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Frankenberger Tageblatt Bezirks- Anzeiger Amtsblatt für die König!. AmtshaiHtmamlslhaft Flöha, das König!. Amtsgencht und den Stadtrat z« FrMkenberg BerantwoMchcr Redakteur: Ernst Roßberg sen. in Frankenberg l. Sa. — Druck und Verlag von C. ». Roßberg in Frankenbera i. S«- ^ISO Sonntag, de« SV. Juni 1918 77. Jahrgang Aufruf! Betrifft Sammlung alter Konservendose«. Zinn gewinnt für die Zwecke der Landesverteidigung und der Volksernährung (zur Her stellung neuer Konservendosen) eine immer wachsende Bedeutung. Die verfügbaren Bestände an neuem Zinn sind begrenzt. Jede Möglichkeit, Zinn aus zinnhaltigen Gegenständen, insbesondere solchen aus Weißblech, zu gewinnen, muß restlos aus genutzt werden. Aus diesem Grunde ist die Sammlung und Ablieferung aller vorhandenen alten Koserven dosen, sowie Geschirre au« Weihblech und Weihblechabfällen aller Art, wie auch folgender Gegen stände, soweit sie aus Weißblech hergestellt sind, dringend geboten: Sardinenbüchsen, Teebüchsen, Ziaarettenschachteln, Keksbüchsen, Putzpomadedojen, Botanisiertrommeln, Gießkannen, alte Siebe, Trichter, Kuchenformen, Blechsparbüchsen, Blechplakate, Petroleumkannen, Oelkannen usw. Ber« wenobar sind aber nur solche Gegenstände, dle ganz oder teilweise aus Weißblech bestehen. Solkmaoreblool» Kogonstsnel« bünnon «i«rl»e sngvnommoi, werden. Jeder zur Ablieferung gebracht« Gegenstand vermehrt den Zinnbestand des Deutschen Reiches. Im vaterländischen Interesse werden alle Kreise der Bevölkerung, geschäftliche Betriebe, Gastwirtschaften, Verpflegungsanstalten jeder Art, Haushaltungen usw. aufgesordert, die bei ihnen verfügbaren asten Konservendosen und sonstige Gegenstände aus Weißblech in möglichst sauberem Zustande an die in jedem Orte errichtete abzuliefern. , Die zur Zelt vorhandenen Dosen sind möglichst sofort, später entfallende nach Ansammlung kleiner Mengen zur Ablieferung zu bringen. Für die abgelieferten alten Konservendosen aus Weißblech wird auf Wunsch eine Ver gütung von Sy 10« I00S Kilogp«n»n gezahlt. Auch die kleinste Menge ist von Wert. Jeder Ablieferer alter Konservendosen verdient sich, ohne Opfer bringen zu müssen, den Dank des Vaterlandes. Flöha, den 29. Juni 1918. Der Kommunalverband der Königlichen Amtshauptmannschaft. Nährmittelverteiluna betreffend. In den nächsten Tagen, alsbald nach Eingang in den einzelnen Gemeinden, werden auf die grüne Nährmittelkarte des Kommunalverbandes auf Feld Nr. 39: X 350 Gramm Graupen zur Verteilung gelangen. An Personen, die eine Hauptmahlzeit in Volks- oder Betriebsküchen emnehmen und deren Nahrmittelkarten einen entsprechenden Aufdruck tragen, werden nur 200 Gramm abgegeben. Die blauen und die roten Nährmittelkarten des Kommunalverbande» werden auf die Woche vom 30.6. bis>6. 7. und vom 14. bis 20.7. ds. Js. mit je '/, bez. Pfund Zwieback, auf die Wochen vom 7. bis 13. 7. und vom 21. bis 27. 7 mit je V, bez. '/« Pfund Kinder- gerstenmehl beliefert werden. ' Flöha, den 28. Juni 1918. Der Kommunaloerband. Es sind zu zahlen: ' - 1. die rückständigen Gemeinde-Einkommensteuern sofort; 2. der Warennmsatzstemvel von denjenigen, deren Zahlungen oder Lieferungen bei der Steuerfestsetzung 200000 Mark überstiegen haben, bis zum 10. Jult bs. Js.; 3. die Besitzkteuer am 10. Juli ds. Js.; 4. die Biersteuer bis 7. Juli ds. Js.; 5. das Volksschul-Schulgeld j 8. das Gewerbeschul-Schulgeld 1 Frankenberg, den 29. Juni 1918. Der Stadtrat. KirchenvorWaudsfitzung Mittwoch, den 3. Juli 191A nachmittags 3 Uhr. Bestellungen auf -ns Tageblatt (für das Vierteljahr 2 M. 70 Pf., für den Monat 90 Pf.,) nehmen alle Ausgabestellen Md Austräger in Stadt und Land, ebenso alle Postanstalten des Deutschen Reiches jederzeit entgegen. Al frage Ser Oerlelrung Oer belgischen keutralM Don General der Infanterie z. D. v. Blume, Exzellenz, Ches des Jnfant.