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Merger Mittiger und Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter und der Stadträthe zu Freiberg u. Brandt ^-260. Erscheint i. Freiberg jed. Wochen», Nb. K U.fiirbtn and.Tag. Jnser.werdm bi« B. 11 U. für nächste Nr. angen. Mittwoch, den 8. November Pr«t« »ierteljLhrl. 20 Ngr, Inserat« werden di« gtspalten« Zeil« od«r deren Raum mit 8 Pf. berechnet. 1871. Tagesgeschichte. Berlin, 6. November. Fürst Bismarck, dessen Schwiegervater v. Puttkamer (in Pommern) gestorben, ist auf einige Tage verreist. — Im Plenum des BundeSratheS ist am Sonnabend daS Münz reformgesetz mit wenigen unwesentlichen Abänderungen angenommen worden. Gestern wurden die Motive des Gesetzentwurfes fest- gestellt. (Dr. 3.) — In der heutigen Sitzung des Reichstags stand zunächst auf der Tagesordnung die Beantwortung einer Interpellation deS Abg. v. Mallinckrodt, betreffend die Vergütung für requirirte Fuhr werke. Der Reichskanzleramtspräsident Delbrück erwidert, der BundeSrath habe bereits in voriger Session beschlossen, zunächst die Höhe der ortsüblichen Miethpreise zu ermitteln. Heute sei die letzte Antwort auf die angestellten Recherchen eingelaufen. Die Re gierung werde mit der legislativen Regelung der Frage vorgehen. Hierauf wurde der Gesetzentwurf, betreffend die Einführung des UuterstützungSwohnsitzeS in Württemberg und Baden, in erster und zweiter Lesung angenommen. Desgleichen fand die dritte Bera- thuvg des Gesetzes über den Reichskriegsschatz statt; daS ganze Ge setz wurde angenommen. — Man beschäftigt sich jetzt im Handelsministerium mit dem Project der Anlegung eines Seehafens bei Emden, der tiefgehende Schiffe aufnehmen kann. Der „KarlSr. Ztg." wird aus Straßburg berichtet, daß das gegenwärtig bestehende Provisorium in Elsaß-Lothringen binnen Kur zem aufgehoben werden dürfte und die Verkündigung der neuen de finitiven Verwaltungsform demnächst bevorstehe. Demselben Blatte zufolge soll beabsichtigt sein, in nächster Zeit eine allgemeine Volks zählung im Reichslande abhalten zu lassen. Schwerin, 5. November. Se. Majestät der Kaiser ist heute Nachmittag hier eingetroffen und aus dem Bahnhofe von der groß herzoglichen Familie empfangen und in daS Schloß geleitet worden. Eine zahlreiche Volksmenge begrüßte den Kaiser mit jubelnden Zu rufen. Die Stadt ist festlich geschmückt; heute Abend findet Fest vorstellung im Theater und hierauf Fackelzug statt. München, 3. November. Der Magistrat der Stadt München hat bekanntlich beschlossen, bis auf Weiteres an der höheren Töchter schule gar keinen katholischen Religionslehrer aufzustellen, da die Geistlichen, welchen daS Ordinariat die missio isuoniea ertheilen würde, alle der infallibilistischen Richtung angehören. Die KreiSre- gierung von Oberbaiern hat diesen Beschluß genehmigt. Wien, 4. November. Heute hat unter zahlreicher Theilnahme der Bevölkerung die feierliche Legung des Schlußsteins des neuen österreichischen Museums sür Kunst und Industrie durch den Kaiser stattgefunden. Die Festrede wurde von dem Director Eitelberger gehalten, welcher besonders auf das schnelle Aufblühen dieses Bil dungsinstituts hinwieS. Die Versammlung brachte hierauf ein drei maliges Hoch auf den Kaiser aus. Paris, 3. November. Dupanloup, Bischof von Orleans, spricht sich in einem Schreiben an die Journale gegen die Unent geltlichkeit deS Elementar-UnterrichtS aus dem Grunde aus, weil er befürchtet, daß der größte Theil der religiösen Schulen, welche die Eoncurrenz mit den StaatSschulen nicht aushalten können, ein gehen müsse , wa- in den Augen dieses Mannes selbstredend eine „große religiöse und sociale Gefahr" wäre. Dupanloup ist auch gegen den Schulzwang, weil er befürchtet, daß der Unterricht dann gänzlich in die Hände des Staates übergehen und die Geistlichkeit das ganze