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le 8 rik 1 ikol. >1-3t00 ,c>o >1-250 .L (°/»S) atrr ms C/,8) -Tl>eatkk lde Tage r in gs '8> '»liltwoch ihr oritr 7 Bildern Nummer 286 — 25. Jahrgang 6mal wöch. Bezugspreis für Dezbr. 3.00 Zl einschl. Vektettgelo Anzeigenpreise: Tie Igesp. Petilzeile30H, Stellengesuche 2» -Z. Die Petitreklamezeiie, 89Milli. Meter breit. 1 ^«l. Ossertengebühren für Selbstabholer 20 bei Uebersendung durch die Post außerdem Ponozuschlag. Einzel-Nr. 1» L. Sonntags-Nr. 15 I. Gesrhästl. Teil: Friedrich Nieser in Dresden. >o chenke iswerten aisenhausstr. lön-L ljansln) >!!IilIÜ!>QlI!!I> deinveMn akrer, Klin- e. -keilen ,e pi-eise »»irii „r. 17 SMi SMflscke Mittwoch, 22. Dezember 1926 z« Fall« tzdher« vewalt erlischt jede Berpflichtunq aus Lieferung sowie Erfüllung v. Anzeigenausträgen u. Leistung v Scl>adenersatz. Für undeutl. u. d. Fern ruf übermitt. Anzeigen übernehmen mir keine Ver antwortung. Unverlangt eingesandle u. m. Rückporto nicht versehene Manuskripte werd. nicht aufbewahrt. Sprechstunde oer Redaktion 2—3 Uhr nachmittags, Hauptjchrislieit.: Dr. Joseph Albert, Dresden Hüte istttUrsn v fpierlr ek vrescien ll. pittnitrer 8tr. 4b Uut 27479 VMMimg 8o>Isr«grsii klncikuclen kNfstonvesken BumgerLiv klebe. 8«uü>ngsr leiln«z,e^,d,!i»I!>»> Ncsscisn-K. 2iskn8gs888 IO küvmmingslr 4. killt-lM feistitiklir wcschäflSftc'le, Druck und Verlag: Snrorua. Bnchdrnckerei Gml'H.. Dresden A. >. PoUerstratz« 17. Fernruf 2WIL. Postscheckkonto Dresden I47S7. Vanlkonlo: D r e ?d » er B a» k, Dresden. Für christliche Politik und Kultur - »«'"nÄülc-d?;.' AMZ- n°"^uL"?cr,» Linoleum 1 leppicke L. knsckütr Volk und Akademiker Von parlamentarischer Seite schreibt man uns: Die Vereinigung katholischer Akademiker zur Pflege der Weltanschauung in Berlin erlässt an ihre Mitglieder eine Aufsorderung, sich zu Vorträgen in den katholischen Arbeitervereinen bereit zu finden. Sie verweist auf die Bestrebungen des Heiligen Vaters für eine katholische Aktion und vor allem zur Pflege des Gemein- s ch a s t s g e d a n k e n s. In diese»' Sinne müsse der Akademiker bereit sein, von seinen eigenen Schützen sei nen Mitbrüdern mitzuteilen! Man kann diese Aufforderung der Berliner Akade miker nur aus das lebhafteste unterstützen, und könnte daran nur den Wunsch knüpfen, das; etwas ähnliches von allen Akademikergruppen erfolgte. Die Hauptsache aber ist die praktische Betätigung! Die Berliner weisen daraus hin, vaA sie lediglich Vorträge nichtpolitischen In halts vermitteln würden, da alle Parteipolitik ausgeschlos sen sei, aber sie machen ferner darauf aufmerksam,'das; die Arbeitervereine über Mangel an Vorträgen klag ten und das; sich diese Kreise nach Belehrungen im katho lischen Sinne und aus katholischem Herzen kommend gerade,;'' sehnten. Die Berliner Akademiker rollen damit wieder ein Problem auf, das man nicht oft genug besprechen kann: das Verhältnis zwischen Akade m iker u n d Bol k. Trotz aller Bestrebungen, auch auf katholischer Seite, ins besondere auch seitens der Zentrumspartei, mutz mau lei der sagen, datz der Erfolg noch sehr gering ist. In den ersten Zeiten der Staatsumwälzung war dies Thema akut, aber dann versank cs im Wust der auf uns cindringenden Probleme und heute müssen mir leider feststellen, das; es recht still davon geworden ist. Die Sünden des alten Spstems, das die Kluft zwischen Volk und Akademikern niemals schlotz, im Gegenteil durch die Exklusivität der Akademiker als Richter und Verwaltungsbeamte ver tiefte, und einen gewissen Kasten- und Klasscngeist