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«.Ach«««. SK.«» Frtttas. »I. Okteber 1»»0 Dratztanlchrift: Nachricht«, »resd«, gernIprecher-Sammelnummer: süssl Rur >ür NachtgelprLche: Nr. »0011 SchrisUcttung u. Hauptgelchältsstelle: Dresden-A. 1, Martcnftraße SS/«» »ejugsgebühr Set tLzlich zweimaliger Zustellung monatlich ».so ststk. ieinlchltestltch SO Pfg. stlr Dr»gerla-n>, durch Voftdezug ».so ststl. etnschlteßllch SS vfg. Postgebühr lohne Postzustellungeg-bühr) bei »mal wöchentlichem Berfand. Antelnummer 10 PIg., außerhalb Dresden» 1» Pfg. Anzeigen preise: Die einspaltige »0 mm breit« Zelle »b Pfg., für auswärts »0 Pfg. Famllienan,eigen und Stellengesuche ohne Rabatt 1» Pfg., außerhalb »L Pfg., die so mm breite Reklame,eile roo Psg., auberhalb SL0 Pfg. Osfertengebühr »o Psg. Auswärtige Aufträge gegen Vorausbezahlung Druck u. Verlag: Liepsch ck Reichardt, Dresden. Postscheck-lila. i0«8 Dresden Rachdruck nur mit deull.Ouellenangabe (Dreidn. Nachr.) tulässig. Unverlangte Schriftstücke werden »ich. aufbcnwhrt Deutllche Antwort an die Tschechen Llirtius mm »st Pragkk Seulschknhekt Berlin, 80. Oktober. In der heutigen Sitzung des Aus wärtigen Ausschusses des Neichsrats hat der Reichsminister des Auswärtigen, Dr. Cürtius, Uber die Bölkerbunbstagung in Genf eingehend berichtet. An diese Berichterstattung schloß sich eine Diskussion über die Minderheitenfrage an. Auf eine Anfrage des sächsischen Neichsratsbevollmächtigten Dr. Gradnauer über die deutschfeindlichen Kundgebungen inPrag und den Boykott deutscher Tonfilme, gab der Reichs- Minister des Auswärtigen folgende Erklärung ab: „Die Vorgänge in Prag haben das deutsche Volk mit Recht erregt und empört. Erfolge deutscher Tonfilme waren Anlaß zu wüsten Demonstrationen und Ausschreitungen gegen deutsche Kunst, gegen das Deutschtum überhaupt. Die Roykott- bewegung gegen den deutschen Tonfilm ist vom Magistrat der Stadt Prag und dem größten Teil der tschechoslowakischen Presse gebilligt worden. Unmittelbar nach den ersten Demonstrationen hat der deutsche Gesandte in Prag bei der dortigen Regierung inter veniert. Ich habe in Genf den tschechoslowakischen Außen minister Dr. Bcnesch auf die ernsten Folgen der Vorgänge hingcwtesen. Mit Genugtuung kann ich seststellen, daß die für die tschechoslowakische Außenpolitik verantwortlichen Stellen die Ausschreitungen vorbehaltlos mißbilligt haben. Der tschechoslowakische Außenminister Dr. Benesch hat sie auch in seinen Erklärungen vor dem Auswärtigen Aus schuß des Prager Parlaments auf das schärfste verurteilt. Ich begrüße diese Erklärungen im Interesse guter nachbarlicher Beziehungen zur Tschechoslowakei. Leiber ist ihnen nicht die Wiederaufführung deutscher Ton filme in Prag gefolgt. Darin liegt eine schwere Benach teiligung deutscher Kunsterzeugnisse. Dieser Zustand hat selbstverständlich Rückwirkungen in Deutschland zur Folge. Gleich nach den deutschfeind lichen Kundgebungen haben deutsche Künstler ihr Austreten in Prag abgesagt, deutsche Sportvereine ihre Mitwirkung an Sportveranstaltungen abgelehnt, deutsche Kunststätten gegen über tschechoslowakischen Künstlern, die die größeren Resonanzmöglichkeiten Deutschlands für sich nutzbar zu machen wünschen, kühle Zurückhaltung geübt. Diese Haltung deutscher Kunst- und deutscher Sportkreise war bet der ganzen Sachlage selbstverständlich. Sie wird so lange weiterdanern, bis eine Slenderung in Prag zu beobachten