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Amtsblatt des Kgl. B^irkSgerichtS zu Freiberg, sowie bet Kgk GetichtSSmkr und der StadtrüHe -u Freiberg u. Brand. 140. Erscheint i. Freib«, jed. Wochen«. Ab. 6 U. für den and. Tag In ser. weide» , bis V, 11 U. für nächste Nr. angen, ,. Mittwoch, den 21 Juni - Preis viertrljährl. 20 Ngt, Inserate werden die gespaltene Zeilen oder dertu Raum mit S Pf.,berechnet. 1871 Tagesgeschichte. Berlin. Zur Berathung über die Münzfrage ist am 12. Juni auch eine freie Commission von Reichstagsmitgliedern zusammenge- tretern, deren Vorsitz Herr Miquel führte. An der Debatte be- theiligten sich die Abgeordneten Gerstner, Schleiden, von Bennigsen, Selig, Bamberger, Augspurg, MoSle, v. Goppelt, Weigel, Sonne mann, Eggert rc. Nach einer dreistündigen Verhandlung einigte man sich, wegen des bevorstehenden Schlusses der Session einen Antrag im Reichstage nicht mehr zu stellen, dagegen das Resultat der Berathung in einer Eingabe dem RetchSkanzleramt vorzulegen. Die Commission erklärte sich 1. gegen jede provisorische Maßregel, die nicht als Ausfluß eines festen Planes erscheint, also z. B. gegen die Ausprägung von Goldmünzen L 5 und 10 Thlr.; für die als baldige Einführung eines einheitlichen MünzsystemS für daS deutsche Reich; 3. für die Einführung der Goldwährung; 4. als UeVer- gangSstadium für die Doppelwährung, 5. für die Centesimal-Ein« theilung. Die Commission erklärte schließlich die gegenwärtige finanzielle und wirthschaftliche Lage Deutschlands und der übrigen Continentalstaaten als besonders geeignet zu einer Münzreform und erwartet daher, daß das Reichskanzleramt in der Herbstsession ein Münzgesetz vorlegen werde. — Rach der Ernennung des Grafen Moltke zum Feldmarschall hat das preußische Kriegsherr, das lange nur einen Feldmarschall zählte, jetzt deren sechs, nämlich Graf Wrangel, Kronprinz Friedrich Wilhelm, Prinz Friedrich Karl, v. Steinmetz, Herwarth v. Bitten feld und Graf Moltke ; außerdem zwei königliche Prinze», die den Rang eines Feldmarschalls haben, nämlich den General-Feldzeug- meister Prinzen Karl und den General-Obersten der Cavallerie Prinzen Albrecht. Die Würde eines „General-Obersten der Infan terie" wurde 1854 dem jetzigen Kaiser von seinem königlichen Bru der verliehen. Prinz Karl wird noch in diesem Monate 70 Jahre alt. — Durch eine CabinetSordre des deutschen Kaisers ist eS von jetzt an allen Denen, die au« der preußischen Staatskasse Unterstütz ungen oder Pensionen beziehen, gestattet, überall im ganze» deut schen Reiche ihren Wohnsitz zu nehmen,, während sie früher diese StaatSgelder nur in königlich preußischen Gebieten verzehren durften. —Die „Börsenzeitung" erfährt positiv, daß die französische Anleihe im Betrag von 2150 Millionen Francs auf der Basis von fünfprocentigen RMentiteln abgeschlossen ist. Die öffentliche Subscription werde alleknächstens eröffnet, hier wahrscheinlich bei Bleichröder zum Lourse - von 82- Bei der Subscription sollen 12 Procent eingezahlt, der Rest durch 14 Ratenzahlungen zu 5 Pro cent berichtigt werden. Bei sofortiger Bollzahlung werden 5 Pro cent Zinsen vergütet; und der Cours sich mithin auf circa 794 Procent stellen. Berlin, 17. Juni. Die Illumination der Hauptstadt am gestrigen Abend teihte sich der übrigen Feier des Tages in würdiger Weise an. Dürch die ganze Stadt, selbst in den entlegensten Straßen und aus allen Geschossen der Häuser strahlte der Ltchtglanz bis in die späteste Nacht hinein, um der Freude über die Heimkehr der siegreichen Truppen Ausdruck zu geben. Viele von den Deco- rationen und JllawinationSarraugementS waren dieselben , welche bereits bei den früheren freudigen Gelegenheiten zur Anwendung gebracht waren, aber an vielen Häusern waren auch neue geschmack volle Arrangements getroffen. Die glänzendste Illumination zeichnete die via trillwpimlis aus, und namentlich' den zwischen dem Bran denburger Thor und dem Lustgarten belegenen Theil derselben. Aber diese Beleuchtung wurde noch