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Schönburger Tageblatt »inen» unser Lieferer Anzeigen bis. vorm. 9 Uhr am Ausgabetag erbeten. Ausgabe nachmittags '/-3 Uhr in der Geschäftsstelle in Waldenburg Sa., Obergasse 38. Geschäftszeit 7—12,2—5 Uhr. Filialen in Altstadt Waldenburg bei Lerrn Otto Förster; in Callenberg bei Lerrx Friedr. Lermann Richter; in Langenchursdorf bei Lerrn Lermann Esche; in Wolkenburg bei Lerrn Linus Friedemann; in Penig bei Firma Wilhelm Dahler; in Ziegelheim bei Lerrn Eduard Kirsten. Im Falle höherer Gewalt, Krieg, Streik, Aussperrung, Mascht bruch, Störungen im Betrieb der Druckerei oder unser Lie. hat der Bezieher keinen Anspruch auf Erhall der Heining oder Rückzahlung des Bezugspreises. Für Richtigkeit der Lurch Fern sprecher aufgegebenen Anzeigen übernehmen wir keine Gewähr. Erscheint jeden Werktag Nachmittags. Bezugs preis monatlich 2800 Mk., ausschl. Trägerlohn. Einzelne Nrn. 100 Mk. Sonntags 150 Mk. An zeigenpreis die 6gesp. 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V.) — Berlagsort Waldenburg Sachsen. Zugleich weil verbreitet in den Ortschaften der Standesamtsbezirke Altstadt Waldenburg, Braunsdorf» Callenberg, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenleuba- Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Langenchursdorf, Niederwiera, Oberwiera, Obrrwinkel, Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. Nr. 60 Dienstag, den 13. Marz 1923 , 45. Jahrgang. Stresemann Neuester Neber Preis- ««d »oh»frag«» fa«-«n bei« Reichskanz ler Besprechung«, statt. Lie Reichsregiernug erwartet UraukrrichS »«-ebete. Lie französische« Lüge« werbe» bs» ber ReichSre-ie- r««g entlarvt. Reichst«,sabgevrbneter -ergt sprach in «tnU-art »ber die politische Lage. Lie Kranzes«» Haven mit ber Besetz««, ber Zechen bei Gelsenkirchen begänne». Ler französisch« SriegSminister Maginot besichtigte bas «nhrgeviet. In «uer wurde« »wet sranzöfifch« Offiziere v»« ihren Untergebenen erschossen. Wo, «erb L«rbtz ist in Pari» angekom««». Lemakratisch« «reife i« Lugla«- betrachte« bl« e«g- lische Politik Ser stillschweigenden Zustimmung z« dem französische« Borgehen i« Rnhrgeviet al» gesShrlzch, »Waldenburg, den 12. März 1923. Ob es gelingen wird, den Plan eines internalio- Valen „Arbriterparlamentes" in London, das in Sacker der Ruhraktion seine Stimme in die Wagschale Werfer soll, zu verwirklichen, steht dahin. Die englische Är- beiterpartei, die dis Urheberin dieses Planes ist, Wirt zur Stelle sein,denn sie hat schon keinen Zweifel daran gelassen, das; sie die französische Politik miß. billigt. Auch die Italiener sind von den Franzoscr nicht begeistert, aber die französischen Arbeiter selbs und ihre belgischen Kameraden werden sich Wohl nur gruppenweise in London einfinden, vorausgesetzt, das ihnen der Weg zur Themse nicht überhaupt von ihrer Regierung ver,perrt wird. Die Engländer sind Egoisten. Es ist heute noch unvergessen, wie die britischen Bergarbeiter vor vier zig Jahren die streikenden deutschen Belegschaften in Rheinland-Westfalen mit freilich ziemlich knappen Spen den unterstützten, dafür aber die Preise der englischer Kohlen und ihre eigenen Löhne bedeutend in die Höhe trieben. Auch heute handeln sie nicht aus Liebe zu Deutschlaud, sondern eben als praktische