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Dresdner Journal : 26.01.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188701260
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870126
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870126
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-01
- Tag 1887-01-26
-
Monat
1887-01
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 26.01.1887
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O20 Mittwoch, den 26. Januar, abends. 1887. vo»a«»pr«t»» --d'° »«»->»' i L»...r^dä.. ck«°t»°be° ^U»rNei>: . . . . l" i ktzicks. tritt ko.t- u°a »0 ttto.o. Lmeolo» Huuuooru: 10 kl. L»KNock!x«nx»U«^NUr«i>, ?Nr ä«o k»un> ei»«r ^oopkitooso Loils Lismer Kodrikt ro kk Unter „kio^ssSLät" äi« Lsil« bO kl. Lei DsdsUvr»- a. LiSorvsot» «vttxr. ^akeeLI»^. Lrooketoeo, IAzl>i«I» aut itrmmtuL» äor 8oa»- anä keiert»^« »dsock». DresdnerLmmü. Tuusttiu« lvu ^nLÜ»Nlrrwr«» »aiNkrt»» F> Lralxietettor, Oo»wj«ioL»r ä» Droockosr lourvsl»; L«»dor» - Berlin .Vie» - LstpotU L—«l B^sloo-UroskellN ». N : I/uarrx^rrn <« koglrr, LerUn -Vi»Q-L»»di^8 - Bre^ - I-etneik - Brenlitort ». H.-ULo-d«: K»tck. Itto««,' Bert, Leecko» - Berit» - Brenktarl » U »wttxerl: Daut« <« <7o ,' Berit»: Inva/tci««ta»»->:, Brem»»: L Le^iott«, Br»«I»» D §ta»Aen', Dur «au (Lmti /cabatH, üdrUc»: tr 2UM«r'« D'act^oiArr/ S»»»or«r: O. Letüttker,' L»U» e. » : Larct -S vo. Für die Gesamtleitung verantwortlich r Gtto Banck, frofeffor der (itteratur- und Kunstgeschichte. Ner»nexed«r t Kvviol. Nrpeäition äv» Ore,6o«r aosrvnl», Vrveäea, Lvio^orotrooso >'o SO. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben dem Briefträger Karl Friedrich August Schmidt in Dresden daS Allgemeine Ehrenzeichen Allergnädigst zu verleihen geruht. Bekanntmachung. Es wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß ge bracht, daß den Lotterie-Collecteuren Earl Friedrich Ritter zu Löbtau, Gustav Adolf Hermann August Melzer, in Firma E. E. Melzer, zu Loschwitz, Earl Gotthelf Richter zu Niederbobritzsch, Richard Höllig zu Niederplanitz, Friedrich Schulze zu OelSnitz i. Erzgeb., Carl Haferkorn zu Pieschen, Moritz Kluge zu Plaue und Heinrich Julius Gläser zu Schedewitz Agenturen der Altersrentenbank übertragen worden sind, wogegen die Eisenbahn-Stationskasse zu OelSnitz im Erzgebirge von der Fortführung der ihr über tragen gewesenen Agentur der genannten Bank ent lastet worden ist. Dresden, den 24. Januar 1887. Finanz-Ministerium, vou Könurritz, Mchtinntlichrr Stil. Vetegraphifche Wachrichterr. Berlin, 28. Januar. (Tel. d. Dresd. Journ.) DaS NeichSgesetzblatt veröffentlicht eine kaiserliche Verordnung vom 25. Januar, welche die Pferde- ausfuhr über sämtliche Grenzen gegen daS Aus- land bis auf weiteres verbietet. Der Reichskanzler ist zu Ausnahmen von dem Verbot und zu et waigen KontrolmaHregrln ermächtigt. Die Ver ordnung tritt sofort in Kraft. Frankfort a. M., 25 Januar. (W. T. B.> Bezüglich der Anfrage des Oberbürgermeisters Miquel, wie sich die Stadtverordnetenversammlung zu der Lhatsache stelle, daß er ein Reichstags mandat anzunehmen gedenke, wurde in der hrutiqen Sitzung der Stadtverordneten einstimmig eine Re solution angenommen, in welcher im Hinblick auf die hervorragenden Verdienste MiquelS um daS Gemeinwesen dem dringenden Wunsche Ausdruck gegeben wird, er möge im Amte verbleiben. Gleichzeitig wird die Anfi-tt ausgesprochen, daß die vorübergehende Annahme eines ReichStagS- mandatS sich mit dem Oberdürgermeisteramte werde vereinigen lassen. Wien, 26. Januar, morgenS. (W. T. B.) Wie d e „Presse" meldet, hat die ungarische Re gierung dem Vorschläge des österreichischen Ministe rium» zugestimmt, die Verhandlungen wegen der Erneuerung deS Handelsvertrages mit Deutschland vor denjenigen