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Wilsdruffer Tageblatt Nr. 203 — 92. Jahrgang Postscheck: Dresden 2640 W W Donnerstan, den 31. August 1933 Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Deutschland in Nürnberg. Der Reichsparteilag 1933 der NSDAP, ist am Mitt wochabend von allen Türmen Nürnbergs feierlich ein- geläutet worden. Noch ziehen auf allen Straßen und Bahnstrecken Tausende und aber Tausende in schwarzen und braunen Kolonnen heran, um rechtzeitig zu den großen Veranstaltungen am Freitag zur Stelle zu sein. Draußen im Reich mag sich heute noch mancher fragen: warum gerade Nürnberg? Warum nicht die Reichshauptstadt oder München, das ja Sitz der Parteizentrale nach dem Willen des Führers geblieben ist? Wer die Geschichte der NSDAP, kennt, weiß, was es mit der Bestimmung der alten Hohenstaufenstadt als Tagungsort auf sich hat. Nicht zum erstenmal ist Nürn berg in dieser Weise bevorzugt worden. Es hat sich da eine Tradition herausgebildet, die am 2. September, also am Sonnabend, genau zehn Jahre alt ist. An diesem denkwürdigen Tage des Jahres 1923 hat Adolf Hitler zum erstenmal in Nürnberg alle Männer seiner damaligen Sturmabteilungen um sich versammelt; damals sprach er das für seine politische Persönlichkeit und für Geist und Ziel seiner ganzen Bewegung kennzeichnende Wort, man müsse jedem das Gesetz der Vater landsliebe aufzwingen; denn die nationale Linie sei die Basis für die Einigung — eine Wahrheit, von der die vor ihm in Deutschland Regierenden ja noch neun Jahre lang nichts wissen wollten. Man kann es heute nur noch mit Heiterkeit nachlesen, was die Links presse schon damals von jenem ersten Nürnberger Partei tag in Hellem Ärger schrieb: Die Bevölkerung habe den Umzug der „Nazis" mit geradezu fanatischem Jubel empfangen, der von einer „Anziehungskraft des natio nalistischen und nationalsozialistischen Wahnsinns" zeuge. Und mit noch größerem Vergnügen erinnert man sich heute der Bemühungen dieser selben Unbelehrbaren, die Massen, die zu dem zweiten Nürnberger Parteitag der NSDAP, im Jahre 1927 erschienen waren, mit nur 20 000 angeben zu wollen — wenige Tage später erschien nämlich eine kurze Notiz der Reichsbahn, wonach sie zu diesem Partei tage von 1927 nicht weniger als 165 000 Menschen be fördert hatte! Die öffentliche Blamage machte die roten nnd rötlichen Herrschaften dann gegenüber dem dritten Nürnberger Parteitag vom Jahre 1929 hinsichtlich ihrer Zahlenangaben etwas vorsichtiger. Wenn der Führer und Volkskanzler Adolf Hitler jetzt die Heerscharen seiner schwarzen und braunen Mannen überblickt, deren Zahl alle bisherigen Parteitage weit in den Schatten stellt, dann Weitz er, datz selbst diese jetzt in Nürnberg zusammengezogenen Massen nur einen Bruchteil der SA. und SS. und einen noch viel kleineren Bruchteil seiner Gefolgschaft überhaupt dar stellen. -Denn — und das ist der entscheidende Unterschied dieses Nürnberger Tages von 1933 gegenüber den früheren Jahren! — dies ist kein Partei tag mehr, dies ist die politische Tagung einer in sich wiedergeeinten Nation, der man heute das Gesetz der Vaterlandsliebe nicht mehr aufzuzwingen braucht, sondern dieses Gesetz als Grundsatz ihres politischen Denkens überhaupt in sich ausgenommen hat. Diese Männer der NSDAP., die da jetzt in der ehrwürdigen alten Reichs stadt bedeutsame Kundgebungen des Mannes entgegen nehmen, der einst nur ihr Parteiführer war, diese Männer verkörpern heute das deutsche Volk schlechthin, und ihr Führer ist heute der Führer Deutschlands. Wenn Adolf Hitler nun zum erstenmal seit der natio nalen Revolution diese Reichs-Heerschau hält, welche Ge fühle berechtigten Stolzes und des Dankes an die Vor sehung müssen ihn dann beseelen, wenn er der Tage denkt, da er in München nur einer von sieben War, der Tage, da er das Mitgliedsbuch Nr. 7 der „Deutschen Arbeiterpartei" erhielt, die er dann in lang jährigem Ringen in einer einzigartigen