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Dresdner Journal : 18.01.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187401184
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740118
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740118
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-01
- Tag 1874-01-18
-
Monat
1874-01
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 18.01.1874
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14 Sonntag, den 18. Jamar. 4k»an, meat^prekir Im ä»ut»ck,n L»ivd«: ^LNrlivk:. . . . S INlr. ^LNrlicb: l "Mr. IS Llorelov Nummern: I Io kr«»««» tritt jkbrliok 2 1KIr 8tei»p«lst«bühr, »u,»«rd»tdck^« cksut»cl>«.u ltvicb«« kost- unä 8t«mp«I»u»edI»tl kio/u, Iu8«r»1vnpr«I»er ?ilr <Iev k»um vm«r zsiviclwusv Lvtirrvil«: 2 ^Ixr. vot«r „Lio^vscuickt " cllv 2«il«: d Ik^r. Krscdsloenr tü^llob mit ^a«LLtim8 äsr 8ova- aoä ?msrt»?s, Rdsuck» kklr äso kol^esck«» 1»8 Dres-nerÄmmal. Verantwonlicher Kedacteui: I. G. Hartmann. 1874 L«tp»lK: H. 7trunck«tettrr, l'unimixxionir kl«! < Orvockac-r lournitt»; ^l>vock»u> : 4.«Ar»i ^'<^1 u 41 Freier, S«»dmss->«rU». I-»r«,tmi-rr«Lkiml«.». LcK»Et«,M ^OAier L*rU» Vt«»-L»md»rx-rr»^-l^tp«lE-^r»»k- tart ». H. - HÜLcd«, - Ruck Akc-«r, >«rl^: » K«t«mr^rr, /»i a/,ckr««ia,üt,// F/brrc^t, Srsm«: L Kc/stotte, >r«, I»»: Äo»iArn 8 tiürc-vu; Vdswmt»: Fr ^u,A». W»»ll kurt » M.: F /«rArr'sckt! u. <7. //errtnunn^ti« üuoüü, /-ci^LrFOa., SOrUt»: 4nvO, Lmmor-r: t ' §<4»i«1er,' k»rt»: 77«ru«, Ta/»tte, Nu//>erF Oo. Statt?«-»: Daubr <t t'o., Lsckck. Annoncen-Vüreu«, Vt«»: ^41 Oxpriit. üsrsusxvderr Kürus!. Lipvckition äe« Vrvsüver ckourmtl», örvackvv, kttr^iu-vthen^v««! Ko. 1. Ämtlichcr Theil. Dresden, 15. Januar. Der ordentliche Honorar professor und 2. Universitätsoberbibliothekar Or. ^liil. Christoph Ludolph Ehrenfried Krehl in Leipzig ist zum ordentlichen Professor der orientalischen Sprachen in der philosophischen Facultät der Universität Leipzig, unter gleichzeitiger Belassung in seiner bisherigen Stellung bei der Universitätsbibliothek, ernannt worden. — Bon Sr. Majestät dem Hochseligen König Johann ist unter dem 20. December l866 der von Sr. Hoheit dem Herzoge von Sachsen-Coburg und Gotha dem Ritt meister a. L. August Cugen Freiherrn von Schneider, jetzt zu Hillcote, für ihn und seine Nachkommenschaft verliehenen Crhebung in den Freiherrenstand die Aner tennung für hiesige Lande ertheilt worden. nichtamtlicher Theil, lleberslcht. Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichte. (Dresden. Berlin. Posen. Breslau. Bonn. München. Stuttgart. Karlsruhe. Wien. Inns bruck. Paris. Rom. Madrid. Kopenhagen. St. Peters- j^durg. Buenos-Aires.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Glauchau. Marienberg.) Vermischtes. Statistik und VolkSwirthschaft. EingesandteS. KemUeton. Inserate. TageSkalender. Beilage. Gerichtsverhandlungen. (.Leipzig.) Statistik und VolkSwirthschaft. Feuilleton. Telegraphische LLitterungsderichte. Inserate. B-rsennachrichten. Telkgraphilcht Nachrichten. Prag, Sonnabend, 17. Januar, Vormittags. (Tel. d. Dresdn Journ.) Bei der gestrigen NeichSraths- wahl in der tschechischen Städtegruppe sind die Jung tschechen vollständig unterlegen. Dir Kerfaffuna» Partei hat größere Minoritäten als je erzielt. Dir alttschechischen Eandidateu wurden gewählt. Der böhmische Landtag wird deute geschlossen werden. Versailles, Freitag, 16. Januar, Abends. (W. T. B.) Die Nationalversammlung setzte in ihrer heutigen Sitzung die Bcrathung des Gesetzes über die Ernennung der Maireö fort, lehnte mit wach sender Majorität mehrere Abänderungsanträge ab und genehmigte sodann den ersten Artikel des