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Dresdner Nachrichten : 10.03.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187403106
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740310
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740310
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-03
- Tag 1874-03-10
-
Monat
1874-03
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 10.03.1874
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Per sonen inserlran wir nnr arqen Präniimerando- Aalllung durch Slrirs. rnorlrn odrr Postriuj",- lung. » Sildcil sollen n, Nar, Suewärt e können die Kallluna auch aus eine Dreidnergirlna anwelsen. Die irr«. Mltredacteur: Nr. klinll Für da« Feuilleton: Ln^s»«« Dresden, Dienstag, 1«. März 1874. VolUilche«. Keine ReichStagüsession, ohne daß Bismarck an seinen Nerven erkrankte. Diesmal har sich fern neuralgisches Leiden ungewöhnlich zeitig eingestellt. Solche Nervenschmerzen treten ohne äußere Ver anlassung ein; das An-und Abschwellen einzelner Nervenfasern wied«ncholt sich bei Bismarck periodisch. Ebenso giebt es Tausende, die, wmn es heißt, daß Bismarck wiederum „seine Nerven" hat, un gläubig lächeln und geradezu behaupten: er habe gar leine Nerven. Thatsache ist es jedenfalls, daß die Bismarckische Nervosität ein po litischer Factor geworden ist, mit dem man zu rechnen hat. Um die Nerven des eisernen Fürsten nutzt durch Widerspruch zu reizen, haben auf früheren Reichstagen die Nationalliberalen allerlei entnervende Beschlüsse gefaßt, welche die Freiheit und der Wohlstand des Gc- sammtvaterlandes schwer zu beklagen hat. Varzin, die Einsamkeit unter den Buchen, die ausschließliche ruhige Arbeit mit Lothar Bücher hat sich bisher immer als probateSSpecificum gegen Bismarcks Ner vosität erwiesen. Der Gebrauch dieser Luftveränderung käme jedoch diesmal etwas sehr früh. Nicht als ob nicht auch unter pominer- schem Himinel das Erwachen des Frühlings seine Reize hätte, nicht als ob das erste Maikätzchen, das erste HimmclSschlüssel und gar das erste Veilchen, das neugierig sein Köpfchen unter dem Blatte hervorstreckt, selbst nördlich der sandigen Mart nicht reine Freude im Herzen eines abgehetzten, überlasteten Politikers erwecken konnte, — aber was soll aus dem Reichstage werden, wenn sein Schöpfer fehlt? Was auS dem Militärgesetze, wenn nicht die politischen Argumente 'des Reichskanzlers die Zustimmung zu demselben selbst einem wider willigen. Reichstage entreißen? Noch stehen die wichtigsten Beschlüsse -der deutschen Volksvertretung aus. Noch ruht das Schicksal der -wichtigsten Vorlagen im ungewissen Schooßc der Ausschuhbcrath- ,-ungen. Noch hat der Reichstag bei anderen schwierigen Aufgaben kaum den Saum gestreift. Das Preßgesetz ist allerdings so weit ge fördert. daß der Redactionsauöschuß dasselbe überarbeitet, der Ge- FammtauSschuß seine Beschlüsse nochmals durchgcgangen und dem Abg. Nlarquardsen die schriftliche Berichterstattung übertragen hat. In der zweiten Hälfte dieser Woche wird der Reichstag die Berath- »ung im Plenum beginnen können. Der GcwerbcordnungSauSschuß hat mühsam endlich einen positiven Beschluß gefaßt. Gegen alles Andere, vom Kleingewerbe energisch Erstrebte: Die criminelle Be strafung des Contractbruchs, die Wiedereinführung der Arbeits bücher verhielt er sich ablehnend, schroff, verneinend. Nur mit 11 gegen 9 Stimmen nahm er den Entwurf an, daß auf Anordnung der Centralbchörden (in Sachsen des Ministeriums des Innern) Gewerbe gerichte in Verbindung mit den ordentlichen Gerichten erster Instanz eingerichtet werden können. Dafür kommen die auf Grund der Ge werbeordnung jetzt schon durch die Gemeindebehörden gebildeten ge werblichen Schiedsgerichte in Wegfall. Endlich einmal ein Keiner Schritt, die Bahn der