nationalen Be wegung umzubauen wußte! Welche Gefühle müssen ihn auch bestürmen, wenn er der Tage gedenkt, da er nicht allzu weit von Nürnberg im Jahre 1924 auf der Festung Landsberg saß und sich den Kopf über dem Unfaßlichen zermarterte, datz sich ein Volk ruhm reichster Vergangenheit unter undeutsch empfindender Führung gegen seine nationale Wiedergeburt mit Händen und Füßen zu wehren schien! Welch eine Kämpfernatur, welche Vaterlandsliebe, welche nationale Besessenheit und welche tiefinnere Überzeugung von seiner ge schichtlichen Mission und seiner Führeraufgabe gehörten in damaligen Zeiten dazu, nicht mutlos zu werden und noch jahraus, jahrein allen Anfeindungen und allen Unterdrückungsversuchen zum Trotz den einmal als richtig erkannten Weg weilerzugehen, bis der 30. Januar 1933 end lick den Siea brachte! Das gesamte wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben Nürnbergs drehte sich seit vielen Wochen um den Reichspar 1 eitag. Die Bevölkerung hat in grenzen loser Freude, Arbeit imd Opfcrwilligleit sich an den Vor bereitungen beteiligt. Nun ist das Werk vollendet. In einem nie gesehenen Schmuck prangt die alte, freie Reichsstadt. Die lange Front des Hauptbahnhofs schmücken meterlange Flaggen, die Reichsfahnen, die weiß-blaue bayerische Flagge und die Nürnberger rot-weiße Stadt fahne. Zwischen dem Haupteingang und dem gewaltigen Reiterstandbild des Prinzregenten Luitpold von Bayern grüßt den Ankommenden, umgeben von einem Meer riesiger Flaggen, die von hohen Weißen Masten wehen, der Leitspruch dieses ersten Parteitages nach der Macht ergreifung „Für die Einigkeit des Volkes" und darunter „Für die Stärke des Reiches!" vor ihnen, davon überzeugen können, daß das nationale Deutschland unter Adolf Hitler zu einem dauerhaften, zu verlässigen Faktor in der internationalen Politik geworden ist. Und wenn sie guten Willens sind, dann müssen und werden sie diesen Eindruck in der Welt verbreiten helfen. Freilich wird man andererseits damit rechnen müssen, daß interessierte ausläuoische Kreise, oor allem das Land, dessen haßerfüllter Siegerwahnsinn uns oas unerfüllbare Versailler Diktat aufzwang, den Zweck und den Geist auch dieser Nürnberger Tagung wieder mit tendenziösen Berichten umfälschen und neues Hetzmaterial zu sammeln versuchen werden. Mögen sie! Sowenig wie die nationale Entwicklung Zeutschland s und der endgültige Sieg unseres Führers Adolf Hitler aufzu halten war, sowenig wird aufdieDauer dieWahrheitüber das neue Deutschland in der Welt umzulügen sein, sowenig wird sich Europa in naher Zukunft der Einsicht verschließen können, daß es diesen vielgeschmähten Männern der SA. und SS. und nur ihnen allein die Rettung Europas vor dem Bolschewismus zu ver danken hat! Wer am Mittwochabend die Glocken von Nürnberg über das Frankenland hinläuten hörte, der Weitz, datz hier ein neuer Abschnitt nicht nur^der Geschichte Deutschlands, sondern auch der Geschichte Europas begonnen hat. V.A.R. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die «gespaltene Raumzeile 20 Rpfg., die 4gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs pfennige, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. Vorge schriebene Erscheinungs- tage und Platzvorschristen werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen, annahme bisvorm.lOUHr. " " - " Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Bettag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Das silberne Hoheitszeichen an der Spitze des Mastes erglänzt im Sonnenschein eines prächtigen Sommertages. Der erste Blick hinüber über den Bahn hofsplatz fällt auf den gewaltigen Rundturm am Königs tor, von dem das Banner des Dritten Reiches weht. Während des Parteitages werden nach Einbruch der Dämmerung die die Altstadt mit ihrem Mauerring um gebenden vier mächtigen Nundtürme von Schein werfern angestrahlt, die monumentale Wirkung dieser Bastionen erhöhend. Die hohen Eisengerüste des