Ge setzentwurfs. Die Fortsetzung der Bcrathung fin det morgen statt. Die Rechte hat die Absicht aufgegeben, die In terpellation des Dcputirten du Temple, betreffend die Wiederbesctzung des Gesandtschaftspostens bei dem Könige von Italien, durch Stellung der Vor frage zu beseitigen. Das Ministerium scheint den Wunsch zu hegen, daß durch diese Interpellation Gelegenheit geboten werde, Erklärungen abzugeden, durch welche den periodisch wiederkehrcnden Ge rüchten von Schwierigkeiten mit Italien ein Ziel gesetzt würde. Amsterdam, Freitag, 16. Januar, Nachmit tags. (W. T. B.) Die äußern Befestigungen des Kraton sind, wie dem hiesigen „Reuter'schen Bu reau" unterm heutigen Tage aus Penang vom Kriegsschauplätze auf Sumatra gemeldet wird, von den Holländern genommen worben. Die bisher noch bestandene Verbindung der Atchinesen mit den innern Festungswerken des Kraton ist ab-e- schnitten. Die Verluste der Holländer find noch nicht bekannt. Bern, Freitag, 16. Januar, Mittags. (W. T. B.) Der BundeSrath beschloß heute, den Protest der schweirerischen Bischöfe gegen die Aufhebung der päpstlichen Nuntiatur au »et» zu legen. Madrid, Freitag, 16. Januar, AbendS. (W. T. B.) Dem Commandanten der in Oran einge troffenen Kriegsschiffe „Vittoria" und „Carmen", Admiral Chicarro, »st gestern durch die franzöff- schen Behörden mitgetheilt worden, daß dir Jusur- gevtenfregatte „Numancia" ihm morgen auSgrlir- fert werden würde. Die spanische Regierung hat der Regierung in Versailles für ihr Entgegenkom men gedankt. (Vergl. die „ Lagesgeschichte" unter Paris.) Lagesgeschichte. Dresden, 17. Januar. Bom Gesetz- und Ver ordnungsblatt für das Königreich Sachsen ist das 21. Mück vom Jahre 1873 in der Ausgabe be griffen. Dasselbe enthält: Nr. 149) Bekanntmachung vom 27. December 1873, die Besteuerung der Jucker couleur als Malzsurrogat betreffend; Nr. 150) Bekannt machung vom 31. December 1873 behufs Publikation einer Verordnung des Herrn Reichskanzlers vom 23. December 1873, Abänderung des Postreglements vom 30. November 1871 betreffend; 'Nr. 151) Decret vom 16. December 1873 wegen Bestätigung der Statuten der Freiberger Predigerwittwen- und Waisenkasse. * Berlin, 16. Januar. Se. Majestät der Kaiser widmet jetzt den Vormittag wieder regelmäßig den Re gierungsangelegenheiten und macht Nachmittags die ge wohnten Spazierfahrten durch den Thiergarten. Im königl. Palais findet heute ein größeres Diner statt für die hier anwesenden nach Rußland abgesandten höchsten Hofchargen Ihrer Majestät der Königin von Großbri tannien und Irland. Bei Ihren kaiserl. und königl. Hoheiten dem Kronprinzen und der Kronprinzessin fand gestern Abend 5 Uhr ein größeres Diner statt, zu dem die unter Viscount Sidnen zur Beiwohnung der Ver mählungsfeierlichkeiten nach St. Petersburg entsendete großbritannische Legation ebenfalls eingeladen war. — Nach der „N. A. I." haben bei der Reichstagswahl in Berlin von circa 130,000 Stimmberechtigten 43,432 ihr Wahlrecht ausgeübt, 85,006 dagegen an der Urne und somit an ihrer Pflicht gefehlt. Von diesen 43,432 Stimmen sind 26,918 der Fortschrittspartei, 9014 der Socialdemokratie (Hasenclever), 2255 dem Feldmarschall Moltke, 2189 Herrn Johann Jacoby und 1082 dem Canbidaten der Ultramontanen, dem „geistlichen Rath" Müller zugefallen. — Der „Schl.Ztg." giebt der Aus fall der Reichstagswahlen Anlaß, das allgemeine und gleiche Wahlrecht zu bekämpfen; sie schreibt: „Social- demokratic und Ultramontanismus haben mit den Was sen, die der Staat selbst in ihre Hand gelegt, große Er folge errungen, und angesichts dieser Thatjache nehmen wir keinen Anstand, die Krage aufzuwerfen, ob es nicht geboten