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Dresdner Journal : 24.01.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-01-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187501246
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750124
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750124
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-01
- Tag 1875-01-24
-
Monat
1875-01
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 24.01.1875
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Ld»n»«w«ot»pr»l»g I» 4«»t»«d»» L»t»L»: /LKelivK, . . . IS N«b ^MtrUoI»! 4 Uvk dO kk. Lin»«t»»Kuiuw«r»: 10?5. La—»ed»Id äo, SsSloedSA ticict— tkitt?«t- ,»S 3wiop<!lLU»edl»G dü—ir. lnsornteoprolsv» WM» La» kaum «io«r ^«Ep^beosoKvtituoU«! iO kH, O»4« „LiUtk«»i>äi" ckio 2«»1»r 40 KL Lrtedeloeoi IlgUod mit Lun»»tu»« ck«r Som»- avck ?ei»rt»E», Ld««<i» kür 6« kol^ockm» "r»8- DresdnerMumal. Verantwortlicher Redacteur: CommissionSrath I. G. Hartmann in Dresden. I»„r»t«L»»»N»» »ovLrt», I^tpetU. F> Lra„<i^ett«r, Oowiiu—»olM s« « vr««tu«r louriuU»; «benck«.: L«A«n > , SawkaiU-I—U» Ml« L»,«l-Lr»»I»a-rr»»kkllrr » » Zra«en«te»n <- ^o-ter,' I«rUa M»«aH»iadarss-rr»x-l.«t?»iU-^r»alltm< » > »üacd«: Na<i LI««««/ »arlm A ^ornicL, /„naticke^. ckanl ,//. X/Z-scoLt,- Lr»w»a: L'. Lc^tott«,- Lr»»l»,: F ltitr«»; vdswolt»: F>. ^»iot,- kraaktaer » «.: L /a,Aer'«ok« o. /. 6. 7/errMan» »cae NuvUU^ /)auLe<s (.'»., SorUt»: /„vH , Lum»—r: V LcLck—ter,- kart«: //avu«, Fa/itte, /tvttter <4 Vo., 4t»UL"4: />a«L« <s Vo., Luadar»: />. /Neu«/-«», Mt«i ll«r»o»xod«r» Küoinl. krpackitiou äe» Ur««ia« Zonen^M l-rvacke», Llarxurvtboovte»—» K» 4. NilWmüicher Theil. Uebrrsichf. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Fulda. Straß burg. Wien. Paris. Versailles. Rom. Madrid. Barce lona. London. Kopenhagen.) Deutscher Reichstag. (Sitzung vom 22. Januar.) Der Proceß Ofenhrim in Wien. Dresdner Nachrichten. Provinzial - Nachrichten. (Leipzig. Plauen. Wald heim.) Statistik und VolkSwirthschaft. EingesandteS. Feuilleton. TageSkalender. Inserate. Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische WitterungSberichte. Inserate. Isek'aravhilche Nachrichten. Versailles, Freitag, 22. Januar, Abevdü. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der National versammlung wurde die Berathung der constitutio- nellen Vorlagen fortgesetzt. Im Laufe der Debatte gab der Minister des Innern, General de Chabaud - Latour, die Erklärung ab, daß er infolge des Beschlusses der Nationalversamm lung in der Sitzung vom 6. d. M. den Marschallpräst- denten um seine Entlassung gebeten, daß der Marschall indeß gewünscht habe, daß das Ministerium seine Functio nen bis dahin fvrtführen solle, wo es ihm gelungen sein werde, ein neues Cabinct zu Stande zu bringen. Das jetzige Ministerium sei daher für seine Handlungen durchaus und vollständig verantwortlich, iso lange bis dasselbe seine Befugnisse an das ihm nachfolgende Mi nisterium abgegeben habe. Der Minister wies sodann auf die von der Nationalversammlung übernommene Verpflichtung hin, die konstitutionellen Vorlagen zu vo- tiren, und verlangte, daß die Nationalversammlung mit Rücksicht auf den Wortlaut ihrer früheren Beschlüsse zur zweiten Lesung der coustitutionellen Vorlagen übcr- gche. Der Legitimist Lucien Brun führt aus, daß die Nationalversammlung mit dem