Volltext Seite (XML)
«r. L»L Fe,»sp«ech«r: 2V. Jahrq. Uedaktkk« 3272Z - G«schLft»st«lle 32722 Postscheckkonto; Dresden Nr. 14787 SZMMe Mittwoch, 27. IM 1S2l Redaktion und Geschiistoftellor Dresden««. 16, Äolbeinftraste 4« volfsmiuna "'««rN» ,r.l Hau, «„»gab. » „,.t illu„r,-r.er Beiia«. 12.7z ^ «..Saab. ««"schN.tzllch P-sweftellg-id. Preis der «in»c,nummer M ^ " ^ II.SS ^ Ll- TS»ft,ch. 8°M,.„ung -rlchei.U an allen Wachon.ag.» »achw. - Sp«ch,der R.dm«°n: 8 bis « Uhr nachm Anzelg«n, Annahme von Seschöftöanzelgen bi, IN Uhr, von FamiNenanzelge» bi» I I Uhr vorm, — Prei» siir di« Petit-Spaltzeile aller Aiizeigen 1.48 im ReNameteil 8.8U F. — Für undeutlich geschriebene, sowie durch Fernsprecher ausgegebcn« Anzeigen können wir dt« Deraniwortlichkeit für die Richtigkeit de» Lexie, nicht übernehme» H> Bei der Jugendtagung der Sächsischen ZcntrumSpartei am So,».tag den 17. Juli Leiste der Generalsekretär der Zen- tlumsjugeiidorganisation. Dr. Vrckel, mit, daß sich in den mich, sten Augen Geheimrat Trimborn in Bonn einer Operation un. terziehen müsse. Es handelte sich um Behebung eiueS Blasen- fvels, an dem Herr Geheimrat Trimborn schon seit einigen Jahren litt und das sich in der letzten Zeit verschlimmert hatte. An sich war die Operation jedoch durchaus nicht lebensgesährlich und Karl Trimborn fuhr mit der Hoffnung nach Bonn, de! der Scptembertagung des Reichstages wieder die Leitung der Zentrumsfraktion übernehmen zu können. Nun klangen allerdings bereits vor einigen Tagen die Meldungen über den Verlauf der Operation bezw. über deren Folgen anßerordent- sich beunruhigend. Eine hinzugetretene Herzschwäche schuf einen überaus ernsten Zustand. Die Zeitungsmcldunaen sichen die Hoffnungen berechtigt erscheinen, die auf eine Wiederherstesi lnng TrimbornS hinausliefe». Als nun gestern mittag die Tcdesnachricht aus Bonn eintcaf, bedeutete sie eine große und natürlich auch eine überaus schmerzliche Ueberraschnng. Karl Trimborn wurde am 2. Dezember 1864 zu Köln ge bt rcn, wo er auch das Gymnasium besuchte, uin sich dann in Leipzig, München und Strahlung dem juristischen Studium zu wstmen. 1876 wurde er Referendar, 1882 Assessor und über nahm dann eine Praxis als Rechtsanwalt in Köln. Schon bald trat er in das politische Leben ein. Zuerst wurde er 1894 in das Kölner Stadtverordnete nkollegiu in gewählt, dun er bis zum Jahre 1913 angehörte. Die Kölner Zentruins- kählerschaft wählte ihn dann iin Jahre 1896 sowohl in den Reichstag als auch in den Landtag. Dein preußischen Landtage gehörte er bis zum Jahrs 1912 an. Mit Karl Trimborn ist e ner der hervorragend» sten Politiker dahingegangen. Wer ihm in den letzten Jah ren nähertreten durfte,, hat seine außerordentliche Elastizität, hat feine ungeheure Arbeitskraft bewundert. Es ist nicht zu diel gesagt, wenn wir es heute aussprechen, daß im gegenwär- txen Augenblick das Hinscheiden TrimbornS tatsächlich euren unersetzlichen Verlust für die Deutsche Zen trumspartei bedeutet. Wie schon erwähnt, hat Trimborn seine Tätigkeit im öffentlichen Leben in der Kölner Stadtverordnetenversammlung begonnen. Sein Blick für die Wichtigkeit der kommunalen Wah- len, sein Blick für die Verhandlungen in den Stadtparlamenten war daher geschärft. Von ihm rührt das Wort her, daß man, wenn man in das Stadtparlament Hfhe, nicht seinen politischen Rock ausziehen und in Hemdsärmeln erscheinen könne. Wenn im letzten Jahrzehnt endlich mit Energie auch im Lager der Zen trumspartei die Organisation auf kommunalen! Gebiete ange griffen wurde, dann ist da» das Hauptverdienst des nun- mehr Dahingeschiedenen. Immer und iinmer wieder wies er auf die Bedeutung der