beson ders auch in der Armee bewutzt grotzzog, rächen sich bitter. Der heutige Staat empfindet diese Tatsache schwer und leidet empfindlich darunter, weil seine Struktur eine ganz andere ist. So manche Urteile der Gerichte in der letzten Zeit und manche andere Vorkommnisse habe» die offene Kluft wieder gezeigt. Die „V ertr a u e n skri s e", von der Neichsjustizminister Dr. Bell gesprochen hat, ist auch ein Stück aus dem grossen Ausschnitt: Akademiker und Volk! Sollen wir nun die Hände in den Schoss legen? Rein, gewis; nicht! Im Gegenteil, die Berliner Akademiker zeigen einen Weg, auf dem man zueinander kommen kann. Vielleicht ist es ganz gut, datz der politische Weg zunächst nicht beschritten wird — das Pro blem liegt ja auch tiefer — sondern datz auf dem Boden der Weltanschauung die Kluft zu schlietzen versucht wird. Es ist sicher der leichtere Weg. und es ist auch nicht Sache jedes Mannes, den schweren Weg der Politik zu gehen und sich auf diesem Wege dem Volke zu nähern, es zu verstehen und ihm zu helfen zum Aufstieg. D i e Z e i t i st g ü n st i g: die wilden Kämpfe um die Llaatsform sind vorüber. Viele, die es noch vor wenigen Jahren nicht konnten, haben sich mit dem Staate ausge söhnt und nehmen ihn zum mindesten als etwas Gegebe nes hin. Gerade die katholische Akademikcrschaft hat ja lange Zeit nötig gehabt, sich mit dem Reuen abzufinden. Run sollte von der katholischen Weltanschauung her der Kampf um die Seele des Volkes und seine Erkenntnisse seitens der Akademikerschast aus katholischem Geiste wie der ausgenommen werden. In der Atmosphäre ruhigerer Anschauung wird sich manches leichter machen, das früher nicht erreichbar schien. Tie Pflichten der katholischen Akademiker sind namentlich auf der grossen Tagung in Essen so klar auseinander gesetzt worden, das; darüber kein Zweifel bestehen sollte. Die Seele des katholischen Volkes ist offen, vielleicht offe ner als je; sie sehnt sich nach dem Geistigen, sie fühlt in stinktiv den grotze» Zug der Zeit mit, der die Abwendung vom Materialismus bedeutet. Alle Zeichen der Zeit sind dein katholischen Akade miker günstig: man kann nur münscken. das, er seine Kurie und Faschismus Eine bedeutsame Ansprache de4 Papstes im Geheimen Konsistorium — Eiterung der christlichen Erziehung und Aufhvren der Gewalttätigkeiten gefordert — Kofsnung auf künftige Zusammenarbeit Rom, 21. Dezember. I» dem Geheimen K v n s i st o r i u m , an dem HO Kardi nale — unter anderen auch Kardinal Faulhabcr, 'München — leilnahmen, hielt oer Papst eine bedeutsame Ansprache. Er Kain dabei auch ans die jüngsten Ereignisse in Italien und prä zisierte in einigen Punkten die Stellung, die die Kurie der faschistischen Bewegung gegenüber einnlmmt. Er er klärte: Auch Italien sattle im vergangenen Jahr Zeile» des Sturmes kennen teuren Zuerst, war es vtn Sturm der Ent- 'ruslung und des Abscheus gegenüber jenem wahnsinnigen Attentat ans das Leben eines Mensche», der mit so viel Ener gie das Geschick seines Vaterlandes leitet, das, man wohl glau ben kann, aas, wenn er sich in Gesahr befindet, sich jedesmal auch das Land in Gesahr befindet. Das fast mit den Augen er kennbare Eingreifen der göttliche Vorsehung bewirkte, das dieser erste Sturm sofort nbertönt wurde von einer uneüdlichen Freude, von Glückwünschen und Danksagungen dafür, das er, der das Opfer des Attentats sein sollte, ihm entronnen ist. Wie mir nnler oen erste» waren, die von der grasen Gefahr erfuhren, die so drohend war und die so glücklich nkerslandcn wurde, so waren auch unsere