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Morgen-Ausgabe Sezligspreis: L W» Sl«rt«lILhiI!ch M. »00: slr Abdel«» »»»alllch M. 1.7»: b»»ch ««»— „IwLrllarn Flllal" M« H«»« ««brachl „selllch M. !«d»llch derch dt« V»st I»»«rd«lb D«»Uch>anü« »eiultilch Ai. LIS, »«»»«»IiahkUch M. 1.75; Morain-Ant-ab« M.I^a Ad«»b^Ai>«I«d« M. 6,80, S-nnI-at-Aitsad« M. lUXI »»«tltch <ai>11chtt«tzUch V»ßb«ft«ll»«b»drX Hauptlchrtstletter: Dr. Erich Everth, Leipzig. handels-FeUung -kntoblatt de« Rates und des polbretarnte» der Stadt Leipzig UL Jahrgang ««»»igenPrei-: ^7^ V«i r»i««D«» B«b»r»«» l» «»ut. r«ti »l, « Vt. » „»M wvt.. bl«t»« »t« « Vf. 8t vt^ ««lchtst—«u PIsh—»lchil«,«» -» vr«,I« «»dttzt. G»I«»u>,sl,« M. 7-— »«« laol««» »»«lcht. v»vs«bebe. glN»l»«»«, »Df. — «es» »»» A«fti«D> l» p« g«mtp»«ch.«iilchl«d «». leck, >«»» — ><»»«. - VM»«<»be«w «» Sch »»» reUHStt«»»!« I«da»»t—I« «»-«. Verlag Dr Retnyatt L La, LetpUa. Rr. IAO Sonnabend, den 23. Marz 1018 1600V Gefangene — 200 Geschütze ^vtd. Berlin, 22. März abends. (Amtlich.) Die Erfolge des gestrigen Tages in den Kümpfen zwischen Arras und La F2re wurden in Fortführung des Kampfes erweitert. 1600« Gefangene, 200 Geschütze wurden bisher erbeutet. Dor Verdun ist der Feuerkampf gesteigert. Don den anderen Kriegsschauplätzen nichts Neues. Die Schlacht bei La Tore lvtb. Berlin. 22. März. (Drahtbericht.) Am 2l. März hat die deutsche Offensive an der Westfront eingesetzt. Sie richtet sich zunächst gegen die Engländer. Die Artillerieschlacht entbrannte im NIorgerrgraueu. Schoa nach wenigen Stunden äußerst heftiger Feuer wirkung trat die deutsche Infanterie am 10 Ahr morgens zwischen der Scarpe und Oise in einer Ausdehnung oonrund80kmzumSturm an. 3a harten, für dea Feind äußerst blutigen Kämpfen nahmen sie in breiten Abschnitten überall die englischen Linien. Der dea Engländern vollkommen überraschend kommende Angriff entriß ihnen wichtig« Ab schnitte ihres sorgsam vorbereiteten and stark auSgebauten Kampfgelön- des. Obwohl ein Lichter Nebel, der erst später der Sonne wich, die Kanlpftäktgkeit anfangs behinderte, war doch der Erfolg über Er warten groß. Die Einbuße der tapfer and zähe sich wehrenden Engländer au Toten und Derwundetea ist sehr sifüver, die deut schen Verluste überraschend gering. Dieser erst« große Kampftag endete verheißungsvoll für Ke deutschen Waffen. Der Geist der Truppen ist von Freud« and Siegeszuversicht getragen. Die Beute an Gefangenen, Geschützen und sonstigem Kriegsmaterial konnte leider noch nicht endgüMg festgestellt werden. Bis fetzt find 16 000 Gefangene und 200 Geschütze gemeldet worbe«. Haag, 22. März. (Eigener Drahtberich t.) ES erregte in der holländischen Oeffeaüichkeit «ad bei dea militärischen Fachkritikera großes Aufsehen, als gestern zum ersten Mate der deutsche an- öster reichische Heeresbericht dte Tatsache verzeichnete, daß Sperr el- chisch-aagarische Artillerie an der Westfront eiagriff. Die Blätter heben hervor, daß diese amtliche Mitteilung mil denselben Worten geschah, wie seinerzeit die Mitteilung über die Teilnahme deut scher Truppen an de» Kämpfen an der italienischen Front. Wie da mals, Ist auch hsck tteseS der Anfang einer großen Offen sive. Die Fachkriliker rechnen aus, daß an der ganzen Front, von der Nordsee bis zmn Adriatlschen Meer, nunmehr 500 Divisionen ein ander zur «ätzten Schlacht der Wellgesuchte gegeaüberstehea mühten. Das erste Telegramm deS britischen KriegSkorrespoadeaten zeigt deut lich Ke Aederraschung and Ueberramplana an der Front zwischen Scarpe und Dendeall. ES wird erklär^ daß daS schlechte Wetter die OrienkieruagSflüge