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Dresdner Journal : 17.03.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-03-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190603173
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19060317
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19060317
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-03
- Tag 1906-03-17
-
Monat
1906-03
-
Jahr
1906
- Titel
- Dresdner Journal : 17.03.1906
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vezu«SPreiS: Veivi Bezüge durch dir HOchästrlieffe innerkalk Dresden» 2,50 M. (einschl. Zutragung^, durch die ^oft im Deutschen Reiche s M. (ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Wird Zurücksendung der für die Schristleitung bestimmten, aber von dieser nicht em- geforderten Beiträge bean» sprucht, so ist das Postgeld beizufügen. Dresdner i Mmna! Herausgegeben von der König!. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen: Werktags nachm. 5 Uhr. — Originalberichte und Mitteilungen dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt' werden Anktutzt,««,«gebühren: Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi- auna-Seite oder drrenRaum 20 Pf. Bei Tabellen- und Zifsernsatz 5 Pf. Ausschlag für die Zeile. Unterm Re daktionSstrich (EingesantN) oie Lrxtzeile initller Schrift oder deren Raum SV Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bis mittags 12 Uhr für die nach mittags erscheinende Nummer. ^«3 1906 Sonml'md, den 17. März nachmittags. Amtlicher Stil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den in den Ruhestand versetzten nachgenannten Be amten der Staatseisenbahnverwaltung, und zwar den Lokomotivführern I. Klasse Geßler und Runkwitz in Dresden sowie dem Oberschaffner Säuberlich in Leipzig das Albrechtskreuz, ferner dem Feuermann I. Klasse Krauß in Schleiz, den Schaffnern Burk hardt und Theodor Müller in Chemnitz sowie Wiedemann in Görlitz, dem Bahnwärter Mauers berger in Leubsdorf, dem Packer Sachse in Chem nitz sowie den Weichenwärtern II. Klasse Friedrich in Potschappel, Lochner in Dresden und Schroth in Freiberg das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Die diesjährigen Fachlehrerprüfungen im Zeichnen und Schreiben finden im Juli, vor Be ginn der großen Ferien, statt. Gesuche um Zulassung zur Fachlehrerprüfung im Zeichnen sind von Bewerbern, welche die sächsische Staatsangehörigkeit besitzen, bei dem Bezirksschul inspektor ihres Aufenthaltsortes, von Nichtsachsen dagegen unmittelbar bei dem unterzeichneten Ministe rium bis spätestens den 14. April 1«W unter Beifügung der in 8 4 Punkt 6 der Prüfungs ordnung vom I. Dezember 1904 aufgeführten Zeug nisse einzureichen. In dem Gesuche ist anzugeben, für welche Gattung von Schulen der Bewerber die Befähigung zur Erteilung des Zeichenunterrichts erlangen will. Diejenigen, die sich der Fachlehrerprüfung im Schreiben unterwerfen wollen, haben ihre Gesuche um Zulassung nebst den nach 8 28 der Prüfungs ordnung vom 1. November 1877 beizufügenden Zeug nissen bis zu gleichem Zeitpunkte bei dem Bezirks schulinspektor ihres Aufenthaltsortes anzubringen. Die Bezirksschulinspektoren haben die beide Prü fungen betreffenden Gesuche nebst Unterlagen unver züglich an den Prüfungskommissar Bezirksschulinspektor Schulrat vr. Prietzel in Dresden zu übermitteln. Dresden, den 22. Februar 1906. Ministerium des Kultus und öffentlichen i»7s Unterrichts. Vr»e««ungen, Bersetzungen re. im öffent lichen Dienste. Im «eschäftsbcreiche d,S Ministeriums de« Kultus u. öffentt. Unterrichts. Zubesetzen: Die Lehrer stelle in Deutschkatharinenberg. Kollator: die oberste Schulbehörde. 