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Wöchentlich erlchtlntn drei Nummern, Pränumeration« - Preis 22j Silbergr. (s THIr.) vierteljährlich, 3 Thlr. für da« ganze Jahr, ohne Erhöhung, in alle» Theilen der Preußischen Monarchie. Magazin für die Man prünumerirt auf diese« Liieralur, Blatt in Berlin in der Expedition der Allg. Pr. Staat«-Zeitung (Friedrich«- Straße Nr. 72); in der Provinz so wie im Auslande bei den Wohllöbl. Post-Aemtern. Literatur des Auslandes. 47. Berlin, Donnerstag den 20. April 1842. Schweden. Die Eröffnung der von Gustav IN. hinterlassenen geheimnißvollen Kisten. Gustav III. hatte am 23. Juni 1788 vor Ausbruch des damaligen Finni schen Krieges eigenhändig sein Testament aufgesetzt und darin folgende Dis position gemacht i „Ich habe dem Herrn von Rosenstein, Kanzlei-Rath und Ritter meines Nordstern-Ordens, Informator meines vielgeliebten Sohnes, des Kronprinzen, und Einer der Achtzehn der Schwedischen Akademie der Wissen schaften, anbefohlen, im Fall ich vor Ablauf des Krieges, der das Land jetzt be droht, sterben, oder mir dasselbe Schicksal werden sollte, wie Gustav Adolf und Karl XII., der Universität zu Upsala eine große Kiste zu übergeben, welche ich seiner Obhut anvcrtraut habe und welche kuriose Bücher und Schriften ent hält, die ich während meiner ausländischen Reisen gesammelt habe, jedoch mit dem ausdrücklichen Vorbehalt, daß die Eröffnung unter keiner Bedingung frü her geschieht, als SO Jahre nach meinem Tode. Dies ist mein letzter Wille unb Befehl. Stockholms Schloß, den 23. Juni >788. Gustav." Dem Königlichen Willen gemäß, wurde der Universität Upsala somit nach dem Tode des Königs (den 29. März >792) die gedachte große Kiste nebst einer kleineren verschlossen und mit den Siegeln des damaligen Regenten, Karl Herzog von Südermanland, nachherigen Königs Karl XIII., und der beiden ernann ten Testaments-Vollstrecker, des Erzbischofs von Troil und des Landhaupt- mannS von Ugglas, versehen, übergeben. Gleichzeitig erhielt die Universität auch ein Paket mit dem Königlichen Siegel versehen und mit der eigenhän digen Aufschrift Gustav's III., daß solches zugleich mit jenen Kisten erst 89 Jahre nach seinem Tode eröffnet werden solle, und außerdem wurden die Schlüssel zu den Kisten unter Gustav III. eigenes Handsiegel der Universität überlassen. Es war sonach dem 29. März dieses Jahres Vorbehalten, den letzten Willen Gustav's III. in Ausführung zu bringen. Zu dem Ende hatte der akademische Senat durch den Kanzler der Universität, den Kronprinzen von Schweden, dazu die Genehmigung des Königs cingeholt. Nachdem diese er folgt war, hatten die Universitäts-, sowie die höheren Civil- und Militair- Behörden zu Upsala am Morgen des 29. März in dem alten Bibliothek-Ge bäude der Universität sich versammelt, um in Gegenwart des, so viel die Räume es gestatteten, zugelassenen Publikums zu diesem Akt zu schreiten. Zuerst wurde nun das Paket eröffnet. Darin fand sich ein eigenhändiges Königliches Schreiben Gustav's III. in Schwedischer Sprache abgefaßt, folgen den Inhalts. °) „Indem ich der Bibliothek der Universität zu Upsala diese meine Schriften schenkte (»kkmkeer statt »Klinker), glaube ich von der Vernichtung mehrere kuriose und interessante Anekdoten meiner Regierung zu retten, welche sonst hätten verschwiegen werden müssen, indem das schuldige Zartgefühl für die jetzt lebenden Personen mich gezwungen hätte, die Papiere zu vernichten, welche ihnen Verdrießlichkeiten hätten zuziehen können, aber nach fünfzig Jahren ihnen keinen Nachtheil mehr bringen können, sondern besonders dazu dienen werden, die Geschichte dieser Epoche aufzuklären. Diese Papiere sind verschiedener Art; theils bestehen sie in Briefen, theils in Memoiren, thcils in Lappaliensachen, theils in mir zugestellten Projekten. Biele haben Bezug auf Lustbarkeiten bei Hofe, welche in meiner Jugend und zu Anfang meiner Regierung, theils von mir selbst, theils von meinen Geschwistern oder anderen Hofleuten angestellt worden sind, und welche über den damaligen Zeitgeschmack, über das damalige Leben und die Art des Umganges Aufschluß geben. Ebenfalls finden sich Briefe von fremden Mächten und von Frauen, deren Bekanntschaft ich während mei nes Aufenthalts in fremden Ländern gemacht habe. Bon diesen sind eine große Anzahl von drei geistvollen und vornehmen Französinnen geschrieben, nämlich von Xrmrmüe 8eptknsmee sie Uwlngwu komt«»»? ü'kgnwn, Tochter deS namkundigen Marschall Herzogs von Richelieu, der Genua befreite und Mahon einnahm; einer der behaglichsten Herrn an Ludwig's XIV., Ludwig's X V. und Ludwig's XVI. Hof°°); ihre Mutter war eine Prinzessin aus dem Lothringi schen Hause, Vermählt mit le komte ü'kxmon tiraml ü'bXpaxim (ä'bXpaznev im Original), sie starb im Herbst 1773. Die Andere ist Klennett« üe 8snekon komte»»« «le kontier», bekannt wegen ihres Verstandes, ihrer wissenschaftlichen ') Die Orthographie diese« Schreiben« beweist, daß Gustav »I. gleich anderen großen Männern wenig Werth aus Erlernung derselben gelegt. "1 Ludwig ist im Original Loudvich geschrieben. Bildung, der freundschaftlichen Verbindung mit dem verstorbenen Prinzen von Conti und ausgezeichnet dadurch annoch, daß sie die erste Französin war, welche nach dem Frieden von 1703 nach England (Aengland im Original), hinüber- rciste. Die Dritte ist X. X. «le Xosille kennte»»« «le ka Slargue, Tochter des alten Marschalls de Noaille, der die Französischen Armeen unter Ludwig XIV. und Ludwig XV. konnnandirie und der die Schlacht bei Denia gewann; sie ist Witwe von dem letzten kmnk« «le Kit Stark, dem Sohn des Ambassadeurs bei König Karl XII. Der Titel Oomte «le I.» Stark ist von seiner Tochter aus erster Ehe aus das Arembcrgsche Haus übergegangen. Von diesen Damen sind die meisten Briefe. Alle diese Papiere liegen in großer Unordnung, in dessen alle diejenigen, welche von meinen Jugendjahren hcrrührcn bis I78t», be finden sich meistentheils in dem schwarzen Koffer, der auf dem Boden der Kiste steht. In diesen Koffer befinden sich auch die Briese des seligen Königs, der verwittwcten Königin, meiner Geschwister, der Könige von Frankreich, Ludwig XV. und Ludwig XVI., deS Königs von Preußen, des Königs von Spanien u. s. w, o wie viele Papiere, welche die Revolution betreffen, auch Briefe vom Reichs-Rath Grafen Karl Scheffer, welche Antwortschreiben sind auf diejenigen, welche ich an ihn geschrieben und welche meine Originalschreiben mir nach seinem Tode durch den ReichS-Marschall Grafen Karl Bonde zurück- gegeben worden sind. Diese befinden sich in einem eigenen Konvolut in der großen Kiste. Wenn dieselbe nach SO Jahren geöffnet wird, so ist mein Wille, daß die Universität einen durch seine wissenschaftliche Bil dung und Vorliebe zur Geschichte bekannten Gelehrten auscrsche, der diese Papiere ordnet, sie cinbiuden läßt und daß sie mit den Palmschiöldschcn Sammlungen in einem trockenen Zimmer der Bibliothek aufbcwahrt werden. °) Sollte Jemand Anekdoten über meine Geschichte oder dasjenige, was kurios darin wäre, zum Druck befördern wollen, so würde ich das mit Vergnügen gewähren. „Ich gebe übrigens der Universität hierdurch einen neuen Beweis meiner Anhänglichkeit, welche ich immer für sie gehegt habe, seitdem ich in meiner Jugend ihr vorgestanden, und welche während der Unmündigkeit meines Sohnes noch in höherem Grade zugenommen hat. Ich wünsche, daß meine Nachfolger auf dem Schwedischen Thron immer dieselbe Liebe zu einer Einrichtung hegen mögen, welche so nützlich und so ehrenvoll für das Reich ist. Stockholms Schloß, den 23. Juni 1788. Gustav." Nächstdem schritt man nun zur Eröffnung der großen Kiste und des darauf- siehcndcn Koffers, welche beide verschlossen und mit einer eisernen Kette an der Wand befestigt waren. Zuerst wurde die große Kiste geöffnet, deren In halt folgender ist; 1) Ein Paket, versiegelt mit des Königs Handsicgcl und folgender Aufschrift; „Papiere, versiegelt bei meiner Abreise nach Italien >783 im September. Alle die, welche mit einem Kreuze ch bezeichnet oder worauf Freimaurer- Papiere steht, sollen nur von dem regierenden Könige (aß mm ätt) aus meinem Geschlecht eröffnet werden. Stockholm, den 23. Juni 1788. Gustav." ES fanden sich außerdem folgende Konvolute anbei; ») Mit der Aufschrift: „Papiere 1780, 1781, 1782 und 1783." b) '««lein: „Papiere I78Ü—1783." e) klein: „Slsmuwrit» «le fei« ke'ijlnn reim» emre me» msine» i dem Originale nachgeschrieben) 1779." «I) Des Hof-Kanzlers Freiherr» Sparre's Korrespondenz und andere Briefe während meiner Reise nach Spaa 1780. e) Verschiedene Briefe und Papiere vom Jahre 1781. k) Briese und Papiere 1780. x) Briefe während der Reise in Finnland 1783. I«) Mit der Aufschrift: „Dieses Konvolut wird unerbrochen in die eigenen Hände deS Königs oder Eines der Brüder Sr. Majestät, der Herzöge von Südermanland oder Ostgothland, oder der Ercellenzen und ReichS- Räthe Grafen Bjelke, Grafen Stockenström oder Frciherrn Falken berg überliefert." (Das Konvolut ist versiegelt mit dem Sparreschcn Familien-Siegel) i) Mit Aufschrift: „Papiere von 1781." k) Klein: „kapier » reinettre au komts «le kreutr ou a »ou «leev» au Karo» «le Kammel »i je venai» a monrir avant mm« retonr. Urutt- ninglmlm, le 2S. 8«ptembre I78S. bin»tav." (Mit zwei Königlichen Siegeln versehen.) Der anbesohlenen genauen Anordnung ist so weil nachgekommen, daß der Professor Geijer und der Akademie-Adjunkt Winggvist die Ausführung übernommen haben.