mit Italien zu beginnen. Rom, 25. Januar abends. (W. T. B.) In einem Telegramm vom 22. d M ersucht der Ober- defchlstzaber der in Maffavah befindlichen Truppen, General Genö, um 68« Manu Verstärkung, um, wenn nötig, eine militärische Demonstration zu unternehmen. Gens fügt in dem Telegramm hinzu, die Spannung mit RaS Allula dauere fort, doch scheine der Negus einem Bruche abgeneigt. Wie die „Iribuna ' und die „Italia militarr" melden, sollen so bald wie möglich 2 Korvetten mtt Truppenverstärkungen nach Maffavah abgehen, Fcuiütjon. Heimliche Liebe. GMe Geschichte au« den bayerischen Bergen von Friedr. Dolch. (Fortsetzung.) Er schwieg, und da der Kahn sich jetzt allmählich dem Hafen von Fischhausen näherte, so war die Auf merksamkeit der drei Persoi en vorläufig aus andere Dinge gerichtet und das Gespräch einstweilen ganz ab gebrochen. Al» da» Vorderteil des Kahnes nach Verlaus von einigen Minuten endlich an den kiesigen Grund des Ufer» stieß, ergriff Jäckel die Kraxen und sprang mit ihr an» Ufer. Dann half er wieder der Malerin dein, Aussteigen und als diese ebenfalls neben ihm am Ufer stand, stieß der alte Fischer mit einem stummen Ab- schiedsgruße den Kahn sofort vom Gestade ab und fuhr, die Ruder ergreifend, langsam und gemächlich wieder zurück in den See. Jäckel aber nahm die Kraxen auf die Schullern und, di« Bergstöcke er greifend, schritten die Beiden auf der Straße dahin, die durch das Dörfchen Fischhausen führte. Als sie so eine Weile stillschweigend neben einander gegangen waren, sahen sie in einiger Entfernung vor sich auf der Heide eine Kapelle liegen. Die Straße, die sie verfolgte«, führte an dem Kirchlein vorbei und sie erreichten dasselbe auch in kurzer Zeit. „DaS ist da» Ltvni>ard«kirchl", sagte Jäckel zu der Malerin, „wollen Sie vielleicht ein bissel hinein- schaurn?" gegen Ende dieses Monat» soll eine weiter« Ab teilung Infanterie nach dort eingeschifft werken Im Ganzen werden 12 Kompagnien Infanterie, 3 Alprnjägrrkompugnien, 1 Geniekompagnie und 1 EebirgSbatlerie zum Abgang nach Maffavah vorbereitet Mailand, 26. Januar. (Tel d.DreSdn. Journ.) Der Prinz Alexander v. Battenberg ist von hier nach Genua weitergereist. Kopenhagen, 25. Januar. (W T. B.) Die in auswärtigen Zeitungen enthaltene Red« dr» jetzigen KriegSministerS Oberst Bahnson hat der selbe vor 20 Jahren als junger Hauptmann ge halten. (Wir haben von den diese Rede betreffenden Blättermeldungen, da sie augenscheinlich falsch waren, keine Notiz genommen. D. R. d. Dr. I.) Bukarest, 25. Januar. (W.T B) Die Ab geordnetenkammer verhandelte heute über die Interpellation Majorcscos bezüglich der Verwüst ungen, welche nach dem Attentate gegen den Mi nisterpräsidenten Bratiauo in den Redaktiovslokalen der oppositionellen Blätter stattgefunden hatten. Nachdem Bratiano und der Zustizminister StateScv auf die Interpellationen geantwortet hatten, erteilte die Kammer mit 185 gegen 35 Stimmen der Re gierung ein Vertrauensvotum. Dresden, 26. Januar. Zur Beurteilung der KriegSgerüchte. Wie in unserem heutigen Blatte unter .Berlin* zu ersehen, bestätigt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" die Angabe des französischen Ministerpräsi denten Goblet, nach welcher die Nachricht, Deutschland habe wegen der Truppeuansammlungen an der fran zösischen Grenze von der französischen Regierung Auf klärungen verlangt, unrichtig sei. Dieses giebt uns Veranlassung, auf die Leichtfertigkeit und Gewissen losigkeit hinzuweisen, mit welcher von London aus die gegenwärtige zweifellos ernste Lage dazu ausgenutzt wird, um eine rückgängige Bewegung der Werte zu bewirken. Andererseits sollen „Daily News" hierbei noch den Nebenzweck verfolgen, dem Kabinett des Marquis v. Salisbury Verlegenheiten zu bereitem Mit allem