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Dtenslag, -en 23. Juni IVtt Nummer 142 — 30. Jahrgang erscheint «mal WSchil. mit illvsir.Sraiirbeilage»,Heimat und Veit' und der Klnderdetlage »Für unsre kleinen Leut»', sowie den rextdeiiagen .St. Bcmw-Blatt', .Unierhaltung und Misst»', .DI« prattische Haudsrau', .«icrzllicher Ratgetcr', .Da» gui. Buch'. Monallicher Bezug«prei» 2^0 einschl. Bestesigeid. ßinzeinunimer »0 4, Sonnabend- u. Sonntagnunimer iiv Z. Hmchtschrlstleiter: Dr. V. DeSezhI, Dresden. volkssettuns lNvzelseavreisei Di« Izesvallen« p«M»N«ka an,eigen u.SIellengeiuch« «0 Z. Di« petttreklamkzeile,« breit. » -». gltr «»»eigen auhechald de» BerbrcilungSzebi «0 bIepe>t,r«iIame»etl«I.S0^e. «ries,«».«UH. gm hdherer Sewait erlisch« sed, «erdslichiuna aus vieseruny erlüllung d. «»zeige»-«ulieüzeo u. LelMi-d. «HghH ««lchiiltlicht» Lrll^F»»iU — " " " I KSsDksK'LÄLrÄ Für christliche Politik und Kultur -«LrNNL'eMKN« E Bankkonto «tadtbanl »»««den Nr. »171» v Die Wendung -er ReparalionspoMK Amerika schlSgi Aufschub aller Kriegsschulden und Aeparaliouen um ein Jahr vor LZoovers Bolschask Washington, 21. Juni. Präsident Hoov « r gab gestern abend folgende Erklä rung ab, deren Wortlaut er den Missionschefs der beteiligten Länder, darunter dem deutschen Geschäftsträger Leitner, durch das Ausfeuamt Überreichen lieh: „Die amerikanisch Regierung schlägt einen einjährigen Aufschub aller Zahlungen aus Schulden der Regierungen. Repa rationen und Wiederausbauschulden vor, und zwar sowohl des Kapitals wie der Zinsen, ausgenommen natürlich Schuldver pflichtungen der Regierungen, di« sich in Privathandel« befinden. Vorbehaltlich der Zustimmung des Kongresses ist die ameri kanische Regierung bereit zu einem Ausschub allerthrseltenssremderRegierun gengeschul deten Zahlungen währenddes am 1. Juli 1931 beginnenden Etatssahres unter der Bedingung, das» di« wichtigeren Gläubigerstaaten ebenfalls aste ihnen geschuldeten Zahlung«» auf Regierungsschulden sürein Jahr aufschteben. Dieser Schritt ist von folgenden Seualoreu bereits gebilligt morden: Ajhurst, Bingham, Borg!), Byrnes, Lapper, Ich. Flet- chr, Glah, Harris, Karrison, Bull. King, Morrow. Moses, Reed, Sivanson. Vandenberg, Wagner, David Walsh, Thomas Walsh, Walson, ebenso von 18 Mitgliedern des Repräsentantenhauses. Er wurde ferner gebilligt von Dawes und Owen syoung. Zweck dieses Schrittes ist, das kommende Jahr der wirtschst- lichcn Erholung der Welt zu widmen und die Kräfte in den Bereinigten Staaten, die bereits am Wiederaufbau arbeiten, von den von allste» kommenden verzögernden Faktoren zu be freien. Die über die ganze Welt verbreitete Depression hat die europäischen Staaten mehr in Mitleide»sä>ast gezogen als uns. Einige jener Staaten fühlen die Verminderung ihrer wirtschst- lichen Stabilität durch diese Depression in ernstem Mähe. Das Geivicht der Regierungsschulden, das in normalen Zeiten trag bar wäre, drückt inmitten dieser Depression schwer auf die Völker. Aus einer Reihe von Gründen, die aus der Depression resultierten, beispielsweise: Preissturz fremder Waren und mangelndes Vertrauen in die wirtschaftliche und politische Sta bilität im Ausland, begann