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S1. Jahrgang, 91. Dienstag, S. Aprll 1911, L8LG Drahtanschrift: «ach richten Fttnsprechrr-Sammelnummer: LS-41. Rur für RachtgesprSch«: -0011. Drei^i«g - 3»nS»nt> 8ek»t»la-e v«iiün§- ^nkm- Sekatmla-e Ärb^er- AekokolaS« vr«4ES- Itukao, D-r-ei-t. Schrfftleitung und Hauptg«ichästss»ellt: Marienstrafte W/40. Druck u, Brrlag von Liepsch » Siricharttt in Dresden. «ierlklfirrll» tn Drrtden bri Zutra,un, (an San», an» Monia^n n»r einmal» »,» «.. I Ks»,,»«r,c»N.T!voiks Di« «tnhaltig« Zell« (etwa 8 Silben) Sb Pf., »arru^plStze und «neigen in Nummern nach «amt» ^"gUijv rs/ci^rtr/i. (u ben vararten 8,8« M. Sei «tnm«Ii-er Zustellung durch dt« Paft r.go M. (ahne veitellgelb». I «lllgelgeil» ^-rerse. »,b Aaleeta,«» lautrortf —«u»»rrtt,e iluftrLgenur gegen Varauabephlung —Belegdlatt loPf. Nachdruck nur mU deulltcher Quelwianp»« (.Dreadner Nachr.») piNg»»- — Uiwerlan^e Echriitftlck« «erden nicht aufbewahrt. 8.86km» n rotk«i« 6,i^»n»ek>nuek KIOS Kleine Kio, 8r Z K Klirprinr ZV, Iudttsum 4 fürsten 5 Welt-Mackt 6 MvllkollL«88v»r „mit 6er Siexelmsrice" rur Stärkung 6es Essens un6 6er Veräsuun-- sowie rur KräftixfunA 6er Nerven. kictit in OriZüisl- klasclien 1,25 un6 2 tAarlc. Verssnck nacii auswärts. Depot: lett^vn-^ptttlivlL«. Vrvsävn, ^ttin»»rlrt. Schwere englische und französische Verluste an derWestsront Stark feindliche Angriffe,wische» Lrra» «ad Akne. - Vergebliche srmrösische Angriffsversuche in der ßhamvngne. - ki» rasyscher Wßerlnli driderseitr der Nz-rnle». - Anshehnng der rnsftschea Sieaiernng dnrch Srankeich. - Amerila »wische« Krieg «nd Frieden. »er mntliche dentsche NrieWdericht. sAmtlich.s Großes Hauptquartier. 2. April. Weltlicher Kriegsschauplatz. Zwischen ArraS und Aisue habe« sich gestern und erueut heute morgen Gefecht« entspouue«, vornehmlich zwischen de« von Bapanme ans Croistlles und aus Cam» brai führenden Straße». sowie aus beide« Somme-Ufern westlich von St. Quentin. Engländer wie Franzosen setzten starke Kräfte ein. die infolge unserer Artillerie,virkung mehrfach zurückflutete» und nur »nter erheblicher Einbuße, anch von 50 Gesänge» ne« und einigeu Maschinengewehren, ««seren befehls gemäß ausweichende« Truppen Boden abgewannen. Auch z» beide» Seite« d«S Oise —Aisne-Kanals «nd ans der Hochfläche von Bregny kamen französische Angriffe in der »olle« Wirkung ««serer mit de« Gelände bis ins einzelne vertrante« Batterie« «nr »erlnstreich «nd wenig vorwärts. I» der Champagne hielt das Vernichtungsfeuer unserer Artillerie gegen di« Bereitstellnngsgräden einen Angriff der Franzose« gegen di« Höhen südlich von Ripont nieder. vestlicher Kriegsschauplatz. Front de» Gen<rals«l»«arschal1. Pri«z«n Leopold von Bayern An der Düna wurde ein russischer Borstoß dnrch Feuer vereitelt. Westlich von L « ck holte« bei Swinjuch« unsere Sturm- trnpps mehrere Gefangene ans den feindliche« Gräben. Front de« »eneralobersten Erzherzog» Joseph An der Lndowa in den Waldkarpatheu zerstörte« «nsere Erkunder bei einer ihrer zahlrcithe« Streife« ei« vom Feinde angelegtes Tretminenseld dnrch Sprengung. Gegen die Grenzhöhe» zn beiden Seiten des Uz- Tales setzte« die Russe» »ach starker Artilloriewirknng