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Amts- M Aizeigebllltt für den Abonnement oiertelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. des .Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen-' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. «»scheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnserlionspreis: die kleinspaltige Zeile 10 Ps. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 25 Pf. ^5 SS. Sonnabend, den 13. August L8S8 Verantwortlicher Redakteur, Trucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. —. — 45. Jahrgang. Bekanntmachung. Am Sonntag, den 7. dss. Mts. Abends ist eine Signalpfeife aus Metall mit dunklem Mundstück sowie mit einem Ring zum anhängcn, 12 ein lang, verloren gegangen. Der Finder dieser Pfeife wird hiermit aufgefordert, dieselbe binnen 3 Tagen in der Rathsrcgistratur abzugeben. Eibenstock, am 11. August 1898. Dkl Rllth dkl Stlldt. Hesse. Gnüchtel. Die Produktions-Statistik. Eine sehr schätzenswcrthe, aber recht schwierige Arbeit hat das Reichsamt des Innern mit der Produktions-Statistik unter nommen. In einem Theil der Presse glaubt man den Grund, daß das Reichsamt vcS Innern und nicht das Statistische Amt diese Arbeit besorgt, darin zu finden, daß die Regierung bestimmte Ergebnisse nach einer bestimmten Richtung hin verlange. Das Statistische Amt nun gehöre zu den Behörden, die mit eingehen der Sachkcnntniß und unerschütterlicher Sachlichkeit geleitet wer den, während das Reichsamt de« Innern in erster Linie eine der augenblicklichen Politik dienende Behörde sei, der eine ruhige und unparteiische Bearbeitung der Produktions-Statistik uin so eher gefährlich scheinen könne, je weniger sie selbst mit wissenschaftlichen Kräften genügend ausgestattet sei, um das Material beherrschen und verwcrthcn zu können. Der Anerkennung, die hier der sachlichen Thätigkcit des Statistischen Amte« gezollt wird, kann man gern zustimmen; wenig glücklich erscheint cs aber, eine Nachgeordnete Behörde, wie hier geschieht, in einen Gegensatz zu ihrer vorgesetzten Dienstbehörde zu setzen. Im Uebrigcn ist die Leitung der Produktions-Statistik dem Statistischen Amte weder entzogen noch belassen, weil cs da mit auch bisher nichts zu thun gehabt hat. Denn es handelt sich hier um eine völlig neue Aufgabe, für deren Lösung der Weg und die Methode erst zu suchen waren. Um für die Ge staltung unserer Handelsbeziehungen mit dem Auslände einen festeren Boden zu gewinnen, sollte neben der im Statistischen Amte nach wie vor bearbeiteten Bewegung des Außenhandels auch der gesammten inneren Gütercrzeugung bis in ihre einzelnen Verzweigungen nachgcgangen werden. Dazu fehlte aber für die meisten Industriezweige ebenso wie für die Landwirthschast ein Material, das, wie die von den Zoll- und Steuerbehörden ge lieferten Zistern der Ein- und Ausfuhr, der Branntwein-, Zucker und Tabaksteuer, zu einer statistischen Bearbeitung geeignet wäre. Das Material muß vielmehr erst durch Erhebungen bei den Produzenten beschasst werden — eine Arbeit, welche über die Auf gaben einer statistisch-technischen Behörde hinauSgcht. Auch das Rcichsamt des Innern ist weit davon entfernt gewesen, sie mit den ihm zur Verfügung stehenden Kräften lösen zu wollen. Deshalb schuf cS sich zunächst in dem „Wirthschast- lichcn Ausschuß" einen Bcirath hervorragender Sachverständiger au« allen Gebieten de« Vcrkehrslebcns. Daß dieser Ausschuß — ebenso wie jein Vorgänger, der zu beschränkteren Zwecken gebildete Zollbeirath — nicht mit dem Statistischen Amte, sondern nur mit der die Handelspolitik leitenden Stelle in Verbindung gesetzt werden konnte, liegt auf der Hand. Mit dem wirthschaftlichcn Ausschüsse wird der bei den ProduktionSerhcbungen einzuschlagende Weg, insbesondere die Gestaltung der an die Produzenten zu ver sendenden Fragebogen, Schritt für Schritt durchbcrathcn, wobei auch Vertreter