Kommunalwahlen auch für die Zen trumspartei hin und hob die Wichtigkeit der Stadtparlamente, vor allein auch in kultureller Hinsicht stets eindringlich hervor. Tie Gründung der kommuualpositischen Vereinigung, die Her ausgabe der kommunalpolitischrn Blätter sind in erster Linie sein Werk. Die Gemeindepolitik war seine erste Liebe in seinem öffentlichen Leben und er ist ihr treu geblieben bis zu seinem Tode. DaS festzustellcn ist besonders deshalb von Wichtigkeit, weil in Zukunft noch mehr wie bisher die Koinmu- nalpolitik allüberall die Aufmerksamkeit der ZentrumSwähler- schaft auf sich lenken muh. Von der Stadtverordnetenversamm lung in Köln aus trat er dann auf das Parkett des Reichs tages und des Landtages. Er hat zwar selbst die Tätig, keit des großen Windthorst in den Berliner Parlamenten nicht wehr mit erleben können, aber er ist Zeit feines Lebens in den Bahnen Windthorsts gewandelt. ES läßt sich im Rahmen dieses Nachrufes natürlich nicht das alles zusainmenfasse». was Trimborn in den zweieinhalb Jahrzehnten seiner Tätigkeit im Reichstage und im preußischen Landtage alle? geleistet hat. In ganz Deutschland war er schon bald als glänzender Redner be kannt. In den Fraktionen des Reichstages und des Landtage, nahm er schon frühzeitig eine führende Stellung ei». Triin- born war stets im Zentrum richtunggebend. Während. des Krieges war er zuerst nicht in der Lage, seine Kraft vollständig i» den Dienst der Zentrumsfraktion des Deutschen Reichstage» zu stelle», da er 1914 als Mitglied der Deutschen Zivilverwal- tvng für Belgien zuerst nach Vertuers und hierauf nach Brüssel berufen wurde. Ec konnte daher nur vorübergehend zu den Verhandlungen de- RcichsiageS nach Bexlin kjft »ren, bis er dann im August 19t7 aus der Zivilvcrwaltung von Belgien auS- schied »nd sich wieder vollständig den politischen Aufgaben wid mete. Mit Gröber uns Erzberaer wurde Trimborn daun im Oktober 1918 vom Kaiser als S t a a t s s e k e t r ä r des Innern in das Kabinett des Prinzen Max von Baden be rufen. Bekanntlich kam diese Erweiterung der NeichSrcgiernng zu spät, der Zusammenbruch war nicht aufznhalten aus Grün den. die ja inehr wie einmal hier erörtert worden sind. Selbst verständlich wurde Geheimrat Trimborn vom Kölner Wahlkreis dann auch in die Nationalversammlung in Wei- »i a r entsandt. Hier nahm er neben Gröber alsbald eine füh rende Stellung ei». Als nun der bedeutende Zeiitrumssührer Gröber im Herbste 1919 unter der Last der Arbeit zusammen brach und starb, übergab die Zentrumsfraktion der National versammlung das höchste Amt, das sie zu vergeben hat, den Versitz, dem Staatssekretär a. D Trimborn. Mit einer Ener gie. mit einer Arbeitslust, die alle in Erstaunen setzte, über- u-obl» Trimborn diesen Posten. Er, der jahrzehntelange Poli tiker, er, der sein Leben lang für die Cbristliche Volkspartei ge kämpft batte, leitete die Geschäfte der Fraktion des Zentrums, leitete die Zentrnmspartei überhaupt in geradezu hervorragen de, Weise. Einstimmig wählte der erste Retchspartcitag des Tenischen Zentrums im Januar 1929 den hochverdienten Vor kämpfer ziini Partcichcf. ES ist hinlänglich bekannt, daß die Stellung der Zentrums» Partei in den letzten Jahren eine überaus schwierige gewesen ist. Alle diejenigen, die in den obersten Parteiinstanzen TrimbornS Wirken in de» letzten Jahren verfolgt haben, haben seine Frische, haben seinen Optimismus, haben sein unvergleichliches Geschick in der Behandlung der Dinge und der Personen immer wieder von neuem bewundert. Er war ein echtes Kölner Kind und er hatte als solches Kölner Kind sich bis zuletzt seinen ge. sundeir Kölner Humor