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«-«kW, 2« Mai ISA« LtntriMN ln ein Wizrinebllnte - Kmegefe»! nn» Nerdastms Marienwerder. 2S. Mal. In der Nacht zum Sonntag sind zwei polnische Grenzpolizei beamte. die unbefugterweise die deutsch-polnische Grenze überschritten hatten und in das deutsche Greazpolizeigebäude in Neuhoefen eingedrungen waren, in diesem Hause durch deutsche Grenz polizeibeamte festgenommen worden. Sie wldersehten sich der Festnahme mit ihren Dienstwaffen und verwundeten einen deutschen Beamten, so daß dieser seinerseits von der Schußwaffe Gebrauch machen muhte. Unmittelbar darauf unternahmen andere polnische Grenzbeamte, die ebenfalls die Grenze überschritten, einen Vefrelungsvers uch. indem sie zahlreiche Schüsse auf das deutsche Grenzpolizeigebäude und die deutschen Beamten ab gaben. Die Verletzungen des deutschen Beamten sind ungefährlich, der eine der fefigenommenen polnischen Beamten hat einen Bauchschuß erhalten. Bo« unterrichteter Seite wird der unerhörte Borsall wie solch dargestellt-. Am L4. Mai abends 9 Uhr sind zwei polnische tzstcnzbeamte, ein Ossizier und ein Unterossizier, die unbesuat die deutsch-polnische Grenze überschritten hatten, in das etwa V Meier von der Grenze entsernt stehende, «m diese Zeit un- tzsetzte deutsche Paßhäuschen bei Renhoefen im Kreise Marienwerder eingedrnngen. Als ei» deutscher Beamter in das deutsche PaßhänSchen hinein wollte und die Tür össnete. er» kielt er sofort «inen Revolverschub, der ihn an der linken Hand leicht verlebte. Der deutsche Beamte machte seht auch von seiner Gchußwasfe Gebranch und bracht« dem polnischen Unter, ossizier einen Bauchschub bei. Der angeschossene deutsche Beamte erhielt daraus noch drei weitere Revolvcrschüsse, die ihn aber nur leicht verlebten. Inzwischen dranaen weitere deutsche Beamte in das Paßhänö- Kcn ein und entwassneten die beiden Polen. Die Tür des Paßhänschens wurde von der Seite her durch weitere polnische Beamte, die ebenfalls die Grenze unbesuat überschritten hatten, unter Heuer gehalten. so dab die deutschen Beamten ge- zwunaen waren, mit den beiden Fcstgcnommenen den Rückzna zum Polizeiaebände in Renhocsen durch ein Fenster an- zutrcten. das der Schuhrichtuna abgewandt war. Aus dem Rückzugsweg sind die deutschen Beamten weiterhin von den polnischen Beamten beschossen worden. Der verlebte polnische Unteroffizier ist inzwischen gestorben. Es ist ausdrücklich sest- zustellcn, dab keiner ber deutschen Beamten die deutsch-polnisch« Grenze überschritten hat; im Gegenteil ist keiner von ihnen schen Grenzgebiete aufhalten. Alle Protestschrttte, die Deutsch land in Warschau unternahm, waren bis setzt erfolglos. Immer wieder „verirren" sich die tüchtigen polnischen Militär flieger. Auch das deutsch-polnische Liguidationsabkommen, in dem wir die Freundschaft unseres östlichen Nachbarn mit Mtlltardenbeträgen zu erkaufen suchten, hat an dem mangeln den Orientierungssinn des Weißen Adlers nichts geändert. Der vorliegende Fall, in dem polnische Grenzpoltzisten et» deutsches Polizeigebäude zu stürmen suchten und auf deutschem Boden ein regelrechtes Feuergefecht mit Verlusten auf beiden Seiten provozierten, stellt aber daS u n g e h c u e r l i ch st e dar, was