1200 M. Grundgehalt, 200 M pers. Zulage, 110 M. für Fortbildungsschul- und 55 M. für Turnunterricht (sowie SO M der LehrerSsrau für Handarbeitsunterricht) und Amts wohnung. Nach Befinden, mit Genehmigung des Ministeriums des Innern, 120 M. sür Unterricht im gewerblichen Zeichnen. Gesuche bis 31. März an Bezirksschulinspektor Schulrat vr. Winkler, Freiberg; — die Schuldireklorstelle zu Scheibenberg. Kollator: die oberste Schulbehörde. Bei freier Wohnung im Schulhause Jahrcsgehall 2700 M und die gesetzlichen Dtenst- alterSzulagen Vorschriftsmäßige Bewerbungen bis 26. März ai Bezirksschulinspeltor Schulrat Schreyer, Annaberg. (Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile) Nichtamtlicher Teil. Tagesgeschichte. Dresden, 17 März. Se Majestät der König begab Sich heute früh 8 Uhr 2 Min ab Neustädter Kunst und Wissenschaft. Nesi-enztheatcr. — Am 16. d. M: „Nanon", die Wirtin vom goldenen Lamm Komische Operette in drei Akten von F. Zell. Musik von Richard Gense. (Neunte Vorstellung der ersten Serie des Operetten abonnements) Die musikalische Welt kennt Richard Gense nicht nur als den Erschaffer der Operetten „Nanon" und „Der Seekadett", sondern auch als den Textdichter Straußscher, Supposcher und Millöckerscher Operetten. Es ist danach ganz zweifellos, daß er zu den Be wunderern dieser Meister der Operette gehört hat. Hört man jedoch seine Musik, wenigstens die zu „Nanon", so würde man weit eher darauf schließen können, daß er die Vorbilder für sein eigenes Schaffen in den französi schen Meistern dieser Musik, in Lecocq und Lacome zum Beispiel, auch in Offenbach, nicht aber oder nur wenig in den Wiener Walzerkomponistcn gefunden hätte, denn die Grazie und Leichtigkeit jener, nicht der Duktus dieser ist das Kennzeichen seiner Musik. Der Residenz theaterleitung gebührt Dank dafür, daß sie nach langer Pause wieder einmal die sympathische, in der Melodie eingängliche, in der Orchesterarbeit noble Musik in ihrem Hause erklingen ließ Mag das Textbuch nicht überall gleich interessant beschaffen sein, mag manche leere Stelle m ihm auftreten — die reizvolle Musik Gense«, ins besondere die musikalisch prachtvoll gearbeiteten Ensemble sätze in den Finalen des ersten und zweiten Aktes, das reizvolle Sextett im zweiten Akte und manche der ein gestreuten Lieder, vor allem das melodiöse „Was ist denn heul' wohl für ein Tag?" oder do« frische „Jung an Jahren, unerfahren, blieb den Frauen ich weit", diese reizvolle Musik entschädigt vollkommen für das, was da« Bahnhof zu dem schon gemeldeten Besuche der Städte Waldheim und Colditz nach dort. Die Rückkehr Sr. Majestät nach Dresden wird heute abend .6 Uhr 37 Min. erfolgen. 7"*— — Aus Arco wird berichtet, daß das Befinden Ihrer Majestät der Königin-Witwe ein zufrieden stellendes ist. Allerhöchstdieselbe ist mit Ihrer Königl. Hoheit der Frau Gräfin von Flandern, Höchstwelche gleichfalls am 10. d. M. in Arco eintraf, bei dem zwar kühlen aber sonnigen Wetter viel im Freien, besonders wird der schöne Park Sr. Kaiserl. und Königl. Hoheit des Erzherzogs Friedrich, den Höchstderselbe Ihrer Majestät zur Verfügung stellte, fast täglich be sucht. Außerdem unternahm Ihre Majestät bereits einige Fahrten in die hübsche Umgebung nach Nago, Torbole, Riva und den Ledrosee. Ihre Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Moritz von Sachsen-Altenburg, Höchstwelche gleichfalls in Arco weilen, wurden von Ihrer Majestät empfangen. Deutsches Reich. Berlin. Aus Bremerhaven wird berichtet: An der gestrigen Frühstückstafel bei Sr. Majestät dem Kaiser an Bord des Linienschiffs „Kaiser Wilhelm II." nahmen die Herren Plate, Achelis und vr. Wiegand vom Norddeutschen Lloyd, sowie der hier anwesende Staatssekretär des Auswärtigen Amtes v. Tschirschky und Bögendorff teil. — Die Angelegenheit des deutsch-schwedischen Handelsvertrags ruht gegenwärtig. Die weitere Be handlung hängt, wie die „Neue