Volltext Seite (XML)
Früher Wochen- und Nachrichtsblatt Dtgeblatt sd Mit, 8MM Mns, öl Wt», HÄMlt, Mmem, MW, vrdmistih, Ms» A. UM, St. 3M ölRWöMtünf,Ä«LMmMe>.WlW»tl«tMW Amtsblatt für das Kgl. Amtsgericht Md den Stadttat zu Lichtenstein Älteste Zeitung im Königlichen AmttgerichtsbeM - — — 88. Jahrgang. - - > > » — - Rr. 2S0 NLWchLW Sonntag, den 13. Dezember. NWNAWK 1908 Diese« BIa<t erscheint täglich außer Lorn« und Festtag« nachmittag« sür den folgenden Lag. — vierteljährlicher v«tg«pr»i> 1 Mark SO Pfennig«, durch die Post bezogen 1 Mb. 7S Pf Wngelne Nummern 10 Psennige. Vipevurg»» nehmen außer der Twedttton in Lichtenstein, Kokkauerftr. Sa. dralle »kaiserlich«»Postarrftalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen» Ins,rote werden bi» iHrlveipalten« Erw dzrtlr mit 10, sür ouSwmtige Inserent« mit 1V Psg. berechnet. NeÜame-etle M Psg. Im amtlichen Teil« kostet die zweispaltige Zeile SO Pf Wmmsprech «luschlutz Rr. 7. Jnseraten-Nnnahme täglich bi« fpttrstt«»« »ornettterg« io «hr. Lelegram« «-reffe r La geblatt. Dienstag, am 15 Dezember 1908, vorm. LV Uhr sollen tn LiLtenst-in 20000 Stück Ziegel tffmtltch versteigert w»den. Ecmmtlmt d» Bteter im hiesigen Kgl. Amtsgericht. Lichtenstein, am II Tez. 1S08. De* Geetchttvollzteher de« Kgl. Amtsgericht«. Bekarmtmachrmg. Zur möglichsten Verhütung von Gasexplosionen, welche hauptsächlich bei Aropweiter oo, kommen, geben wir bekannt, daß nach Z 16 der Bestimmungen ftr die Abgabe von Sas aut der städtischen Gasanstalt zu Lichtenstein alle Beschädigungen der Straßenrohrleitungen, der Gasmesser und brr Leitung über haupt, der Gasanstalt unverzüglich anzuztigen sind. Desgleichen hat der Abnehmer bet etwa entstehenden Mängeln an der Esn« richtung,besonders auch bet vorhandenem Gasgeruch zur Ermittelung der U sacht und Abhilfe sofort der Gasanstalt Anzeige zu machen. Bei Wahrnehmung von Gasgeruch ist in demRaum, wo die Gasausströmung stattfind«t, Licht und Feuer entfont zu hasten und dem Gas durch O ffnen der Fenster und Türen einst weilen Abzug zu verschaffen. Das eigenmächtige Ableuchten derLeitung ist unbedingt verk ot« n. Meldungen über Gasverluste außerhalb der Häuser werden, fallt dieselben sich bewahrheiten, mit einer Mark belohnt. Lichtenstein, am 10. Dezember 1908. Die Verwalt««, de» städtische« Gasa«statt. Da- Wichtigste. * Der Reichstag ging gestern in die Weihnacht?- serien, nachdem die erste Lesung de? Etats beendet War. * Tas Entlassungsgesuch des deutscl)en Bot schafters in Rom, Grafen Monts, ist definitiv an- «enommen morden. * Das amerikanische Pazifik-Geschwader. hat durch seine Kreuzfahrt im Stillen Ozean derart ge litten, datz zu seiner Reparatur vier Millionen Tol- Hrr ersnrtviUlch surd. - * Das Reichsschatzamt erklärt, am Plan einer MaMaßstcuer festzuhalten. NimlllM nr W DtMl UW« (Eigen - Bericht.) Sch. Berlin, den 11. Dezember 1!)0K Ferien! Eine Dauersitzung vor Schluff des Tores. Rach achtstündiger Debatte gehen die Sendboten des Reiches in die Weihnachtsferien. Tas heisst nicht alle. Un- yeführ 40 Parlamentarier sind beim Schluß der inter essanten Sitzung noch anwesend, zumeist Einwohner Berlins. Wer hätte auch gedacht, das; die Abschied sitzung noch endlose Debatten zeitigen würde. Ein Schlußantrag war unmöglich, da das beschlußun- fähige Haus es auf eine Vertagung nicht ankommcn lassen wollte. To konnten, da nur Liebermann von Sonnenberg verzichtete, zehn Redner, Stolz in der Brust, die Tribüne besteigen. Herr Spahn vom Zentrum streift noch einmal das grosse Gebiet der auswärtigen Politik, ohne für seine Ausführungen anderen Beifall als den seiner Freunde zu ernten. Dagegen hatte Herr Kolonialminister