in der Geschichte der Grenzverletzungen ln den letzten Jahren geleistet wurde. Nimmt man die Prozesse gegen deutschstämmige polnische Staatsangehörige hinzu, die eine deutsche Krtcgsgcdenk- münze besitzen oder eine deutsche Schulstatistik auszustcllen wagten, so erhält man ungefähr einen Begriff davon, bis zu welcher Siedehitze der polnische Chauvinismus ge diehen ist. Je verständigungs- und opferbereiter Deutschland wurde, um so brutaler glaubt man auf polnischer Seite handeln zu können. Wir hoffen bestimmt, daß angesichts dieses skandalösen Grenzgesechts es die deutsche Regierung nicht wieder bei einem wirkungslosen Protest sein Bewenden haben läßt, sondern unparteiische Untersuchung und Süh nung des Grenzsrevels. sowie eine angemessene Ent schädigung für den verwundeten deutschen Beamten fordert. Das Echo -er Gröner-Re-e in Frankreich Vraktbvrlvdl unseres pariser liorrvsponckvntou Paris, 26. Mai. Wer etwa annahm, daß die sachlichen und friedfertigen Er' irungcn des deutschen Neichswehrmi»iste>c- Gröncr, die er bei der Budgetberatung im Reichstag ab gegeben hat, i» Paris auch nur ruhig angehört oder aussüyr sich wiedergcgeben würden, hat sich wieder einmal gründl!.-, getäuscht. Die maßvolle und vom Geist der Verständigung er füllte Sprache des deutschen Reichswchrministcrö kann den „Temps" durchaus nicht überzeugen. In seinem Leitartitc! vom Sonntag erklärt er, die Regierungsparteien hätten in dem sie das Budget für die Reichswehr angenommen Hütten, das System gutgcheißen, das darin bestehe, geheime Ausgaben z» erleichtern, und wenn auch die militärischen Ausgaben durchaus nicht mit der Finanzlage des Reiches vereinbar seien, „so träumen die Deutschen doch noch immer von einem Wiedergntmachungs- und Rachekrieg". Da das französische Hetzblatt die Ziffern, mit denen General Gröncr den Prozent satz der militärischen Ausgaben in Deutschland mit dem sieben mal höhere» Prozentsatz der militärischen Ausgaben in Frankreich und in feinen Vasallenstaaten verglichen hat, nicht widerlegen kan», so erklärt cs, diese Vergleichung habe keiner lei Sinn s!s. Deutschland sei durch den Friedenovcrtrag ab- gerüstct, während die von Gröncr zum Vergleich heran- gezogcnen Länder absolute Rnstungssreihcit hätte». Zn der Erklärung GröncrS, das, Deutschland ein Recht aus die Abrüstung der andere« habe, erklärt der „Temps" rund heraus: „Dieses Recht existiert nicht" und gibt dann die oft gehörte, aber durch Wiederholung nicht besser gewordene windige Erklärung von Art. 8 des Bölkcr- bundspaktes. Alle Verständigungssrcnndc in Deutschland aber werden sich sagen müssen: wenn der „Temps", das Sprachrohr der für Frankreichs Außenpolitik allein maß gebenden Kreise, eine sachliche Auseinandersetzung durch Frechheit, Verlogenheit und Verdächtigungen ersetzt, dann mutz es um die tatsächlichen und psychologischen Voraussetzungen sür jede deutsch-französische Verständigung sehr schlecht be stellt sein. Ser RüimumgSvlait für das beiekte Sekte» Mainz. 