de« Statistischen Amtes jedesmal Mitwirken. Wo es aus besondere Fachkcnntnissc ankommt, werden außerdem Spe- zialsachverständigc zugczogen. Schon diese Art des Vorgehens, über welche genügende Mittheilungen in die Oestcntlichkcit gelangt sind, sollte davon abhalten, die Verdächtigung zu verbreiten, al« ob es nicht auf die Erforschung der Thatsachcn, sondern auf die Verfolgung politischer Tendenzen abgesehen sei. Bei der überaus mühsamen Versendung der Fragebogen, wobei es der Ermittelung aller Betriebe eine« jeden Produktions zweige« und der Art ihre« Betriebe« bedarf, hat da« Rcichsamt de« Innern die Mitwirkung der BcrusSgcnosscnfchaftcn in Anspruch genommen und in bankcnswerthcm Umfange gesunden. Auch für diesen Theil der Arbeit würde da« Statistische Amt, dem jede dienstliche Beziehung zu den Berussgcnosscnschaftcn fehlt, nicht die richtige Stelle sein. Für den Erfolg der Erhebungen hat sich die bereitwillige Beihilfe der Berufsgcnosscnschasten al« sehr werth voll erwiesen; sic hat dazu geführt, daß in mehreren Industrie zweigen über R» Prozent der Betheiligten die Fragebogen aus gefüllt haben. Roch wird geraume Zeit vergehen, bis für sämmt- liche Produktionsgruppen die Fragebogen feftgestcllk, ausgescndet und zurückgelangt sind. Erst wenn dies geschehen ist, kann zur statistischen Bearbeitung und Verwcrthung de« Material« ge schritten werden. Wie hierbei zu verfahren, welche Organe dabei zu verwenden sind, darüber sind Entschließungen überhaupt noch nicht gefaßt. Tagesgeschichte. — Deutschland. Der Kaiser hat dankend da« wieder holte Anerbieten de« Sultan«, die Unterbringung und Verpfleg ung für ihn und sein Gefolge bei der Reife nach Palästina ihm zu überlasten, abgclehnt und sowohl für Palästina wie für Aeghpten dem Hause Eook übertragen, die nöthigcn Vorkehrungen zu treffen. Zu Ehren des Kaisers wird das syrische Armeekorps bei Jaffa zu einer großen Parade zusammengezogen. — Wie verlautet, ist der Bestand an Kriegs-Fahrrädern bei den Infanterie-Bataillonen jetzt verdoppelt worden, so daß nunmehr jedes Bataillon mit vier Rädern ausgerüstet ist. — Freiwillige für den Militärdienst in Kiautschou anwerben zu Helsen, ist den Landräthcn als Zivilvorsitzcndcn der Ersatzkommissioncn auserlcgt worden. Sie sind angewiesen worden, in öffentlicher Bekanntmachung darauf aufmerksam zu machen, daß Anfang November d. bei den Sccbataillonen zur Einstellung gelangen eine größere Anzahl Dreijährig-Freiwilliger, die im Frühjahr nächsten Jahres nach Kiautschou entsandt werden sollen, und geeignete, tropcndienstsähigc Leute zu veranlassen, sich möglichst bald direkt an ein« der Kommando« der beiden Scebataillone zu wenden. — Hamburg, 10. August. Die „Hamb. Nachr." veröffent lichen nachstehende Antwort de« Fürsten Herbert Bismarck an den Reichskanzler Fürsten zu Hohenlohe auf das Beileids schreiben des Bundcsraths: „Die warme Anerkennung, welche der Bundcsrath in vollendeter Form dem Andenken meines ent schlafenen Vater« gewidmet hat, und die schönen Worte, mit denen die hohe Körperschaft seiner Thatcn gedenkt, werden für alle Zeiten sein Gcdächtniß ehren und eine« der werthvollsten Stücke de« Familienarchivs bilden. Eure Durchlaucht darf ich als Vorsitzen den des Bundcsrath« ergebens! bitten, den Ausdruck meines tief ste» Dankes für diese denkwürdige Kundgebung geneigtes» entgegen nehmen und den unterzeichneten Herren übermitteln zu wollen." — Rußland. Das Gelübde Kaiser Wilhelms in seinem Nachruf auf Bismarck, fcstzuhaltcn an allen Errungenschaften der großen Zeit, wird von der „Nowoje Wremja" sehr zustimmend besprochen: DcS Kaisers Gelübde, zu erhalten und mit dem Schwerte zu verthcidigen, was Bismarck geschaffen, habe die Be deutung eine« ganzen politischen Programms, da« nicht nur Elsaß- Lothringen, sondern die Bestätigung des allgemeinen Stimmrecht«, die Anerkennung der Rechte der Bundesfürsten, die Stellung