behindert habe, und datz an der britischen Front die Gegenmaßnahmen noch nicht im volle« Gange seien, so datz die ge samte Eiäation noch nicht za Überblicken fei. Eine schwere englische Schlappe Amsterdam, 22. März. (Eigener Drahlbericht.) Der Reuter-Sonderberichterstatter an der englischen Front in Frankreich meldet vom 21. März abendS: Die Deutschen scheinen durch das Ein sehen größerer Truppenmassea und nach kräftiger Vorbereitung darch starke Artillerie in die Fronlllnie an bestimmten Punkten zwischen der Scarpe und Den denil, 20 Kilometer südöstlich von St. Quentin, emgedrunacn zu sein. Wenn wir nicht die notwendige« Gegenmaßnahmen treffen, scheint die ganze Lage augenblicklich schwankend. Unter dem 21. März melde» er: Nach einer heftigen Beschießung die die Deutschen heule morgen 5 Ahr auf fast vaserer ganzen Front südlich der Scarpe begannen, gingen sie zu Infanterieangriffen im große» Stil über. Unter der Deckung d«S Sperrfeuer« kam die feind liche Infanterie in dichten Wellen auf einer Front, Ke sich nördlich von Longecour bi« an den Couche-Wald erstreckt, heran. Am 10 Ahr 50 Minuten morgen« wurden auf verschiedenen Punkten unserer Front Gefechte Mann gegen Manu geliefert. Die bisher von der Gefechts linie eingrlaufenen Berichte sind unzusammenhängend und sehr verwirrt, doch es Hal den Anschein, datz Ke Deutschen eine große Offensive unternommen Haden. Der Artilleriekampf ist furchtbar, besonder« in der Gegend de« "Bergrücken« in der Nähe von St. Quentin. Haag, 22. März. (Eigener Drahtbericht.) Die eng lische Presse ist stark niedergeschlagen über dea ersten deut schen Erfolg im Westen. .Daily New«' schreibe«: Etliche Striche, die schwach verteidigt waren, mögen vorübergehend verloren sein, aber ei« Vormarsch wird zweifellos ausgehallen werde«. Deutschland ist auf einen sofortigen Erfolg abgewiesen, den« die herrschende Partei hat dem Volke Riesenerfolge zu präsentieren, wenn man Ke Oberhand im Lande behalten will. Wie groß in Deutschland der Anfangserfolg auch hingestellt werden mag, die Wahrheit, daß «< nur kleine Erfolge find, wird bald bekannt werden. — .Daily Chronicle' schreibt in einem Leit artikel: Wir treten in eine Periode großer Beunruhi gung, aber mit guter Hoffnung. Unsere Mannschaften blicke« ans hervorragende Leistungen zurück. Die btttischen Truppe» haben in der Verteidigung einer bedrohten Front immer stan-gehalten. and wen« wir tatsächkch gezwungen sein sollten, etliche Meilen zurückzogehea, dann ist Ke« kein wesentlicher Unterschied, denn in diesem Falle be kommen beide Teil« mehr Bewegungsfreiheit. Wen« aber die deutsch« Oberst« Heeresleitung sich keSmal keine siegreich« Entscheidung holt, dann hat sie Keine Hoffnung mehr auf einen künftigen Erfolg. — .Daily Mail' drängt barmst, sofort 50 000 Minenarbeiler dem HeereS- kenst Mzuführea, gleichgültig, ob von Keser oder fener Seite Bedenken dagegen vorgebrachl werden. Französische Jeasurverfügang sür die Offensive Genf, 22. März. (Eigener Drahlberichl.) Das franzö sische KriegSministerium hat gestern abend der Presse, zugleich mil dem TageSberichl, folgende Mitteilung zugehea lasten: Die Möglichkeit einer feindlichen Offensive veranlaßt Ke Negierang i« voran« die unbedingte» Regeln sestzusehea, denen pch k« Press« wäh rend de« Zeitraums and besonder« bei« Begin» z» unterwersen hat. An Berichten über Ke Ereignisse dürfe« nur veröffentlicht werden: 1. ») Die au« dem Großen Hauptquartier stammende« Tagesberichte über die Operationen. d) Artikel der bk» Großen HanplqnarUer Z«- gelastene» KriegSkorrespondenlen, dte mit de» Visum de« Krieg««!ul st erium« versehen