Dernburg mit seiner Rede über die Diamanten in der Rahe der Lüderitzbucht ein gespanntes Auditorium. Tie Sozialdemokraten lachten ironisch, als der Staats sekretär das Thema ankündigte. Aber das geltende LÄherr verstummte zumal, als .Herr Dernburg Herrn Singer versprach, ihm in der Budgetkommission so viele Steine vorzulegen, dass er seine Freude daran haben werde. An der Hand eines von einem (Vevlogen erstatteten Berichtes verliest der Kanzler einige hoch interessante Stellen. Nach dem Bericht dürfe man überzeugt sein, es mit einem Objekt von bedeutendem Werte zu tun zu haben. Der Diamant findet sich in einen; Streifen Landes von annähernd 40 Kilo metern Länge und wechselnder Breite von 10 Kilo metern bis herunter zu einigen hundert Metern. Er lagert nur aii der Oberfläche und geht nicht in die Tiefe. Bei vernünftiger Leitung wird die Produktion Ef 5000 Karat pro Tag gebracht werden können. Ein Karat ist ungefähr der fünfte Teil eines Grammes. In Lüderitzbucht hat der Wind das Geschäft der Zer- Aeinerung schon besorgt und die Diamanten können hort ohne weiteres von der Erde aufgelesen werden. Herr Dernburg bittet ernst, diese seine Rede nicht «rls ein Märcl-en aus 1001 Nacht aufzufassen und gibt Pis ins einzelne an, wie er sich die Ausnutzung der Minen denkt. Tas Haus spendet dem Minister frcund- Achen Beifall. Nur die .Sozialdemokraten spotten Darüber. , Und Singer, der nach Herrn Dernburg das Wort ergreift, meint höhnisch, hoffentlich mache man mit den Diamantensunden nicht dieselben Erfahrungen wie mit dem ostafrikanischen Golde. Während Singer seine Kritik an der inneren und nutzeren Politik übt, wird das Haus so leer, datz ein vereinzeltes Bravo laut widertönt. Herr Kulerski geht, fanatisch wie immer, auf die Polenpolitik ein. Ohne Ordnungsruf geht es bei ihn; nicht ab. Zu eii^er recht »sagen Rede si^e die Beamten holt der Freumnrst. m ans. Er schlägt unter per Heiterkeit des Hames einen Sparblock vor. Dem Kanzler sollte die Ehrenmitgliedschaft, dem Reichs schatzsekretär das Präsidium übertragen werden. Auch der Freikonservative von Oertzen nimmt sich liebevoll der Beamten an. Tas in den letzten Tagen etwas vernachlässigte Gebiet der Sozialreform behandelt der Freisinnige Vereinter Tr. Heckscher, ein geschulter Redner. Mil dem Auftreten Mathias Erzbergers ist es aber mit der ruhigen nnd sachlichen Debatte ans. Feder Satz ein Tropfen Gift. Erzberger kritisiert alles in Grund und Boden. Herr von Schön ist gezwungen, aus Erzbergers Rede zu antworten. Ein angebliches Gespräch des Kaisers mit einem Diplomaten, das Erzberger ent hüllt, habe nicht stattgefunden. Fürst Eulenburg habe in München nur politische, nicht konfessionelle Interessen zu vertreten gehabt. (Helder aus Reichs- mittcln sind nicht bewilligt worden, um das ameri kanische Interview zu verhindern, „kaiserliche Re gierung" sei der berechtigte Ausdruck den inter nationalen Regierungen gegenüber. Der Block, der die Absicht der Erzbergerschen Rede gemerkt hatte, zollt Herrn Schön demonstrativen Beifall. lind Ledebour hebt an. Er zielst gegen Herrn von Bethmann-Holweg zu Felde wegen der „zwei deutigen" Auslegung seiner Erklärung über den Para graph 12 des Vereinsgescyes. Der Staatssekretär von Bethmann-Holweg antwortet ihn; kurz und bestimmt. Tje polnischen Gewerkschasten schlössen sich selbst aus wegen ihrer nationälpolnischen Tendenz. Während Herr Ahlhorn Selbstcrlebtes ans Marokko erzählt, leert sich das Haus vollends. W^nn es hoch kommt, sind noch 20 Abgeordnete zu erspähen. Herr von Schön, Bethmann-Holweg und Dernburg steigen hinunter in den Sitzungssaal und statten Visiten ab. Fe weniger