Gesetz vom 20. November 1873 nur die Verlängerung der Gewalten Mac Mahon's beabsichtigt und keine weiteren Verpflichtungen über nommen habe. Redner verherrlicht sodann den Grafen v. Chambord, sowie die Glieder des Hauses Orleans und schließt: „Lassen wir die constitutionellcn Gesetze bei Seite; berathen wir das Preßgesetz und andere Gesetze, welche Mac Mahon die Mittel gewähren, die Ordnung aufrecht zu erhalte»!" Der Herzog v. Broglie erinnert daran, daß Mac Mahon die Exekutivgewalt auf 7 Jahre unwiderruflich übertragen worden ist, und fordert zur zweite» Lesuug der Vorlage auf. Nach weitern Reden B^renger'S und JuleS Favre'S und nach einer nochmaligen Erklärung des Ministers des Innern beschließt die National versammlung mit 557 gegen 146 Stimmen, die zweite Berathung der Vorlage vorzunehmen. (Vgl. unter „Tagesgeschichte.") Barcelona, Donnerstag, 21. Januar, Abends. (W. T. B.) Gestern haben 31'60 Carlisten unter Tristan» und Moret die 6 Meilen von hier ent fernte Stadt Granollers mit stürmender Hand ge- nommcn. In der Stadt wurden viel Gewalt- thätigkeiten von ihnen begangen und sämmtliche Feuilleton. Redigirt von Otto Bausk. Concert von Frau Otto-Alsleben de» 2l. d. M. im Saale des „Hotel de Saxe". Die Vorträge der Con- certgcberin bestanden in: Klcopatraarie ans Händel's Oper „Julius Cäsar", Flötenarie von Meyerbeer aus dem „Feldlager in Schlesien" und in Liedern von Schu mann, Volkmann, Wagner, Raff und Gounod. Frau Otto-Alvsleben hat an weichem, klarem Timbre, Rein heit und geschmeidigster Ansprache ihrer Stimme noch nicht die mindeste Einbuße erlitten, in ihrer virtuosen Beherrschung des graziösen Coloraturgesanges aber an feiner Tonnuancirung und an belebender Accentuation des Porttags noch gewonnen. Ihre uns bekannte, mit musikalischer Empfindung und künstlerischer correcter Technik geschmackvoll ausgearbeitete Behandlung be kundete sich in allen ihren Leistungen. Mit außer ordentlicher Vollendung aber durch behende, fließende Leichtigkeit, gefällige Eleganz, musterhaft präcise Sicher heit und Tonschattirung in schwierigster Coloraturaus- führung trat der Vortrag der Meyerbeer'schen Flöten arie — im virtuosen Wettspiel mit den Herren Kammer musikern Zizold und Meinel — und des Liedes „Die Bekehrte" von Volkmann hervor. Eine weitere' sckätzenswerthe künstlerische Unterstützung gewährten dem Concert die Herren Kapellmeister Reinecke und Con- certmeister de Ahna. Der Erstere spielte eine Gavotte eigner Composition, „Am Springbrunnen" von Schu mann und das Larghetto aus Mozart's sogenanntem Krönungsconcert für Pianosolo bearbeitet. Sein deli kates, maßvolles Spiel, das mit feinsinnigem Verständ- niß stets den musikalischen Inhalt eines Werkes in Mitglieder deS Gemeinderath» von ihnen wcgge- führt. ES heißt, die Carlisten bereiteten sich auf einen Handüreuh gegen Barcelona vor, dessen sie sich unter Mitwirkung von Anhängern der republi- ramschen Partei zu bemächtigen hofften. (Vgl. unter „TageSgeschichte.") Konstantinopel, Freitag, 22. Januar, Nach mittags. (W. T. B.) Amtlicher Mitthrilung zu- folge hat die Pforte in der Podgorizza Angelegen heit auf die früher gestellte Bedingung verzichtet, daß die Abultheilung der betheiligten Montene griner durch die türkischen Gerichte zu erfolgen habe. Demnach stebt der friedlichen Lösung der ganzen Angelegenheit kein Hinderniß mehr