ist. In der Tat verträgt es sich nicht mit der Würde der deutschen Kultur» ihre Leistungen in einem Lande zu zeigen, in dem soeben eine deutsche Kunststätte, wie das Deutsche Theater in Prag, völlig böswillig beschädigt worden ist. Es verträgt sich ebensowenig mit der Würde der deutschen Kultur, den Kunstwerken von Angehörigen eines Volkes be sondere Förderung und Pslege angedcihe« z« lassen, in deren Hauptstadt die Vorführung deutscher Knnsterzeugnissc durch Terrorakte verhindert wirb. Es verträgt sich auch nicht mit der Würde des deutschen Sports, sich in Wcttkämvse mit de» Sportverbänden eines Volkes einzulasten, bei dem die Deutschfetndlichkeit gewisser Kreise so offen zutage tritt. Solche Feststellungen sind schmerzlich. Die deutsche Außen politik mutz eine baldige Aenderung dieser Verhältnisse wün schen. Sie erwartet im Interesse des kulturellen Austausches mit dem Nachbarvolk, mit dem sie gute Beziehungen weiter pflegen möchte, daß in Prag und der tschechischen Bevölkerung üte Würde -er deutschen Kultur und Sie Bedeutung des Deutschtums nicht länger verkannt werden." Nie Erbbebknkatastkovkie i« NM« Bisher 2Z Tote und über 13« Verletzte Rom. 3». Oktober. Nach den letzten Meldungen über das Erdbeben in Mittclitalicn wurden bisher SS Tote und gegen IS» Verletzte sestgcstcllt. Es steht aber noch nicht sest, ob diese Zahlen endgültig sind. Nach Mitteilung der Erdbebenwarte in Rom dürste sich das Epizentrum des Bebens etwa 388 Kilometer von Rom ent fernt im Adriatischen Meer aus der Höhe von Senigallia befinden. In der Hafenstadt Ancona hat das Erdbeben großen Schaden angerichtet. Zahlreiche Häuse wurden schwer beschädigt, viele Dächer sind eingcftürzt, die Marmorsassade des Gebäudes der Provinzialvcrwaltung wurde zerstört. Der Kirchturm der Kirche des Heiligen Sakramentes stürzte ein. Bei den ersten Anzeichen des Erdbebens bemächtigte sich der Bevölkerung eine große Panik. Fluchtartig stürzten die Leute aus ihren Häusern und eilten erschreckt aus die Straßen. In das Krankenhaus von Ancona find bis Donners tagabend über 1»» Verwundete eingelicsert worden. Die Mole im Hasen weist große Riste auf. Ein amerikanischer Dampser wurde durch das Seebeben, das dem Erdbeben folgte, gegen den Kai geschleudert. Flugzeuge führen Sr- kundungsslttge über dem Erdbebcngebiet aus. Mussolini läßt sich ständig über den Verlaus der Bergungsarbeiten auf dem Lausenden halten. Das Erdbeben hat sich anch aus die Gegend von Ravenna ausgedehnt. In Padua wurde 8.18 Uhr der erste Erdstoß verspürt. Eine Stunde später folgten zwei Erdstöße. Aus Grund von Alarm nachrichten sind sofort Truppen nach den betrosscnen Gebieten entsandt worden, um sich an den Rcttungsarbeiten zu be teiligen. Da vielfach die telephonische und telegraphische Ver bindung mit den betroffenen Städten unterbrochen ist, hat man über die Schwere der Katastrophe noch keinen genauen Ueberblick. Nas MIstl de- Alidrksek ««ES Bonn. 3». Okt. Rach einer Mitteilung dcS Oberberg amtes haben die Sachverständigen die Ursache der Explosion aus Grube Anna ll noch nicht einwandsrei seststellen können. ES besteht nach wie vor die Möglichkeit der Explosion über Tage wie anch unter Tage, und zwar hier t« Bereiche »er östlichen Richtstrecke der »«»-Meter-Sohle, wo große Brüche gefallen sind, unter denen auch »och ein« Benzol- lolomatioe verschüttet ist. Eine Schlagwetter- und Kohlenstaubexplrsion in dem Abbandetrieb