-Regts. Herwarth v. Bittenfeld Nr. 13. Bekanntlich hat Großbritannien unsere Verletzung der Neutralität Belgiens seinerzeit als Vorwand für seine Kriegs erklärung an das Deutsche Reich benutzt. Der Grund reichte freilich nicht aus, um die Völker zu den Opfern mitfortzu- reißen, deren es zu erfolgreicher Durchführung des Welt krieges, insbesondere .zur Vernichtung des aufstrebenden Deutschtums bedurfte. In dieser Erkenntnis nahmen unsere Feinde alsbald ihre Zuflucht zu hohlen Phrasen, wie der, daß sie für Freiheit, Recht und Zivilisation, für die Unab hängigkeit der schwachen Völker und die Unverletzlichkeit der steinen Stoaten Hegen die Herrschsucht und Barbarei der Deutschen und ihrer Verbündeten kämpften. Daneben wird uns gleichwohl immer wieder die Verletzung der Neutralität Belgiens als Hauptverbrechen vorgeworfen und' mit dieser Beschuldigung im neutralen Auslande Stimmung gegen uns gemacht. Unsere Berufung darauf, daß der Durchmarsch durch Belgien für uns ein Gebot der Selbsterhaltung, eine Kriegsnotwendigkeit war, und daß wir uns vor dem Einmarsch verpflichtet haben, Belgien im Falle seiner Zustimmung Schad loshaltung zu gewährleisten, hat ebenso wenig Würdigung ge funden, wie der aus den Brüsseler Archiven geführte Nach weis, daß Belgien vor dem Kriege die Pflichten der Neutrali tät selbst im feindlichen Sinne gegen uns verletzt hat, indem es sich in Verhandlungen mit Englaird einließ, die auf gemein sames Handeln beider Staaten im Falle eines Krieges mit Deutschland abzielten. Mehr Beachtung wird hoffentlich die neuerdings von un beteiligter Seite ans Tageslicht geförderte Tatsache finden, daß unser Durchmarsch durch Belgien der gleichen Absicht der Franzosen lediglich zuvorgekommen ist. Wie bekannt, wurde am 2. August 1914 in Brüssel von dem deutschen Gesandten dem belgischen Minister des Aeuße- ren eine Note übergeben, in der Belgien ersucht wurde, den Durchmarsch deutfcher Truppen zuzulassen. Es hieß darin u. a.: „Der Kaiserlichen Reaierung liegen zuverlässige Nach richten vor über den bcavjichtigten Aufmarsch französischer Streitkräfte an der Maaßstrecke Givet-Namur. Sie lassen keinen Zweifel über die Absicht Frankreichs, durch belgisches Gebiet gegen Deutschland vorzugehen ... Es ist ein Gebot der Eelbsterhqltung für Deutschland, dem feindlichen Angriff zuvorzukommen . . , ." Nunmehr finden wir den unwiderleglichen Beweis dafür, daß die vorgedachten Nachrichten des deutschen Eeneralstabrs völlig zutreffend waren in der vortrefflichen kritischen Studie geführt, die soeben ein Militärschriftsteller von anerkannter Autorität, der schweizerische Oberst und Lektor der Kriegs- Wissenschaften an dkr Basler Hochschule, Karl Egli, über den „Aufmarsch und die Bewegungen der Heere Frankreichs, Bel giens und Englands auf dem westlichen Kriegsschauplatz bis zum 23. August 1914" veröffentlicht hat. (Berlin E. S. Mitt ler u. Sohn, Kgl. Hofbuchhandlung.) Oberst Egli hat den Aufmarsch des französischen Heeres zunächst an der Hand des Berichts der französischen Obersten Heeresleitung über die ersten vier Monate des Krieges studiert. Nach diesem Bericht soll der erste Aufmarsch längs der deutschen Grenze, von Belfort bjs zur Südgrenze Belgiens, stattgefunden, die 5. Armee den linken Flügel und hinter dieser die Armee Lqngle de Lary die Reserve gebildet haben. Beabsichtigt war «ine Offensive gegen