z« eine« Ansriff in 7 Silometer Breite an. Ihre Sturm- «eklen brache» in «nsere« Feuer, an einer Stelle im Rah- kampfe. zusammen «einer« Vorstöße seitlich de» Hanvt- angriffS scheiterten gleichfalls. Hoeroogrnppe de» Seneralfeldmarschall» ». Mackensen Nichts ReneS. Mazedonische Front JnderSeen-Enge blieb ei« feindlicher Srknndnugs- oorstoß ergebnislos. Südwestlich des Doiran-Sees drang ein Sturm- trnpp in dir englische Stellung, machte eine» Teil der Be satz»»« nieder «nd kehrte mit mehreren Gefangene« zurück. Der Erste Generalanartiermeifter: lW. T. v.i Lnbendorfs. »« dentsche Adenddericht. Berlin. 2. April, abends. sAmtli». W. T. B.s Anßer de« gemeldete« Gefechten im Somme- und Oisegebiet kein« besonderen Ereignisse. Seftrmichilch'NNMrlscher »riez,bericht. Wie». Amtlich wird «erlantbwrt de« 2. April 1»17: vestlicher Kriegsschauplatz. »ei der HeereSsront des Generalobersten Erzherzogs Joseph »ielsach erhöhte Samvftätigkeit. I« Slanie, Tale wnrde ei« schwächerer, südlich des Uz »Tales ei« starker rufst scher Borftoß «nter erheblichen Frtndverlnftc« abgeschlagen. F» de« Waldkarpathen arbeitete« unsere Aufklärungsabteilungen mit Srkolg. I« Ost-Galizien «nd Wolhynien kein« besondere« Ereignisse. Italienischer und südöstlicher Kriegsschauplatz Unverändert. Der Stellvertreter de« Shess des GeneralltohrS: ll« Schweden» «enttalität. Bor ungefähr vier Wochen hat der schwedische Reichs tag mit geringer Mehrheit die Fordermrg von 30 Mil lionen Kronen, sie die Negierung eingcbracht hatte, ab- gelehnt. Die Forderung war bestimmt zur Durchführung von Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Neutralität und war von der Ersten Kammer anstandslos bewilligt worden. Es handelte sich darum, vorläufige Sicherungen zu schaffen gegen mögliche Uebergriffe von seiten Englands. Damit mußte nach dem Scheitern der englisch-schwedischen Verhandlungen gercchirct werden. Die Verhandlungen hatten in erster Linie die Regelung der scknvedischen Ein fuhr zum Gegenstand. England hatte auch Schweden gegen über das Recht der Handelskontrolle, das es seit langem ja in Holland. Dänemark und Norwegen mit fast unum schränkter Machtbefugnis ansttbt. für sich in Anspruch nehmen wollen, hatte gleichzeitig die alte Forderung auf Durchfuhr von Kriegsmaterial nach Rußland erhoben und die Oeffnung der im schwedischen Hoheitsgebiete gelegenen Kogrund-Rinne verlangt. Der Ministerpräsident Hammar- kjöld hatte anfänglich die englischen Forderungen glatt zurückgewicscn, sah sich aber späterhin infolge des Druckes, der von der Linken und wohl auch aus der Mitte seines eigenen Kabinetts auf ihn ausgeübt wurde, gezwungen, sich doch auf Verhandlungen einzulassen. Eine schwedische Abordnung, an deren Spitze der Finanzmann Wellenberg, ein Bruder des Außenministers im Kabinett Hammar- skjöld, stand, reiste nach London, kehrte aber, wie erwähnt, unverrichteter Dinge wieder nach Stockholm zurück. Man hatte in England mit Recht die Eröffnung der Verhand lungen als einen Erfolg betrachtet und darum, wie es nun einmal der englischen Tradition entspricht, sofort die Forderungen gesteigert. Mcht nnr sollte den in den russischen Ostseehäfen liegenden Schiffen die Rückkehr nach