsen-Koburg-Eotha 2, Anhalt 1, Schwarzburg- Sondershausen 1, Schwarzburg-Rudolstadt 1, Waldeck 3, Lippe 1. Lübeck 1, Hamburg 2, Elsaß-Lothringen 16. Von den öffentlichen Arbeitsnachweisen wurden ins gesamt 913 981 Stellen vermittelt, davon entfallen 860 901 Besetzungen auf die Arbeitsnachweise, die dem Verbände Deutscher Arbeitsnachweise angehören. Dieses Resultat steht freilich hinter dem des Vor jahres ein wenig zurück, ist aber unter Berücksichti gung der 1908/09 auf dem Arbeitsmarkt noch lagern den Wirtschaftskrise ein durchaus günstiges zu nennen. An der Svitze marschieren dabei die Arbeitsnachweise von Berlin, Stuttgart und München. Uebcr 20 000 Vermittlungen zustandracbracht haben ferner die An stalten von Dresden, Düsseldorf, Frankfurt a. M.. Hamburg, Köln und Leipzig. Besonders bemer kenswert ist die hohe Zahl gelernter Arbeiter, die von den dem Verbände Deutscher Arbeitsnachweise angehörenden Vermittlungsanstalten in Stellung ge bracht wurden. Da die Zahl der besetzten Stellen bei gelernten männlichen Arbeitern 264 954 Stellen beträgt, die der ungelernten sich dagegen aus 249 042 beläuft, so ist von neuem der Beweis geliefert, daß der öffentliche Nachweis durchaus imstande ist, auch gelernte und qualifizierte Arbeitskräfte zu vermitteln. Auf diesen Umstand ist ein gewißer Nachdruck zu legen, da in der Oeffentlichkeit noch teil- weise das Vorurteil herrscht, der gemeinnützige Nach, weis sei nur für die Vermittlung ungelernter Ar beiter als leistungsfähig anzuiehen. Kräftig ent wickelt bat sich auch die Vermittlung von Arbeit»» kräften kür die Landwirtschaft. Insgesamt wurden 61 253 Stellen durch inländisches Personal besetzt, und zwar von den öffentlichen kommunalen Nach weisen usw. 41 848 und non den Nachweisen der Landwirtschaftskammer 19 405. Da die Tätigkeit d«r öffentlichen Arbeitsnachweise auf diesem Gebiet sich erst in den Anfangsstadien befindet, so ist in Zu kunft wohl noch ein kräftiger weiterer Aufschwung zu erwarten. Aus Schwierigkeiten stößt bekanntlich die Vermittlung von Dienstboten. Man hat in dieser Richtung durch Einrichtung besonderer Herbergen, auch Erteilung von Haushaltungsunterricht, fördernd zu wirken gesucht. Von Interesse für die Allgemein heit sind endlich die Versuche, eine Lehrstellenver mittlung ins Leben zu rufen. Im Jahre 1908/09 haben die öffentlichen Arbeitsnachweise bereits 6226 Lehrstellen besetzen können, wobei die Mitwirkung von Schulen. Innungen und Handwerkskammern als erfreuliche Unterstützung zu begrüßen war. Im ganzen zeigt der Bericht von neuem, zu welch wich tigem Faktor sich der öffentliche Nachweis in unserem Wirtschaftsleben ausgebildet hat. „ „Importe d'Allemagne". Aus Paris wird dem Hansabund von deutscher Seite folgendes mitgeteilt: „Zn deutschen gewerblichen Kreisen findet die Tatsache lebhaftes Mißfallen, daß von den fran zösischen Zollbehörden bei der Einführung von Automobilreifen jetzt die Anbringung der Bezeich nung „Importe d'Allemagne" an diesen gefordert wird. Wenn diesem schikanösen Vorgehen nicht energisch Einhalt geschieht, so ist die deutsche In dustrie außerstande, weiterhin Automobilrcisen nach Frankreich zu exportieren. Wir bitten den Hansa bund un« energische Vorstellungen." Die vom Hansabund angestellten Ermittlungen haben ergeben, daß bei einer einzigen großen Fabrik ein Export im Werte von 12 Millionen Franken jähr* lich gefährdet ist. Sicherem Vernehmen nach werden geeignete Gegenmaßnahmen nicht ausbleiben. * Selbstverwaltung in Kamerun. Auf der Tages ordnung des Ende Februar d. I. in Duala zusammen getretenen Eouoerncmentsrates stand auch die Be* rutung eines Entwurfs einer Selbstverwaltungs oerordnung. Geplant wird die Bildung von Stadt gemeinden und die Einrichtung von Vezirksräten für die Lokalverwaltungsbehörden und die Heranziehung der Bevölkerung dazu. Von einzelnen aüßeramtlichen Mitgliedern würden gegen den Entwurf als Ganzes grundsätzliche Bedenken geltend