Gewerbe-Unordnung zu verlassen! Und noch ist es sehr zweifelhaft, ob der Reichstag den Beschlüssen seines Aus schusses zustimmt. Die Ausdehnung solcher Gciverbcgcrichte und der Bestimmungen der Gewerbeordnung bezüglich der Gesellen und Fabrikarbeiter auch auf die ländlichen Arbeiter ist von allen Seiten als jetzt uunöthig erkannt worden. Noch hat der Militärausschuß keinen Beschluß über den Angel punkt des ganzen Militärgesctzcs gefaßt; inzwischen aber mehrere Abschnitte desselben rasch erledigt. Aus den hierbei gefaßten Be schlüssen heben wir den einen hervor. Nach den Mittheilungen der Militärverwaltung wächst die Zahl Derer, die sich der Erfüllung der Militärpflicht durch Flucht ins Ausland entziehen, in rapidem Maß stabe. 1867 gab es 3297 Milirärscheue, 1872 gar 10,690. Man stalle sich vor, daß in einem Jahre über 10,OM der kräftigsten jungen Leute dem Laterlande, der Familie den Rücken kehren, um nicht dienen zu müssen! Diese Ziffer spricht beredt. Sollte nicht hohen Orts die Erkenntniß sich Bahn brechen, daß unsere gesammtcn gesellschaftlichen Verhältnisse der Durchdringung mit einem anderen Geiste bedürfen und besonders der Dienst bei der Waffe anders zu organistren ist, damit nicht ein ganzes Heer von jungm Leuten über die deutschen Grenzen desertirt? Diese Militärflüchligen sind natür- 'lich nicht von den gesetzlichen Strafen zu erreichen; ihre Bestrafung bleibt stets auf dem Papier stehen. Der BundeLrath wollte nun .schon den Versuch: das Bundesgebiet ohne Erlaubniß zum Zwecke der Cntziehuirg vom Militärdienste zu verlassen, bestraft wissen. Doch wurde dies abgelehnt, da cs praktisch unfruchtbar wäre, wohl .aber viele Ehicanen erzeugen würde. Vom deutschen zu dein österreichischen Militär! Den österrei chischen Offizieren ist verboten worden, an der Börse zu spcculiren. Charmant! Aber warum deckt man den Brunnen zu, nachdem das 'Kind hineingefallcn? Eben erst ist der Gencraladjutant des Kaisers Franz Joseph, sein bewährter und treuer Diener, Graf Bellcgardc, in den Fluchen des BörscnspiclS untcrgetaucht. Verfehlte Börscn- Fpeculationen erhöhten die Verbindlichkeiten des Grafen bei der Bo- dencreditanstalt auf 700,OM Gulden. Er sah sich veranlaßt, seine -Zuflucht zu dem ungarischen Grafen Lonyay zu nehmen, der ihm auch die Summe von 180,OM Gulden verschafft hat. Das war ein gewagter Schritt; denn Lonyay ist als Gegner des österreichischen , Reichskanzlers Andrassy be'annt. Die Finaiizmisire Bellegardcs er- - hielt so eure politische Tragweite und der Kaiser sah sich in der Lage, zwischen seinem Reichskanzler und seinem Gencraladjutantei, zu wählen. Er brachte in der Trennung von seinem ältesten und be währtesten Freunde ein großes Opfer. Auf diücrcte Weise wurde dieser von der Unzufriedenheit des Kaisers unterrichtet; er nahm «uf 6 Monate Urlaub. Durch 'Nichts wird so der Rückgang der Geschäfte in Wien illustrirt, als durch die Höflichkeit der Kutscher. Früher winde ein Fahrgast vor dem feierlichen Acte des EinsteigenS in einen Fiaere einem sörinlichcn Kreuzverhöre untcrworsen: „Wohin fahrend? 'Muß'warten'? Wie lang"? Fahren s zurück'? Glei'?" Groühei- tW aller Art mußte der Fahrgast einsteckeii. Jetzt, da das Zufuß- gchen wieder zu Ehren gekommen und der Luxus des Fahrens scltc- > Rohr i. I. 1859 eingelegt. Die beiden in der Pillnitzer Straße ncr geworden, ist wieder das frohndienstartige „Eu'r Gnaden" in Schwung, die Kutscher sind die liebenswürdigsten, bescheidensten Rosselenker geworden. Das Fuhrwesen Wiens befindet sich in einer großen Krisi». Es lohnt zu wenig, die Regiekosten sind zu thener und die Klage in Wien ist allgemein: früher fuhren dieÄutscher nicht nach der Tax', jetzt haben sie das Elend nach der Tax'! Eine sonderbare Petition ist unlängst der französischen Natio nalversammlung