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Nr. 8. 8. April 1843. Sonnabend MM Deutsche Allgemeine Zeitung. ZM «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Deutschland. *§eip;ig, 6 April. Li« möglichst weite Bcrtbeilung des Ein flusses auf bas öffentliche Leben, also Das, was man gemeiniglich mit einem falsch gewählten Ausdrucke politische Freiheit nennt, hat al lerdings nach Zeit und Ort seine gute Bcrcchtigung.'LEs soll jeglicher Kraft, die da Nützliches wirken kann, möglich sein, das zu thun. Wie allmälig neue Kräfte im Leben heranreifen, die zu politischer Wirksam keit fähig sind, wollen sie. auch ausgenommen werden zur Mitwirkung an dem öffentlichen Leben. Die Bahnen und Formen, auf und in welchen Solches geschehen mag, können sehr verschiedene sein und müs sen cs, nach der Verschiedenheit der Verhältnisse, wenn nicht das Ziel verfehlt werden soll; die Grundidee ist dieselbe. Die neuen, ins öffent liche Leben eingetretencn Elemente, wie sie allmälig an innerer geisti ger Kraft gewinnen, sich vertrauter auf ihrem Boden bewegen, in Zeit und Erfahrung, und dem Volksgeiste neue Stützen gewinnen und mit höherer Bedeutung im Leben dastehen und von ihm getragen werden, erhalten auch in ihrer nähern Wirksamkeit ein verstärktes Gewicht, und auch ohne erklärte Erweiterung ihrer Rechte erweitern sic doch factisch deren Kreis und Bedeutung, indem sie dieselben mit höherer Kraft, mit vermehrtem Geschick üben und durch die Rücksichten, die sie den andern Gewalten auflcgcn. Ebenso ist für die eine Zeit die eine Bahn geeigneter, daß auf ihr am meisten gewirkt werde, für dir andere die andere. So ist von sehr kleinen, unscheinbaren Anfängen das briti sche Unterhaus zu. dem gewichtigsten Glied unter den dortigen Gewal ten erwachsen. Aber es entriß den andern Gewalten nicht Rechte, noch Ansehen; xs federte sie nicht zum tödtlichen Kampfe heraus.; cs verhinderte sie nicht, den Nutzen noch ferner zu spenden, der von ihnen zu erwarten war; den einzigen Uebergriff, den das Unterhaus machte, bat England schwer gebüßt und bald bereut und zurückgenommen; es bewahrt selbst in den äußern Formen das Gedächtniß seines Ursprungs und tritt äußerlich anspruchslos zurück, während es factisch die mäch tigste Gewalt ist; es bewahrte sorgfältig und umsichtig den ^Einklang der Gewalten; cs füllte nur seinen Wirkungskreis mit immer regerem Eifer, höherem Geist aus und ward von immer stärkerer Günst des Lebens gehoben. Oft verändern auch die wechselnden Verhältnisse des Lehens selbst den Schwerpunkt der Gewalten. Es schien kein wichti ges Zugeständüiß, wie man im Jähre 1203 dcn englischen Comnloners Uevervlick. Deutschland. * Leimig. Entwickelungsgang der politischen Kraft. * Dresden. Neue Gesetze und Verordnungen. Dresden. Annahme des Einnahmebudgcts. f Stuttgart. Näheres von Herwcgh's Begnadi gung. * Darmstadt. Kartoffelmangel. Landstraßen. "Rus Schles wig-Holstein. Differenz über die Zollüberschüsse. * Hamburg. Ton halle.— Jastram Snitger. Preußen. "Bertin. Grundsteinlegung des neuen Museums. * Po sen. Verzögerung der Bischofswahl. Landtag. Pietismus des höher» polnischen Adels. Grenzsperre. * Köln. Todtenfest der Rheinischen Zeitung. Portugal. Inhalt des englischen Ultimatums. -Verminderung der Bisthütner. Spanien. * Paris. Erklärung des Ministeriums auf die Protestation gegen Verpachtung der Quecksilbergruben. Entwurf eines neuen Preß gesetzes.— Drei Minister nicht wieder in die Kammern gewählt. Großbritannien. * London. Großer Auswanderungsplan. Plan zu inländischer Urbarmachung. Wie sich die Plane und Interessen durch kreuzen. Frankreich. Dcputirtenkammer. Die polytechnische Schule. Odilon- Barrots Antrag auf Abänderung der Septembergesetze. Kann in Frankreich die Aufnahme von Inseraten erzwungen werden? Abschluß über die Ausführung der Nordeisenbahn, s Paris. Ueber die erwähn ten Verhandlungen der Dcputirtenkammer. -s* Paris. Algerien. Keine glänzenden Nachrichten. Schweiz. * Von der nördlichen Schweftergrense. Gebete für den Aus gang der Wahlen. Museum in Basel. Celtische Gräber. Postvertrag. Dänemark. f-Äopenhagen. Isländische Ständeversammlung. Nordamerika. Botschaft des Präsidenten über das Durchsuchungs recht. 