erscheine, gewisse Reformen unserer modernen Gesetzgebung in Erwägung zu ziehen. Wenn die Er- kenntniß sich burchringt, daß einzelne Institutionen, mö gen sie immerhin aus freisinnigen Ideen erwachsen sein, die staatliche Ordnung und alle an ihr haftenden höch sten Interessen bedrohen, dann tritt nach dem allen Satze: reffmblieuk sulus LNjtreilltt lex die Reaction in ihr Recht... Wir erachten«, um es kurz zu sagen, den Bruch mit dem allgemeinen, gleichen und direkten Wahl recht, außerdem aber noch gewisse Modifikationen unse rer Socialgesetzgebuug für politische Nothwendigkcit . . . Noch ist es an der Zeit, im gesetzlichen Wege jchirmcnk und vorbauend einzuschreiten, noch haben die Social demokratie und der Ultramontanismus nicht eine Mehr heit, die sie — selbst an der Hand des sich ihnen, wenn auch meist nur um einer konsequenten Principienreiterei willen, als Bundesgenossen beigesellenden Radicalismus — als gefahrdrohend für die Entwickelung des Reiches erscheinen läßt. Wuchert die Pflanze des Unheils aber fort, wie sie begonnen hat, dann könnte es schon nach den nächsten oder nächstnächsten ReichStagswahlen nicht mehr möglich sein, die unabweisbar geboteneil Re formen unserer Gesetzgebung auf legale Weise inS Werk zu setzen." 8 Berlin, 16. Januar. Auch ver heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses, deren Verhandlungen ziemlich stürmisch verliefen, wohnten von Anfang an die Staatsminister Ur. Falt und Ur. Leonhardt bei, später trat der Ministerpräsident Fürst Bismarck ins Haus. Vor Weiterberathung »'es Ehegesetzes brachte die Tages ordnung eine Interpellation des Centrumslnitgliedeö Biesenbach an die Reihe, welcher die bekannte Verfügung des Präsidenten des Regierungsbezirks Düsseldorf vom 23. November 1873, betreffend das Verhalten dortiger Lehrer bei den Wahlen, (vergl. die Sitzung vom H. December 1873) wiederum in Erörterung zieht und wissen will, welche Schritte geschehen seien, um gegen die in der Verfügung enthaltene Verkümmerung der Wahlfreiheit Remedur zu fchafsen. Abg. Bi eiend ach motivirt seine Interpellation unter Hinweftung auf Erlaß eines Fragebogens über die Stimmung und Haltung der Lehrer, erzählt von protokollarischer Ver nehmuug einzelner Lehrer, von Verjagung der Weihnachts gratificationen an solche, von Bedrohung anderer Beamten mit Versetzung, zur DisposilionssteUung rc. nur wegen klerikaler Gesinnung, verbreitet sich über den ganzen Kreis der üblichen ulkamontancn Schmerzensrufe, Verfolgung der katholischen Kirche u. s. w. und spricht schließlich die Drohung aus, die Katholiken würden den zweiten September nicht seieru (Hört! hört!-, so lange derselbe nicht nur eine Siegesfeier über die Franzosen, sondern auch der Protestanten über die Katholiken sei. Der üder diese Worte ausgebrochene Unwille (Rufe: Pfui! Hinaus!) veranlaßt den Interpellanten, noch die tröstliche Ver sicherung hinzuzufugen, daß die Katholiken nichts dcitoweniger, wenn die Franzosen wieder frcvelmüthige Einfälle in Denych land wagen sollten, wie im Jahre l8?v das Vaterland ver theidigen würden. Justizminister W. Falk erwiedert, daß ihm nunmehr die erforderlichen Informationen zugegangen seien, daß er in der in Rede stehenden Verfügung des Präsidenten v. Ende keine Wahlbeeinstussung gesunden habe und daher keine Remedur da gegen eintreten zu lassen gedenke. Der Minister beleuchtet so dann die schwierige Lage im Regierungsbezirk Düsseldorf gegeuüder der ultramontancn Partelagitatwn und Wahlbe wcgung sehlc es der Regierung an Organen, aus welche sie sich verlassen könne, der Präsident müsse mit eigenen Augen sehen und vor Allem verderbliche Einflüsse von der