politische Correspondenz" schreibt, von der Stellungnahme des schwedischen Reichs rats in der Frage der Eisenerz-Zölle ab; eine Verhand lung darüber im schwedischen Parlamente wird demnächst erwartet. — Die „Neue politische Correspondenz" schreibt: Bei der von der Neichsverwaltung angestellten Kartellenquete hat eine ganze Reihe von Fragen nicht bis zu dem Grade geklärt werden können, wie es erforderlich gewesen wäre, um eine erschöpfende Be urteilung der Wirkung des Kartellwesens zu gewinnen, und zwar aus dem Grunde, weil die Kartelle befürchten, eine wirtschaftliche Benachteiligung der durch sie ver tretenen Unternehmungen durch eine allzuoffene Dar legung von Geschäftsgeheimnissen herbeizuführen. Seitens der Kartelleitungen ist jedoch wiederholt bemerkt worden, daß sie bereit seien, den Verbündeten Regierungen jede weitere Auskunft zu gewähren; sie hielten sich aber nicht für berechtigt, diese Erklärungen vor einem so zahlreichen Kreise von Sachverständigen, wie sie in den Kartell sitzungen versammelt wären, abzugeben. Die Verbündeten Regierungen behalten sich in Würdigung dieser Verhält nisse, denen sie eine gewisse Berechtigung nicht versagen können, vor, über einzelne besonders wichtige Punkte, über die aus den erörterten Gründen völlige Klarheit nicht geschaffen worden ist, besondere Erhebungen in anderer Form vorzunehmen. — Unter den Angriffen, die in der Presse von mehr eifrigen als berufenen Agitatoren für eine erheb liche Verstärkung unserer Flotte gegen die Marine verwaltung gerichtet zu werden pflegen, spielt der Hin weis darauf eine große Rolle, daß sich unter der Zahl der nach dem Flottengesetz die deutsche Flotte bildenden Schlachtschiffe noch eine Anzahl solcher Fahrzeuge be findet, die der heutigen Entwickelung der Schiffbau- und Waffentechnik nicht mehr voll entsprechen Wenn man dabei, so schreiben die „Berl Pol Nachr", sogar soweit geht, diese Fahrzeuge als völlig wertlos und selbst als eine Gefahr für die Besatzung zu bezeichnen, so schießt man dabei doch weit über das Ziel hinaus und läßt für die Beurteilung erhebliche Umstände außer Betracht. Ohne Zweifel wäre es erwünschter, wenn die deutsche Flotte m der durch das Flottengesetz festgesetzten Stärke Textbuch da und dort an Esprit und fortreißendem Humor schuldig bleibt. Gense verlangt für die Ausführung dieser, seiner be kanntesten und bei ihrem ersten Erscheinen (1877) un gemein beliebt gewesenen Operette mehr als Durchschnitts sänger und -sängerinnen. In der gestrigen Aufführung des Werkes genügten seinen Gesangsanforderungen eigent lich nur zwei Künstler: Frau Käthe Balder, welche die Nmon de L'Enclos mit schönem Ton und künst lerischem Geschmack sang, und Hr. Oskar Aigner, der Darsteller des Hektor. Neben diesen beiden Sängern konnte schließlich noch Hr. Franz Schwaiger, der den Abb« la Plütre verkörperte, in Ehren bestehen; sein schöner, weicher, nur nicht übermäßig großer Bariton kam in der Umwandlung des zum Choral veränderten Liedes „Was ist denn heut' wohl für ein Tag?" zu recht gefälliger Wirkung. Dagegen war Frl. Mary Martini als Nanon den schwierigen Fiorituren in ihrem Austrittsliede im ersten Akte wie auch sonst den stimm lichen und gesangskünstlerischen Anforderungen nicht ge wachsen, die Gense an die Darstellerin Nanons stellt. Auch Hr Heinrich Werk (Aubiqus), der sonst so spiel gewandte und sangesfreudige Sänger ließ gestern abend mehr oder weniger im Stich. Der Chor hielt sich überraschend gut, wohl ein Ver dienst des Kapellmeister« Rudolf Dellinger, der auch am Dirigentenpulte saß und der reizvollen Musik Gense«, dank seines feinen musikalischen Gefühls und vornehmen künstlerischen Geschmacks, zu einem vollen Erfolge ver half Die Jnfzenesetzung hatte Hr. Karl Friese ge schickt besorgt ». Dramatische