England durch sänoedisches Gewässer gestattet werden, man verlangte auch, daß die in englischen Häfen liegenden schwe dischen Dampfer der englischen Regierung zur Verfügung gestellt würden. Das ivar zu viel, das wäre einer „Gräci- sierung" Schwedens gleichgekommen, hätte zum aller wenigsten Schweden in eine Stellung England gegenüber gebracht, die sich von der Norwegens nicht mehr unterschied. Herr Hammarskjöld kannte seine Gegner genau. Er wußte, -aß sich die englischen Staatsmänner bei dem er gebnislosen Ausgang der Verhandlungen nicht beruhigen, sondern die stärkeren Künste versuchen würden. Das Bei spiel Griechenlands war in dieser Hinsicht sehr lehrreich. Hammarskjülds Gegcnzug bestand also in der Einbringung des Nentralitätskredits. Er wurde abgelehnt, und diese Ablehnung mußte das Kabinett zum Rücktritt veranlassen, da es sich um etne grundsätzliche Frage der Politik Schwe dens handelte. Das hat auch Herr Howard, der britische Vertreter in Stockholm, wohl erkannt, als er das Ereignis ganz unverfroren mit den Worten kommentierte: ,F>ch habe di« Mehrheit im schwedischen Reithstag". Hammar- skiöld bat also um seinen Rücktritt. Der König gewährte ihn nicht ohne weiteres: eine Zeitlang schien cs. als sollte das Kabinett Hammarskjöld im Amte bleibe» und den Kampf gegen die englische Mehrheit im Reichstage auf nehmen. Sehr aussichtsvoll war das von vornherein schon um deswillen nicht, weil das Kabinett selbst innerlich nicht fest genug war. Der Minister des Aeußcren. Wallenberg, ivar, gelinde gesagt, stark ententefrcundlich gesinnt und hatte dazu allen Grund, da er als Teilhaber verschiedener Unternehmungen lohnende Geschäfte mit dem Verbände ge urscht hatte und noch lohnendere hätte machen können, wenn die Krage des Durchgangshandels im englischen Sinne ge löst worden wäre. Aehnlichc Rücksichten bestimmten und v.» stimmen heute noch die Haltung der Liberalen und der Sozialdemokratie. Die »in Vranting haben nämlich seit einiger Zeit Geschmack am Kapitalismus gesunden. Sie haben eine Bank gegründet, die den Warenaustausch zwischen Rußland und Amerika z» fördern sucht und auch schon russische Anleihe» lu Neuyork vermittelt hat. Daran war soviel zu verdien«»:, daß sich Branttngs frühere Zu- ALiLnng zu» Zarismus Wan verstehen üeb. Der Lauwk gegen diese Front war von vornherein wenig ausfichtsvoll, er hätte, wenn das Kabinett stark blieb, früher oder später mit der Auflösung des Reichstages endigen müssen, und eine solche Kraftprobe konnte Hammarskjöld, trotz der 600 000 Zustimmungserklärungcn. die er aus dem Lande er halten hat. schwerlich wagen. Angcsichts der ernsten äußeren Lage, angesichts der russischen Revolution, die von Vranting und Genossen natürlich nach Kräften ausgebeutct worden wäre, standen einem Wahlkampfe ernsthafte Bedenken ent gegen. So blieb schließlich auch dem König nichts anderes mehr übrig, als die Leitung in andere Hände zu legen. In der vergangenen Woche ist das neue Kabinett unter der Führung des bisherigen Mitgliedes der Ersten Kam mer, Swartz, zustandegekommen. Bon dem neuen Minister präsidenten weiß man, daß er früher Finanzminister ge wesen und nach seiner politischen Stellung der R clsien zu zurechnen