Schule fern hat ten Vou Eonduitenlisten je» dabei keine Rede, aber die Re girrung müsse dafür sorgen, daß man ihr nicht den Vorwurs mache, sie beobachte eine zu laxe Praxis in Sachen der Schul- inspcctoren. Nirgends sei eine Drohung gegen einen Lehrer ausgesprochen morden. Die Verfügung sei volle drei Wochen nach den Wahlen ergangen und noch dazu vertraulich, so daß die Veröffentlichung aus einem schweren Bruch der Diskretion beruhe. Von Verwarnungen, Fragebogen rc. sei dem Minister nichts bekannt. Wie stehe denn die ganze Sache? Einem ultra montanen Schulinspector werde eine Verfügung übermittelt und von dem Schreibtische dieses Mannes sei die Verfügung darauf in das Redactivnsbureau der „Germania" gewandert. (Große Sensation! Hört! Hört!) Die Regierung beschranke Niemanden in seiner Ansicht und Ueberzeugung. Wenn aber ein Beamter seine Amtspflicht verletze, so habe er kein Anrecht, Weihnachtsgratifikationen zu verlangen. Solche seien beispiels weise einem Beamten versagt worden, der am Wahltage den Siegen der llltramontanen zugejubelt und gesagt habe: „Es wäre eine Schande gewesen, wenn in Düsseldorf, einer alten katholischen Stadt, das hergelaufene, evangelische Gesindel den Sieg davongetragcn hatte." «.Hört! hört! andauernde Bewegung.» Wenn in solchem Falle der Regierungspräsident dennoch die Gratifikation gewahrt hätte, so würde er seine Pflicht nicht er füllt, sondern er würde sie verletzt haben. (Stürmlschcr Beifall.) Auf Antrag des Abg. v. Mallinckrodt beschließt das Haus, eine Besprechung an diese Interpellation zu knüpfen, es nimmt aber nach dem genannten Führer der Centrumspartei, welcher die Regierung vor dem Ver harren in ihrer antikatholischen Richtung warnt, den Ultramontanismus mit dem Katholicismus identificirt und schließlich, — unter Hinweis auf die angeblich von, Grafen Bismarck dem General Govone gegenüber ausge- drückte Geneigtheit zur Abtretung deutscher GcbietStheile — den Patriotismus des katholischen Rheinlandes preist, nur noch der Abg. Klöppel das Wort, um die Haltung des Präsidenten v. Ende zu vcrcheidigcn und gegen den Ultramontanismus zu polemisiren. Damit lst dieser Feuilleton. (Revkgwt vou Otto Banck.) K. Hoftkeater — Altstadt — am 16. Januar: „Wallenstein's Tod". Trauerspiel in 6 Acten, von Schiller. Das klassische Drama und Trauerspiel, welches bei ms in Bezug auf Eiustudiren und wanne Gesammt- stimmung in der Darstellung auf sestern Füßen steht, als man sie der ungleichen Behandlung der Comödie nachrühmcn kann, hat durch die immer klarer gewordene Durcharbeitung von „Wallenstein's Tod" wesentlich ge wonnen. Wir werden in die angenehme Lage kommen, im Laufe dieser Saison noch alle drei Walleusteindich- lungen Schiller's aneinanderrcihcn zu können, ein er- strcbenswerther Rcpcrtoireschmuck, zwar von manchen Theatern geboten, doch nur von wenigen achtbar erreicht. Bei uns ist die Besetzung befriedigend möglich, mit Aus nähme einer paffenden, poetisch cmpfindungsvollen Rc präsentantin für die Thekla. Was dcn Mar betrifft, habe ich — nud ich glaube zum Besten unbefangenen Urtheils — nie Ungesehen, warum er nicht von Herrn Dettmer gespielt wird, dessen schwedischer Hauptmann minder wichtig und für den Gcsammtcindruck ersetzbar ist. Neber die strenge Unterscheidung zwischen sehr jugendlichen und minder jugendlichen Charakteren haben die Bedingungen in der Schauspielkunst seit lange histo risch binweggcführt, nicht blos bei männlichen, sogar bei weiblichen Mitgliedern. Leidenschaftliches Feuer, wanncr Herzenserguß, frischer Ton des Organs, lebendige Phan tasie und flüssige Strömung im beschleunigten Tempo der Rede sind vor Allem die