26. Mai. Bei dem französischen Oberkommando liegt folgender Plan sür die Räumung der besetzten Gebiete bis 30. Juni vor: In der ersten Etappe vom 20. bis 30. Mai findet eine Verminderung der Garnisonen Landau, Trier, Neustadt und Mainz statt. Geräumt werden in dieser Zeit die Orte Bingen, WormS, Germers he im und Speyer. In der zweite» Etappe vom 1. bis 20. Juni soll das noch im besetzten Gebiet verbliebene Gros der französi schen Truppen in Kehl, Landau, Mainz und Trier zurückgezogen werden. Kaiserslautern wird in dieser Zeit völlig geräumt. In der letzten Etappe vom 20. bis 30. Juni werden der Rest der Truppen »nd die Abwicklungs stellen zurückgesührt. Man glaubt nicht, daß es notwendig wirb, über de» 30. Juni hinaus »och die AbwicklnngSstellen sür die Abwicklung von Rechtsstreiten bcibchaltcn zu müssen. näher als LS Meter an die Grenze herangekomme«. Bet dem Zwischenfall handelt cs sich, was um so schwerer wiegt, um eine doppelte flagrante Grenzverletzung von Polen, die Angehörige der polnischen Wehrmacht sind. Während aus deutscher Sette der Grenzdienst von Landjägern, die allerhöch- stcns mit Pistolen bewaffnet sind wahrgenommen wird, be findet sich aus der Gegenseite das sogenannte polnische Grenzkorps, das den Charakter einer Grenztruppe hat und auch dem polnischen Krtegsmtnister untersteht. Man muß also richtiger von einem Militärzwischenfall berichten, der zwei Opfer gefordert hat, einen toten Polen und — was für uns schwerer wiegt — einen verwundeten deutschen Grenz polizisten. Der Srbauplatz dieses flagranten polnischen Rechtsbruches war das Grenzzollhaus Neuhoesen bei Marienwerder, liegt also an der Stelle, wo sich die arotcskeste Grenzführung der Welt befinden dürste. Die polnische Grenze liegt dort nämlich wenige hundert Meter östlich des Weichselufers, so daß die ost preußischen Leute nicht an den Strom herankommen können. Angesichts des Zwischenfalls, der in Ostpreußen und im ganzen Reiche größtes Aussehen hcrvorgerusen hat. liegt der Gedanke nahe, die abgelehnte Rate sür das zweite Ostpreußenschutz- schiss, das Panzerschiff 6. nun doch lieber wieder in den Etat cinzusügen. Ebenso lehr bewahrheitet sich die These von der Unhaltbarkeit der Weichselgrenzc im besonderen und des pol nischen Korridors überhaupt. Das Auswärtige Amt prüft zur Zeit den Sachverhalt nnd wird wahrscheinlich in Kürze vor stellig werden. Wie ans Warschau hierzu gemeldet wird, haben polnische Blätter die Frechheit, von einer „Verschleppung" polnischer Grenzbeamter aus die deutsche Seite zu sprechen. DaS polnische Regierungsblatt „Gazeta Polska" verössentlicht mit einem gereizten Kommentar eine Sensations meldung a«S Thor«, in ber behauptet wird, an der ost- preußischen Grenze bei Mttnsterwalde sei in der Nacht zum Sonntag gegen 11 Uhr eine polnische Strciswache von einer deutschen Patrouille über di. Grenz« hinweg beschossen worden. Damit «och nicht genug, behaupte, die Meldung weiter, zwei polnische Ossizi-re der Grenztruppe, die mit Namen genannt werden, seien über die Grenze «ach Marienwerder verschleppt wo-deu. * Seit langem gehört es fast zu den täglichen Ereignissen, daß polnische Militärflugzeuge sich stundenlang über dem d««t. Neues SMn-nls -es Msel-orker Mör-ers „Sch habe aus Rachsucht vevenüber -er Menschheit vehan-elt" Düsseldorf, S6. Mai. Neben dem bereits am Sonntag gemeldeten Geständnis des Kürten bezüglich der Morde an der achtjährigen Rosa Ohliger und dem 54jährigen Invaliden Scheer können weitere Einzelheiten