Leute, die wissen, daß die französische Handlungsweise den Wohl stand der Völker ruinieren mutz. Und diese Völker sind es doch, die durch ihre Kaufkraft die hohen Löhne der englischen Arbeiter bezahlen müssen. In den französischen Arbeitern hat der Chau vinismus stets mehr geherrscht, als der Internatio nalismus. Das zeigten die letzten Wahlen zur Pa riser Kammer, bei denen die politischen Radikalen eine erhebliche Einbuße erlitten. Immerhin fehlt es nicht an Arbeiter-Vertretern, die Poincare den Text kräftig^gelesen haben. Sie sind für eine Verständi gung, aber sie haben in Paris nicht entfernt den Einfluß, den ihre englischen Kollegen in London un streitig besitzen. In Italien war lange Zeit unter den breiten Volksmengen die radikalste Richtung maßgebend. Anar chismus, Kommunismus, Bolschewismus sind dort im Laufe der Jahre aufgetaucht, denn die Not der Be völkerung schaltete vermittelnde Strömungen aus. Wie es heute steht, wo die Faszisten einen so großen Ein fluß gewonnen haben, läßt sich schwer sagen. Wer von ihnen nach London geht, dürfte weniger von festen praktischen Zielen als von theoretischen Parteiphanta sien geleitet werden. Sie stehen sich nicht zum besten mit den Franzosen, aber ebensowenig gut mit den Engländern. Die radikalen Belgier sind auf die britische Konkurrenz gleichfalls nicht freundlich «zu sprechen. Dieses Völkergemisch wird noch koinplizierter ge staltet durch die Verschiedenartigkeit der Rassen. Tie Angelsachsen haben kein Verständnis für den romani schen Schlendrian, der lieber andere für sich arbeiten läßt, als selbst arbeitet. Wenn diese Nationalitäten sich zusammenfinden, so bedeutet der Name „Arbelter- darlament" zunächst nicht viel mehr als eine schöne Atrappe. Von den Engländern ist mit Gewißheit an- iunehmen, datz sie ihrer Regierung gegenüber Ruo^ 9rat bewahren K-y, bei den übrigen ist schließlich über den Kampf al Dollarkurs (vorbörslich) zu beachten, datz sie unter dem Einfluß ihrer hei mischen Presse stehen und sich hüten werden, gegen den Strom zu »schwimmen. Man weiß ja, wie rn den romanischen Ländern Stimmung gemacht wird. Von einer Teilnahme deutscher Arbeiter an die ser Londoner Versammlung ist einstweilen keine Rede, und es wird auch Wohl nicht dahin kommen, obgleich dl« internationalen Arbeiter erst aus dem. Munde ihrer deutschen Kollegen die volle Wahrheit über die Dinge hören können, die sich heute im Ruhrgebiet zutrageu. Wenn die internationalen Arbeiter ernstlich wol len, könnten sie von der Stätte ihres geplanten Par lamentes aus viel Gutes wirken. Und zugegeben, daß sie es wollen^müssen sie die volle Energie besitzen, darauf zu halten, daß ihre Regierungen nicht über ihre Vorstellungen kurzer Hand hinweggehen. Denn mit dieser Möglichkeit, oder sogar Wahrscheinlichkeit, ist stark zu rechnen. Was an der Thern setzgesprochen wer den sollte, wird aus Poincarä keinen großen Eindruo machen, wenn eS nicht durch eine Aktion der Arbeiter in ihren Eigene« Ländern unterstützt wird. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der schwedische Gesandte in Lhristiania, Freiher Fre derik Ramel, ist zum schwedischen Gesandten in Berlin ernannt worden.. " Tis ^czüge der Beamten. Zu den Gehalts- Verhandlungen der Spitzenorganisationen der Beam ten und Staatsangestellten im Reichsfinanzministeriuw »ird berichtet,^daß eine allgemeine Gehalts- und Lohn erhöhung abgelehnt worden ist, weil die Regierung es nir wichtiger hält, eine Herabsetzung der Preise durch- judrücken. Ueber dis Vorschußzahlungen, die die Ne- ftcrung in Aussicht gestellt hat, soll am Montag nach- nittag erneut mit den Beamtenvertretern beraten wcr- >en. Anschließend werden Besprechungen über die Ge- vährung von Ortssonderzuschlägen für Beamte und Angestellte stattfinden. Der besonderen Lage im be- etzten Gebiet wird durch eine entsprechende Erhöhung )er Besatzungszulage entgegengekommen werden. Dem Tabinett werd vorgeschlagen werden,* die Besatzungs- julage um 10 000 M. und die Kinderzulage um 2006 Nark mit Wirkung vom 1. Februar ab ru erbüken. ° Boclitz fordert Burgfriede«. Zum gemeinsamen Abwchrkampf mit den Männern und Frauen an der Ruhr forderte in Gronau in einer von allen Bevöl kerungsschichten besuchten großen öffentlichen Ver sammlung in einer Ansprache der preußische Kultus minister Tr. Boelitz auf. Hinter der unerschütterten Kampfeslinie der Männer und Frauen im Einbruchs- gsbiet müßten der geschlossene Abwehrwille und die Tatkraft des gesamten Volkes stehen. Das einzige, was die Tapferen an der Ruhr erschüttern könnte, wäre der Gedanke, daß wir anderen nicht mit voller Kraft zu ihnen stehen; blieben wir aber alle stark, daun werde auch ihre Widerstandskraft keinem Stoße erliegen. Vor allem müßten die politischen Parteien jetzt unbedingt Burgfrieden halten, und Erziehung zum politischen Denken, Erziehung zur Staatsgssinnuno seien jetzt tausendfach mehr wert als ödes Parteigerede' Ein erbärmlicher Wicht sei, wer jetzt auf Parteigszäni nicht verzichten könne. ° Arbeiterwehren in ganz Thüringen. Dem Bei spiele der Sozialdemokraten der Stadt Gera, wo dic Arbeiterschaft Arbeiterwehren gründete und 5 Hun dertschaften in einem öffentlichen Zlppcll aufmarschiereu ließ, werden die sozialdemokratischen Ortsgruppen dm anderen Städten Thüringens folgen. Der Sozialisten- 'ührer und Meiniger ^Staatsrat Hofmann in Saal- eld schlägt die Aufnahme auch der Kommunisten iu disse Arbeiterwehren vor. Es wird demnächst e'-nc sozialdemokratische Tagung der Ortsgruppen Thürin gens zusammentreten, um darüber zu beschließen, ok man die Kommunisten zur Beteiligung an den Ar beiterwehren. auffordern soll. Der Geraer Bürgsr- bund fordert die Reichsregierung auf, zu entscheiden ob derartige Ordnungsdienst-und Schutzorganisationen aus Grund der geltenden Gesetze bestehen dürfen. r der Ruhr. 22 800. " ' Der Reichskanzler hatte Besprechungen mit Vertretern' der Industrie und Gewerkschaften über die Preis-'und Lohnlage. Der Reichskanzler erklärte, daß die Regie rung alle» tun werde, um weitere Preissteigerungen zu verhindern. Eine weitere Erhöhung der Löhne werde aber den Preisabbau unmöglich machen. Vom Reichstag wurde am Freitag in später Sitzung das Gesetz über die Dollarschatzanweisungen und den Reservefonds in elfter und zweiter Lesung angenommen. Dann vertagte sich der Reichstag auf Montag Nach mittag 2 Uhr, Lie Franzosen yaoen ihre Amon zur ncicyrag- nähme von Kohlenzügen in der Nähe von Dori münd fortgesetzt. Im Zusammenhang hiermit wurden die Stationen' Recklinghausen-Süd, Castrop, Rauxel, der Block Julia und Block