wahren künstlerischen Blut zeugen der Jugendlichkeit: wo sie, uns fortreißend, die schöne Täuschung übernehmen, da schadet es nichts, wenn die Reflerion über die Jahre, über die bürgerliche Re signation oder über das Körpergewicht der künstlerischen Persönlichkeit nachgehinkt kommt. Jene frische JUusions- krast hat mehr gethan, als Dies, sie hat nicht nur so lide Erscheinungen schlank gemacht, sondern sogar schon manche Falten des heranrückenden Alters in siegreichen Abenden geglättet. Daß mit dem Schwinden des ersten JugeudschmelzeS die echte Begeisterung und Intelligenz für die höchsten Aufgaben der Poesie erst einzutreten pflegt, ist eine psychologische Erscheinung, deren Zuge- fiäudniß mau von vielen großen Künstlern und Künst lcrinnen nicht ohne Rührungsthräncn gehört hat. Herr Dettmer wird von dieser wchmüthigen Erfahrung noch nicht betroffen und jeder Künstler sollte nur der Aesthctik das Recht einräumcn, nur uach den Leistungen das Al ter zu bestimme»; nur das baualc Unheil ganz äußer licber Zuschauer hat dabei stets dcn Kalender zur Hand. Was nun die Hauptrolle Wallenstein durch Herrn Karl Porth betrifft, auf die cs zur Steigerung dieser bereits früher besprochenen Aufführung ganz besonders antommt, so möchte ich nach dcn gestern gesehenen Scencn des ersten Theiles der Dichtung dcn Rath wagen, bei der leidenschaftslosen, cinfachcu, rcflcctircnden Rede im Eonvcrsationston noch weiter zu gehen. Der fleißige Künstler hat bereits hierin Tüchtiges versucht, und es kann ihn zum Fortschreiten aus der schöucn Bahn die Wahrheit ermuthigen, daß der Gedankenreichthum Schil ler's durch das Pedal der emphatischen oder gesalbten Rede in Tönen verrauscht und dunkel wird, während der einfachste Vortrag den Glanz jener Jdeenfülle zur wun derbarsten Erscheinung bringt. O. B. * In der „Acadsmie franyaise" erhielt soeben Hr. v. Lomsnie die erledigte Stelle Mstrinwe's, und sein Antrittsvortrag im Olymp der Vierzig war nach altem Brauch eine Lobrede seines Vorgängers. Ein nicht minder alter, aber weniger würdiger Brauch ist es, bei solchen Gelegenheiten nicht der 'Wissenschaft, sondern in frivolem Geschwätz dcn politischen TageSströmungen zu dienen. Es ist wirklich interessant zu sehen, wie Hr. v. Lommüe den Vorwand vom Zaune bricht, der heutigen Leidenschaft der Nation zu fröhnen. Mörime war einer der wenigen französischen Schriftsteller, welche die deutsche Literatur in der Ursprache zu genießen und zu bewun dern vermochten. Da zieht nun der verwegene Pan egyriker eine Stelle aus Goethc'S Gesprächen mit Ecker mann bei den Haaren herbei, ein wohlwollendes Urtheil des Altmeisters von Weimar über die Redacteure des „Globc" vou 1825, in welchem cs heißt: „Es ist wirk lich merkwürdig," — ich citirc in Rückübersetzung — „welchen Aufschwung der Franzose genommen hat, seit dem er sich nicht mehr in enge und beschränkte Ideen verschließt. Er kennt seine Deutschen, seine Engländer besser, als diese Völker sich selbst kennen. Wie treffend malt er den Engländer als einen selbstsüchtigen Welt mann und den Deutschen als einen schlichten und gc müthlichen Kleinbürger." Die Stelle hat ersichtlich mit Morimcc nichts zu schassen; aber sie soll dem Redner- Gelegenheit geben, znr Erquickung seiner Hörer folgende Leitendemcrkung anzuknüpsen: „So stellte sich uns Deutschland damals allerdings dar und unsre Täuschung hat lange gedauert; ich glaube, daß sie sich jetzt zu zer streuen anfängt und daß wir gelernt haben, in dem deut schen Charakter andere Schattirungen neben jener der Gemüthlichkeu zu unterscheiden." In diesem altbackenen Lchulmeisterwitz ist die ganze Rede des neuen Akademi kers