ent gegen. (Vgl. unsere Wiener Korrespondenz unter „Tagesgeschichte.") Tagcggeschlchte. Dresden, 23. Januar. Vom Reichs-Gesetzblatt ist das 2. Stück vom Jahre 1875 heute hier cingetrof- fen. Dasselbe enthält: Nr. 1036) Gesetz vom 9. Ja nuar d. I., die deutsche Seewarte betreffend: Nr. 1037) Additionalvertrag vom 22. November 1874 zu dem zwischen dem Norddeutschen Bunde und Belgien untcrm 26. März >868 abgeschlossenen Vertrage, den gegensei tigen Austausch von kleinen Paketen und von Geldsen dungen betreffend. D. Berlin, 22.Januar. Der Reichstag erledigte heute eine große Anzahl von Rechnungssachen und trat sodann in die dritte Lesung des Landsturmgcsetzes ein, welches wiederum vou den, dem Eentrum angchörendcn Abgg. v. Adelebsen und Dr. Windthorst, sowie vom Abg. Liebknecht bekämpft wurde, wogegen Abg. Duncker namens der Fortschrittspartei für die Annahme des Ge setzes sich erklärte. Schließlich erfolgte die Annahme der Beschlüsse zweiter Lesung mit 19^ gegen 84 Stimmen. Auch das Gesetz, betreffend die Ausübung der militäri schen Controle über Mannschaften des Beurlaubtcnstan- des, fand in dritter Lesung die Zustimmung des Hauses. (Vgl. umstehend den Sitzungsbericht.) Bekanntlich be steht zwischen den Beschlüssen des Reichstags und den Ansichten des Bundesraths in Bezug auf das Gesetz, betreffend die Naturalleistungen für die bewaffnete Macht im Frieden> insofern eine Differenz, als der Reichstag in das Gesetz für die Naturalverpflegung eine höhere Ver gütung in Ansatz bringen will, als der Bundesrath. Wie die „D. R.-C." hört, ist jetzt auch in Bezug auf diese Differenz eine Ausgleichung gefunden worden und haben die Abgg. v. Winter und Dr. Weigel einen An trag zu dem 8 9 Al. 2 des Gesetzes eingebracht, von dem man annimmt, daß der Bundesrath ihm zustimmen wird. Der Antrag geht dahin: An Stelle des Al. 2 des 8 9 der Vorlage zu setzen: „2) Die Vergütung für Naturalverpflegung beträgt für Mann und Tag: ») für die volle Tageskost mit Brod 80 Pfennige, ohne Brod 6b Pfennige; d) für die Mittagskost mit Brod 4<> Pf., ohne Brod 3b Pf; o) für die Abendkost m. B 2S Pf, ohne Brod 20Pf.; 0) für dieMorgenkosl m. B. tb Pf o. B io Pf. Wenn jedoch in einem Jahre das Mittel der Martinidurchschnittspreise für 1000 Kilogr. Winterroagen in den Städten Königsberg, Berlin, Mannheim und Mün chen mehr als 160 Mark beträgt, so werden für das darauf folgende Jahr diese Sätze erhöht wie folgt: ») für volle Tagcskost m. B. t Mark, o. B. 8oPf.; b) für die Mittags kost m. B. bo Pf., o. B. 40 Pf.; e-Für die Abendkost m. B. 3Ü Pf., o B 30 Pf.; ä) für die Morgenkost m. B. 1S Pf., o. B. io Pf. — Vor Schluß des Jahres werden die hiernach für das folgende Jahr zur Anwendung kommenden Vergütungssätze durch den,Meichsanzeiger" öffentlich bekannt gemacht. — Bei außergewöhnlicher Höhe der Preise der Le bensmittel in einzelnen Theilen des Bundesgebietes kann der Bundesrath für die letzteren die Vergütuimssätze ange messen erhöhen. — Für Offiziere und im Offiziersrang stehende Aerzte rc. wie im Absatz 2 der Commissionsvor lage." * Berlin, 22. Januar. Gestern Abend hat bei Ihren kaiserlichen und königlichen Majestäten in den Paradekammern, in der Bildergalerie nnd im weißen Saale des königlichen Schlosses hierselbst Cour und distinguirter Weise zur Geltung zu bringe» sucht, trat namentlich im letztem Stück mit