Dichtungen. I. Alle Shakespearebiographen und Shakespearekenner durchweg aus höchstwertigen Schlachtschiffen bestände. Da« aber war zurzeit der gesetzlichen Festlegung des Flottenbauplans absolut nicht zu erreichen Man war vor die Wahl gestellt, entweder in die Gesamtnormal- stärkc der Flotte die vorhandenen älteren Panzer hinein zurechnen oder aber sich mit einer entsprechend schlechteren Bemessung dieser Normalstärke zu begnügen. Unter diesen Umständen war die Wahl gegeben. Man mußte sich für die ersterwähnte Möglichkeit entscheiden, und zwar um so mehr, als jene älteren Panzer zwar den Linienschiffen neuester Konstruktion und Bewaffnung nicht gleichwertig sind, aber doch auch keineswegs ein wert loses Glied unserer Landesverteidigung zu Wasser bilden. Zunächst bieten sie die Mögjichkeit, eine erheblich stärkere Zahl von Offizieren, Ingenieuren und Mann schaften auszubilden, als wenn sie nicht vorhanden wären; sie ermöglichen daher den Ersatz in einem Seekriege erlittener Verluste durch vollausgebildetes Ma terial, und schon das ist bei der heutigen Entwickelung der Schiffsbaukunst und der Bewaffnung von sehr er heblichem Wert. Sodann aber sind jene älteren Fahrzeuge auch keineswegs ohne Kefcchtswert; wenn man natürlich auch nicht daran denken könnte, sie ohne Not gegen intakte feindliche Seestreitkräfte ins Gefecht zu führen, so würden sie doch für eine durch eine vorhergegangene Seeschlacht mitgenommene feindliche Flotte ein nicht zu unterschätzender Gegner werden. Es bilden daher auch diese Schiffe selbst eine Reserve von nicht zu unter schätzender Bedeutung und einen keineswegs wertlosen Teil unserer Rüstung zu See — Die vom 16. März ab ausgegebene Nummer 16 des Reichsgesetzblatts enthält eine Bekanntmachung vom 14 März 1906, betreffend Abänderung der Vor schriften über den Befähigungsnachweis und die Prüfung der Seeschiffer und Seesteuerleute auf deutschen Kauf fahrteischiffen. Oldenburg. Prinz Heinrich der Niederlande ist zu einem mehrtägigen Besuche am oldenburgischen Hofe eingetroffen. Frankreich. Paris In dem gestern im Eliser stattgehabten Ministerrate machte Ministerpräsident Sarrien Mit teilungen über den Stand der gerichtlichen Untersuchung, die eingeleitet worden ist, um festzustellen, wen die Ver antwortung für die Katastrophe von Courrisres trifft. Der Minister des Innern Clemenceau teilte mit, daß die Direktoren der Bergwerksgesellschaften dem Vor schläge, heute nachmittag im Ministerium der öffentlichen Arbeiten zu einer Beratung mit Delegierten der Berg arbeiter zufammcnzutreten, zugestimmt haben, daß aber von den Bergarbeitern eine Antwort auf diesen Vorschlag noch nicht eingegangen sei, diese aber sicher bejahend lauten werde Rußland. St. Petersburg. Der Kaiser empfing heute den deutschen Militärbevollmächtigten Generalmajor v. Jacobi in Audienz. — Die „St. Petersb. Telegr.-Ag" teilt mit: Das gestern vom Londoner „Daily Telegraph" veröffentlichte Telegramm aus Tokio, in dem mitgeteilt wurde, daß sich infolge des Wunsches des russischen Kaisers, die freundschaftlichen Bande zwischen Rußland und Japan enger 'zu knüpfen, eine unter der Führung eines Groß fürsten stehende Mission, bestehend aus Generalen, Ad miralen und anderen Würdenträgern, nach Japan be geben werde, ist ungenau und wahrscheinlich durch Ge rüchte über eine von Rußland getroffene Entschließung, demnächst seine Vertretung in Tokio in eine Botschaft umzuwandeln, veranlaßt worden. Moskau. Die extreme Partei hat beschlossen, ihre Taktik zu ändern, von aufrührerischen Bestrebungen ab zusehen und an den parlamentarischen Kämpfen teilzunehmen Saratow. Die Frau, die den General Sacharow ermordete, ist zum Tode durch den Strang verurteilt worden Der Gerichtshof empfahl die Verurteilte zur Begnadigung zu