gehalten. Den einfachen Gedanken, daß Mörimse sich in dem Alter von 49 Jahren nicht mehr verheirathen wollte, drückt Herr v. Lomsnie wie folgt aus: „Er hatte ein Alter erreicht, in welchem man sich kaum mehr ent Gegenstand erledigt, und es jwird nun die dritte Be- rathung des Gesetzentwurfs über die Beurkundung des Personenstandes und die Korn, der Eheschließung fort gesetzt. Während der Verhandlung über den - 6 nitt der Reichskanzler-Ministerpräsident ein und ergreift so fort das Wort, um aus die gestern und heute gegen ihn gerichteten Angriffe zu antworten. Fürst Bismarck erklärt zunächst die vom Abg. v. Mal linckrodt angeführte Behauptung Govone's, daß er, Bismarä, sich früher geneigt erwiesen habe, auf die Abtretung eines Bezirks an der Mosel und Saar einzugehen, für eine dreiste, lügen hafte Erfindung, gemacht, um leine Person anzuschwärren: er habe keme Sylde von Abtretung eines deutschen Dorfes oder auch nur eines Kleefeldes je gesprochen, und gab zu bedeuten, die obrigkeitliche Organe des Landes vor dem AuStande wemg tens decenter zu behandeln Sodann weist der Ministerpr.« ident die gestrigen Ausführungen v. Schorlemer Alst's, über eine, vermeintlich mit seiner eigenen Vergangenheit in Wider pruch getretene politrjche Haltung, als aus saljchen Voraus seyungen beruhend zurück. Das Dogma der Unfehlbarkeit habe er stets als Glaubenssache respectirt und nur sür das Staatsleben die unumgänglichen Eonsequenzen gezogen. So seien ihm zwar schon zu Anfang des Krieges l8 >6 Anerbietungen betreffs Organstation einer ungarischen Legion gemacht worden, er habe sie aber nicht benutzt, weil er es für seine Pflicht gehalten, den Bruch mit Oesterreich nicht zu einem unheilbaren zu gestalten. Erst als Kaiser Napoleon telegraphisch seine Einmischung angetan digt habe und die Gesahr nahe gelegen habe, daß die tüchtigen, aber organisationslosen süddeustchen Truppen cm Anschlusse an französische Armeecorps festen Hall und bessere Führung erreichen würden, da sei er im Interesse des Vaterlandes ver pflichtet gewesen, alle Mittel zu seiner Rettung zu gebrauchen. Damals habe er auch die ungarische Legion Nicht gemacht, aber zu deren Bstduug ermächtigt. Auch daß v. Schorlemer-Alst die Beseitigung des Deutschen Bundes zum Beweise seines revo lutionären Charakters angeführt habe, sei ein unberechtigtes Vorgehen, Unter seinen ipecrellcn Freunden sordere er den selben aus, sich nach den Gründen des Untergangs jener In stitution zu erkundigen; Jene würden wissen, welche Motive zu Beschlüssen sühnen, die ihren Untergang nothmendig mach ten. Es sei ganz etwas Anderes, ehrlich eine entgegenstehende gesetzlich existtrenbe Institution zu beseitigen und das Gesetz systematisch zu untergraben, v. Schorlemer-Alst zeige über Haupt eine wunderbare Unkenntnis der Geschichte, und was noch verwunderlicher sei, er beweise eine ebensolche Unkenulniß der christlichen Heilswahrheitev, da er nur die einer Eivilehe entsprossenen Kinder als unter dem Fluch der Sünde geboren bezeichne und nicht vielmehr alle Menschen. M^Ail diese Rede schloß sich eilte längere Debatte zur Geschäftsordnung; infolge derselben wurde festgesleUt, daß die Minister verfassungsmäßig das Recht hätten, jederzeit das Wort zu ergreifen, und daß es nicht in der Befugniß des Präsidenten liege, die Minister in ihren Aeußerungen aus dem Grunde zu beschränken, weil sie nicht zu öen zur Debatte stehenden Gegenständen Bezng hätten. Es wurde jedoch als billig anerkannt, daß die durch solche Aeußerungen angegriffenen 'Mitglieder des Hauses ein unbeschränktes Recht der Antwort erhalten sollten ohne Rücksicht auf den zur Debatte stehenden