gemacht, und zwar im wesentlichen in folgenden Punkten. Die Einführung der Selbstverwaltung wurde von einzelnen Mit gliedern als verfrüht bezeichnet, weil man noch nicht wisse, welche Entwicklung dos Schutzgebiet in Zu kunft nehmen werde, in der Zivilbevölkerung die ge eigneten Personen zur Uebernahme der mit der Selbstverwaltung verbundenen Amtspflichten zu finden, sodann wurde die Befürchtung aus gesprochen, daß diä Gründung von Gemeinden eine größere finanzielle Belastung der Einwohner mit sich bringen werde, als sie der Entwurf vorsehe, und etwaige Fehlbeträge im Haushalte der Gemeinden durch Staatszuschüste gcacckl würden. Auch gegen die Einrichtung eines Aeltestenrates der Eingeborenen wurden Bedenken geltend gemacht. Der Gouverneur vertrat den Standpunkt, daß, wenn auch eine zwingende Notwendigkeit zur sofortigen Einführung einer Selbstverwaltung nicht gegeben sei, er es doch für einen schweren Fehler halte, wenn nicht jetzt schon die Grundlage für die Bildung von Selbstverwal tungskörpern geschaffen werde. Ze länger man mit der Bildung der Gemeinden an den größeren Plätzen warte, um so schwieriger werde die finanzielle Fun dierung den Gemeinden und die notwendige Aus einandersetzung mit den Eingeborenen werden. Nach längerer Debatte wurde ein Antrag auf Verwerfung der Vorlage als Ganzes gegen 7 Stimmen abgelehnt, dagegen ein Antrag auf Vertagung angenommen. Der Gouverneur setzte daraufhin die Beratung des Gegen standes bis auf weiteres aus. * Deutfch-Siidwestafrikanischer Landcsrat. Wie der „D. Kolonialztg" aus Windhuk telegraphiert wird, ist der Landesrat am 16. April eröffnet worden. Mit großer Mehrheit wurde beschloßen, die Verhandlungen öffentlich zu führen. So dann wurden einige kleinere Vortagen der Tages ordnung erledigt. U. a sanden lebhafte Erörterungen statt über die Linienführung der Nord—Süd-Bahn Ebenso nahmen Debatten über den Ausbau des Schul wesens. der vom Landesrat gewünscht wird, einen breiten Rau n ein. Die Frage der Linienführung der Nord—Süd-Dahn wurde einer Kommission über wiesen. * Südwestafrikanische Bodenkredit-Eesellschaft. Nach einer Meldung aus dem Schutzgebiet ist die Er richtung eines Bodenkreditinstituts für Deutsch- Südwcstafrika demnächst zu erwarten. Das Unter nehmen soll in der Rechtsform einer Kolonial gesellschaft gegründet werden. Man hat diese Form gewählt, weil damit die Staatsaufsicht, unter der auch die muttcrländischcn Hypothekenbanken stehen, verbunden ist. Es soll erreicht werden, daß das Publikum in Deutschland die Pfandbriefe der Kolonialbank als ebenso sicher ansieht, wie die der heimischen Hypothekenbanken. Mit Rücksicht auf die Unsicherheit der kolonialen Derhältniße sind für die Südwestafrikanische Hypotheken-Eesellfchaft verschie dene Sicherheitsmaßregeln getroffen worden. Be lieben werden »ollen nur Grundstücke in den von der Aufsichtsbehörde genehmigten größeren Ortschaften. Die Grundstücke müßen bereits bebaut sein oder ihre Bebauung muß begonnen haben: die Beleihungs grenze ist 50 Proz. des Wertes. Vorbedingung ist auch, daß das beliehcne Gebäude andauernd gegen Feuersgesahr versichert ist. Demnach sind Baustellen und landwirtschaftliche Grundstücke von der Beleihung ausgeschlossen. Der Pfandbriefumlauf der Gesell schaft soll das Fünffache des Grundkapitals betragen. Pfandbriefe dürfen ausgegebcn werden nur auf Grund bereits gewährter Hypothekendarlehen. Einst weilen ist ein Kapital von 200 000 -st vorgesehen, so daß für das Institut bis zu 1 Million Mark Pfand briefe ausgegeben werden können. Zn Aussicht ge nommen ist jedoch eine Erhöhung des Kapitals auf 3 Millionen Mark. Die „Deutsch-Südwestasr. Ztg. meint, daß mit dieser Summe den verständigen Kreditanforderungen der größeren Gemeinden Deutsch-Eüdwestasrikas und der Grundbesitzer inner halb dieser Kommunen auf absehbare Zeit in vollem llmfange entsprochen werden könne.
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