Dem haben sie aber nichts erreicht. Das Blatt galt selbst als sein innigster Freund, Gladstone, an der Spitze des Kabinetts stand, in Sachen der auswärtigen Politik für herzlich schlecht unterrichtet. .ES kann eine Zeit kommen", so bemerkt die „Presse", „und sie mag mel- leicht näher liegen, als den Friedensfreunden ueb ist, in welcher in der That eine ähnliche Anfrage von Berlin aus nach Paris gerichtet werden muß; vor läufig liegt aber, so weit sich die Dinge Überblicken lassen, hierzu noch kern äußerer Anlaß vor. Wenigsten» hat man von Massenverschiebungen der französischen Truppen nach der Ostgrenze in neuester Zeit nichts gehört, und selbst der Plan Boulangers, die Mobili sierung eines ganzen Armeekorps bei den nächsten Manövern zu versuchen, wird, wie französische Regie rungsblätter versichern, wenn er überhaupt in Aus führung kommt, nicht jene Departements berühren, die der deutschen Grenze nahe liegen. Die französischen Rüstungen machen die bleibende Streitfrage um die Grenze nicht mehr brennender, als dieselbe vor dem Beginne der Debatten im deutschen Reichstage, als dieselbe vor ein paar Monaten gewesen ist. Weit größeren Einfluß auf die Sicherung oder Gefährdung des Frieden» dürfte für die nächste Zukunft die Frage Boulanger gewinnen." In der Person Boulangers gipfelt die große Wen dung, welcher dem parlamentarischen Mnisterium der Republik gegenwärtig bevorsteht, allein im Ganzen ist man noch viel zu wenig im Klaren darüber, was die 1 W Die Malerin nickte und beide traten in die Kapelle. Nachdem sie einige Zeit in derselben verweilt, traten sie wieder heraus inS Freie und Jäckel sagte, während er seinen Spitzhut aufstülpte: „Am Sonntag is 's Leonhardifest; da wird'» weiter net zugeh'n um das Kirchl da herum!" „Wirklich?" sagte die Malerin, „wird St Leon hard bei Euch so hoch verehrt? — Aber wir ist mir denn? Im Kalender, glaub' ich, ist der Namenstag dieses Heiligen doch im November angeführt?" „Ja, das is schon so, da haben Sie ganz recht", nickte der Bursche, „aber bei uns wird das Leonhard»- Fest halt schon alleweil am Sonntag nach Jakobi ge feiert, weil an dem Tag die Kapell'n eing'weiht wor den is. — Da werden S' anders schau'«, Fräul'n, wie'S da zugeht! Und dann erst der Leonhardi« Tanz in Neuhau»! So 'was haben S' g'wiß in Ihrem ganzen Leben noch net geieh'n!" „Da bin ich wirklich begierig", sagte lächelnd di« Malerin. „Hoffentlich wird man da auch den vi«l- gerühmten Schuhplatteltanz zu sehen bekommen!" „DöS will ich meinen", nickte Jäckel eifrig, „da» versteht sich von selbst! Da kommen die saubersten Bub'n und Dirndl'n z'samm' von Tegernsee, Schlier», Bayrischen und Ellbach und da wird getanzt und ge sungen, daß e», mein' Seel', die Engel im Himmel net schöner können!" Untrr diesen und ähnlichen Gesprächen erreichten die beiden Neuhaus, hielten sich aber hier nur ein paar Mnuten auf und schritten dann wieder rüstig auf dem Sträßchen weiter, welch«» sie in» nah« Jo- seph»thal führt«. Nur einige Augenblicke waren sie stehen geblieben, um den überraschend schönen Aubl-ick öffentliche Meinung in Frankreich will Die „Weser- reitung" macht z. B. darauf aufmerksam, daß der Ansturm gegen Boulanger im Wesentlichen nur von gewerbsmäßigen Politikern ausgeht, welche ihre per sönlichen Einflüsse bedroht glauben, während die haupt städtische Bevölkerung der Mehrzahl nach dem General zujubelt und dir Provinzialen wie gewöhnlich sich ruhig verhalten. Die Gleichgiltigkeit jedoch, mit welcher die parlamentarischen Verhandlungen über die peinlichen und für die Zukunft bedrohlichen Budget fragen allgemein hingenommen werden, beweist, daß man diesen Debatten auch in weiten Kreisen de» Landet keine ausschlaggebende Bedeutung mehr bei- beimißt, eine Besserung vielmehr