sind. 2. Sachlich« Artikel zur Beurteilung der Lage mästen derart ad- gefaßt sein, daß sie nicht« enthaften, was im Widerspruch steht mit dem Sinn der amtlichen Berichte. Die Schlußfolgerungen derartiger Artikel dürfen weder Ueber- treibungen enthalten noch von Erläuterungen begleitet sein, die den Feind unterrichten können. Die Veröffentlichungen von Infor mationen und Artikeln ohne amtliche Ermächtigung sind strengsten Strafen ausgesetzt. Genf, 22. März. (Draht de richt.) Eine AavaSdepesch« vom MenSkag meldet: Frankreichs Borbereilungen zum Enddampf sind be endet; Ke Militärattache« der Alliierten find an Ke Front abgereist. Holland» wirtschaftliche Notlage Frankfurt a. M., 22. März. (Eigener Drahtbericht.) Wie mau der «Frks.Zlg." au« dem Haag berichtet, istdieRahrungS- mitlelversorgong der Niederlande nunmehr ganz au- sicher. LandwirtschaftSmiuifier Posthnma Hal zwar vor kurzem bekannlgegeben, daß da« Brotgetreide im Notfall bis zur nächsten Ernte reichen werde, aber es schein», daß er einige Posten auswärtiger Zu fuhren mit eingerechnet hat, Ke nonmehr in Wegfall kommen. Unter der Hand läht nun die Entente verbreiten, eS stehe nicht so schlimm, man werden die weggenommenen Schiffe bezahlen und werde Holland nicht verhungern lasten. Da« heiß», die Entente wird zuwartcn, bis Holland dem Verhungern nah« ist und wird dann mil der Lieferung von Ge treide, Rohstoffen und Düngemitteln allerhand Erpressungen «»Süden. Unter solchen Verhältnissen beginne« dieser Tage die Ver handlungen für daS wirtschaftlich« Abkommen mit Deotschtand, daS am 1. AprN akäuft. Ein holländischer Protest Haag, 22. März. (Drahlbericht.) DaS .Korrespondenz-Bureau" erfährt: In der Ersten Kammer teilte der Minister Loudon mit, daß er heule morgen auch von dem G sandten in Washington einen Bericht erhielt, daß die amerikanische Negierung die Beschlagnahme unserer Schisse beschlossen habe und diesen Beschluß bereits zur Ausführung brachte. Eia genauer Text der Proklamation Wilson« ist dem Minister noch nicht bekannt, ohne «inen Schein von Recht ging man zu der Maßregel über. Ein energischer Protest der Regierung gegen das Vorgehen wird in beide« Kammern vnd im ganzen Land« Widerhall finden. Wenn da« Volk dl« Prüfungen, die unzweifelhaft k« Folge« diese« Ereignisse« sein werden, überstanden haben wird, wird e« der Regierung nicht vorwerfen können, datz sie nicht alle« gekaa hat, dem Volke diese Prüfung z« ersparen. Verschiedene Redner schlossen sich dem Protest der Regierung an. An« dem Haag, 22. März. (Eig. D ra h t b e r ich».) Eine Anzahl Studenten hat gestern abend 9 Ahr vor dem amerika nischen GesandtschaftSgebände im Haag demonstriert und verlangte dea Gesandten z« sprechen. ES ward« ihnen mitgeteilt, daß der Gesandt« abwesend sei. Darauf wurden von den Demonstranten patriotisch« Lieder gesangen und darch Johle« und Pfeifen gegen Kefe Mittelding protestiert. (Siehe auch Seite 2) Marghilomans Programm Bukarest, 22. März. (Drahtbericht.) Der neu« Minister präsident Marghllomaa hat in Bakarefier und Iassyer Zeitungen nachstehende Kundgebung veröffeatlicht: Nach Rücktritt der von General AoereScu geleiteten Regierung wurde ich von S. M. dem König mit der Bildung de« Kabinett« betraut. Die erste Aufgabe, die da« Ministerium zu erfüllen haben wird, wird sei«, innerhalb der un« gegebenen Frist Friede« zu schließe», dessen Grundlagen durch den am 5. März neuen Stil« unterzeichneten Präliminarfrieden fest gelegt warben. Die Bedingungen deS Präliminarfriedens wurden be reits zum Teil auSgoführt. Zur Erfüllung diefer schweren Aufgabe wird Ke Regierung