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ANDREA SESTAKOVA stammt aus Michalovce und begann bereits als Fünfjährige mit dem Violin- und Klavierspiel unter Anleitung der Mutter an der Musikschule ihrer Heimatstadt. Später studierte sie am Konservatorium Bratislava bei Viliam Korinek und vervollkommnete ihre Ausbildung am Moskauer Tschaikowski-Konservatorium in der Violinklasse von Leonid Kogan. Sie errang in nationalen Wettbewerben von Usti nad Orlice 1960 und im Beethoven-Wettbewerb in Hradec bei Opava 1968 erste Preise. Die junge Künstlerin, die auch bereits Schallplatten einspielte, konzertierte erfolgreich im In- und Ausland. vollste Zusammenfassung seiner sinfonischen Ausdrucksmittel, die noch einheitlicher, ver dichteter, vielsagender erscheinen als in den vorausgegangenen Sinfonien. In der Rückbe sinnung auf vorklassische und klassische Tradi tionen der Tonkunst, auf das deutsche Volks lied, auf alte Tanzformen, fand Brahms das stilistische Fundament für sein bekenntnishaf- tes Werk, dessen erster Satz (Allegro non troppo) sogleich mit einem getragenen Thema der Violinen einsetzt, von den Bläsern beglei tet. Das zweite Thema, in den Bläsern zu nächst trotzig erklingend, verstärkt den elegi schen Grundzug, der schon dem ersten Ge danken eigen ist. Eine Cello-Kantilene, trö stende Holzbläsermotive, Geigenfiguren, mah nende Rufe der Trompeten führen zur drama tischen Durchfühung und schließlich zur Coda, in der sich die trotzige, aber auch verzweifelte Kampfstimmung des Satzes eindringlich aus drückt. Dramatisches und Episches verbindet sich in der logisch-organischen Entwicklung des bildhaften melodischen Materials. Eine Hörner-Devise eröffnet den zweiten Satz (Andante moderato), dessen für Brahms so ungemein typischer herbsüßer Klangcharakter aus dem Gegensatz von Phrygisch und E-Dur erwächst. Die wehtmutsvolle Anfangsstimmung wird von Violinen-Melodik überwunden. Ein „Schicksalsthema" erklingt, das an das Blä serthema des ersten Satzes erinnert. Aus ihm entfaltet sich — wiederum als Cello-Kantilene — ein zweiter tragender musikalischer Gedan ke, der vor allem in der Reprise zu Wort kommt. Die müden Klarinettentöne des Be ginns und das Devisenmotiv beschließen den Satz. Mit einem lärmend-heiteren C-Dur-Thema be ginnt der dritte Satz (Allegro giocoso), der in deutlichem Gegensatz zur elegischen Grund haltung des vorausgegangenen angelegt ist. Anklänge an die Hauptthemen des ersten Sat zes belegen auch hier die erreichte Einheit in der musikalischen Gestaltung der ganzen Sin fonie. Die zur Schau getragene Heiterkeit, ab sichtsvolle Lustigkeit und Wirbligkeit, der fast grimmige Humor des Satzes deuten an, daß der eigentliche Kampf um die Entscheidung noch bevorsteht. Im Finale (Allegro energico e passionato) griff Brahms auf eine von den Komponisten des 17. und 18. Jahrhunderts hochgeschätzte, aus Spa nien stammende Tanzform im Dreiviertelt^B zurück, auf die Chaconne, bei der das (mt^J im Baß erscheinende) Thema in den Ober stimmen mannigfaltig verändert und umspielt wird. Dem Thema, das zu Beginn des Satzes in gemeißelter Wucht und Klarheit ersteht, folgen hier 31 Variationen, wobei trotz allen Gestaltwandels der großartige, aufrechte Cha rakter des Grundgedankens erhalten bleibt. Zu den eindrucksvollsten Momenten des un erhört einheitlichen Satzgeschehens gehört jene E-Dur-Stelle der Posaunen und Trompe ten, die an die „Ernsten Gesänge" (O Tod, wie bitter bist du) gemahnt. Nach einer Sretta- Steigerung (Piü allegro) kommt es zum uner bittlichen Schluß des Finales, das keine Über windung der dunklen Gegenkräfte bringt — das ist dem spätbürgerlichen Künstler im Un terschied etwa zu Beethoven nicht mehr mög lich —, jedoch ein festes Sichbehaupten, sym bolisiert durch die Kraft des Chaconne-Themas. Prof. Dr. habil. Dieter Härtwig VORANKÜNDIGUNG: Freitag, den 3. Mai 1985, 20.00 Uhr (AK/J) Sonnabend, den 4. Mai 1985, 20.00 Uhr (Freivorkauf) Festsaal des Kulturpalastes Dresden 7. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Kurt Masur, Leipzig Solisten: Regina Werner, Leipzig, Sopran Kerstin Schirmer, Dresden, Sopran Richarde Seifert, Dresden, Mezzosopran Monika Dehler, Weimar, Alt Friedhelm Eberle. Leipzig, Sprecher Claudia Wenzel, Leipzig, Sprecherin Chor: Philharmonischer Chor Dresden Einstudierung Matthias Geissler Werke von Schumann und Grieg Programmblätter der Dresdner Philharmonie Redaktion: Prof. Dr. habil. Dieter Härtwig Spielzeit 1984'85 — Chefdirigent: Prof. Herbert Kegel Druck: GGV, BT Heid. 111-25-16 490027 2,85 JtG 009-26-85 EVP —,25 M 9. PHILHARMONISCHES KONZERT 1984/85