weit übertroffen durch die Arrangements, welche unter den Linden veranstaltet waren. DaS Brandenburger Thor strahlte weithin in dem Glanze de- elektrischen Lichtes, welches die ganze Umgebung in .Tageshelle verwandelte. Auf dem oberen Simse des ThoreS ließen brennende Pechpfaün-n die Covturen des Prachtbaues in der schönsten Beleuchtung hervor« treten. Bon Zeit zu Zeit sprühten in Raketenform Tausende von Funken hoch in die Lüfte. An den Guirlaoden längs der Linden promenade hingen in dichten Reihen^ buntfarbige BallonS und aus Becken, welche sich auf den die ganze Siegesstraße begrenzenden Trophäensäulen erheben, brannten Pechfeuer, die Straße fast tages- hell erleuchtend. Die Tableaux. au den. Straßenübergängen er schienen in dem schönsten Lichte bengalischer Flammen. In gleicher Weise fand die Beleuchtung der Denkmäler unter den .Linden, an der Bauakademie, auf dem Wilhelmsplatz, sowie der Germania statt. Das Denkmal König Friedrichs II. glänzte imrothewLichte zahlreicher Gasfackeln, während ringsum 12 Candelaber an ihrer Spitze die Kaiserkrone und zu beiden Seiten je ein eisernes . Kreuz in dunkelrothen Lampions trugen.-..Die Kosten dieser Beleuchtung trug die Stadt, welche auch wieder das neue RathhauS und dies mal auch sämmtliche städtische Schulgebäude erleuchtet hatte. DaS königliche Schloß war in allen Fenstern mit. Kerze» geschmückt, auf der Kuppel der Kapelle brannte» Pechkränze und der denselben krönende Bau erglühte wechselnd roth. und weiß in bengalischem Licht- Nicht minder schön hatten die, Besitzer der größten Berliner Magazine und Kaufläden dieselben decorirt und erleuchtet. Nach 9 Uhr fuhren Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin „ sowie die übrigen Mitglieder des Hofes durch die Straßen, um die Illu mination in. Augenschein zu nehmen. Die allerhöchsten und höchsten Herrschaften wurden überall mit dem lebhaftesten Enthusiasmus von dem Publicum begrüßt,, daS zu .Huuderttausenden bis in die späte Nacht hinein die Straßen durchströmte. Trotz der unabseh baren Menschenmenge war doch die Passage,, überall geregelt mnd keine Störung trübte den Verlauf. des Festes. — Heute wurden die Truppen von de» Bürgern gespeist. Breslau» 17. Juni. Heute , hielt das Leib-Kürasfienegiment Nr. 1 und das zweite.schlesische Grenadierregiment Nr.. 11 seinen Einzug in die «festlich geschmückte Stadt. Am Rathhause. wurden die Truppe» vom Magistrate und den-Stadtverordneten begrüßt. Die Feier war vom schönsten Wetter begünstigt. Altenburg, 18. Juni. Die 'Rückkehr unser« Bataillon«, des 1. Bataillons 96. Regiments, aus dem Feldzuge ersolgte gestern Morgen früh 5 Uhr. Dasselbe wurde zunächst auf den dem Bahn hose nahe gelegenen Casernenhos geführt, wo den Männschäste« ein erster Imbiß auf Kosten des Herzog« und al« Ehrengabe der Stadt je 1 Fl., den Unteroffizieren 2 Fl.' nebst einem gedruckten Exemplare der Kriegsdepeschen gereicht' wmde. Um 8 Uhr'erfolgte dann unter dem Geläute aller Glocken und unter Kanonenschüffen der feierliche Einzug in die Stadt; in'welche au« allen Nachbar- orten die Bevölkerung reichlichste zugeströutt war. Bei der Schloß- auffahrt erwartete Se. Hoheit der Hexzog da« Bataillon, um dasselbe persönlich bis auf den Hauptmarkt zu führen, auf welchem noch einmal in Gegenwart Ihrer Hoheit der Frau Herzogin und und Prinzessin Marie eine Parade abgenommen wurde. Für de» Nachmittag war ein Bolk-fest aus dem Schießanger arraogirt. Heute findet in Verbindung mit dem kirchlichen FrledenSdankftste zugleich ein Schulfest für die Schüler und Schülerinnen aller städtischen Bürgerschulen Statt. Schwerin, 17. Juni. Der Einzug der Truppen hat hier, in Rostock, WiSmar, Ludwigslust und Parchim unter dem lebhaftesten Enthusiasmus ü»d allseitiger Betheili-Ung des Volke« stattgefunden. Meiningen,17. Juni. AuS Anlaß des wieder hergepellten Friedens hat der Herzog von Meiningen eine Amnestie erlassen, die alle politischen und Preßvergehen, sowie Jagd-, Fischerei- und Forst« »ergehest betrifft. -