Danksagungen sicherlich nnler den ersten, unsere Tanksagnngen, die sich richteten an den Herrn über Leben und Tod, der von der Höhe alles lenkt und regiert, die ganze Well, die Menschen und die Völker. Der Papst gab sodann seinem Bedauern Ausdruck, das man, während er, die Bischöfe, die Priester und die Gläubigen sich in Danksagungen vereinigt hätten, Gewalttätigkei ten und Verwüstungen gegen Personen, Sachen. Einrich tungen, Häuser begangen hat, ohne halt zu mache» vor den hei ligen Gebäuden, ohne Halt z» machen vor der ehrwürdigen Autorität oer Bischöfe und dem heilige» Amte des Priesters. Die b c st e » kalholi s ch e n N läubig c n h a t in a n v c r- folgt. führte er aus. gerade sie. deren Glaube und Religion o!e tätigsten und begeistertsten Verteidiger von Ruhe und sozialer Ordnung sind, denn ihre Organisationen und ihr Werk dient dein allgemeinen religiösen, kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Rusen. Ich versichere meinen treuesten Söhnen, das ich ihre Leiden kenne, oas ich mit ihnen gelitten habe. Rn» ist der Sturm vorbei, aber der Schaden, die Trümmer bleiben. Blühende Werke sind zerstört oder ernstlich beschädigt nw'den. Wir wissen, das strenge' Befehle ergangen sind, um jeder Kewalliätigkeit zunarzukoinmen, sie zu unterdrücken und sie zu bestrafen. Wir freuen uns dieser weisen Masnahme» der Regierung: indessen sind damit die religiösen Interes sen »och lischt vollständig gesichert, und gerade die religiösen Interessen sind in Wahrheit die höchsten Interesse» eines Volkes. Es scheint, ats ob noch eine dunkle Gefahr für die Organisationen und Wecke der Katholiken besteht, eine Ge fahr auch für die christliche Erziehung der Jugend. Es scheint ferner, als ob eine Auflassung von, Staat zum Ausdruck kommt, die nicht eine katholische Auslassung ist. Trotz der erlassenen 'Befehle hat es den An'chein, als ob auch jetzt noch Feinde der Gesellschaft und der Religion vorhanden sind. Wir geben der Hossnung Ausdruck, datz man hinfort keinen Grund haben wird, ähnliche Feststellungen zu machen, das; jeder Grund für Misstrauen beseitigt ist und das; eine vollständige uno einträchtige Zusammenarbeit zum Wolst und Glück der Allgemeinheit sich entwickle. Im weiteren Verlauf dieser Rede kam der Papst auf die Lage der Katholiken in Frankreich zu sprechen und be dauerte, das; das französische Volk durch politische Fragen ge spalten sei. Den Katholiken sei es nicht erlaubt, nach einem Programm zu handeln, das di« Politik vor d»e Re ligion stelle, oder Zeitungen zu lesen, deren Leitung in den Hän den von Männern liege, die der katholischen Moral zuwiderhan- dellen. Die Warte des Papstes lassen an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Das 'Märchen von dem völligen Einverständnis zwischen Kurie und Faschismus, das besonders von der liberalen Presse antzerhalb Italiens bis zur Ermüdung wieoerholt worden ist, wird durch diese Ausführungen hoffentlich endgültig wider legt. Der Papst steht als Vertreter einer rein geistigen Macht der faschistischen Regierung mit der gleichen Reulraliiät gegenüber wie jeder andere» Regierung. Diese rein sachliche Einstellung erlaubt es ihm, die Leistungen auch dieser Regie rung a n z u e rkcnnen , vor allem die Arbeit des Aufbaues und der inneren Festigung, oie Mussolini in Italien zweifellos geleistet hat. Seine Rentralilät gibt ihm aber auch die Freiheit, zu tadeln, und er »'endet sich mit aller Schürze gegen die llebcrgrisfe und Ausschreitungen der Faschisten, darüber hinaus aber gegen die heidnische Staatsaussassung, die