zugegangm. Der betreffende Petent beantragt nämlich, es möge behufs erleichterter Feststellung der persönlichen Identität angeordnet werden, daß in Zukunft allen neugeborenen Kindern ihr Tausname, sowie das Datum ihrer Geburt auf den Arm tätowirt werde. Die Ausführung der Operation soll den Schullehrern übertragen und widerspenstigen Eltern mit Strafe ge droht werden. Natürlich rief der Vorschlag in der Petitionscom mission nicht geringe Heiterkeit hervor. LoealeS iirrd Sächsisches. J.M. die Königin-Mutter gedenkt einen längeren Aufent' halt in Italien zu nehmen, und zwar in Stresa am Lago Maggiore woselbst in dem der Herzogin von Genua, ihrer Tochter, gehörigen Palaste bereits die nisthigen Vorbereitungen zu ihrem Empfange ge troffen werden. — Der Prinz Friedrich zu Hohenzollcrn ist am 7. d. M. von Berlin hier eingctroffcn und im „Hotel Bellevue" abgetreten. — Die von dem Commandcur der Cavalerie-Division, Gene- rallieutenant Grafen zur Lippe, erbetene Stellung zur Disposition ist genehmigt und ihm hierbei der Eharacter eines Generals der Ca- valeric verliehen worden. An seine Stelle avancirte der Com mandeur der 2. Cavaleriebrigade, Senfft v. Pilsach, unter gleichzeitiger Beförderung zum Generallieutenant, an dessen Stelle wiederum der zum Generalmajor beförderte Com mandeur des 1. Ulanenregiments, v. Miltitz. Ferner wurden befördert der Gene rajadjutant des Königs, Krug v. Nidda, zum Generallieutenant und zn-Generalmajoren die Obersten v. Hausen, Commandeur der 2.Jn- fafttericbrigade Nr. 46, v. Tettau, Commandeur der 3. Jnfanterie- briaade Nr. 47. und ». Funcke. Commandeur der Artilleriebrigadc "M»»» ,ss>si . ,..->..2"! — Aus guter stelle ist dem ,Leip§. Tqgebl." die Nachricht zugegangen, daß von Seiten der NeichSregicrung und des Bundes- rathcS der Beschluß gefaßt morde» sei, den obersten Reichsgerichts- Hof nach Leipzig zu verlegen. — Wenn wir in der Sonnabcndnummcr bei Besprechung der Schanzen-Angelegenheit äußerten, daß das Kriegsministerium sogar an die Erwerbung weiteren Areals in der Nähe der Elias- und Blumcnstraßc denke, so bestätigt man uns jetzt von kundiger Seite diese Meldung mit dem Bemerken, daß auch das zunächst ins Auge gefaßte Areal der Elbe näher zu liegen kommen soll. Die beab sichtigte Vereinigung aller Militäretablissements aufden nordöstlichen Höhen der Stadt hat nämlich zu dem Bedenken geführt, daß hier durch die Altstadt von jedwedem militärischen Schutze entblößt werden wird. Es scheint demnach, um jenem Bedenkens zu begeg nen, die Erbauung einer Jnfanterie-Caserne auf dem flinken Elbufer in der Nähe der Ausmündung der projectirten dritten Ab drücke in Aussicht genommen zu sein. — Leider wird es mit der Erbauung dieser längst projectirten drittmElbbrücke noch guteWege haben. Denn während längs des sächsischen Elbstroms die Eisen bahnbrücken in rascher Folge emporwachsen, kommt man bei uns aus den Vorbereitungen dazu nicht heraus und es ist immerhin möglich, daß die Losch- und Blasewitzer mit ihrem Brückenprojefte eher zum Ziele kommen, als dic Rcsidcnzler, obgleich die letzteren für das Noth- wendigste, was unseren oberelb'schen Nachbarn noch fehlt, nämlich für das Geld, bereits bei der letzten Anleihe Fürsorge getroffen haben. Seitdem vor längerer Zeit der Brückcnbauplan den betreffenden Rcgicrungpbchördcn zur Prüfung und Genehmigung vorgelegt worden ist, hat inan nichts wieder darüber gehört. Gründlichkeit, diese Tugend unsers Volkes, nimmt bei den Behörden mitunter die Gestalt der Langsamkeit an. — Gestern, heute und morgen finden auf sämmtlichen Rcichs- postanstaltcn die alljährlichen Ermittlungen über Postpaquete und Geldsendungen statt. Jede Geldsendung, jedes Paquet, die an diesen 3 Tagen durch die kaiserliche Postanstalt Beförderung finden, wird behufs Aufstellung einer Poststatistik notirt. — Noch immer tauchen im Publikum jene schon früher er wähnten gefälschten Weimarischen 10-Thlr.