bewahrt. Dadurch verstand ec manche Gegensätze auszugleichcn, dadurch gelang es, über manche Situa tion hinwcgznkominen. Als am 29. Juni d. I., also vor vier Wochen, der RcichsanSschuß der Deutschen ZentrnmSpartei in Berlin versaurmert war, leitete Exzellenz Trimborn die Ver handlungen. die von früh 10 Uhr bis zu den späten Nachtstunden mit kurzer Unterbrechung sich hinzogen. Damals wußte er, daß er in kurzem sich einer Operation unterziehen müßte, und starke Schmerzen quälren ihn. Trotzdem hatte er, wie uns der zweite Vorsitzende der Sächsischen Zentruurspartei, Herr Fabrik besitzer Stolte, als Teilnehmer an den Verhandlungen berichtet noch mit voller Kraft und mit alter Frische amtiert. ES war zum letzten Male, vnß er vor die Vertreter des Reiches hintrat. Mit Trimborn hat daS Zentrum den Führer verloren. Wir stehen mit der gesamten ZciitrumSwähler- schaft in tiefster und aufrichtigster Erschütterung an seiner Bahre. Heute wird drüben in Westfalen der große Sozialpoli- tikcr Abgeordneter Hitze in die kühle Erde gebettet. Ihm hat Trimborn noch im Namen der Partei und im Namen der Frak tion einen ergreifenden Aachens gewidmet. Bon Hitze hat Trim bcrn gesagt, daß er in der tiefsten Not unseres deutschen Volkes s-ure letzten Kräfte angespannt hat, um mit seinen Ideen den Wiederaufbau Deunchlands so, der» zu helfen. Dasselbe kann man nun von Trimborn selbst sagen. Vom frühen Morgen bis zum späten Abend war er trotz seiner 66 Jahre unermüdlich tätig. Wir erinnern n»S noch der kritischen Märztage im Reichstage. Der Sonntaginorgen war schon angebrochen, als der Reichstag erst anseinandcrging. aber um 10 Uhr vormittags war auch Trimborn schon wieder auf dem Posten, um im Frak- tionSzimmer des Reichstages vis zum späten Abend die Ver- Handlungen des ReichsandschnsftS zu leiten. Und wer erinnert sich nicht der gcdankentiefen nab bedeutsamen Rede, die der un vergeßliche Führer ain 24. April d. I. bei der Jubiläums- fei er der ZentrnmSpartei im Reichstage gehalten hat. Eine Rede, die damals im Wortlaut in der „Sächsischen Volks- zeitung" veröffentlicht wurde, die verdient, nachgelesen zu wer- den, ja, die man al» sein Testament bezeichnen kann. Nach Gottes rinerforschsichcm Ratschluß sind nun innerhalb einer Woche u»S zwei hervorragende Persönlichkeiten der Partei genommen worden. Trimborn» Name wird mit der Geschichte der Deutschen Zentrnmspartei nicht nur, sondern wird auch mit der Geschichte de» deutschen Vaterlandes für immer ver bunden sein. Nicht zuletzt hat die Sächsische Zentrum S- partet alle Veranlassung, in tiefer Trauer de» heimgegange- nen Führer» zu gedenken. Den sächsischen Verhältnissen hat Trimborn besonderes Augenmerk zugewendet. Er hat viel, un endlich Viel nach den verschiedensten Richtungen hin für die Zentrumssache in Sachsen geta n Darüber zu sprechen, ist heute ncch nicht die Zeit gekommen. Aber das kann gesagt werden, daß ihm der erste parlamentarische Erfolg der sächsischen Zen trumspartei am 14. November 1920, wie er öfters zum Aus druck gebracht hat, eine wahre und reine Herzensfreude gewesen ist. Wir werden daher besonders im sächsischen Zentrum da» Andenken dieses hervorragenden Mannes hochzuhalten haben. Durch de» Tod TrimbornS ist run die Deutsche Zentcumspartei verwaist, denn sie hat ihren Parteichef verloren und in ihm und mir ihm einen Mann von außergewöhnlichen Charaktereigen schaften, einen Mann von besonderen politischen Fähigkeiten. Wir wollen aber an seinem Sarge daS Gelöbnis der Treue erneuern. Wir wollen das tun, weil wir wissen, daß nir damit am besten un Sinne des verstorbenen Zentrumsfüh rers Triniborn handeln. Am Schlüsse