lebenslänglicher Zwangsarbeit. pflegen mit ironischem Wohlgefallen die Äußerungen des altenglischen Kritikers Thomas Nash zu zitieren, der beim Vergleich der „herrlichen" epischen Dichtungen „Venus und Adonis", „Tarquin und Lucretia" und selbst der „einfach sinnigen" Sonette mit den Dramen Shakespeares die Bemerkung zum Besten gab, daß er das Talent des Dichters weit höher schätzen würde, wenn dieser keine Schauspiele geschrieben hätte. „Seine Schauspiele haben seinem Ruhm mehr geschadet als genützt." Das Vor urteil, daß dramatische Dichtungen überhaupt keine Dich tungen im höheren Sinne und von bleibendem Werte wären, kontrastiert so wundersam mit unsrer Anschauung, daß die dramatische Dichtung die Krone aller Poesie sei, und Shakespeare der König aller Dramatiker, daß sich der Treppenwitz beim Vergleich der Urteile von ehedem und heute weidlich gekitzelt fühlt Wem sollte es nach so glorioser Widerlegung beifallen, Ursprung und Kern jenes vielbelachten Irrtums näher zu untersuchen, wenn sich nicht nach mehrhundertjähriger Erfahrung heraus stellte, daß der Irrtum gegenüber ganzen Folgen und Gruppen dramatischer Werke sich beständig erneuert und erneuern muß und daß beispielsweise im England des 19. Jahrhunderts die weitaus größte Zahl der auf- geführten Stücke so wenig zur Literatur gerechnet werden, daß in den eigentlichen Llteraturblättern oft nicht einmal ein Zeichen ihrer Existenz zu finden ist. Sie gelten nicht mit Unrecht als theatralische Jndustrieware und al» Nachfahren der dramatisierten Kriminalgeschichten und der Schwänke, mit denen, wenige Jahrzehnte vor Shakespeares Auftreten, da» englische Nationaltheater begonnen hat. Die englische Kritik von heute steht durchaus wieder auf dem Standpunkt von Mr. Nash: jeden Band lyrischer Gedichte und jeden Gouvcrnantenroman über die Zug stücke der Londoner Theater zu stellen Auf deutschem Boden waltet eine umgekehrte Tendenz vor: der bloßen dramatischen Form Bedeutung und Geltung zuzusprechen Sebastopol. Leutnant Schmidt hat gegen da« über ihn verhängte Urteil Kassationsrekord eingereicht. Warschau. Die verhaftete Rosa Luxemburg wurde in der Zitadelle unteraebracht Eine Haussuchung bei ihrer Familie führte zu keinem Ergebnis. Marokko. Algeciras (Agence Havas.) Wegen der nächsten Sitzung ist noch nichts festgesetzt; die einen wünschen, daß sie heute stattfindet, die anderen — und das sind die in erster Linie in Betracht kommenden — ziehen e« vor, daß die nächste Sitzung erst Montag oder Dienstag stattfindet Diese Sitzung würde dann die entscheidende fein. Japan. Tokio. Das Abgeordnetenhaus hat gestern nach lebhafter Debatte die Eisenbahnverstaatlichungs vorlage mit 243 gegen 109 Stimmen unverändert an genommen. Man erwartet, daß auch die Vorlage be treffend Verstaatlichung der Bahnlinie Söul—Fusan auf Korea angenommen wird Die Kosten der beabsichtigten Verstaatlichung in Japan selbst werden auf 500 Mill. Den geschätzt. KolonialpolMsches. Deutsch-Südwestafrika. Amtliche Meldung. Major v. Estorfs hat den Angriff gegen Morenga in den letzten Wochen vorbereitet und den Kreis um die Stellung des Gegners am Orangefluß immer enger ge schloffen. Es standen die Abteilung des Hauptmann« v. Erckert (4 Kompanien, 5 Geschütze, 2 Maschinen gewehre) bei und westlich Homsdrift, die Abteilung de« Hauptmanns v. Hornhardt (2 Kompanien, 4 Geschütze) um Umeis, die Abteilung des Hauptmanns Siebert (4 Kompanien, 6 Geschütze, 2 Maschinengewehre) in zwei Kolonnen bei PilgrimSrust und Wasserfall. Die Patrouillen des Leutnants Döring und Ober leutnants Stage halten in den ersten Tagen des März südlich Um eis und westlich Pelladrift feindliche Wacht feuer festgestellt und verschiedentlich Feuer erhalten. Am 6. März wurde eine Funkenstation auf dem Marsch von Alurisfontein