-Banknoten auf. Bei einer hiesigen Firma lieferst in diesen Tagen mit einer größeren Zahlung eine solche ein. Man sehe sich also wegen dieser Sorte ja vor und hoffe nicht etwa, daß, wenn man mit so einem Falsisicate an die Wcimarische Bank oder an die hiesige Filiale geht und schön bittet, dann das wcrthlosePapier eingelöst wird; man macht dort nur einige Querstriche auf die Note und damit ist'S aus, wenn der Inhaber des faulen Papiers nicht den Fälscher Nachweisen kann. Der Schein, den liegenden 3" weiten Rohre wurden 1864 projectirt und 1868 ge legt. Die außerordentliche Ausdehnung, welche seitdem in der ge dachten Richtung die Neubauten gewonnen, so daß gewissermaßen dort ein ganz neuer Stadttheil entstanden ist, konnte freilich nicht vorauSgeschen werden und es wäre nicht im Interesse der Commune gewesen, damals ein mehr als doppelt so großes Capital aufzuwen den, um weite Röhren einzulegen, deren einstige Benutzung sich in keiner Weise im Voraus berechnen ließ. Es ist z.B. Thatsache, daß auf dem Terrain, welches von der Albrechtsgasse, der Seidnitzer, Gru- nasr und oberen Mathildenstraße begrenzt ist, infolge des strengen Bauverbotcs vor nicht gar zu langer Zeit nicht einmal ein niedri ges Gewächshaus errichtet werden durfte; jetzt steht ein umfäng liches Häuser-Quadrat auf jenem Terrain, und die Neubauten dehnen sich bis an den „Großen Garten" aus. Die Rohrlegung in der Rampesche Straße erfolgt gleichzeitig mit dem dort unabiveisbar gewordenen Schleußenbau und in der Pillnitzer Straße geschieht dieselbe bei der Legung der Wasserröhren und vor der Umpflasterung dieses TracteS. Daß die Arbeiten der Wasserleitung mit denen der GaSröhren-Erweiterung so weit dies thunlich, vereinigt ausgeführt werden, ist allerdings höchst wünschenswerth; immer wird dies aber nicht durchführbar sein. Denn zuweilen stellt sich in einzelnen Straßen durch Anlegung großer Etablissements rc. ein kolossaler Gasbedarf heraus, dessenBeschaffung auf längere Zeit nicht verschoben werden kann, während in anderen Straßen die dort liegenden en geren Röhren für den Consum oft Jahrzehnte lang vollständig aus- reichen. Schließlich mag nicht unerwähnt bleiben, daß die gleich zeitige Ausführung von Cchleußcnbautcn und Legung der Waffer- leitungsröhren, wie die Erfahrung gelehrt hat, in lebhaften Straßen außerordentliche Störungen des Verkehrs in der empfindlichsten Weise auf längere Zeit herbeiführen muß, wenn auch dadurch dass zweimalige Aufreißen des Straßenpflastcrs umgangen wird. — Lüdicke's Wintergarten, jetzt in schönster Blüthe stehend.^ war am Sonntage von Hunderten von Menschen besucht, '.ui Anblick der herrlichen Flora genußreiche Stunden verlebten. Djp Frühlingssonne, ruht jetzt so freundlich auf den Camellien, daß dies« d-zM-xe Pflanze sich mit Tausenden der leuchtendsten Blüthen bcheckK — Die Stadt Chemnitz hat den Reichskanzler Fürsten Bis-, marck zum Ehrenbürger der Stadt ernannt. Bürgermeister Müller wird mit je 3 Mitgliedern aus dem Stadtverordneten- und dem RathScollegium das Diplom, welches in Eisenguß und Schmiede arbeit kunstvoll ausgcführt ist, in den nächsten Tagen in Berlin, überreichen. — Vergangenen Sonnabend Abend hielt die socialistische j Partei hiesiger Stadt im Diana-Saal, einem dem Innen, der Stadt' ziemlich entfernten Etablissement, ein sogenanntes „Arbeiterfest" ab. Die Zahl der Festtheilnehmer mochte etwa 2000 Personen be tragen. Daß zu diesem lebhaften Besuch die von den Parteiführern in ostentativer Weise angekündigte Festrede des sociglistischen Reichs tags-Abgeordneten Johann Most wesentlich beigetragen, steht außer Zweifel. Das Programm wechselte ab in