nur von einem völligen Umschlag der Politik erwartet. Zweifellos find die Zustände in Frankreich un gesunde, uns zu militärischen Vorkehrungen nötigende, denn Niemand kann Vorau» wissen, wer in den nächsten Monaten in Frankreich das politische Steuerruder in der Hand halten wird. Der Reichskanzler hat sich hierüber in seinen Reden im Reichstage unzweideutig ausgesprochen, aber von da bis zu diplomatischen Dazwischenkünften und Anfragen, wie die von den „Daily News" gemeldeten, ist noch ein weiter Schritt. Man braucht sich nur der Geschichte der angeblichen hobeuzollernschen Kandidatur für den spanischen Thron au» dem Jahre 1870 zu erinnern, um zu wissen, wie vorsichtig man sein muß, wenn Anfragen gestellt wer den sollen. Die Beiorgnisse, zu welchen uns Frank reich Veranlassung giebt, liegen nicht in seiner Regie- rung begründet, sondern in der Auflegung einer großen und leider stimmiührenden Partei. Wir wissen, daß der Gedankt einer Wiedervergeltung nicht aufgcgeben ist, ja daß er von Jahr zu Jahr heißblütiger verfolgt wirb, daß er wächst mit der wachsenden Kriegsbereit schaft des so gewaltig, so drohend gerüsteten Frank reich»; aber wir wissen auch, daß die bisherigen Re gierungen ihr Möglichstes getha» haben, niit Deutsch land amtlich auf einem freundlichen Fuße zu stehen, ja oft wurde dies sogar höchst wahrscheinlich durch die innere friedfertige Überzeugung der französischen Kabi nette erleichtert und unterstützt. Deutschland ist also mit den seitherigen Leitern der auswärtigen Politik Frankreichs so gut auSgetommen, al» dieses nach einem der größten Kriege, welche die Weltgeschichte kennt, nur denkbar rvar. ES ist daher heute noch keine zwingende Veranlassung vorhanden, beunruhigende Nack schien nach Art derjenigen der „Daily News" ju tt-vreiwn. Wenn die deutsche ReichSregierung eine Vermehrung der Armee beabsichtigt, so ist dieselbe durch die übermäßigen militärischen Kranftanstrengungen Frankreich» und durch die Stimmung seiner nimmer müden Revanchepartei geboten. Lagesgeschichte. * Berli«, 2b. Januar. Se. Majestät der Kaiser hatte gestern ein« längere Besprechung mit dem Reichs kanzler Fürsten v. Bi-marck. Bei der Feier des 60 jährigen militärischen Dienst jubiläums seitens des kommandierenden Generals des IV. Armeekorps, Grafen v. Blumenthal, welches derselbe Kaiser!. Bestimmung zufolge am 30. Juli d. I. begeht, werden die Offiziere, Militärärzte und die höheren Beamten des IV Armeekorps dem Jubilar auch ein äußeres Zeichen der Verehrung und des Gedenkens überreichen, es hat sich bereits eine aus höheren Offizieren und dem Intendanten des Armee korps bestehende Kommission gebildet, welche die nötigen vorbereitenden Schritte in dieser Angelegenheit thun wird Die von un» gestern gemeldete Erklärung des französischen Ministerpräsidenten, daß er die von der „Darly NewS" ausgestreute Nachricht, Deutschland der mit Wald bewachsenen Berge, die sich auf allen Seiten und in unmittelbarer Nähe vor ihnen erhoben, zu genießen „Sehen S', da» da ist der Wendelstein," sagte Jäckel, indem er mit dem Finger auf den König der Berg« zeigte, den sie von ihrem Platze aus in seiner ganzen Majestät erblickten, „und wenn Sie ein gut'» Äug' hab'«, dann müssen Sie auch das kleine Kapellerl seh'n können, da» ganz oben auf dem Gipfel steht!" Es war wirklich ein zauberhafter Anblick, der sich hier ihren Blicken bot, und die Malerin konnte sich nur mit Widerstreben von dem Platze trennen. Nachdem sie da» Josephrthal verlassen hatten, bogen sie von dem Sträßchen ab, das auf den Hagen berg und Spitzing fuhrt, und schritten auf einem schmalen Gangsteige fort, bis sie in eine dunkle Felsen- schlucht kamen, in welcher der Hachlbach, einen Wasser fall bildend, brausend und tosend über mächtige