Postneubaues am Bahnhof sind über und über mit Haken kreuzflaggen bedeckt. Die Altstadt selbst hat sich würdig und geschmackvoll geschmückt und ist in ein wahres Meer von Flaggen getaucht. Wohl kein Haus und kein Laden ist ohne Blumen und Flaggen. Girlanden und Kränze sind über die Straßen gespannt und hängen aus den Fenstern, ost geziert mit dem Bild des Führers und dem großen Hoheitszeichen. Man merkt deutlich, datz die Bevölkeruna bei den Ausschmückungsarbeiten von Künstlern beraten worden ist. Jeder Kitsch ist sorgsam vermieden. Die historisch besonders beachtenswerten Gebäude sind mit den alten Nürnberger Stadtflaggen geschmückt, ein herr liches Bild, mitten unter den stummen ehrwürdigen Zeugen uralter deutscher Kultur die Flaggen des neuen Reiches allüberall auf den Straßen und in den engsten Gassen wehen zu sehen. Autos mit den Erkennungszeichen aller deutschen Länder durchfahren die winkligen Straßen. Aus vielen Fenstern sind auch rote mit Goldstreifen verzierte Teppiche gehängt, die sich aus dem übrigen Flaggen- und Grünschmuck wirkungs voll herausheben. Auf dem Adolf-Hit ler-Platz, dem früheren Hauptmarkt, auf dem der Führer den Vorbeimarsch seiner SA., SS. und des Stahlhelm am Sonntag abnehmen wird, ist die 10 000 Ehrengäste fassende Tribüne in einem mächtigen offenen Viereck aufgestellt. Der nach dem Platz zu gelegene Balkon der alten Liebfrauenkirche ist besonders wirkungsvoll zur Geltung gebracht. Er ist überdacht mit einem goldgestreiften violettfarbenen Bal dachin. Seine Außcnwandungcn schmücken Tannen girlanden und der Reichsadler auf dunklem Grund. Von den großen evangelischen Kirchen der Stadt, die eben falls mit Tanncngrün geschmückt sind, wehen die K i r ch e n f a h n e n. Von Stunde zu Stunde wächst der Strom der Ankommenden. Bald ist die ganze Stadt ein einziges freudiges Mensche«^ Nürnberg im Festschmuck In der Stadt des Reichsparteitages. Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Mit Recht hat der Führer die Stadt, die in der Geschichte der von ihm geleiteten Bewegung eine ebenso große Rolle spielt wie in der politischen und kulturellen Geschichte Deutschlands, zum ständigen Tagungsort der NSDAP, bestimmt. Wie- ein bedeutsames Symbol muß uns diese Bestimmung auch erscheinen, wenn wir uns daran erinnern, daß die trutzige Feste Nürnberg in ihrem vielhundertjährigen Bestehen niemals, auch im Dreißigjährigen Kriege nicht, von Feinden erobert werden konnte. In der Tat, das nationale Deutschland und sein inneres politisches Gerüst, die NSDAP., stehen heute so in sich gefestigt da, datz unser Volkskanzler Adolf Hitler kürzlich mit Recht sagen durfte, die nationale Revo lution sei nunmehr beendet. Kein Wunder, wenn nicht nur die Aufmerksamkeit ganz Deutschlands, sondern auch das gespannte Inter esse der ganzen politischen Welt sich in diesen Tagen nach Nürnberg konzentriert; das zeigen die Vorberichte in der ausländischen Presse, das zeigen der Zustrom der Pressevertreter aus allen Erdteilen und die noch niemals erlebte starke Beteiligung aus lau bischer Diplomaten, die dieser „politischen General musterung des neuen Deutschland", wie es der Reichspressechef der NSDAP., Dr. Dietrich, nannte, beiwohnen. Sie alle werden sich auch bei dieser Gelegen heit weiter, wie schon Tausende ausländischer Beobachter Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, ^Das »Wilsdruffer Tageblatt* «erscheint «an «rllen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. Drei Haus, bei Postbestellung 1,80 AM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstalten und Post- Ersten, unsere Austrägern. .. . . , Geschäftsstelle, nehmen zu jeder Zeit Bestellungen ent- WöcheNvlllll sUk WnspkUsf U. UlNgeAkNÜ gegen Im Falle höherer «Gewalt, Krieg od. sonstiger E—--—— Betriebsstörungen besteht Aein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. Feierliche ADW -er ReichrMitW in Mrn-erg Jubelnder Empfang und Ehrung des Führers.