Abgeordnete, desto mehr Rede tust. Ist Minuten vor K Uhr geht die Debatte weiter, ohne datz der arme Präsident Kämpf estvas dagegen tun kann. Bald wird er nach Schluss der Neun- stunben-Debatte das Dutzend Abgeordnete mit Glück- und Segenswünschen nach Hause senden. — (Gesegnete Weihnachten! Deutsche- Reich Dresden. Die Zweite Kammer des säch sischen Landtages erledigte gestern Etatkapitel und Petitionen, darunter die des Vereins Frauen bildung — Frauenstudium um Erleichterung der Mädchen-Gymnasialbildung. Kultusminister Tr. Beck erklärte, datz er in der nächsten Zeit einen GeseA entwurf zur Neuordnung der Mädchenschulbildung ist Sachsen vorlegen werd«. Berlin. Wechsel in der deutschen Bots schäft in Rom. Tas Entlassungsgesuch des deut schen Botschafters Grafen Monts in Rom, das er tn diesem Sommer infolge wiederholter Erkrankung eingereicht hat, dessen Annahme aber aus politischen Gründen in Berlin stets verschoben wurde, ist jetzt definitiv angenommen worden. Zu seinen; Nachfolgers ist v<r erst 4ü Jahre alte Gesandte in Luxemburg, Herr von Jagow, ausersehen. An amtlicher Stelle in Rom sieht man das Ausscheiden des Grafen Montg aus dem diplomatischen Dienst mit grösstem Be- dauern,- auch Fürst von Bülow verliert in dem mit ihm befreundeten Botschafter einen tatkräftigen Mit arbeiter, dessen spätere abermalige Verwendung im Reichsdicnst nicht ausgeschlossen ist. — Zur jüngsten R e i ch s ta g s r e d e des Reichskanzlers schreibt die Neue Freie Presse: Die neuerlichen Kundgebungen des Fürsten Bülow für ein Zusammengehen mit Oesterreich-Ungarn werq den auf ganz Europa großen Eindruck machen und das Vertrauen in die Sache des Friedens befestigen. Tic Donnertags-Tebatte im Reichstage wird Oester-? reich-Ungaru lange im (Gedächtnis bleiben, da sis zeigt, datz Oesterreich-Ungarn auf den deutschen Ver bündeten zählen kann und datz wir in dem Augen blicke, in den; man von überall her bemüht ist, uns Unannehmlichkeiten zu bereiten und eine einfache not wendige Aktion in ungeheuerlicher Weise zu entstellen, uns darauf verlassen dürfen, datz dieser Freund auf unserer Seite bleibt. Wenn unser Verbündeter je mals in die Lage kommen sollte, unsere Bundestreue zu erproben, dann wird hoffentlich bei unS mit gleicher Rückhaltlosigkeit vergolten werden. Tie Kundgebung in; Reichstage ist eine Tat. bei der über alles Klein liche hinwcggeiehen ist und wie man sie in den ent scheidenden Augenblicken von der Vertretung einer großen Nation und von einem weitblickenden Staats mann«? erwarten dürfe. — Dementi. Eine ausländische Zeitungsmet- dung, wonach sich unter den Gepäckstücken, die von Hafenarbeitern in Jaffa ins Meer geworfen worden sind, auch das Weihnachtsgeschenk Seiner Majestät des Kaisers sür das deutsche Krankenhaus in Jeru salem befunden haben sollte, stellt sich als falsch heraus. Tas kaiserliche (beschenk ist unangetastet ge blieben. — Größenwahn. Der Vossischcn Zeitung wird aus Rom berichtet: Ein Leitartikel des Messager», der weitverbreiteten Ansfassungen Ausdruck gibt, zeiht die deutsche Presse eines unberechtigten Optimismus, wenn sie unter Lobjprüchen auf die italienische Drei bundtreue auch die geplante Heeresverstärkung lobt, weil diese unbedingt den; Dreibunde zu gute kom men werde. Man sollte bedenken, sagte der Mes- saggero, datz die italienische Armee ausnahmsweise auch einmal den Interessen, der Würde nnd den Rück forderungen Italiens dienen könne. Der Messagger» meint, datz die plötzlich eingetretene freundliche Be urteilung Italiens in Deutschland lediglich auf die freimütigen patriotischen Kundgebungen Italiens gegen jede Benachteiligung zurückzuführen sei: „Wir;