charakteristischem Ausdruck hervor. Herr de Ahna zeichnete sich in einer ^-<iur-Suite von Händel durch gesanglich cdeln, warm empfundenen, stilvollen Vortrag aus. Beide Spieler eröffneten das Concert mit einer im Ganzen und in Auffassung der ersten drei Sätze trefflichen Ausführung der Sonate (O-ilnr) vx. 96 für Piano und Violine von Beethoven. Gerade diese Sonate aber enthält eigcn- thümliche Feinheiten, deren gelingendes Gestalten von mehrmaligem Zusammenspiel abhängt, wozu die rasche Vorbereitung eines solchen Concerts keine Möglichkeit giebt. Im letzten Satz überraschten die dem Charakter desselben nicht entsprechenden zu starken Contraste im Vortrag. C. Banck. Refidenztheater. Am 22. Januar: Gastspiel der Frau Marie Seebach. „Maria Magdalena". Bürgerliches Drama in 3 Acten von Friedr. Hebbel. Die geniale Darstellung der Künstlerin in der Rolle der unglücklichen Tischlcrstochter Clara hat im vorigen Jahre unter den hiesigen Kunstkennern und im gebil deten Publicum so große Sensation gemacht und alle kritischen Stimmen zu so lauter und vielseitiger An erkennung wachgernfen, daß eine ähnliche Beleuchtung der glänzenden Production nur zu einer Wiederholung deS schon Gesagten führen könnte. Und gerade das höchste Lob besteht eben darin, daß man Frau Seebach auch dieses Mal die gleiche, in nichts veränderte Voll- endung, die unbefangenste, durch keine Manier oder Ueberladung durch neue Zuthatcn abgeschwächte Voll kraft ihres schöpferischen Wirkens, ihrer idealisirttn, von Geschmack sublim geklärten Realistik zuerkennen muß. Frau Seebach ist mit so ursprünglichem Gefühl in ihre Aufgabe ringedrungen, daß sich ihre innige phantasie- nach derselben Concert stattgefunden. — Se. Durchlaucht der Reichskanzler Fürst Bismarck hatte heute Vortrag bei Sr. Majestät dem Kaiser. — Die Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen des Bundes rath es traten heute Vormittag um 11 Uhr im Sitzungs saal des Reichstagsgebäudes zu einer Berathung zu sammen, um über die Ansführuugsbestimmungen zum Gesetze über den Markenschutz und über die Frage be züglich der Herstellung eines internationalen Seegesctz- buches Beschluß zu fassen. — Die ncuerbautc deutsche Panzerfrcgattc „Kaiser" hat, wie „W. T. B." aus London meldet, gestern, mit den deutschen Regierungs- commissaren an Bord, ein Probefahrt gemacht, welche, der Angabe des „Reuter'schen Bureaus" zufolge, außer ordentlich günstige Resultate ergeben hat. Sowohl der bauliche Zustand des Schiffes, wie die Kraft der Ma schinen und die erzielte Schnelligkeit waren durchaus befriedigend. Diese Panzerfregatte h«t 5000 Tonnen- aehalt und 1100 Pfcrdekraft; das Schiff hat bei der Probefahrt mit voller Kraft stündlich 14,56, mit halber Kraft 12,70 Knoten zurückgelegt. — Aus der heutigen Sitzung des Herrenhauses berichtet der „St.-A." unter Anderm: Seiten des Fürsten zu Putbus war ein Schreiben eingegangen, in welchem er dem Hause von seiner Freisprechung seiten des militärischen Ehrengerichts Kenntniß giebt. Der Präsident knüpfte hieran die Mittheilung, daß er selbst an den Chef des Militärcabinets in dieser Angelegenheit geschrieben und hierauf folgende Antwort erhalten habe: Berlin, den iS. Januar 187k. Euer Erlaucht geehrtes Schreiben vom 16. d. Mts. habe ich Sr. Majestät dem Kaiser und Könige vorgetragen. AUerhvchstdieselbeu find mit Euer Erlaucht