seiner schon erwähnten Rede vom 24. April hat Trimborn folgendes erklärt: „Wenn wir sc zurückblicken auf die durchaus gesunde Entwicklung, welche die Partei genommen hat in dem hinter uns liegenden Hallen Jahrhundert, dann haben wir wahrlich Grund, mit froher Zuversicht in die Zukunft zu blicken. Ge wiß ist es im allgemeinen richtig, daß politische Parteien nicht entstehen, um dauernd zu bleiben, aber eine Partei des christ lichen Gedankens, welche die Freiheit der Kirche bochhalten, die christliche Kultur verteidigen, den Staat mit christlichem Geiste erfüllen und den sozialen Neubau ans christlicher Grundlage errichten will, e ne solche Partei wird stets eine Notwendigkeit für unser Volk und Vaterland sein. Heute sind wir eine solche Partei und wir wollen es bleiben, so lange uns unsere Wähler nnS ihr Vertrauen schenken. Damit hat unsere Partei eine Gewähr zur Dauer, welche keiner anderen politischen Partei gegeben ist. Es ist ein bohes Amt, welches uns übertragen ist, und wir wollen es in treuem Streben auSüben. Wir find uns bewußt, daß wir bisher das Ilnserige nach besten Kräfte» getan haben, wir wollen gern das Ver sprechen abgeben, daß Nur es west?r tun »vollen, so lange un sere Kräfte reichen. Wir dürfen aber dann auch an die kom mende Generation die Bitte richte», daß sic in deinselbest Geiste weiterwirkc, und daß sie die Fahne des Zentrums hoch- halten werde, wenn sie unseren müden Händen entfällt." Wenn man das heute liest, kann man sich des Gedankens nicht erwehren, als ob Trimborn in Vorahnung gesprochen hätte. Die Fahne des Zentrums ist »un seinen Hän den entfallen. Tief ist der Schmerz, der uns, der alle die, die ihn kannten, und darüber hinaus die ganze Zentrumswähler- schaft bewegt. Nur mit einem Worte soll noch gesagt werden, daß neben anderen Organisationin auch der bedeutende Voli»- verein für das katholische Deutschland seinen ersten Vorsitzenden mit Karl Triinbvrn verliert. Für diese große Organisation isr das auch ein überaus schwerer Verlust. Wenn »un aber auch seine» Hände» die Fahne, auf der geschrieben steht: Für Wahrhest. Recht und Freiheit!, entfalleu >it so dürfe» wir trotzdem nicht verzagen. Ist Trimborn doch es gewesen, der beim Zentrumeiubilürim hinsichtlich der Partei erklärt hat, daß wir wahrlich Grund haben, mit froher Zuver sicht in die Zukunft zu blicken. An die kommende Gene ration hat er die Bitte gerichtet, die Fab ne der Christlichen Vclkspartei, des Zentrums, hoch« zu halten. Noch oft rurd oft werden wir uns au die Taten TrimbornS zu erinnern haben. Sein Geist wird fortleben, und s« lange dieser Geist fortlebt, wird es eine ZentrumSpartei geben. Großer und treuer Führer! Auch dir rufen wir mit wehem Herzen ein Lebewohl zu! Karl Trimbor» wird nun in einem besseren Jenseits ansruhen von all den Mühen und Sorgen des Lebens. Die Zentrumswählerstlxift aber wird die Pflicht habe», in seinem Geiste weiter zu arbeiten, sein Erb« hochzuhalten, wird die Pflicht haben, dafür zu sorge», daß auch in der Zukunft die Fahne des Zentrums frer und ungehindert weben kan». Karl Trimborn, habe Dank für alles, was du für unsere heilige Cache geleistet und gearbeitet li-.in! Ruhe in Frieden! 1ml. .* * Di« Sächsische Zenrr umSpartei bat gestern abend an das Reichsgeneralsekretariat der Dcntschen Zentrums- Partei folgendes Beileidstelegramm gerichtet: „Tief erschüttert sprechen wir der ZentrumSfraktion de» Deutschen Reichstages und denr Partcivorstand der Deutsche» Zentrumspartei im Namen der Sächsischen ZeiitrumSparlei die herzlichste Anteilnahme an dem Hinscheiden deS von uns hoch, verehrten und des um die Zentrumssache für immer hockwer-