den Rhein. Da dem Verfasser Zweifel an der Nichtigkeit dieser Angaben auftauchten, forschte j «r d-n Eisenbabnbeförderungen und Märschen der einzelnen Korp» nach und sand nun sein« Zweifel insofern bestätigt, als sich herausstellte, daß die 5. Armee nicht mit Anlehnung ihres linken Flügels an die belgische Südgrenze, wie in dem amtlichen Bericht angegeben ist, sondern längs der belgischen Südwcstgrenze derart aufmarschiert ist, daß ihre Verwen dung in östlicher Richtung ohne Betreten belgischen Gebietes ausgeschlossen war. Nun hätte allerdings der amtliche Bericht die Absicht des Durchmarsches durch Belgien auch ohne falsche Angaben über den Aufmarsch der 5. Armee durch die Angabe verdecken können, dieser Armee sek lediglich die Defensrv-Aus- ggbe zugedacht gewesen, die linke Flanke des Heeres gegen einen etwaigen Angriff der Deutschen durch belgisches Gebiet zu schützen. .Doch wäre so der Zweck, die eigene Absicht des Durchmarsches durch Belgien nachträglicher Erkenntnis zu ent ziehen, worauf m 'Frankreich offenbar großer Wert gelegt wurde, noch weniger gesichert gewesen, als bei dem kn dem amtlichen Bericht hierfür eingcschlagenen Weg. Eine Bestätigung seiner Wahrnehmungen und der daraus gezogenen Folgerungen hat übrigens der Oberst Egli in der Geschichte des Krieges 1914 gefunden, die der bekannte frühere französische Außenminister Hanotaur, Mitglied der französi schen Akademie, augenscheinlich unter Benutzung amtlicher Quellen in fortlaufenden Lieferungen veröffentlicht, und die folgende wertvolle Aufklärung enthält: „Zuerst sollte die 5. Armee in den Ardennen operieren, links von der 3. Armee, während die Armee Langle de Cary in Reserve blieb. Das war in dem Augenblick, wo man noch nichts von den Absichten der Deutschen wußte und die französische Oberste Heeresleitung gegen das Elsaß und den Rhein zielte." Steht nach alledem außer Zweifel, daß die Franzosen bei Beginn selbst die Absicht des Durchmarsches durch Belg teil gehabt haben, so wollen wir ihnen daraus keinen Vorwurf machen, vielmehr ihnG de» Nechtfertigungsgruud zubilligen, den unsere Feinde uns beharrlich versagen, nämlich die Recht fertigung durch die Krirgsnotwendigkeit. Den» ine Länge der zugänglichen deutsch-französischen Grenze reichte für den Auf marsch und Einbruch eines Heeres von der Stärke des französischen in das gegnerische Gebiet so wenig wie für die gleiche Handlung von unserer Seite aus. Aus beiden Seiten stand nur Verzicht auf die Offensive oder Neutralitätsver- lehung zur Wahl. Aber unsere Feinde haben wahrlich kein Recht, uns noch fernerhin die Verletzung der Neutralität Belgiens zum Vor wurf zu machen, sie, die fortgesetzt Beispiele von brutalster Vergewaltigung neutraler Staaten, besonders in Griechen land, liefern. — Vie SegeMvolMios in Mlanä or Ein Deutscher, der vor kurzem aus Sibirien zurück- gekehrt ist,, schildert sein Zusammentreffen mit den Tschecho- Slowaken, die jetzt den Kern der Truppen gegen die Bolsche wist .bilden: „Auf der Amurbahn begegneten uns in 10 Staffeln zu je 1000 Mann Tschecho-Slowaken. Das ganze Korps, so wurde uns gesagt, sei gegen 50 000 Mann stark und in drei Divisionen eingeteilt. Zwei seien schon unterwegs nach Wladiwostok, die dritte sei noch in der Bildung begriffen; Befehlshaber des Korps sei ein französischer General. Ich kann nur betonen, daß die 10 000, die uns begegneten, ein ganz vorzügliches Menschenmaterial darstellt^n. Alle waren sehr gut genährt und gut gekleidet, aber noch unbewaffnet; wenigstens waren bei ihnen keinerlei Waffen zu sehen, nicht einmal bei den Offizieren. Lenin und Trotzky hoffen, durch