nach UmeiS beschossen, wobei ihr Führer Vizewachtmeister v Parpart fiel. Tags darauf erhielt eine Signalpatrouille nördlich HomSdrift Feuer. Allent halben wich der^Gegner in südlicher Richtung zurück. Von der Abteilung Siebert trat am 8. März die 2 Kompanien, 2 Gebirgsgeschütze und 1 Maschinengewehr starke linke Kolonne unter Oberleutnant Beyer den Vormarsch von Wasserfall den Orangefluß abwärts an. Sie stieß östlich Pelladrift auf einen starken Gegner, der erst in der Nacht vom 9. zum 10. März, als Ver stärkungen herankamen, seine Stellung räumte In dem Gefecht fiel ein Unteroffizier, schwer verwundet wurden 3 Mann, leicht verwundet Leutnant Mannhardt und 3 Mann Am 10. März vormittags setzte Oberleutnant Beyer seinen Vormarsch fort. Am gleichen Tage ging Major Täubler mit der durch andere Truppen ver stärkten rechten Kolonne der Abteilung Siebert (2 Kom panien, 4 Geschütze, 1 Maschinengewehr) von Pilgrimsrust in südwestlicher Richtung vor und erreichte am Abend den Orangefluß etwa 12 lcm westlich Pelladrift. Nach Meldungen vom britischen Ufer des Flusses soll sich Morenga zwischen diesen beiden Abteilungen befinden und war die Fortsetzung des Angriffs am 11. März beabsichtigt. Die näheren Nachrichten hierüber stehen noch aus. Die Abteilung Erckert ging von Homsdrift längs des Orange nach Osten, Abteilung Hornhardt von Umeis quer über das Gebirge in Richtung Hartebeest- mund vor. Beide Abteilungen stießen am Morgen des 12. März 3 üm östlich Hartebeestmund auf den Feind und warfen ihn in gemeinsamem Angriff zurück Er floh teils den Orange auswärts, teils in nordöstlicher Richtung. Die Abteilung Erckert hatte 10 leicht Ver wundete, die Abteilung Hornhardt keine Verluste. Beide Abteilungen sollten am 12. abends den Vormarsch in Richtung Pelladriit fortsetzen und theatralische Brauchbarkeit als literarischen Wert em- zuschätzen. Manche Literarhistoriker, denen Erzähler wie C. Spindler und Ludwig Storch nicht vornehm genug sind, ihnen nur eine Zeile zu gönnen, buchen getreulich Karl Töpfer, Charlotte Birch-Pfeiffer, C Feldmann, W. Floto, Grandjean und Moser als Vertreter des deutschen Dramas Während es sich verhältnismäßig leicht erweist (wenigstens bis vor etwa zwei Jahrzehnten leicht war), die dilettantische Versschmiederei vom lebendigen Ausdruck poetischer Natur und die nachahmende Unter haltungsliteratur, die Garne spinnt und spannt, von der schöpferischen Erzählungtzkunst zu unterscheiden, erschwert bei dramatischen Gebilden die ausgleichcnde Wechsel wirkung von Produktion und Bühne, die Existenz so vieler Zwischenstufen und Übergänge, die täuschende Mit wirkung der Überlieferung leider die richtige Erkenntnis und Abwägung echten Lebensgchalts, poetischer Indivi dualität und künstlerischen Verdienstes. Gleichwohl unterliegt es keinem Zweifel, daß mehr als Drei viertel aller mit Erfolg ausgesührten Dramen weder mit dem Leben noch mit der Poesie etwas zu schaffen haben, im Entwickelungsgang der National literatur nicht« bedeuten Sie sind und bleiben Markl und Tagesware, deren die Bretter nun einmal nicht ent- raten können oder wollen. Das eine Viertel drama tischer Dichtungen, die in Wahrheit Dichtungen, Schöpfungen sind, hebt sich von den gangbaren Kaneva«, denen erst die Schauspielkunst Füllung und Farben gibt, kenntlich genug ab Aber bei jeder Musterung der zahl reichen als Literatur dargebotenen dramatischen Neuig keiten wirken zwei Gruppen zwischen den poetischen Werken und den Werken rein praktischer Bühnenlieferanten, ver wirrend und störend. Der einen gehören Werke solcher Dramatiker an, die mit poetischen Absichten und An läufen begonnen haben, seitdem zur theatralischen Industrie übergegangen find, aber gewisse Nachwirk-
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