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JerMMLiMkr «VLrgeSccrtt-T, Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. DichtesteVerbreitung inallenVolksschtchten Beilagen: Sonntags - Unterhaltungsblau und Landwirtschaftliche Beilage. Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 15. — Hiruck und Verlag der Buchdruckerei Friedrich May in Bischofswerda. — Fernsprecher Nr. 22. Bischofswerdaer Hauptblatt und gelesensteZeitung im Amtsgerichts bezirk Bischofswerda und angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt- Mannschaft, der Schulinspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda. Ersch«i««»,,u,eise: Irden Werktag abend« sür den folgend. Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle monatlich Mk. 3.75, bei Zustellung in« Haus monatlich Mk 4—, durch di« Poft bezogen virrtellährltch Mk. 11.25 ohne Zuftellungsgrbühr. 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Don hervorragender Seite geht der „Tägl. Rundschau" folgende Nachricht aus Oberschlesien zu: Durch Indiskretion eines höheren polnischen Offiziers ist in eingeweihten Kreisen das Protokoll des letz ten polnischen Kriegsrates in Oberschle- Iien bekanntgeworden. Der Kriegsrat fand in Bielschowitz, dem militärischen Oberkommando der Jnsurgentenarmee, «Mer den, Vorsitz des augenblicklichen Oberbefehlshabers Warwas statt. Es waren sowohl Korfanty wie eine Anzahl polnischer Generalstabsoffiziere anwesend. Gegenstand des Kriegsrates waren die Verhandlungen -wischen Hennecker und H-efer über die Räumungs frage. Als von einer Seite geäußert wurde, die Eng länder seien den Polen in Len Rücken gefallen, unterbrach Korfanty den Redner und erklärte laut, daß hiervon keine Rede sein könne; er sei glücklich, Laß die Englän der gekommen seien und den deutschen Selbstschutz aufgehal ten hätten. Ls hätte keine drei Tage mehr gedauert, bis der letzte Pole aus Oberfchlesien hätte abziehen müssen. Als darauf ein Mitglied des Kriegsrates der Meinung Ausdruck gab, daß in diesem Falle Polen anDeutsch - land hätte offiziell Len Krieg erklären müssen, erhob sich ein höherer polnischer Generalstabs- vffizier und warnte die Anwesenden vor einem jeglichen derartigen Abenteuer, denn selbst die ge samte reguläre polnische Armee sei dem wohldisziplinierten Häuflein Reichswehr nicht gewochsen; das sei feine und anderer Sachver ständigen Meinung. Zur Überraschung aller Anwesenden bestätigte Korfanty die Angaben des polnischen Generalstabsoffi ziers, gab aber im Anschluß daran gleich bekannt, daß man sich jetzt zwar zurückziehen müsse; cs wäre aber genügend erreicht, denn wieihmvonLe Rond versprochen worden ist, käme für die polnischen Insurgenten eine Entwaffnung in keinem Falle in Betracht, son dern nur ein Zurückziehen. Es sei aber sicher, daß neben einem großen Entgegenkoinmen in Verwaltungsfra- gen vor allen Dingen das militärische Gehirn der großen Bewegung intakt bleiben werde, um, im Falle, daß Polens Wünsche nicht voll befriedigt wür den, unter Aufbietung aller Kräfte der polnischen Nation die neue Erhebung zu leiten und glücklich zu Ende zu führen. Der „Lokal-Anzeiger" hatte am Sonnabend einen G e - he imbe riebt Le Ronds, den ihm ein Zufall in die .Hände gespielt habe, veröffentlicht, der nicht nur das altbe kannte Verbalten der Franzosen zugunsten der Polen b e - stätigt, sondern auch den Beweis liefert, daß die Englän der von den Franzosen in Oberschlesien eingewickelt worden seien und daß der Rückzugsbefehl von Korfanty nur eine Falle für den deutschen Selbstschutz sei, indem die Bewafs- nung beibehalten und die Organisation der Insurgenten be stehen bleiben dürfe. Dieser Geheimbericht wird nun heute von ^der „Agence Havas" abgestritten und in allen seinen Tei len für erfunden erklärt. Eine Abstreitung von „Ha- vas" ist nun noch kein Beweis der Unrichtigkeit, aber man muß doch weitere Äußerungen des „L.