zu Oesterreich und Rußland betreffe. - England. Die zur Erörterung der Frage der Errich tung nationaler Gctrcidclagcr in England von privater Seite eingesetzte Kommission hat dieser Tage ihren Bericht abge stattet. Die Kommission betont mit größtem Nachdruck, daß der in Nationclspcichcrn gelagerte Weizen nur für Fälle einer durch Krieg erzeugten großen Noch bestimmt sein dürfe. Die Kommiision hat sich nicht davon überzeugen können, daß nationale Getreide lager die Interessen de« Ackerbaues und des Gctrcibehandcls be einträchtige» würden. Dagegen ist sic zu der Ansicht gelangt, daß solche Gctrcidclagcr für die Landcsvcrthcidigung von unge heurer Bedeutung sein würden. Die Regierung wird dringend ersucht, so bald wie möglich eine au« Vertretern der Landwirth- schaft, de« Getreidehandcl«, der Armee und der Marine zusammen gesetzte Königliche Kommission mit einer erschöpfenden Untersuch ung der Frage der Bolkscrnährung in Kriegszeiten zu beauftragen. — Holland. In Amsterdam ist ein Ausstand der Ar beiter, welche mit der Ausschmückung dcS Hafen« zur bevorstehen den Krönungsfeier der jungen Königin beschäftigt sind, ausgc- brochen. Derselbe nimmt mit jedem Tage größere Dimensionen an. Die Sozialisten halten fortgesetzt Versammlungen ab und entwickeln eine große Agitation, um einen allgemeinen Aus stand während der KrönungSseier in« Werk zu setzen. In allen Städten werden Meeting« organisirt, um gegen den königl. Hof, svezicll gegen die KrönungSfeierlichkcitcn zu protestircn. Das Eentralkomitec de« Ausschusses für die Festlichkeiten wird wahr scheinlich da« Geld, welche« ihm von den verschiedenen Städten des Lande« zur Deckung der AuSschmückmigskosten zngcgangen ist, zurückgcben. — Belgien. In gut unterrichteten Kreisen bestätigt man, daß König Leopold sehr dringend die Schaffung einer belgischen Handelskricgsslottc, sowie die Anlage eines großen Kriegs hasen« betreibt. Die Ausgaben werden ungefähr 200 Millionen betragen. — Spanien und Amerika. Die einleitenden Schritte znm Abschlüsse de« Frieden« zwischen den Vereinigten Staaten und Spanien sind erfolgt und der völlige Abschluß kann nicht lange mehr aus sich warten lassen, aber nirgend verlautet 'Nähere« über die Zukunft der Philippinen. Angesicht« dieser Un gewißheit sind die 'Nachrichten von den Philippinen, die in diesen Tagen eingctroffcn sind, von besonderem Jnlcrcssc. Zunächst hat Aguinaldo, der Führer und Diktator der Aufständischen, seinen Generalsekretär Tenor Mario in besonderem Auftrage nach Wa shington entsandt, um mit dem Präsidenten Mac Kinley über die künftigen Beziehungen zwischen der Philippinen-Regierung und den Vereinigten Staaten zu verhandeln. Die Aufständischen wollen also wie ein selbständiger Faktor austretcn und ohne Rücksicht aus Spanien unmittelbar mit der Regierung in Washington über die künftige Gestaltung der Philippinen verhandeln. Man kann ge spannt darauf sein, welche Ausnahme er in Washington finden wird, ob er überhaupt vom Präsidenten Mac Kinley empfangen werden wird. — Bemcrkenswerth ist, daß unter den Flüchtlingen au« Manila sich große Mengen von Priestern, Mönchen und 'Nonnen befinden, jedes Schiff bringt solche nach den asiatischen Küstenstädten mit. Die Nachricht, daß auch der Erzbischof von Manila nach Shanghai entflohen sei, bestätigt sich indessen nicht. Er hält sich noch in Manila auf. Unter den Gefangenen der Aufständischen befanden sich auch die Frau und Kinder des Ge neral-Gouverneurs. Aus das Ersuchen de« englischen Konsul« hat sie nun Aguinaldo freigelassen, sic sind von Paranga nach der Küste gebracht worden. Diese Milde Aguinaldo« findet viele Anerkennung und wird der spanischen Methode der Kricgsführung gcgcnübcrgcstellt. Die Aufständischen haben scbon 5000 Spanier zu Gefangenen gemacht, außerdem dient da« Verhalten der Ame rikaner dazu, ihr Sclbstbcwußtsein und ihre Hoffnungen zu ver stärken. Am l. Mai