ihre ganze Kraft und ihr ganzes Ansehen einsehen müssen, damit Ke Opfer, die dem Vaterland« «usterlegt werden, seine wirtschaftliche und politische Macht möglichst wenig schwächen. Die zweite Aufgabe, di« wir zu erfüllen haben, ist das Werk der morattfchen Wiedergeburt, der Reorganisation ans allen Gebieten de« StaatSleben«. Di« schmerzliche Erfahrung, die da« Laad gemacht hat, zeigt, wie klagend und gebieterisch Ke Lösung Keser Aufgabe ist. In diesem Sian« fleht k« Regierung in einer vollstän digen und klugen Lösung der Agrarfrage wie auch i« der Berufung breiter Masten de« Volke« zum politischen Leben zwei wesentliche Punkte ihre« Arbeitsprogramms. Wrchsel im itttinischeil KrimmWlerim Rom, 22. März. (Slesaiü.) Da KriegSmluister Alflerl den Wunsch äußerte, einKommandvanderFrvvtzu über nehmen, und auf seinem dringenden Wunsch bestand, schlag der Ministerpräsident dem König vor, da« von Alfieri «lngerrlchte LntlassvngSgesuch anzunehmen. Durch Erlaß vom 20. März wird Senator General Vitkorio Zappelt! zum KriegSminister ernannt. Oesi erreiche ch-unaariscker -eeresbericht Wie«, 22. März. Amtlich wird gemeldet: Richt« Besondere« za melden. * Genf, 22. März. (Eigener Drahtberich k.) Die mili tärischen Mitarbeiter der Pariser Presse fangen an, die Offen- slvederZentralmächtegegendteSalontkiarmee onzukündigen. Deutsch-Englisches von der Jahrhundertwende Die Erinnerungen des früheren Ministerialdirektors im AuS- wärtigcn Amt, Hammann^ die soben unter dem Titel «Der neue Kurs" bei Reimar Hobbing in Berlin erscheinen, erstrecken sich auf die Zeit von den Kanzlern Caprivi und Hohenlohe bis zum Tode des Fürsten BiSmarck und enthalten eine Reihe neuer tatsächlicher Mitteilungen, die das Urteil über aus wärtige Fragen und über die schweren inneren Kämpfe jener Epoche berichtigen und ergänzen. Der Verfasser stellt die Per sönlichkeit des zweiten Kanzlers in anderem Lichte dar, als sie bisber den meisten Historikern erschienen ist. Ein beson derer Abschnitt ist dem einst mächtigen und vielgenannten, aber nur wenigen bekannten Geheimrat von Holstein gewidmet. Ausführlich und abweichend von der vorherrschenden Meinung werden der Streit um den Rückversicherungsvertrag mit Rußland, ferner die Folgen der Krüger-Depeschen und die Erwerbungvon Kiaulschou behandelt. Manche Parallelen mit der Zeit des Welt krieges werden von dem Verfasser gezogen oder drängen stch dem Leser auf. Mit einer Schilderung der durch die Gefahr des Ua» sturzes von unten und eines Verfassungskonflikkes von oben her- vorgerusenen inneren Krisis in der nachbiSmarckischcn Zeit schließt das Werk. Durch das Entgegenkommen deä Verlages können wir heute bereits ein Stück aus dem Buche unsere,» Lesern vorlegen. Noch beute ist vielfach der Glaube verbreitet, daß die Ursache der Ver schlechterung der deutsch-englischen Beziehungen die Krüger- Depesche des Kaisers gewesen sei. Der Verfasser weist nach, datz die Depesche keine bloß persönliche impulsive Handlung, sondern ein Regierungsakt war, und berichtet über englische Annäherungs versuche an Deutschland u. a. folgendes: «Nach Abschluß der engllsch-frayzösischen Entente, als sich dte Burenbegeisterung bei uns längst abgckühlt hatte, ist die einst mit Jubel aufgenommene Krüger-Depesche unzählig« Male als -er tiefere Grund für den Mandel in unserem Verhältnis zu Eng land bezeichnet worden. Hier liegt ein Musterbeispiel für die be queme und primitive Art politischen Urteilens vor, dte darin be steht, Wirkungen, die viele Ursachen babqn, von einem bestimmten einzelnen Ereignis abzuleiten und Scyuld öder Dvrdiekft quf eine Person zu