-A." oder der Reichs regierung abwarten, ehe man zu der Veröffentlichung wei terhin Stellung nimmt. Abbau der Jnsnrgentenfrout Rattbor, 27. März. (W. T. B.) Im südlichen Bezirk rücken die Insurgenten ab. Seit gestern nachmittag wird der Abbau der Jnsurgentensront und die Aushebung der ^einzelnen Ortequartiere durchgeführt. Wie der „Lokalanz." aus Deuthen meldet, ist ein Teil der in Rosenberg zusammengezogenen Insurgenten mit Waffen und Munition in der Richtung nach Deutsch-Pieka -abgezogen. In Kattowitz haben die Insurgenten den Stadt park teilweise geräumt. Nach einer Meldung der „Deutschen Tageszeitung" ist n dem Mischen dem General Höfer uttd dem General Hen- lecker abgeschlossenen Räumungsadkommen vorgesehen, daß er polnische Rückzug durch eine englische Kommission nach geprüft wekden soll. General Höfer hat darauf bestanden, atz di« Räumung Zug um Zug erfolgen soll. von Ismid sind von einem englischen Kreuzer an Bord ge nommen worden. Deutscher Reichstag Der Reichstag ist wieder einmal vor die Frage gestellt worden, in einer Angelegenheit die Entscheidung zu treffen, die deutsches Empfinden und Nationalgesühl erfordert. Dem Hause liegt ein Antrag vor, der von der Deutschen Volks- Bolschewisttsche Agitatoren in Oberfchlesien. Berlin, 28. Juni. (Drahtber.) Der „Berl. Lokalanz." berichtet über die eifrige Tätigkeit bolschewistischer Agita toren in Oberschlesien. Die Bolschewisten treten in den Reihen der Insurgenten den nationalpolnischen Agitatoren scharf entgegen. Sie versuchen auch die englischen Soldaten für ihre Ideen zu gewinnen, s Das Ausbleiben der obtrschlefifchen Kohle. Berlin, 28. Juni. (Drahtber.) Wie die Blätter schrei ben, führt das fortdauernde Ausbleiben der Kohlenlieferun gen aus Oberschlesien allgemeitl zu einer völligen Ent blößung Deutschlands von irgendwelchen Kohlenreserven. Die Gasanstalten im Reich können nur mit durchschnittlich 60 Proz. ihres eingeschränkten Kontingents beliefert wer den. Die Elektrizitätswerke haben Abschaltungen von In dustrien und Stromsperrungen vornehmen müssen. Griechenland erklärt Rußland den Krieg Wertung von Branntwein und den Branntweinhandel. Ausgenommen von dem Einfuhrmonopol ist die Einfuhr von Rum, Arrak, Kognak und Likören aus dem Ausland. Begründet wird di« Vorlage mit der Notwendigkeit, neue Steuern für das Reich zu schaffen. Die Vorlage sieht eine Erhöhung der Branntweinabgabe, die bisher 800 für 100 Liter Weingeist betrug, auf 4000 für 100 Liter Wein geist — also das fünffache — vor. Das erscheine angemes sen, da in Frankreich 100 Liter Weingeist mit 1000 Frank und in England mit 2770 Schilling belastet sind. Die nächsten Prozesse in Leipzig. Dor dem Schwurgericht.in Leipzig beginnt am Mitt woch der Prozeß gegen den General Stenger von der 58. Infanterie-Brigade und den Major Crufius. Stenger wird von den Engländern beschuldigt. 1014 narb der Sblacbt bei Saarburg den Befehl gegeben zu haben, keine Gefan- genen zu machen und verwundet in deutsche Gefangenschaft e Feinde zu töten. Major Crusius wird beschuldigt, Ken Befehl wettergegeben und teilweise befolgt zu haben. englische Anklage lautet auf Mord. Äm Zusammenhang - . . . . . . —— den irund Präsident Löbe: Mit dieser Frage wird sich eventuell noch der Staatsgerichtshof befassen müssen. Abg. Dr. Oberfohren (Deutschnat. Dp.): Die Frage ist rein flaggentechnisch. Für di? schwarz-weiß-rote Handels flagge haben sich alle seemännischen Kreise ausgesprochen, darunter die sozialistischen Senatoren von Hamburg und Lü beck, und die Arbeitnehmer der Reedereien, unter denen sich sogar Kommunisten befinden. Mit einer Änderung der Han delsflagge würden wir uns vor aller Welt lächerlich machen. Abg. Breitscheidt (U. Soz.): Der Antrag laufe auf eine Verfassungsänderung hinaus. Die Verordnung des Reichs präsidenten sei an sich schon verfassungswidrig. Der Antrag beweise, daß die Rechte glaubt, Oberwasser zu haben. Abg. Bartz (Kom.): Die Antragsteller spielen Versteck. In Wahrheit wollen Sie das einzige, das an die Republik er innert, beseitigen. Abg. heile (Dem.) betont, daß hier von einem politischen Hintergrund nicht gesprochen werden könne. In Weimar habe er für schwarz-weiß-rot gestimmt, weil er einen Grund für einen Flaggenwechsel nicht einzusehen vermochte. Auch Reichsminister a. D. Koch (Dem.) tritt für schwarz- weiß-rot ein, die Farben, unter denen die nationale Einigung erfolgt sei. Mit Rücksicht auf die schwerwiegenden Beden ken aller Sachverständigen werde die demokratische Frak tion für den von ihr auch mit unterzeichneten Antrag Paris, 27. Juni. In Paris verlautet, daß Griechenland,stimmen. an Sowjetrußland den Krieg erklärte. Diese Mitteilung sei j Unater lebhafter Unruhe des Hauses entwickelt