der einzelnen Flöze, die inzwischen be. fahren worden sind, kann als ausgeschlossen angesehen «erden. - den Brüchen liegen auch «och mehrere Tote. Der Luglitcksschacht tEhuard-Schacht» ist mit zwei Fürdereiurtch. tungen ausgerüstet, von denen eine Förderung zur SON-Meter- Sohle, die andere zur 480-Mcter-Sohle geht. Zur Zeit der Explosion ruhten beide Förderungen. Bon den beiden Förder- kürbcn sind die unteren Tragbödcn abgerissen und in den Schacht gestürzt. ^ Spende der Reichs- und Staatsregierung sür die Opfer von Maybach. Die Reichs- und die preußische Ltaatsregie- rung haben sür die Opfer der Grubenkatastrophe im Saar- revicr eine Spende von 50 000 Mark zur Verfügung gestellt. „vo. X" startet am Sonntag Friebrichshafen, 30. Okt. Das Dornicr-Flugschiff „Do. X" wird, vorausgesetzt, baß der am Freitag stattfindende letzte Probeslug ein gutes Ergebnis zeitigt und die Witterungs verhältnisse günstig sind, am Sonntag, dem 2. November, von Altenrhein aus zu seiner ersten Etappe des Europaslugcs nach Amsterdam aussteigen. Die Passagierlistc ist noch nicht abgeschlossen. So viel steht jedoch fest, daß Direktor Maurice Dornier an verschiedenen Etappenflügen teil nimmt und eventuell auch den Atlantikflug mitmacht. Der Konstrukteur des Flugschisfes, Dr. Claudius Dornier, wird mit seiner Gattin an dem Fluge nach England tctl- nehmen. Englisches Verkehrsflugzeug ahgeflürzt London, 30. Okt. Nach amtlicher englischer Bekannt machung tst ein englisches Verkehrsflugzeug bei Boulogne in Nordfrankreich aus unbekannter Ursache im Nebel abge- stttrzt. Ein Passagier und .zwei Angestellte der Fluggesellschaft sind tot. Zwet Passagiere wurden verletzt. Vereitelter Militärputsch in Athen Athen, 30. Okt. In Athen sind im Laufe des Donners tags über 100 Personen wegen umstürzlertscher Um triebe verhaftet worden. In der Nacht zum Donnerstag versammelten sich über 100 Offiziere angeblich unter der Führung des srüheren Diktators Pangalos, um die letzten Vorbereitungen für einen Putsch zu treffen, der noch in der gleichen Nacht losbrechen sollte. Bel den Verschwörern han delt es sich um Leute, die mit der Außenpolitik Venizelos' und dessen Reise nach Ankara unzufrieden sind und darin eine Verletzung des griechischen Nationalstolzes erblicken. Die Beteiligten wurden jedoch schon seit längerer Zeit von der Geheimpolizei beobachtet, und dies« schritt darauf tm ge- gebenen Augenblick ein. PangaloS selbst ist eS gelungen, der Polt-ei ,u entkommen. Man erwartet wettere Verhaftungen. Gegen dte Schuldigen soll sofort ein Prozeß wegen Hoch. Verrats angestrengt werden. Wie aus Moskau gemeldet wird, ist inAnkara zwischen Bentzelos und JSmet-Pascha ein Freund- fchafjs»««l!rag ««ter-etchnet w«dc«, . . i Das Rvsierunssprovramm -es „als ob" Zum Kanzlerbesuch in Dres-en Am kommenden Sonnabend wird Reichskanzler Dr. Brüning zu einem Staatsbesuch in der sächsischen Landes hauptstadt eintreffen. In seiner Begleitung wird sich u. a. auch Retchssinanzminister Dr. Dietrich-Baden befinden. Nach den Verhandlungen, die der Reichskanzler bereits mit Preußen und in Stuttgart mit den Finanzministcrn der süd deutschen Länder geführt hat, wird die sächsische Regierung ohne Zweifel eine grundsätzliche Besprechung all der Probleme herbeiführen müssen, die die deutsche Wirtschaft tm allgemeinen und die Finanz- und Kassenverhältnisse des Reiches und der Länder im besonderen angehen. Anhalts- Punkt dazu