ist. Er hat auch die 30 Millionen Kronen für die Neutralität bewilligt. Das neue Kabinett zeigt auch sonst konservative Färbung und bedeutet an sich keine Kapitulation vor der liberal-sozialdemokratischen Mehrheit. Wenn man bedenkt, daß der König von Schweden in aller erster Linie danach strebt, seinem Lande die Neutralität zu erhalten, so ist die Berufung eines konservativen Politikers immerhin bemerkenswert, »veil sic beweist, daß die Krone die Uebcrzeugung hatte, daß Schwedens Selb ständigkeit und Unabhängigkeit bei einem liberalen Kabi nett nicht gut aufgehoben gewesen wäre. Swartz hat denn auch als Hauptpunkt seines Programms „die Ausrechterhal-- tu»>» einer folgerichtigen und unparteiischen Neutralitäts politik" erklärt. Ob er cs d»r6,führen und Schwedens Selvsiündigteit vor allen englischen Zngrisfen sicher» sann, muß die Znkiliift lehre«. Ei» günstiges Vorzeichen darf man vielleicht darin erkenne», daß sich die Liberalen, wie es scheint, nicht von vornherein der neuen Regierung ver sagen »vollen, fraglich bleibt es aber, ob cs Swartz gelingen wird, für eine klare und einwandfreie Neutralitätspolitik eine Mehrheit im Reichstage znsammenznbringcn, ob er nicht von vornherein zu Konzessionen an den englischen Gesandten gezwungen ist. Aus dem Sau in der Erklärung, die das Kabinett am Freitag dem König abgab. daß den handelspolitischen Fragen besondere Aufmerksamkeit bei- gclegt werde und „unmittelbare Verhandlungen' hginver eingeleitet werden sollen, könnte man solche Folgerungen ziehen. Die früheren schwedisch-englischen Verhandlungen sind ergebnislos verlausen. Wenn sie jetzt wieder ausgenommen werden sollen, dann liegt die Vermutung nahe, daß die neue Regierung bereit ist. gewisse Zugeständnisse zu machen. Es wäre denkbar, daß auch die gegenwärtigen Vcrsvrgnngs- schwierigkeiten die Regierung auf diesen Weg weisen, T'o Person des Königs und auch die des neue» Ministerpräsi denten bietet allerdings eine starke Garantie dafür, das; ein Weg gesucht werden wird, der Schwedens Souveränr- tätsrechtc nicht berührt. Das liegt ja im ureigensten Inter esse des Landes. Es liegt auch im dcntschen Intereise. Das Verhältnis der beiden Länder in der Gegenwart und mehr noch in der Zukunft würde, was wiederum in erster Linie Schwedens Interessen widerstreitet, eine Aendcrnug er fahren, wenn sich das Land vor den Wagen des Vicrvcr. baudes spannen ließe. Angesichts der englischen Wünsche, die auf nichts ivcnigcr als auf eine Aushöhlung der schwe dischen Neutralität hinauslaufcn, ist die Ausgabe der neuen Regierung gewiß nicht leicht. Die Verhältnisse in Schwede» erfordern deshalb die volle Aufmerksamkeit der Diplomatie. Wir wünschen ein starkes und unabhängiges Schweden und würden nicht untätig zuschaucn können, wenn etwa das Land zu einer englisch-russischen Etappcnstation herab, gedrückt würde, wie es der englische Gesandte und mit ihm die schwedische Sozialdemokratie aus kapitalistischen Inter essen gerne möchte, uno wenn cmch die schwedische Regierung in» Kampfe um ihre Selbständigkeit und unantastbare Neu tralität schließlich vor der englischen Despotie die Flagge streichen müßte, wie Griechenland, Norwegen und alle dis. andern.