eine abnorme Zuwande rung von Gold nach den Vereinigte» Staaten, wodurch die Kreditfähigkeit vieler fremder Staaten vermindert wurde. Diese und andere Schwierigkeiten im Auslande ver ringern die Kaufkraft für unsere Exportwaren und sind daher in gewissem Umfange Schuld an unserer fortdauernden Arbeits losigkeit und den fortdauernd niedrigen Preisen für unsere Farmprodukte. Rechtzeitig« Riahnahmen sind dal)«r geboten. um den Druck dieser ungünstigen Faktoren im Ausland zu lindern, zur Wiederherstellung des Vertrauens beizutragen und dadurch den politischen Frieden und die wirt schaftliche Stabilisierung in der Welt zu fördern. Die Autorität des Präsidenten der Vereinigten Staaten bezüglich der Lösung dieser Probleme ist begrenzt, da er hierin vom Kongreh unter stützt werden muh. Dem Präsidenten ist von führenden Mit gliedern beider Häuser des Kongresses aber herzliche Unter stützung zugesicherl worden. Der Kern des Vorschlages ist. den Schuldnern Zeit zur Wiedererlangung ihrer nationalen Prosperität zu geben, und ich richte an Hie Amerikaner den Rat, in ihrem eigenen Interesse gute Gläubiger und gute Nachbarn zu sein. Ich möchte diese Gelegenheit dazu benützen, meine Ansicht über unsere Beziehungen zu den deutschen Reparationen und den uns von den europäisch» alliierten Regierungen ge schuldeten Summen offen zu äuhern: Unsere Regierung hat sich nicht an der Auferlegung der Reparationen beteiligt noch sich irgendwie bezüglich ihrer Festsetzung gcäuhert. Wir haben mit voller Absicht lr einen A »teil gehabt a n de n a I l ge m c i - neu Reparationen oder an der Austeilung von Kolonien oder von Privateigentum. Die Rückzahlung der 'Anleihen, die wir den Alliierten für den Krieg und für Wiederaujbauzwecke gewährten, wurde auf einer Basis geregelt, die weder mit den deutschen Reimrationen irgendwie zusammenhing, noch von deren Zahlung abhängig gemacht wurde. Daher ist die Repara tionssrage notwendigerweise ein rein europäisches Problem, mit dem wir nichts zu tun haben. Ich billige nicht im entferntesten die Streichung der uns geschuldeten Summen. Das Weltvertrauen würde durch einen derartigen Schritt nicht gefördert werden. Keiner unserer Schuldner hat das je vorge sch läge n* 'Aber da die Basis der Fundierung dieser Schulden die Zahlungsfähigkeit des Schuld ners unter normalen Verhältnissen war, so führen wir nur kouseguent unsere eigenen Prinzipien durch, wenn wir die gegenwärtigen anormalen Verhältnisse in der Welt in Rechnung ziehen. — Ich bin davon überzeugt, das; das amerikanische Volk nicht den Wunsch hat, den Versuch zu machen, aus dem Schuld ner mehr herauszuholeu, als er zahlen kann, und meiner Ansicht nach verlangt eine weilschauende Politik, da» unsere Regierung die gegenwärtige Situation ,» ihrer Realität an erkennt. Ich möchte noch hiuzusügen, das; wir, olrgleich dieser Schritt mit d«r für nächsten Februar angesetzteu Konferenz zur Beschränkung der Landrüstungen nichts zu tun ht. doch die Hofsnung haben, angesichts des stark,, Einflusses des Wettrüstens aus die gegenwärtige Depres sion werde unser Schritt zu freundschaftlichen Beziehungen bei tragen, die für die Lösung dieser wichtigen Rüstuugssrage