'Boston. Die Post will die Preßfreiheit beschränken. Kürzung von Diäten und Besoldungen. Plan zur Tilgung der Staatenschulden. Handel «nb Büdustrie. Berlin Ankündigungen. versprach, daß ohne ihre Einwilligung künftig keine Auflage ausgeschrie ben werden solle; denn in dem Budget des Staats machten damals die Abgaben den geringsten und keinen regelmäßigen Theil aus. Was aber ist dieses Recht jetzt,' wo der Staat fast sein ganzes Bedürfniß durch Steuern bestreitet? Endlich der Volksgeist und seine Meinun gen. Wohl sollen starke Gewalten im Staate sein, die sich unab hängig von dem Einflüsse der Tagesmeinung halten, und keine herr schende Gewalt soll allzu empfänglich für ihn gebildet werden. Wahr heit und Jrrthum sind hier zu bunt gemischt; cs fällt zu Vielen zu schwer, in die Tiefen der Fragen zu dringen; der Verstand der Mei sten ist für die Oberfläche der Erscheinungen gemacht; auch die Be gierde verlockt, und was den Schwächen und Leidenschaften der Men schen schmeichelt, ihrem Neid, ihrem Mistrauen, ihrer Schadenfreude, ihrer Eitelkeit, wird gar willig ausgenommen und macht nur zu Viele taub für alle Wahrheit der Gegengründe. Auch reißen die Meinun gen in schimmernder Allgemeinheit am meisten hin, während doch eben in ihrer specicllen Ausprägung und Anwendung und in dem sorgfälti gen Unterscheiden die Aufgabe liegt und nichts vielleicht unbedingt und so, wie es im Beginne seines Auftretens seinen cxaltirtcrn Freunden erscheint, einer nützlichen Verwirklichung fähig ist. Darum eben soll Kampf sscin und Widerstand. Im Kampfe läutert sich das Princip. Zn dem Streben, die widerstreitenden Gesichtspunkte geltend zu ma chen, vermitteln sie sich, wird die Sache von allen Seiten beleuchtet, werden Mittel gefunden, auch die mit allem Irdischen verbundenen Schatten zu mildern, wird zuletzt ein Friede geschlossen, der jedem Theile sein Recht gibt und das Rechte auch auf die rechte Wesse durchführt. In demselben Kampfe verfliegt auch dqs Flüchtige, ver geht, was nicht Probe hält. Je gesünder das Staatsleben, je stärker die geistigen Waffen, desto schneller. Wohl werden auch falsche Rich tungen oft lange Zeit sistgehaltcn, weil sich falsche, aber mächtige In teressen mit ihnen verbünden oder Vorurtheil, Rechthaberei, Parteigeist sie Mtzt. Ader Ivri», stuck» unv unubhöogig» Widerstand ihnen ent- gcgensteht, müssen auch sie zuletzt erlahmen und verschwinden, und das um so gründlicher, je klarer sich ihre. Nichtigkeit gezeigt hat. Dage gen der echte Volksgcist, "vielmehr das wahrhaft Rechte und Gute, was im Volksgciste zur Herrschaft kommt, das ist auf die Dauer un widerstehlich, das hält kein Widerstand auf, das dringt durch und tritt dann am wohlthätigsten und mit der größten Sicherheit des Bestan des ins Leben, wenn es nicht aufgezwungen wird, sondern sich auch der anfänglichen Gegner bemächtigt hat; erst von ihnen verworfen, vielleicht verfolgt, dann mit Gründen bekämpft, dann, in immer edlerer Gestalt ihnen entgcgcntrctcnd, mit Einschränkungen zugclassen, endlich ihren eignen Geist bewältigend und gewinnend. Wer, der die Zeit und das Vergangene bedenkt, vermöchte cs zu läugnen, daß auch in Deutschland Vieles sich so entwickelt hat, und daß viele einst geächtete Maximen jetzt auf dcn Höhen des Staatslebens durchgedrungen sind, 'Vieles, was ehedem nirgend im Volk Anstoß gab, jetzt auch den Mäch tigsten nicht verlöcken^rbürde? ch Dresden, 4. April. Als eins der wichtiger» Resultate ver gegenwärtigen'Ständeversammlung bringt das dritte Stück des Ge setz- und Verordnungsblattes das Gesetz, die subsidiarische Verbind lichkeit der Gemeinden zu Verpfleg ungsbeiträgcn für die in die Taubstummenanstalten aufgcnommencn Zöglinge betreffend. Au ßer den Kosten für „Einlieferung" eines Zöglings und des Rück transportes sowie der einmaligen Vergütung sür Lagerstätte, Klei dung und Wäsche an 33—34 Thlr., beträgt der jährliche Vcrpfle- gungsaufwand in Dresden 67 Thlr. 20 Ngr., in Leipzig 69 Thlr. Weniger Bemittelte bezahlen hiervon nur die Hälfte an 33 Thlr., xesp. 34 Thlr., subsidiair verpflichtete Gemeinden nur 10 Thlr. jährlich und 14 Thlr. für die obgcdachte Ausstattung. Beiläufig mag übrigens be merkt werden, daß die Resultate der Erziehung im Allgemeinen sich sehr günstig darstcllen. Insbesondere erlangen die meisten Zöglinge eine vollständige geistige und beziehentlich technische Ausbildung, welche ih nen mit Hülfe der Schrift in das sociale Leben ejnzutreten gestattet, wogegen die Versuche, auch die Sprache auszubilden, zur Zeit äußerst ungenügende Resultate für den Verkehr geliefert haben. — Durch'Dc-