Braubau von den Franzosen be setzt. Die Besetzung von Kronenfeld im bergischen Land hat sich als Maßnahme zur Kontrolle der Strecke Solingen—Elberfeld herausgestellt. Die Franzosen ha ben eine scharfe Zollkontrolle in Kronenfcld eingerichtet. st Besetzung der Zeche«? Nach glaubwürdigen Meldungen beabsichtige!', die Franzosen, angeblich mit Hilfe polnischer Arbsller, am 15. März in einzelne Zechen einzudringen und die Kohlenförderung in eigene Hand zu nehmen. In Gel senkirchen wurden unter Benutzung von*22 Lastkraft wagen die Zugänge zu der Zeche Consolidation von französischen Truppen besetzt. .; In einer halbamtlichen Mitteilung werden vott deutscyer zuständiger Seite die französischen Lügen ent larvt, daß Deutschland für die Pariser Konferenz keinen festen Reparationsplan besessen habe, daß die deutsche Industrie eine ^wirtschaftliche und politische Verständi gung mit Frankreich hinter dem Rücken von dessen Verbündeten gesucht Habs. Die deutsche Klarstellung erhärtet ferner, daß Poincaro alle Verhandln ngöangs- bote Deutschlands sabotiert hat. Zu der ersterwähnten Beschuldigung erklärt der Staatssekretär a. D. Bergmann: „ Die deutsche Negierung hat am 31. Dezember 1922, also kurz vor Zusammentritt der Pariser Konse.e uz, offi ziell durch ihre Missionen in London, Paris, Nom und Brüssel die alliierten Negierungen davvn«bcnachrichligt, daß ich beauftragt sei, dec Konferenz in Paris aus Wunsch den deutschen Neparationsplan „zu unterbreiten und münd lich zu erläutern". An sich geht für jeden Unvoreingenom menen schon aus dieser Gegenüberstellung der „Unterbrei tung" des Planes und dessen mündlicher Erläuterung ohne weiteres hervor, daß ein schriftlich fixierter Plan vor lag. Ich war aber außerdem auch ausdrücklich angewiesen, wenn die Gegenseite es wünschte, den Plan lediglich in schriftlicher Form vprzulegen. Zu der zweiten Beschuldigung erklären die Her ren Klöckner, Silverberg und Stinnes: „Wir haben uns auf Wunsch der deutschen Negncuna schon im Sommer 1922, zuletzt Anfang Dezember 1922 zur Führung von Verhandlungen mit der Gegenseite bereit er klärt. Diese Verhandlungen sollten sich auf Lieferung von Brennstoff beziehen, insbesondere von Koks, dec der franzö sischen Eisenindustrie auf GrundHangfristiger Verträge näh rend des Deutschland zu gewährenden Moratoriums sicher- gestellt werden sollte. Dic Behauptung des Herrn Po'!ucar4s daß die Herren Klöckner, Silverberg und Stinnes zusammen oder vereinzelt mit der französischen Negierung oder mit der französischen Industrie Verhandlungen geführt over ge plant haben, um politische Abmachungen zwischen Frank reich und Deutschland ohne Kenntnis der deutschen Ne gierung zu treffen, entbehrt somit jeder Grundlage. Sie ' 'N'2^ " " Der Berliner Korrespondent des „Journal' hatte seinem Blatte berichtet, daß die deutsche Regierung an einem neuen Reparation-Programm arbeite. Dem gegenüber wird von Berlin au- erklärt, daß Angebote von Frankreich auszugehen hätten und daß wir un vernünftigen Angeboten und Verhandlungen, die auf der Grundlage der > Gleichberechtigung basieren, nicht verschließen werden. Ler neuernannte Geschäftsträger von Haiti in Ber lin, Georg Gentil, hat dem Staatssekretär im Au»- wärtigen Amt, Freiher von^ Maltzan, sein Beglau bigungsschreiben überreicht,