Gegenstand. Abg. v. Schorlemer-Alst war nicht im Hause anwesend; dagegen entgegnete Abg. v. Mallinckrodt einige Worte auf die Rede des Ministerpräsidenten, wel cher dann seinerseits wiederum zu folgender Bemerkung sich erhob. Fürst Bismarck erklärt, daß er aus alle gegen ihn ge- richtetcn Angriffe weder antworten könne, noch wolle. Die italienische Regierung habe die Publication von Actenflücken seilen eines Privatmannes (Lamormora», nachdem er ausgehvri StaatSminister und General zu sein, mißbilligt und das Feh len einer strasrcchtlichen Bestimmung, um dastelbe zu ahnden, bedauert. Lamormora habe sich ihm durch sein ganzes Verhalten seindlich erwiesen; ihm widerstehe eS aber, dessen Vorgehen, ivie er wohl könnte, m ähnlicher Weise zu vergelten. Er rechne es sich zur Ehre, im gegenwärtigen Augenblicke die am besten gehaßte Person im Lande zu sein; gegen solche Elaborate, ivie ste in Frankreich, Italien, Polen und auch anderwärts zu Tage gcsördcrt würden, habe er «ich aber einen ziemlich hochmütlnge Verachtung angewöhnt. Wenn er das Abtreten deutschen Bodens wirklich jo ersehnt hätte, wie ihm von gewissen Seiten zu gewissen Zwecken unterstellt würde, so hätte es ihm wahrlich nicht an Gelegenheit gesehll. Die Abtretung eines einzigen Dorses Hütte genügt, seiner Politik einen unlöschlichen Fleck zu geben, und deshalb hätte sie allen Ansorderungen Napoleon s genügt, der nicht durch etwaige aus seiner deutschen Erziehung flam inende sittliche Bedenken an der Annahme dieses Dorss geh»» dcrt worden wäre, wenn sie ihm angeboten wäre. Die Jnsi nuation Govone'S entbehre jeder thatjächlichen Grundlage. Diesem entschiedenen Dementi gegenüber versichert v. Mallinckrodt zwar, seinen Glauben an die im Lamar- mora'schen Buche enthaltene Beschuldigung aufgeben zn schließt, die Freiheit des Eölibats gegen die stillen Freu den und die strengen Pflichten des Familienlebens zn vertauschen." Die „l'i vc-j. U808 riclioules" des Moliöre hätten nicht anders gesprochen. Ueberhaupt geht es doch mit der Akademie reißend bergab. Als ich vor zehn Jahren, sagt der Referent der „Sp. Ztg.", nach Paris kam, konnte ich unter der Kuppel des Instituts neben Guizot und Thiers noch eine Plejadc von Männern, wie La martine, Alfred de Vigny, Villemain, Berryer, Victor Cousin, Sainte - Beuveö und Montaleulbett versammelt sehen. Das war denn freilich ein Kreis, vor welchem auch der Deutsche willig dcn Hut zog. Wie sind alle diese Geister in dem französischen Pantheon ersetzt wor den! Was weiß der Leser dieser Zeilen und was weiß ich selbst von Herrn Camille Doucet und Rousset, voll Herrn v. 'Marinier, Herrn v. Champagny und Herrn v. Lomänic? Brave Mittelmäßigkeiten, deren Ruhm die Fortificationcn von Paris, ja vielleicht nicht einmal das Scineufcr, welches sic bewohnen, überschreitet. Können Sic mir die literarischen Rcchtstitcl des Herzogs v. Au male neunen? Haben Sic in Berlin je etwas von Hrn. Euvillier Fleury gehört, als höchstens, daß er den Söhnen Ludwig Philipp's die lateinischen Gcnusregeln bcigcbracht hat? Tie Akademie hat in diesem Augen blicke noch einige Plätze zu vergeben, und die preiswür digstcn Canbidaten, die man ausfindig machen konnte, heißen Dumas Sohn und Edmont AböutI ES ist noch nicht einmal gewiß, ob diese nicht irgend einem unbe kannten Schützling des Bischofs Dupanloup oder des Herrn v. Fallour werden Platz machen müssen; denn mit den Prinzen v. Orleans und ihren Freunden ist auch die französische Akademie, welche einst Voltaire mit Stolz zu den Ihrigen zählte, clerical und eine einfache Succnrsalc des Seminars von Saint Sulpice geworden,
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