Hal Admiral Dewcy die dortige spanische Flotte vernichtet und Eavite besetzt, seitdem hat er nicht« mehr unternommen und nicht einen Schritt gcthan, um Manila zu nehmen. Ja selbst die am M. Juni dorr angclangtcn amerika nischen Truppen in Stärke von 3000 Mann rühren sich nicht. Die Aufständischen verstärken sich in der Ueberzcugung, daß die Amerikaner ihnen Manila ganz überlassen wollen. Die Aufständ ischen haben die Regierung ihrer einheimischen Republik schon vollständig eingerichtet. Sic haben eine allgemeine Regierung mit diktatorischer Gewalt eingerichtet, die ihren Sitz in Malabaa, einer Stadt von 30,000 Einwohnern, hat. Daneben befinden sich in allen Ortschaften Verwaltung«- und Gerichtsbehörden und da« Volk wird in der Selbstverwaltung geübt. Auch ein Regierungs blatt erscheint, „La Libcrtad", welches von der unwiderstehlichen Macht ihrer unbesicglichcn Waffen erzählt. Der Gesundheitszustand aus Euba unter dem nord amerikanischen Heere erscheint in den düstersten Farben. General Ame« hat folgende amtl. Depesche nach Washington gesandt: „Die Armee ist infolge von Erkrankungen außer stände, irgendwo hin- zumarschiren, cs sei denn auf die Truvpcntransportschiffc. Wenn sic jemals nach den Ver. Staaten zurückkehren soll, so muß es sofort geschehen." Dem General Toral, der San Jago den Amerikanern übergab, soll der Prozeß gemacht werden. Der oberste spanische Rath für Krieg und Marine ist am Dienstag zusammcngetrcten, uni für die gegen General Toral eingclcitctc Untersuchung nähere Bestimmungen zu treffen. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 12. August. Morgen, Sonnabend, Abend 8 Uhr eröffnet die Falk'sche Menagerie ihre Vorstellungen. Hat dieselbe bei ihrem letzten Hiersein vor 18 Jahren schon Aus sehen erregt, so dürste die« heute in noch höherem Maße der Fall sein, da sich der Thierpark derselben bedeutend vermehrt hat. Hören wir, was die „Regensburger AUgcm. Ztg." über da« Falk'sche Unternehmen schreibt: Jeder Mensch hat gewiß schon eine Menagerie gesehen; aber trotzdem geht man wieder gern hinein; denn überall giebt cs wieder Neuheiten. Die Menagerie von Herrn I. Fall gehört zu solchen, welche Neuheiten bringen. — Der Total-Eindruck ist ein äußerst befriedigender und sehr empfehlungSwcrther. Den Glanzpunkt des Thicrmatcrial« bilden die beiden Löwen Nero und Fanct und die drei Löwinnen Eora, Sahra und Grethe, die zahlreiche Sammlung der Tiger und ge schmeidigen Panther schließt sich diesen würdig an ; da» Affenhau«, welche« eine Affenfamilic beherbergt, zieht mächtig an; der kleinste Affe benützt da« bescheidene Gürtelthier, da« einer Schildkröte etwa« ähnelt, stets in der possirlichsten Weise al« Reitpferd und läßt sich wohlgemuth spazieren tragen. Hyänen, heulende Wölfe, Bären, Zebra, Lama :c. :c sind in musterhafter Weise, vorzüg licher Reinlichkeit und gutem Aussehen gehalten, und sicht man au« dem Kleinen, welche Sorgfalt auf die Pflege der kostbaren Thiersammlung stet« verwendet wird. Was die Dressur anbetrifft, so bringt der Zwcrgelesant „Muthy" die erstaunlichsten Kunststücke mit Leichtigkeit zu Wege; der „ Flaschcntanz" vor und rückwärts wird wohl da« Beste sein! — Während die Vorführung der Wölfe und Hyänen etwa« weniger fesselte, standen wir bewun dernd vor dem Ecntralkäfig, in dem Miß Ella mit ihrer dressirten Löwin Grethe scheinbar spielte, in Wirklichkeit aber jede Sekunde in Todesgefahr schwebte; denn würde sich da« Raubthicr seiner ganzen Kraft vollbewußt sein, so würde Miß Ella in der ersten Minute verloren sein. Ihr neue« System, durch Ausdauer, un beschreibbare Geduld und wirklich mitfühlende Zärtlichkeit, welche da« Publikum zudem vor nervenaufregcnden Sccnen schützt, ist einzig in ihrer Art und großartig zu nennen. Ihrem Muthc gebührt rückhaltslosc Anerkennung! Die Vorführung der Schlangen endlich giebt der ganzen, eine gute Stunde währenden Vorstellung