jo notwendig sind." Kabinett Duresch gebildel Oie Litsung »er Re-terungskrts« in Oesterreich Schober bleib» Auszenmintsler rr. I. Wien, ro. Juni. De» Lanbe»ha«Pt«ann ven Niederöfterreich Dr. Burefch ist selben bi» Kabinett-bildnng gelungen. Auhenminister und Vizebanzler bleibt Dr. Schober. Das Finanzministerium Ubrruimmt der Universitätsprofestsr der Nationalökonomie Dr. Redlich, der sich von feinem amerilqnjfchen Lehrstuhl gerade aus Urlaub in Wien befindet. Professor Redlich «ar bereit» Ftnanzminister im letzten kaiserlichen Kabinett und sollte in da, vorjährig« Kabinett Schober al» Ftnanzminister rintreten, konnte jedoch der damaligen Berusung nicht Folg« leisten. Di« lozlal« Kürlora« iibernimmt wiederum Dr. Resch. Die übrigen Ressorts bleibe« «nvernndert, höchstens, das, i« Justizministerium interner Personenwechsel der Trotzbeutschen Pnrtet «intritt. So hat sich sonach kein Konß»ntratton»k«binett bilden lasten, doch haben die Sozial« , d»W,r,nt«»d«» X«« Kan»»«», d«, jahrelang in Rieder« I vsterreich eine Proporz-Regierung ersolgreich führte, lenalr Opposition zugefagt. Die Erue z des neuen Kabinetts durch den Bundespräsidenten hat bereits statt gesunden. Interne Beratungen der Christlich-Sozialen am Nachmittag haben dazu geführt, das; an Stelle Dr. Kienböcks für das Finanzministerium Dr. Josef Redlich vorgeschlagen wurde, der bereits eine längere Besprechung mit Dr. Vuresch hatte. Dr. Josef Redlich, jeht ein hoher Sechziger, entstammt der bekannten Familie mährischer Zuckerindustrieller und ist als Bersassungshistorikrr ebenso bekannt wie als Volkswirtschaftlcr. Sein Werk Uber die englische Bcrsassung gehört zu den bedeu tendsten auf diesem Gebiete. Er verfügt über ausgebreitete internationale Beziehungen und ist in New Pork fast ebenso zu Hause wie in W'en. Dr. Redlich ist ein alter Parlamen tarier. Im österreichischen Reichsrat gehörte er der deutschen Fortschrittspartei an. Bereits im letzten Kabinett der alten Monarchie, dem bekanntlich auch Dr. Seipel angehörte, nahm er die Stell« eines Finanzministers «in. Ein Erfolg Brünings Das Vorgehen Brünings in der Reparatioussrag« hat Erfolg gehabt, die Front der Gläubiger Deutschlands ist an der schwächsten Stelle durchslos;en worden. Die Er klärung des amerikanischen Präsidenten Hoover, die einen Ausschub der Kriegsschulden- und Reparationszahlungen um ein Jahr fordert, ist der schlüssige Beweis dafür. Die Bereinigten Staaten, England und Italien stehen neben Deutschland für diesen Vorschlag ein: Frankreich, das jeder Erleichterung für Deutschland widerstrebt, ist isoliert. Selbstverständlich wird man sich in Paris alle Mühe geben, den Vorschlag des amerikanischen Präsidenten siir Deutschland ungünstiger zu gestalten: schwierige Verhand lungen stehen noch bevor. An der Durchführung des Vor schlages kann aber letzten Endes nicht gezweifelt werden. Die Ablehnung des Vorschlages ist auch siir Frankreich eine moralische und realpolilische Unmöglichkeit. Wird Hoovers Vorschlag durchgesiihrt, dann werden in der Zeit vom >. Juli 1iA!l bis zum AO. Juni 1lN2 keiner lei Zahlungen zur Abgeltung der Kriegsschulden und Re parationen ersolgcn. Das bedeutet siir Deutschland, das; die Zahlungc n nach d e m P o n n g p l a u für dieien Zeitraum völlig ruhen, nut Ausnahme der Zinsen siir Schuldverpflichtungen, die sich in privaten Händen be- sinden. Das bedeutete für Deutschland eine Gesamt ersparnis von 1 ."