Unterhandlungen mit den Tschechen dir sogenannte Ruhe und Ordnung „bald" wiederherstellen zu können. Ich bin überzeugt, daß ihnen dies s ebenso wenig gelingt, wie der von ihnen während der Ver- s Handlungen in Litauisch-Brest verfolgte Plan, in Deutsch land und Oesterreich-Ungarn die Revolution zu entfachen. Denn die Macht der Bolschewist, die selbst in Mossau und Petersburg nicht mehr ganz fest zu stehen scheint, gilt in Sibirien gar nichts mehr. Dort tut selbst der kleinste Sowjet was er will, in erster Linie sieht jeder zu, daß er nicht zu kurz kommt. Diese „Sowjets" halten überall bei der bürgerlichen Bevölkerung „Haussuchungen" ab, überall stellen sie die „Neigung zu spekulieren" fest, nehmen den Leuten das Ihre fort. Di? Hotels werden abgesucht und ausgeraubt, kein Mensch ist eine Minute sicher. Würde es gelingen, diese Kerle abzufangen, so würde man sehen, daß man es mit Verbrechern zu tun hat, die aus den Gefängnissen entsprungen sind oder von den Bolschewist freigelassen wur den, und die in Soldatenuniform ihr altes Handwerk fort- setzen. Gesetzlichen Schutz gibt es nicht mehr in Rußland. Diese Kerle selbst aber kommen immer bis an die Zähne be waffnet. Auch die Urheber der fürchterlichen Metzeleien in Blagowjeschtschenik am Amur waren einzig und allein solche Verbrecher aus den Gefängnissen. Es fand durchaus kein „Kampf" statt, die Leute wurden einfach ermordet. Einige reiche Kaufleute erschossen sich selbst, um den bestialischen Quälereien zu entgehen. Nach meinem Dafürhalten ist die Gegenrevolution syste matisch und gut vorbereitet. Sie wird die Oberhand behalten, und die Lenin, Trotzki und Co. werden von der Bildfläche verschwinden. Wer an ihre Stelle tritt, muß die nächste Zu kunft lehren. Sieg der Gegenrevolution? or Kopenhagen, 29. 6. Die Zeitungen geben ein von Petersburg verbreitetes Gerücht wieder, wonach die bolsche wistische Regierung gestürzt und Moskau von den Generalen Kaledin und Kornilow erobert worden sei. Großfürst Nikolai Nikolajewitsch sei zum Kaiser ausgerufen worden. Lenin und Trotzki seien nach 'der Murmanküste geflüchtet. Die deutsche Heeresleitung in Hclsingsors habe eine Bestätigung dieser Gerüchte nicht erhalten. Man weiß nur, daß die Lage in Petersburg am Mittwoch noch unverändert mar. (Auch in Berlin ist an keiner der in Betracht kommenden Stellen das geringste von der Wahrheit dieser Gerüchte bekannt, die schon deshalb unglaubwürdig erscheinen, weil General Kaledin be kanntlich Selbstmord begangen hat. D. Schriftltg.) - England steckt dahinter or Moskau, 26. 6. Pressemeldungen zufolge machte Kom missar Nutzst in der Sitzung des Petersburger Arbeiter und Note Armee-Rates folgende aufsehenerregende Mittei lung: Die Zeitung „Molva" wird durch englisches Geld ge leitet. In Archangelsk befindet sich ein englisches Büro, das mit den tschechischen Truppen und den rechten Sozial-, revolutionären in Verbindung stehr. Die gegenrevolutionären Parteien haben von England 40 Millionen Rubel Unter stützung erhalten. Ein russischer Admiral zum Tode verurteilt or Aus Helsingfors wird gemeldet: Der frühere Ober- befehlshaber der russischen Ostseeflotte Schistuju sel durch ein revolutionäres Gericht wegen gegenrevolutionärer Um triebe in der Marine zum Tode verurteilt und hingerichtet worden. D.r Zar i» Sicherheit? or Die „Kölnische Zeitung" meldet aus Darmstadt: Ich erfahre soeben vom Hofmarschallamt, daß der Großherzogl. Hof von der Negierung der Räterepublik über deren Gesandt schaft in Berti» Nachrichten erhalten hat, denen zufolge der Zar sich in Sicherheit befindet. Zu den Gerüchten über die Ermordung de« früheren