Ansicht, daß in der ehrengerichtlichen Angelegenheit deS Fürsten zu Putbus eine Mittheilung an das Herrenhaus erforderlich erscheine, einverftanden und genehmigen eine solche hierdurch ausdrücklich. Se Majestät geruhten auch aus die Frage einzugchen, in welcher Form und in welcher Ausdehnung diese Mittheilung zu erfolgen haben werde, und äußerten Sich dabin, daß eine kurze Darstellung des Verlaufs dieser Angelegenheit das Herren haus wohl besser über dieselbe unterrichten würde, als es etwa durch blose Bekanntmachung der Bestätigungsordre ge schehen würde. Demzufolge bin ich Allerhöchst beauftragt worden, Euer Erlaucht diese Darstellung in kurzen Zügen zu geben „Der Fürst zu Putbus ist. — nachdem der Abgeordnete Herr Lasker ibn in seiner Rede vom 12 Mai 1874 augegriffen, — sogleich, gestützt auf seine Eigenschaft als Offizier „ «ml« der Armee mit dem Gesuche hervorgetrelen, daß die Angelegen heit einer militärehrengerichtlichen Beurthcilung unterworfen werden möge. Die Genehmigung dieses Gesuchs ist »»nächst beanstandet worden, weil es emcsthcils bei der Natur der hier vielfach in Frage kommenden Verhältnisse sehr zweifelhaft erschien, ob die Beurtheilung derselben einem, solchen Sachen ganz fremden Militärehrcngericht aufcrlcgt werden könnte — und andererfcis, weil ein gewisser Widerspruch darin lag, daß der Fürst zu Putbus für Handlungen, die mit se-ner Stellung als Offizier in keinem Zusammenhänge standen, sofort und vor jeder ander weitigen Erörterung der Sache, vor ein Militärehrengericht gestellt werden sollte. Wenn die Entscheidung der Sache sich bis jetzt verzögert hat, so trifft den Fürsten zu Putbus nicht die mindeste Schuld, sondern es liegt dies lediglich in der Erörterung der vorste henden erheblichen Bedenken. Die wiederholten dringenden Gesuche deS Fürsten zu Put bus haben zur Folge gehabt, daß von diesen Bedenken zum Theil abgesehen worden ist; festgehaltcn ist aber worden, daß ein Militärehrengericht nicht i» der Lage sein könne, die Thä- tigkeit des Fürsten zu Putbus als Präses eines Gründungs- comitss nach allen Richtungen hin eompetent zu beurtheilen, und hat sich das Ehrengericht daher aus die Erörterung der den Standpunkt des Offiziers wesentlich und hauptsächlich be rührenden Frage: ob eine persönliche Bereicherung statlgefunden, oder ob eine solche in einer ehrengerichtlich zu rügenden Weise angestrebt worden. beschränkt. Beide Fragen hat das Ehrengericht auf Grund des bei gebrachten Beweismaterials verneinend beantwortet, die erste mit dem Zusatz, daß im Gcgcnthcil dem Fürsten zu Putbus noch erhebliche Kosten erwachsen seien, und hat demzufolge einstimmig „Freisprechung" beantragt. Se. Majestät der Kaiser und König haben diese Frei sprechung durch allerhöchste Cabinetsordre vom 29. December 1874 zu bestätigen geruht. —" volle Illusion mit dem Geiste der Dichtunfl identificixt hat und man diese Clara als ein lebenswahres Ge bilde sich in keiner andern Weife denken kann. So wirkt der Bann echter Künstlerschaft, welche das Recht der Herrschaft mir dann voll und ganz für sich in An spruch nehmen kann, wenn sie so wie hier immer von innen herauswirkt und das theatralische Beiwerk der äußerlichen Technik verschmäht. Und diese dirccte Aussprache des Herzens hat bei dieser Darstellerin einen so glühenden Impuls, eine so lebhafte, durch den be geisterten