ist das Finanz- und Wirtschastsprogramm des Kabinetts, das am 1. Oktober ds. Js. der Oesfentlichkeit unterbreitet worden ist. Dieses Programm fand seinerzeit unter dem Eindruck des Wahlergebnisses vom 14. September zunächst eine fast ausschließlich politische Bewertung, in- dem man sich die Frage vorlegte, ob seine Urheber auf Grund der parlamentarischen Kräfteverschiebungen überhaupt noch dazu legitimiert seien. Mußte dies damals verneint werben, so hat die Tatsache, daß das Reichskabinett um die Annahme eines der dreizehn Mißtrauensvoten herumgekommen tst, das Blatt gewendet. Im Dezember werden nun die sachlichen Beratungen des Reichstages über die einzelnen Programm punkte ctnsetzen. Sie gilt es, zu fundieren. Zu einer Kritik unter dem besonderen Gesichtswinkel der sächsischen Verhältnisse und des sächsischen Staates ist zudem der Kanzlerbesuch in Dresden ein geeigneter Anlaß. Die sächsische Regierung hat im Gegensatz zu anderen Länöerregierungen bislang zu dem Programm noch nicht offiziell Stellung genommen, wiewohl sic sich sicherlich genug Gedanken darüber gemacht haben dürfte. Wir kennen dte Meinung des sächsischen Kabinetts nicht, aber wir sind über zeugt, daß sie sich nur in dem Nahmen bewegen kann, den das sächsische Staats- und Wirtschaftsinteresse gebieterisch vor schreibt. Damit ist aber auch dem außenstehenden Beurteiler die Richtschnur zur kritischen Bewertung insbesondere der jenigen Programmpunkte an Sie Hand gegeben, die einen unmittelbaren Eingriff in die Hoheit der Bundesländer darstellen. Ein allgemeiner Eindruck sei vorangestellt. Das Brüning programm geht reichlich unbekümmert und in einer besonders hervorstechenden Neigung zur theoretisierenden Behandlung sehr praktischer Probleme an der Tatsache vorbei, daß das Deutsche Reich immer noch ein Bundesstaat ist. baß der Schwerpunkt der Verwaltung immer noch nicht beim Reich, sondern bet den Ländern und Gemeinden liegt, und daß es gerade in solcher Notzeit kaum als der richtige Weg be zeichnet werden kann, auf diese Realitäten nicht gebührend Rücksicht zu nehmen. Not tut ein praktisches Pro gramm. Greisen wir zunächst einen der Hauptpunkte, den Punkt?, heraus, der die Frage des Finanzausgleichs an schneidet. Die Rcichsregierung schlägt vor, für eine end gültige Regelung nunmehr die Grundsätze vorzubereiten. Unter der Voraussetzung der alsbaldigen Verabschiedung des Steuervereinheitlichungßgesetzes soll dieser endgültige Finanzausgleich zum 1. April 1932 in Kraft treten, und da bet soll „unter angemessener Verteilung der Ausgaben" den Ländern für sich und ihre Gemeinden bas Aufkommen aus der Belastung von Bier und Branntwein nach einem noch zu bestimmenden Schlüssel und dafür dem Reich in ent sprechend veränderter Beteiligung das Aufkommen aus Ein kommen- und Körperschaftssteuer zufallen. Es tst wahrlich kein zu hartes Urteil, fcstzustcllcn, daß solch ein Vorschlag nicht ganz frei von einer gewissen Komik ist. Den Ländern soll danach gttttgst die Branntweinsteuer überlassen werden, eine Steuer, die in den letzten Jabren vom Reich derart überspannt wurde, daß sie einen völligen Kon sum- und Produkttonszusammenbruch der Branntweinwirtschaft zur Folge gehabt hat. Der Minder ertrag des Branntweinmonopols wir- kaum unter 100 Mil lionen Mark des Borjahres liegen. Gegenüber einem Soll von 2SS Millionen hat das Monopol tn der ersten Hälfte Heute: Ver VH Zelte 25 uncl 2b ktrstttLkrer