FÄS- blöcke h«rabftürzt. Die Malerin betrachtete lange diese wildromantische Schlacht und nahm sich beim Verlassen derselben vor, sie noch einmal gelegentlich zu besuchen und in ihr Stizzenbuch aufzunehmen. Jetzt gingen sie auf dem schmalen Fußsteige wieder zurück, erreichten nach wenigen Augenblicken das Sträßchen, da» sich den Hagenberg hinanschlängelt und schritten dann langsam auf demselben aufwärts. Von Zeit zu Zeit blieb di« Malerin stehen, um die Gegend zu betrachten, und Jäckel nannte ihr dann jedesmal berettwilltgst den Namen der Bergspltzen und Almen, di« sie von dem Fleck au», auf dem sie sich gerade befanden, erblicken konnten. Untrr ihnen lag auf grüner Mutte die Stockeralm und ernst schauten die schruffe» Felswände der Brecherspitze auf da» mit habe beschlossen, von der französischen Regierung Auf' klärungen über Truppenbewegungen an der Grenze zu verlangen, für falsch halte, findet heute ihre Bestätigung durch die „Nordd. Allg. Ztg.". Da» Blatt schreibt: „Wir sind in der Lage, diese Ansicht Hrn. Goblets zu bestätigen. Die Mitteilung der „Daily News" beruht auf einer Erfindung. Es ist unwahr, daß Deutsch land beschlossen habe, von Frankeich Aufklärungen über Truppenansammlungen zu verlangen." DaS preußische Abgeordnetenhaus setzte heute die gestern begonnene Besprechung der Militär» Vorlage anläßlich der Beratung des EtatS des Mi nisteriums des Auswärtigen sort. Dr. Ennecceru» (nat.-lib.) ist der Meinung, daß die gestrige Debatte der Kamps der Wahrheit gegen die Legenden- vildung gewesen sei. Redner erinnert an die deutschsreismnigen Anträge zur Militärvorlage und zieht den Schluß, daß es der Fortschrittspartei mit der Bewilligung der vollen Summe nie Ernst gewesen sei, sondern sie nur eine bessere Wahlparole haben wollte. Das Etatsrecht des Reichstags werde durch daS Sep tennat nicht angegriffen. Für eine periodische Bewilligung könn ten freilich, wie er nicht verkenne, Gründe angeführt werden und er wolle die Hoffnung nicht ausgeben, daß in künftiger Zett eine Reduktion der Heeresstärke eintreteo würde. Die Fortschrittler trieben in den Konflikt hinein. Redner sucht die Legende von den Monopolen zu widerlegen, es könnte der Glaube, daß die Nationalliberalen sür die Monopole stimmen würden, sich nur daraus stützen, daß Bennigsen wieder an den parlamentarischen Arbeiten sich beteiligen wolle, die anderen Rationalliberalen hätten schon früher gegen das Monopol gestimmt. Auch Ben nigsen habe nunmehr in Hannover sich entschieden gegen die Monopole ausgesprochen. Die Nationailiberalen dächten nicht an die Beeinträchtigung des allgemeinen Stimmrechts. Auch diesen Fall habe Hr. v. Bennigsen vorgesehen und in Hannover aus gesprochen, daß eine solche Befürchtung nicht gehegt werden dürfe. Die vierte Legende bestehe darin, als ob die Institution deS Reichstags durch das Borgehen im Landtage gefährdet werden solle. Diese werde nur durch die Opposition gefährdet, gerade die Rationalliberalen schützten die Institution des Reichstags. Redner hält der Fortschrittspartei ein langes Sündenregister vor und wird hierbei durch den Ausrus des Aba. 1>r Alex. Meyer Lumpereien" unterbrochen, auf den er scharf erwidert. Die frühere Haltung habe man der Fortschrittspartei nicht so stark angerechnet, weil sie die Majorität nicht beeinflußt habe, jetzt, wo die Entscheidung in ihre Hände gelegt sei, bilde sich tm Bolke eine Gegenströmung gegen die Fortschrittspartei. DaS konservativ - nationalliberale Wahlbündnis sei ein Appell an die Einsicht der Wähler, daß die Gefahr groß sei, daß die Par teirücksichten zurücktreten müßten, und eine Bitte an den Patrio- tismus. (Beifall bei den Nationalliberalen.) vr. Windt Horst bezweifelt, daß die von dem Borredner als Legenden bezeichneten