Augenblick flüssig werdende Produktionskraft, daß Mimik und Geberde zu den unwillkürlichsten Be gleitern des Wortes, zu den unmittelbarsten Verkündern der seelischen Vorgänge werden. Mit Freuden kann für die übrige Aufführung die ser verbitterten und doch so genialen bürgerlichen Tra gödie betont werden, daß sie eine sehr befriedigende war und vorzügliche scenische Wirkungen znr Gestaltung brachte. Daran nahmen alle Mitwirkcndcn nach Kräften Theil; es sei dabei die Sterbescene von Frau Weckes besonders hervorgehobrn. Hierin wie überhaupt in ihrer Tischlersfrau zeigt sich eine kernhaste, sehr schätz bare dramatische Kraft, die beachtcnswerther Lebens- wahrheit fähig ist. Hrn. M üller's Meister Anton wurde schon früher in der realistischen Führung und scharfen Turchgcisti- gung des Dialogs lebhaft anerkannt. Durch diese glänzenden Seiten seines Talents eroberte sich der stets so interessante Künstler den Zugang zu dieser seiner Sphäre ferner liegenden Pattie. O. B. Euer Erlaucht darf ich hiernach die Mittheilung an das Herrenhaus ganz ergebenst anheimstelleu. v. «lbedyll. An den regierenden Grafen Otto zu Stolberg-Wernigerode, Präsidenten des Herrenhauses, Erlaucht, hier Der Präsident gab, hieran anknüpfend, seiner Ge- »ugthuung Ausdruck, daß dieie Angelegenheit in solcher Weise ihr Ende erreicht habe. Die sodann zur Erledi gung gelangenden Gegenstände der Tagesordnung boten kein allgemeines Interesse. Die nächste Sitzung des Hauses ist unbestimmt. Fulda, 21. Januar. Wie die „K. Z." vernimmt, hat sich die Regierung zur Beschlagnahme des bi schöflichen Vermögens aus dem Grunde veranlaßt gefunden, weil das hiesige Domcapitel die Entschließung gefaßt hat, eine neue Kandidatenliste für den bischöf lichen Stuhl nicht mehr ausstcllen zu wollen. — Heute Vormittag um 11 Uhr war die Frist abgelaufen, welche den Zöglingen des geschlossenen Priesterseminars zur Räumung desselben gesetzt wurde Als nun ein Bevollmächtigter des Landraths daselbst erschien und ihnen verkündigte, daß ihnen von der Stunde an Tisch, Bett, Licht und Holz entzogen sei, fügten sie sich in das Unvermeidliche. Die Professoren des geschlossenen Se minars sind, wie man hört, gesonnen, den Ausgewiese nen in einem Privatgebäude bis zum Schluffe des Se mesters weitere Vorlesungen zu halten. * Straßburg, 20. Januar. Am vergangenen Sonnabend erschien auf gerichtliche Vorladung der Privatgelehttc Prof. Paul Ristelhuber, Herausgeber der polizeilich in Beschlag genommenen „Uiblio^rapliis ^.Isuvienuo^ für 1874, vor dem Untersuchungsrichter, um sich wegen „Majestätsbeleidiguna" zu verantworten. Statt ein Verhör vorzunehmen, überraschte man den Vorgeladencn aber mit einem Verhastsbefehl und ließ denselben sofort nach dem Gefängniß transportiren. Gestern verurtheilte ihn das hiesige Landesgericht in öffentlicher Sitzung zu 4 Monaten Festungshaft und in die Kosten. Das in Lausanne gedruckte und hier im Buchhandel erschienene Buch enthält eine Anzahl von Victor Hugo's sattsam bekannten Poesien mit beifälligen Glossen Ristelhuber's. j-* Wien, 21. Januar. „Kleine Ursachen, große Wirkungen" — so kantet ein oft bewährtes Sprich wort. Man könnte besorgen, daß im gegenwärtigen Falle Aehnlichcs cintrcten und aus der Af faire von Podgorizza sich die orientalische Frage entspinnen werde, wenn — irgend einer der Großmächte daran gelegen