> <> l> Millio u e n M ark, von denen 80t> dem Reichshaushall und titio Millionen der Reichsbahn zugute kommen. Im NeichshaushaU wird dieje Summe dringend gebraucht, um die gröszten Härten der Notverordnung mildern zu können. Die Reichsbahn wird die so ersparte» Gelder zur Erneuerung ihrer Anlagen verwenden können. Das bedeutet eine ganz gewaltige Er leichterung der finanziellen Lage Deutschlands und eine Hoffnung auf stärkeren Rückgang der Arbeitslosigkeit. Für den Kanzler Brüning bedeutet der Schritt Hoo vers einen ganz grotzen Ersolg in der Reparalionssrage, wie er bisher kaum einem deutschen Staatsmann besckie- den gewesen ist. In die grotze Freude über den deut schen Erfolg darf daher wohl auch ein wenig die Freude über den Ersolg des Zenlrumstauzlers hineintlingen, der nach so vielen bitteren Wochen am Sonntag wohl zum ersten Riale einen frohen Tag erlebt hat. Ohne die harte, unpo p u l ä r e A rbeit H e inri ch B r ii - nings h ä 1 l e s i ch d i e j e s T o r d e r H o s s n u n g n i ch t s ü r D e u t s ch l a n d a u f g e I a n. Das gibt heute auch die Rechtspresse in der ersten Ueberraschung zu. „In soscrn hat Eheguers wider Erwarten doch eine schnelle und durchgreifende Wirkung gehabt", schreiben u. a. die „Dresd ner Nachrichten" (Nr. 287>. Hoffentlich werden die Herren bei diesem Bekenntnis bleiben. Hoffentlich, aber nickt wahrscheinlich... Wahrscheinlich wird man in den näch sten Tagen in den Blättern der Rcchtsopposition lejen, allein die Wucht der Tatsachen und die Rücksicht aus die Interessen 'Amerikas hätten Hoovers Schritt erzwungen. Selbstverständlich haben die Interessen 'Amerikas und übri gens auch die Interessen Englands und Italiens in dieser Richtung gewiesen. Das; aber diesem Zusammentrefsen der Interessen die befreiende Tat entsprungen ist, das ist in erster Linie das Verdienst Heinrich Brünings. Und neben Brüning verdient gleichen Dank der ehrwürdige Reichs präsident v. Hindenburg, dessen unerschütterliches Vertrauen in diesen schweren letzten Wochen siir den Kanz ler die stärkste Stütze gewesen ist. Deutschland schöpft wieder Hoffnung. Aber wir war nen vor dem deutfchen Nalionalfehler, aus dem schwär,ze- sten Pessimismus in den rosarotesten Optimismus zu Ver salien. Der Vorschlag Hoovers bedeutet siir Deutschland eine gewaltige Erleichterung, aber er enthält n ochla u g e n i ch I d a s. wa s w i r c r st r c b c n. Brünings Arbeit ist abgestellt aus das Ziel einer grundlegenden Revision der aus uns liegenden Tributlasten. Eine wichtige Etappe aus diesem Wege ist erreicht: der grosszügige Vorschlag der Ver- ! einigten Staaten gibt Europa eine Atempause, die uns ! keine neue Belastungen in Form von Krediten auserlegt. Diese Atempause aber mutz genützt werden, um die grund sätzliche Erörterung über die Revision des Poungplans vorzubereiten. Hoovers Initiative hat sür uns auch den j Vorteil, das; unsere Gläubiger jetzt die ganze Frage in