sich noch bereits radiotelegraphisch nach Rußland gegeben worden.'eine kleine Debatte darüber, ob es sich um eine Verfässungs- Die Ursache der Kriegserklärung bestehe darin, Laß an der Linderung handelt, dann folgen die unvermeidlichen persön- Front von Smyrna russische Truppeneinheiten festgestellt lichen Bemerkungen und endlich kommt das Haus zur Ab wurden, ferner russische Munitionssendungen. Auch der stimmung. Auf einer? Antrag wird diesmal' namentlich ab- Abschluß einer Militärallianz der Regierung von Angora gestimmt. Die Auszählung der Stimmen ergibt, daß 246 -mit Sowjetrußland gebe Anlaß zu dieser Kriegserklärung. ;Abgeordnete abgestimmt haben, davon haben 120 für und j Paris, 27. Juni. (Drahtb.) Wie die Havasagentur aus ^l gegen den Antrag bei 5 Stimmenthaltungen. Der j Konstantinopel meldet, sind die griechischen Truppen bei Ad- bazar und Sabanda geschlagen worden und Haben sich auf " Gleichstellung der Frauen m der Justiz jIsmid zurückziehen müssen. Auch Ismid sei am Abend des : 24. d. M. von den Türken besetzt morden. Die Bewohner iM 7 Uhr das Haus auf Dienstag nachmittag 2 Uhr. Berlin, 28. Juni. (Drahtb.) Wie die „Deutsche Allg. Ztg." mitteilt, wird im auswärtigen Ausschuß des Reichs tages, der heute vormittag Zusammentritt, die Interpellation über Oberschlesien und die Sanktionen von der Regierung beantwortet werden. Das Branntweinmonopol. - — - Berlin, 27. Juni. Dem Reichstag ist der Entwurf eines Partei, den Doutschnationale'n, Zentrum, Demokraten und Gesetzes über das Branntweinmonopol zugegangen. Das der Bayrischen Volkspartei eingebracht wurde, dahin lau- Monopol umfaßt die Übernahme des im Monopolgebiet tend. Laß man dem dringenden Wunsche der deutschen Ree- hergestellten Branntweins aus den Brennereien, die Her- der, der seemännischen Berufsverbände, den Vertretern des stellung von Branntwein, die Einfuhr von Branntwein aus Überseehandels und der Ausländsdeutschen Rechnung tra- dem Ausland, die Reinigung von BrannAein und die Ber gen und weiterhin als Handelsflagge die Farben schwarz- """" """ weiß-rot allein beibehalten solle. Im Frühjahr 1021 erging eine Verfügung, der zufolge in die linke Ecke der schwarz- weiß-roten Handelsflagge eine schwarz-rot-goldene Gösch ausgenommen werden soll. Abg. Gildenmeister (D. Vp.): Für die Erhaltung der deutschen Handelsflagge schwarz-weiß-rot ohne Eckeinfügung der Reichsfarben haben sich alle beteiligten Kreise, Reede reien, Handel und Ausländsdeutsche einmütig ausgespro chen. Dazu kommen ideelle Gründe. Die neue Flagge würde den überseeischen Wiederaufbau gefährden. Abg. Dr. David (Soz.): Die Frage ist seit Mei Jahren durch die Verfassung entschieden. Der Antrag scheint ziem lich harmlos zu sein, er ist aber ein Verstoß gegen die Der- fassung. Die Gesamtheit des Volkes hat ein großes Intere- esse daran, daß die Farben der Republik auch draußen ge zeigt werden. Es handelt sich hier im Grunde um den Kampf der Flagge der Monarchie gegen die Flam« der Re- ... , publik. Die schwarz-we,tz-rote Fahne war schon vor Wei- fallende Feinde zu mar diejenige, unter der Ausnahmegesetze gegen di« Arbei- - ter gemacht wurden. Nach Weimar wurde Schwarz-weiß- Di« englische Anklage lautet auf Mond. Im Zusamrnem rot die ausgesprochene KampffÄine gegen die Republik und ^it diesem Verfahren wird noch eine Anklage gegen für die Monarchie. (Lärm rechts, lSrme^>e Zuruf« links. Oberleutnant Laute verhandelt werden, der auf Gi Glocke des Präsidenten.) Aber keiner derjenigen, die heute Stengerschen Befehl» den englischen Kapitän Migat nach große Töne reden, hatte 1018 den Mut, die schwarz-weiß- > k^ner Gefangennahme erschossen haben soll, vberleutnam rote Fahne zu entfalten. ! Laute sagt aus, daß Kapitän M. sich nach seiner Gefangen- Wir muffen gegenwärtig alles vermeiden, was d«r nahm« geweigert habe, seine Waffe abzugeben: ja daß M. Entente gegenüber so nussehen könnte, wie der Anfang einer ihn weiter angegriffen habe. In dem Handgemenge sei der Rückkehr zur Monarchie. s englische K«itän dann von einem deutschen Soldaten er- Abg. Brauns (Soz.) meint, daß der Antrag als eine schaffen worden. . Änderung der Verfassung angesehen und demgemäß behau- Die danach zur verhmvdlung stehende ««läge richtet sich dell werden müsse. - gegen den General v. Schack, der als Gouverneur von