wäre, den Raufhandcl zwischen Türken und Montenegrinern zn einer Hauptactton aufzublasen. Glücklicherweise ist dies jedoch keineswegs der Fall. Weder Oesterreich, noch Deutschland, noch Rußland haben ein Interesse daran, daß auf der Balkanhalb- inscl eine blutige Conflagration.entstehe; im Gegcn- theile. Soweit das Zusammenwirken der drei nordi schen Mächte in Fragen der großen Politik die orien talischen Angelegenheiten betrifft, erstreckt .sich ihr ge meinschaftliches Programm auf zwei Punkte: keine ein seitige Action einer der drei Großmächte ohne vorgängige Verständigung mit den zwei anderen; Erhaltung des 8tntu8 quo auf der Balkanhalbinsel, so lange dies nur immer möglich ist. Und daß es ihnen mit der Aus führung dieses Programms Ernst ist, haben sie im Lause der letzten beiden Jahre mehrfachen Verwickelun gen gegenüber, zu welchen die gespannten Verhältnisse im Orient den Anlaß gegeben haben, wiederholt be- thätigt. In der That sind die gemeinschaftlichen Be mühungen der drei Nordmächtc dahin gerichtet, den Funken zum Brande im Keime zu ersticken. Sie ver wenden sich soeben in Konstantinopel mit dem größten Nachdrucke dahin, daß die Pforte, nachdem der Kon flikt von Podgorizza, Dank der von allen Seiten be kundeten Mäßigung, einer alle Beteiligten befriedigenden Lösung nahe gerückt sei, nicht im letzten Augenblicke auf Forderungen bestehe, die der Berechtigung ganz und gar entbehren und nicht nur die Verständigung in Frage zu stellen geeignet sind, sondern leicht zu Kon- Oeffentliche Vorträge.*) Die Reihe der vom „Verein zur Verbreitung christlicher Schriften im Königreich Sachsen" veranstalteten und zahl reich besuchten Vorträge eröffnete am 13. Januar Prof. Dr. Luthardt aus Leipzig mit einem Vorträge über die verschiedenen Stnfen der apostolischen Verkündigung im Neuen Testamente. Wenn eine frühere Zeit über der Einheit und dem göttliche» Ursprung der h. Schrift die Mannichfaltigkeit und geschichtliche Entstehung der einzelnen Bücher nicht zum Rechte kommen ließ, so ist die neuere Bibclkritik in das andere Extrem gefallen. In einseitiger Betonung der menschlichen und geschicht lichen Factorcn überspannt sie die Verschiedenheit der einzelnen biblischen Schriften, so daß darüber die Ein heit des Ganzen zu verschwinden droht und der gött liche Ursprung zweifelhaft wird. Diesem auflösenden Verfahren gegenüber ist jene Verschiedenheit vielmehr als die geschichtliche, nuter providcntieller Leitung stufen weise fortschreitende Entfaltung der einen göttlichen Wahrheit zu begreifen. So erscheint jede einzelne Individualität der h. Schrift im Dienst des Ganzen, als nothwendige, göttlich gewollte Ausprägung desselben Gottesgeistcs. Dies der Standpunkt, von welchem der Vortragende ausging und für den er an den sieben und zwanzig Schriften des Neuen Testaments den Nach weis führte. Bei der Reichhaltigkeit des Stoffes konn ten natürlich nur die Grundzüge und Resultate ohne eingehendere Mottvirung gegeben werden. Aber der Eindruck des Aphoristischen und Fragmentarischen, den *) ES sei darauf hingewiesen, daß io der Besprechung dieser Vorträge nur ein objektives Reserat zu suchen ist, welches in Bezug auf religiöse und philosophische Streitfragen weder pro, noch contra durch eigenes Urtheil in die Schranken treten will. D. R.
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