innerhalb des Faschismus lebendig ist und oie christliche Erziehung der Iugeno gefährdet. Mussolini wird diese Warnungen keineswegs überhören. Es ist bekannt, wie sehr ihm daran gelegen ist, als Träger der staatlichen Autorität mit dem Träger der kirch- siche» Autorität in Uebercinstiinmung zu bleiben. Er. der ehemalige Atheist und Sozialist, hat klar erkannt, das; eine stabile Regierung in dem kalholischeu Italien ohne einen Frieden mit der katholischen Kirche nicht möglich ist. Der „Duce" hat um so mehr Fnhjung mit dem Vatikan gewünscht, als er von dort die beste Bundesgenossenschast im Kampfe gegen seine er bittertste» Feinde, die Freimaurer erwartete. Heule beiout der Ministerpräsident gern, das; sein Volk ein Kal Hali sch es sei. Ter Papst hat ihn nun mit aller Klarheit daraus hiugewieseu, i» welchen Pnnh'eu noch Aenderungen nötig sind, um das faschi stische Regime»! ln Einklang mit den katholischen Grundsätzen zu bringen. Diese Ausführungen zeigen, wie weit der Weg zu einer solchen Einigung noch ist. Die Wendung des Papstes am Schlüsse, die die Hoffnung auf eine knnslige einfrüchtige Zusam menarbeit ausspricht, zeigt, das; die Kurie den ernsten Witten hat, diese» Weg zu gehen. Ist der Witte zur Zusammenarbeit ans seiten des faschistischen Kabinetts ebenso stark, dann besteht doch die Hoffnung, das; der traurige Konflikt zwischen dein Vati kan und dem italienischen Staat endlich aus der Welt geschasst wird. protze Stunde nicht versäume. An Entgegenkommen der kirchlichen Kreise, die immer für solche entscheidenden Stunden ein scharfes Auge gehabt hasten, wird es gewitz nicht fehlen. Es wäre für die Gesamlhaltnnp unseres katholischen Volkes unendlich viel gewannen, wenn we nigstens innerhalb des deutschen Katholizismus ein sicht barer Fortschritt zur Volksgemeinschaft erzielt würde. Der westfälische Schulstreik abgebrochen Berti», 2t. Dczcmb 'r. Vom evangelischen Reich-eltern- bnnd erfährt das „W.T.B.": Um den Schulkonflikt in West falen im gemeinsamen Interesse von Schule, Elternhaus und Staat einer sachlichen Lösung eiitgcgcnzufiihre», hat der Vorstand dcs Evangelilchcii Neichselteriibundes die E n t- ' ch c i d u n g dcs Obersten Gerichtshofes über die Frage a» gerufen, ob die Auslegung des preu- sgichcii Schulaufsichisgejetzes von 1872, auf das sich der preutziiche Kultusminister bei der Versetzung des dissidcu- ttschen Schulrates Mi sch alle berufen hat, mit Art. 174 der Ncichsverfassuiig vereinbar ist. Der Neichsminister des Inner» hat sich bereit erklärt, die Angelegenheit vor dem Reichsgericht anhängig zu machen. Im Hinblick auf die da durch cingeleitcte Eröffnung des Rechtsweges hat der E v a u- gelische E I t e r u b u n d U e st f a l e ii b e s ch lvsscu , den Streik zu beend e u. Wie der 'Amtliche Preutziiche Pressedienst dazu erfährt, steht der preustische Kultusminister Dr. Becker nach wie vor auf dem Standpunkt, datz die beanstandete Auslegung des Gesetzes mit der Rcichsversassung im Einklänge stehe. Er begrutzte es aber, datz der Konflikt durch die 'Anrufung des Reichsgerichtes in die Sphäre rechtlicher Auseinander setzungen cmporgehoben werde. Das neue Strafgesetzbuch Berti», 2t. Dezember. Die NeichsralSans'chüsse werden die erste Lesung des Entwurfes des allgemeinen deutschen Strafgesetzbuches, der in enger Zusammenarbeit mit der österreichischen Justiz verwaltung ausgestellt ist, nvch in diesem Jahre beenden und die zweite Lesung etwa im Februar 1927 vornehmen, sv datz der Gesetzentwurf noch im Frühjahr dem Reichstage zugeleitct werden kann.