Orchester-, Ge sangs-, deklamatorischen und orasorischcnVorträgen, schließlich gefolgt von einem Ball, der bis Mitternacht währte. Der Festrede selbst unterlag das Thema „der heutige Staat ist die organisirte Gew alt"; ein Axiom, das, wenn auch nicht an Wahrheit, so doch an Picanterie dadurch gewann, daß der bei seinein Auftreten mit dreifachem Vivat begrüßte Vortragende sich wechselnd die trauernde Maske Hcrallit's und die spottende Dcinvkril's vorhielt. — Unter den declamatorischen Vorträgen ist der einer jungen Dame auS- zuzeichnen, der in Gedichtform das tragische Verbluten eines Com- munards unter den Kugeln der Reactionsschergen behandelte, uni den steten Refrain hatte: „Adieu Paris! Es lebe die Commune!" — Unter den musikalischen Vorträgen trug das alte ewig junge Lied der Freiheit, die Marseillaise, den Preis hinweg; stürmisch be gehrt und mitgcsungen, mußte cs dreimal wiederholt werden. Das Fest verlief im klebrigen harmlos. — Auf dem Rosenweg ist vorgestern Nachts in einem dort be findlichen Logis ein Stück Dielung ungebrannt und dadurch die Feuerwehr alarinirt worden. Wie cs hieß, hatte ein Bewohner des Logis das Feuer-dadurch verschuldet, daß er glühende Asche in einen, hölzernen Kasten dort stehen gelassen hatte. — Am Sonntag Vormittag wurde im Großen Garten von einem Aufseher ein junger Apothekergehilfe abgefaßt, der sich mit Schießen aus einem Terzerol amüsirte. — Wie wir hören, ist der Weinhändlcr Ruppert, welcher bis vor Kurzem in der Amalicnstraße sein GeschästSlokal gehabt hat, nebst seiner Ehefrau vom hiesigen Bezirksgericht in Hast genommen worden. — Man kann entschieden nicht vorsichtig genug sein. Ein frecher Diebstahl wurde am vergangenen Donnerstage auf der Mo ritzstraße in der Hausflur des Hauses Nr. 16 fast unter den Augen wir sahen, schien auS einer ächten Hälfte und einer gefälschten zu > der Bestohlenen ain Hellen Mittag auSgcführt, indem ein Kinder- bestchcn, welche beide in der Art wie zerrissenes Papiergeld zusain-! wagen (brauner Korb aus blauem Gestell, blaue Vorhänge und Mes- incngellebt wird, an einandcrgcsetzt waren. Auf der, wenigstens an-! singkappen an den Rädern, von denen eine fehlt) wegstibitzt ward, scheinend falschen Hälfte ist — und das kann für Alle als Erken-! Auf die Kenntlichmachung des Diebes setzt der Verlustträger eine nungszeichen der unächten Scheine gelten— in der Strafandrohung! gute Belohnung. im unteren Rande das Wort „Verfälschung" mit zwei l zVer-, — Ein junger Mensch von achtzehn Jahren, von langcrFigur, fällschung) gedruckt. s rothem bartlosen GZHt und mit schwarzem Jaquet bekleidet, dessen — Wir erwähnten neulich, daß nach den veröffcntlichtenRaths-i Vorderärmel mit Pelz besetzt sind, kommt in den dringenden Vor verhandlungen in nächster Zeit in mehreren nach der Pirnaischen Vorstadt führenden Straßen und innerhalb dieses Stadttheils selbst die zu engen Gasrohre gegen solche von weiteren Dimensionen um- gctauscht werden sollen, und bemerkten dabei, cS sei befremdlich, tvarum die nothwcndige Weite nicht gleich früher berechnet werden konnte. In Bezug hieraus wird uns von unterrichteter Seite mit- gctheilt, daß die dreizolligcrz Rohre in der Moritzstraße i. 1.1834 gelegt worden sind; in der Rarnpffchen Straße wurde daü 6" weste dacht, bei einem hiesigen Uhrmacher eine goldene Ancre-Uhr in, Werthc von 50 Thalcrn gestohlen zu haben. Der Mensch war vor einigen Tagen gegen Mittag in das GcschäftSlocal des Uhrmachers gekommen, hatte sich dort mehrere Uhren verlegen lassen, angeblich in der Absicht, eine solche zu kaufen, und nach seiner Entfernung von dort ist auch der Diebstahl sofort entdeckt worden. Die Er örterungen zur Feststellung seiner Person sind bisher resultatlos geblieben.
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