Terrain wieder verlieren werde, welches sie sich unter dem Kaiserreich erworben hat. Daß die Deutschen die Franzosen geschlagen haben, weil jene lesen und schreiben können, und diese nicht, will des» Bischöfe auch nicht ganz einleuchten. - Die Bendüme-Säule soll im Monat März wieder errichtet werden. Thiers ist dafür, daß die Statue Napoleons I. wieder auf dieselbe kommt. Derselbe kann „seinem Helden" nicht gram werden. — Ein französisches Witzblatt brachte vor einiger Zeit, als noch über die Räumung der sechs Departements verhandelt wurde, ein Zerrbild des deutschen Kaisers, der eine französische Uhr in die Tasche steckt. Bald darauf wurden einige deutsche Garnisonen in der Champagne verstärkt. Die französische Regierung fragt tele graphisch bei dem Grafen Arnim an: „Warum die Verstärkungen? Sehr geschmeichelt ob der Aufmerksamkeit, aber sie ist unnöthig." Darauf antwortete Graf Arnim: „Französische Blätter stellen meinen königlichen Herrn dar, wie er sich mit Uhren beladet. Der Witz hat unS sehr amusirt, und wir haben neue Regimenter geschickt, um unseren Dank auszudrücken." So erzählt Herr Vilemot, welcher aus diesem Vorfälle die jetzt von der französischen Regierung geübte strenge Aussicht über die Carricaturen erklärt. — ES ist davon die Rede, die Hazardspielhäuser wieder in Paris einzuführen; schon haben Unternehmungslustige, welche für die Conccssion sehr starke Abgaben an die städtische Lasse zu zahlen erbötig sind, die öffentliche Meinung in kleinen, wohlbezahlteu Artikeln der Scandalblätter sondiren lassen, Blätter, welche täglich aus der Pariser Cocotte daS Ideal der modernen Welt machen, wie Figaro, der Gaulois, Paris-Journal, la Vie Parisienne und daS Journal Amüsant, finden eS natürlich ganz in der Ordnung, daß eS in Paris wieder Häuser geben müsse, wo die Roulette und daS Droots-et-quaraoto freien Spielraum haben, bedenklicher aber ist eS, wenn selbst der Moniteur universell die Wiederherstellung deS öffentlichen Spiels eine „moralische That" nennt, weil dadurch die geheimen Spielhöllen wegfallen. WaS soll man von einer Gesellschaft denken, die dergleichen Ungeheuerlichkeiten annimmt, ohne zu protestiren? UebrigenS gewinnen die Urheber des Vor schlages immer mehr Boden und verschiedene Deputirte der Na tionalversammlung sind demselben günstig. Natürlich find alle Eigenthümer von Hotels, Kaffeehäusern, Restaurants und die Laden inhaber der Boulevards von der Idee entzückt: Paris eine Spiel stadt. Die Fremden würden in Haufen herbeiströmen, eS würde daS ganze Jahr hindurch ein Goldstrom fließen l Gent, 6. November. Die Inhaber der Maschinenbauwerkstätten wollen den Arbeitern zehnprocentige Lohnerhöhung sür zehnstündige Arbeitszeit, für längeres Arbeiten in Nothsällen und SonntagS- arbeit fünfzigprocentigen Zuschlag anbieten. Man glaubt, die Ar beiter werden den Vorschlag annehmen. Rom, 4. November. „Opinione" zufolge ist Prinz Napoleon von Genua nach Turin abgereist und hat sich von da nach Pran- ginS zurückbegeben. Man glaubt, der Prinz werde nach London gehen. Freiberg. Im Monat October dieses Jahres haben 9 Personen das Bürgerrecht hiesiger Stadt gewonnen und zum Ge werbsbetriebe 19 Personen sich angemeldet, nämlich: 1 Zahnarzt, 1 Schieferdecker, 1 Schirmfabrikantin, 3 Cigarrenfabrikanten, 1 Photo graph, 1 Holz- und Kohlenhändler, 1 Flachshändler, 2 Lohnkut scher, 1 Viehhändler, 2 Victualienhändler, 2 Pfand- und Lech geschäftsinhaber, 1 Lederwaarenfabrikant, 2 Agenten, zugleich In- Haber eines Stellenvermittelungs-, Logis- und DienstnachweisungS- Bureau'S. Im Einwohneramte meldeten sich in diesem Monat 67 Anhergezogene bez. Selbstständiggewordene (theilS Familien, theil- einzelne Personen) an, wogegen in derselben Zeit 22 Abmeldungen (ebenfalls theilS von Familien, theilS von einzelnen Personen) be- tvirtt worden find.