aus der Vernehmung des Kürten berichtet werden. So gestand Kürten, auch den Ueberfall ans Frau Sühn am 3. Februar 1929 verübt zu haben. Weiter hat Kürten zugegeben, die bekannten „M ö r d e r b r i e f e" geschrieben zu haben, in denen er der Polizei den Fundort der Leiche ber kleinen Albermann und die Stelle bei Papendelle angab, wo die Leiche der Maria Hahn vergraben sein sollte. Bei der Gegenüberstellung mit einem weiteren überlebenden Opsex, Frau Meurer, die er am 25. Oktober 1929 abends in der Dunkelheit angesprochen und dann überfallen hatte, erkannte Frau Meurer ihn zwar nicht nach dem Aeubcren, wohl aber bestimmt an der Stimme wieder. Zu erwähnen ist noch die Sicherheit, mit der Gertrud Schulte unter einer Gruppe von etwa fünfzehn Männern ihren damaligen Begleiter und vielgesuchten „Post- beamten Baumgart" wtedererkannte. Kürten macht, wie verlautet, bet seiner Vernehmung durchaus nicht den Eindruck, als ob er einen geistigen Defekt habe, sondern er macht seine Angaben klar und sachlich und will nur aus „Rachsucht gegenüber der Menschheit" gehandelt haben. Er wahrt bet seinen Aussagen die größte Ruhe und zeigte keinerlei Zeichen ber Reue. Frau Kürten, die am Sonnabendnachmittag ebenfalls ver haftet worben war. ist am Sonntagabend nach eingehendem Verhör wieder auf freien Fuß gesetzt, aber auswärts unter gebracht worben, um sie vor Belästigungen des Publikums zu schützen. Während die Düsseldorfer Kriminalpolizei nach wie vor jede Auskunft über daS Ergebnis ber bisherigen Vernehmung des Kürten verweigert, wirb weiter bekannt, baß bei der Durchsuchung des M a n sa r d e n z t m m e r s des Kürten am Sonnabend unter anderem eine Aktentasche mit zwei langen Scheren sowie ein Damen- spiegel gesunden wurden. Von größter Bedeutung ist aber die Auffindung einer großen Schaufel, die Kürten, wie er nach dem ..Düsseldorfer Stadtanzeiger" bei seiner Vernehmung ctn- gestanden haben soll, bei der Eingrabung ber Maria Hahn in Papendelle benutzt hat. Ferner soll bet der Haussuchung ein Sparkassenbuch über 5600 Mark zutage gefördert worden sein. Die Ermordung des Scheer stand nach dem Geständnis in ursächlichem Zusammenhang mit der Ermordung der Rosa Ohliger. Scheer hat Kürten bei der Tat beobachtet. Aus Furcht, Scheer könnte ihn anzeigcn, stach ihn Kürten fünf Tage später nieder. Im Augenblick „och umstritten ist die große Frage: Wenn Kürten regelmäßig versucht hat, seine Opfer zu beseitigen. warum hat er jenes Mädchen, das er zuletzt ver gewaltigte und das schließlich seine Wohnung der Polizei anzeigte, nicht ermordet? Kriminalrat Momberg gibt hierzu folgende Deutung: Kürten war des Glaubens, er habe das Mädchen, das an und für sich fremd in Düsseldorf war, so in die Irre geführt, daß sie seine Wohnung nicht mehr finden konnte. „Sras zevvritn" wieker t« «rrinmibuk« Pcrnamb « ko, L6. Mai. Das Lustschiff „Graf Zeppelin" ist ans der Rückfahrt von Rio de Janeiro heute srüh 8,LS Uhr Ortszeit hier wieder eingetroffen. Die Stadtverwaltung von Pcrnambuko hat den Montag ans Anlaß der Ankunft des Lnstschisfes amtlich zum Feiertag erklärt. Die Schulen sowie die Geschäfte bleiben geschlossen. Das Ofsenhalten von Geschäften soll mit 190 Milreis s5ü Marks Gcldstrase belegt werden.