Befürchtungen nicht zutreffen, und be tont, daß die diplomatischen Erklärungen des Reichskanzlers und die Äußerung des Minister» des Innern über da» Wahlrecht unvermittelt nebeneinander ständen. Nachdem daS Wahlrecht einaesührt worden sei, würde, wie er wiederholt, es Verhängnis voll sein,' eS ioiede« abzuschaffen Die Behauptung de« ReiR» kanzlerS, daß daS Zentrum zerstörende Tendenzen verfolge, wie» Redner zurück und rief das Urteil der Geschichte dafür an. Vielmehr sei der Reichskanzler durch Inszenierung deS Kultur kampfes destruktiv vorgegangen. Wenn dre öffentliche Meinung sich wieder dem Kulturkämpfe günstig erwiese, so würde vom Reichskanzler der Kulturkampf wieder ausgenommen werden. Das Zentrum habe nie mit den Sozialdemokraten ein Bündnis gehabt und werde es auch nie haben, weil die Sozialdemokratie das Zentrum als seinen stärksten Feind betrachte Der Papst sei ein Feind zerstörender Tendenzen, und die Katholiken han delten in seinem Sinne. Der Papst mische sich in innere An gelegenheiten eines Landes nicht. Redner wünscht, daß der Reichskanzler auf den Papst höre und seine kulturkämpserische Neigung aufgebe. Frhr. v. Minnigerode beklagt, daß der Vorredner so wenig Anerkennung für das, wa» der Reichskanzler zu Gunsten einer Durchsicht der Kirchengesetzgebuna sagte, gehabt habe. Nachdem der Reichstag abgewirtschaftet habe, hätten seine Ver handlungen durch die gestrige und heutige Debatte an Be deutung gewonnen. Die Freisinnigen und das Zentrum hätten gestern die Sorge um das Wahlergebnis durchblicken lassen. Das Monopol sei in der Hand der Gegner gewissermaßen der schwarze Mann geworden. Als dieses nicht mehr zog, wurde das allgemeine Wahlrecht als Gespenst hin- gestellt Er anerkenne, daß die Wahlsreiheit ausrechterhallen werden müßte. Es wäre aber unverantwortlich, wenn man aus pla tonischer Vorliebe für die Wahlfreiheit sich soweit vergäße, da» Interesse dos Reichs hintenanzustellen. Wenn die Wahlfreiheit ohne Beschränkungen geübt werde, so werde sie freilich ver hängnisvoll wirken. Er verstehe nicht, warum Abg Richter ein Feind der Monopole sei, da er die öffentliche Meinung al» Steinen bedeckte Dach des keinen Almhüttchens. Auf der Höhe angelangt, blieb die Malerin init einem lauten Ausrufe überrascht stehen; denn tief unter ihren Füßen breitete sich da» herrliche Schlierfeethal au» und fern am Horizonte tauchten aus blauem Dufte die Frauentürmr Münchens auf. Die Malerin faltete wie andächtig die Hände und von der lachenden, vom Sonnenlichte übergossenen Landschaft, die sich zu ihren Füßen ausbreitete, schweif ten ihre Blicke zu den grotesken Felsengruppierungen des Jägerkamms und der Brecherspitze hinüber, di« sich auf beiden Seiten neben ihnen erhoben. Jäckel stand neben der Dame und bemerkte mit großer Ge- nugthuung die Bewunderung, die sich auf ihrem Antlitz zeigte. Seine strahlenden Blicke aber verriete«, daß er stolz war auf seine Berge und daß ihm jeder be wundernde AuSruf der Fremden wohl that in feinem innersten Herzen. Nachdem sich die Dame satt gesehen hatte an dem herrlichen Bilde, schritten sie weiter auf der Hochebene und erreichten nach einer Weile die Spitzinaalm. Nicht weit von der Straße entfernt, ruhten in fried licher Nachbarschaft fünf Hütten nebeneinander und viele stattliche Kühe, mit klingenden Schellen am Halse, lagen und^ standen auf dem grünen Rasen umher. Eine alte, grauhaarige Sennerin, mit ziemlich ver witterten Zügen, war vor einer der Almhütten mit Geschirrputzen beschäftigt und beschattete erstaunt mit der Hand die Augen, als sie das Paar näher kom men sah. „Grüß'Gott, Zenzl", sagte der Bursche. „Warum strengst denn Deine Aug'n gar so arg a»? Kennst mich mn End' gar nimmer?"
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