häufen, ohne Rücksicht darauf, was andere vorher oder nachher getan haben. Zwei Jahre nach dem unglücklichen Telegramm begann eine Periode englischer Annäherungen nicht an Frankreich oder an Rußland, sondern an Deutschland, die durch den Buren krieg nur unterbrochen, aber nicht beendigt wurde. Das Be mühen der klügsten und tätigsten Mitglieder des Kabinetts Salis bury, namentlich Lansdownes un- Chamberlains, denen stch auch Balfour und der Herzog von Devonfhire anfchlosten, galt einem friedlichen Ausgleich mit der stch zu einer Gefahr für das eng lische Welftmperium entwickelnden deutschen Großmacht. Bet den letzten Wirren im nahen Orient hatte das alte bewährte Mittel, nach der Kastanientheorie die europäischen Festlands mächte gegeneinander vorzuschieben, vollständig versagt. Bei den Veränderungen im fernen Osten nahmen Deutschland und Ruß land die besten Plätze an der Sonne vorweg. Der Kern des großes Wortes von der splenäiä isoiatioa war als hohl und taub erkannt. England suchte die Verständigung mit Deutschland auf der Basts, daß dem deutschen Unternehmungsgeist und überhaupt dem deutschen Drange aus der festländischen Enge nach außen koloniales Gebiet freigegeben werden könnte. 3m Herbst 1898 wurde ein deutsch-englischer Geheimvertrag über die Anwartschaft auf portugiesischen Kolonialbesitz für den Fall seines Verkaufs abgeschlossen. Vorangegangen war ihm im Frühjahr 1898 das erste vertrauliche Bündnisangebok des Kolo nialministers Chamberlain. Der Vertrag über die portugiesischen Besitzungen war die Folge davon, daß die deutsche Regierung einen Allianzvertrag, der das Verhältnis zu Ruß- land stören könnte, nicht schließen wollte und zu nächst anregke, sich über Einzelfragen zu verständigen. Auf jenen Vertrag folgte dann 1899 der Samoavertraq und 1900 das deutsch englische Dangtseabkommen. 3m 3anuar 1901 kam Chamberlain auf seinen AllianzgedanLen zurück, den Uebergang dazu sollte ein geheimes Abkommen über Marokko bilden. Bereits damals sprach es Chamberlain klar aus, daß England, wenn sich der formelle Anschluß an Deutschland und den Dreibund als unmöglich er- wiese, ein Zusammengehen mit -em Zweibund, selbst unter schweren Opfern, ins Auge fasten müßte. Bei der Anwesenheit deS Kaisers in England nach dem Tode der Königin Viktoria wurde die Frage eines Defensivbündnlstes, das bei Doppelangriff wirksam sein sollte, in Unterredungen mit dem Premierminister Lord Salisbury und dem Minister des Auswärtigen Lord Lans- downe erörtert, und daran schlossen sich welkere Besprechungen zwischen Lansdowne und dem Botschafter Grafen Hatzfeld, ferner deS Botschafters Lascelles im Auswärtigen Amt in Berlin, end lich auch zwischen dem Kaiser und dem König Eduard in WU- helmShöhe (August 1901). 3m Sommer 1901 wurde noch einmal ein gemeinsames Vorgehen in Marokko, wo neue Unruhen auS- gebrochen waren, von London aoS angeregt, in Berlin aber nur als ein Versuch, Deutschland gegen Frank- relch vorzaschleben, angesehen. Erst «r Weihnachten 1901 schliefen die Verhandlungen ganz ein. Der Vorschlag Eham- berlainS hatte also dasselbe Schicksal wie die Anregung deS Für sten Bismarck in seinem dritten Briefe an Lord Salisbury vom 3ahre 1887. Beide Schritt« galten einem engen Einver nehmen zwischen der Weltmacht England und der stärksten Fest- landsmacht Deutschland, beide führten zu nichts. 3m 3ahre 1887 zeigte England keine Gegenliebe, um dte 3ahrhundertwende war die Abneigung auf deutscher Seite.' Diese Probe zeigt bereits, wie interessant die Erinnerungen HammannS stnd. Wir werden ans das Buch zurückkomme», so bald e« uns vollständig opcüegt.