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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und D« »Wilsdruffer Tageblatt» ericheint an allen Werklagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. frei Haus, bei Postbeftellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rxsg. Alle Postanstalten und Post- Wochenblatt für Wilsdruff u. Umneaend Gewalt oder sonstiger Betriebsstörungen besteht ter« Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingeiandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stande des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut ausliegender Preisliste Nr. 5. — Ziffer-Gebühr: 20 Rpfg. — Dorgeschriebene Erscheinungstage und Platwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen-Annahme bis vormittags 10 Uhr. Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermit- t k N s p k t u) L k . WllAÄkUff 206 teilen Anzeigen überneh men wir keine Gewähr. — Bei Konkurs urH Zwangsvergleich erlischt jeder Anspruch auf Nachlaß. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 222 — 94. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 23. September 1935 Ws« WiW über eine MOng A«. Unverschämte Lügen und dreiste Unterstellungen. Die Litauer holen fetzt zum letzten Schlag gegen das Deutschtum aus. Um von dem Wahltcrror abzulenkcn, drehen sie plötzlich ven Spieß nm und erllärcn jetzt, nicht Litauen, sondern Deutschland gefährde das Mcmelstatut und schaffe einen europäischen Unruheherd. Die franzö sische Presse hat diese unverschämte Taktik sofort anf- gegriffen und steigert sich in die wildesten Grcuelphanta- sie« hinein, um bei der Gelegenheit Deutschland wieder eins auszuwischcn. In großer Aufmachung befassen sich die Pariser Blätter plötzlich mit der Memelfrage, „ent hüllen" ihren Lesern deutsche „Angriffsabsichten", nennen phantastische Zahlen über die angeblichen deutschen Trup- pcnzusammenziehungen an der ostpreußischen Grenze und bekommen es sogar fertig, die Memelfrage mit dem Abessinienstreit zu verkoppeln. Mit nicht zu übertreffen der Dreistigkeit schreiben sie, Deutschland warte nur auf den Ausbruch des Konflikts, um in das Memclland ein- zumarschiercn. Man lügt frech von „Bedrohung des Memcllandes durch die deutsche Flotte und das deutsche Heer" und ähnlichen Dingen. Seltsam diese Kownoer Taktik, doch für uns nicht überraschend, da wir ja litauische Unverschämtheiten ge wöhnt sind. Auffallend und kennzeichnend aber das Ein schwenken der französischen Presse in das Kownoer Fahr wasser. Welches Interesse hat Paris daran, die Frech heiten Kownos noch zu unterstützen? Ist nicht Frankreich eine der Garantieinächte, die das Recht im Memelgebict sichern sollen? Statt dessen stellt sich Frankreichs Presse vor den offenen litauischen Rechtsbrnchl Es ist ihr scheinbar kein Mittel zu schlecht, um wieder einmal einen V e r l e n m d u n g s f e l d z u g gegen Deutschland zu beginnen. Wir protestieren ganz energisch da gegen und nageln nur fest, daß Litauen mit Frankreichs Hilfe versucht, das wehrlose Deutschtum im Memelland in einer Weise zu vergewaltigen, die ihresgleichen in der Kulturwelt sucht. Eine verfassungswidrige Wahi. Zu der Meldung über die Vereinbarung zwischen Laval und Eden, das Memelproblem auf diploma tischem Wege weiterzubehandeln und nicht vor den Völker bund zu bringen, verlautet in memelländischen Kreisen, baß es den Memelländern nicht darauf ankomme, ans w elch eArt die verfassungsmäßigen Zustände im Memel gebiet hergestellt werden und so den titanischen Wahl- machenschaftcn ein Ende gemacht wird. Die Hauptsacke sei für sie, daß überhaupt etwas geschieht, und zwar bald. Die Wahl am 29. September wird nicht als ver fassungsmäßig anerkannt werden, solange ein statut- Widriges Direktorium zusammen mit dem von ihm unter Ausschaltung der großen Mehrheit der Bevölke rung einseitig zusammengesetztes Wahlbüro die ganze Wahl leitet, die statutwidrigen Einbürgerungen auf der einen Seite und die ungesetzmäßigen Patzentziehungen auf der anderen Seite bestehen bleiben, solange aus Litauen zugezogene Personen sogar wählen dürfen, ohne daß ihre Namen in den Wählerlisten verzeichnet sind, und für Militär- und Polizeibeamte, die beliebig vermehrt werden, noch ein besonderes Wahlverfahren zugelassen wird und auch der Kriegszustand bestehen bleibt, der die freie Meinungsäußerung in einseitiger Weise unterdrückt. Jedenfalls ist mit der Antwort der litauischen Regie rung auf den Schritt der Signatarmächte die Freiheit der bevorstehenden Wahl in Memel noch in keiner Weise geklärt. Werden sich die Signatarmächte endlich auf ihre Verant wortung besinnen und dafür Sorge tragen, daß der durch das Vorgehen der litauischen Regierung geschaffene Ge fahrenherd beseitigt und ein Zustand herbeigeführt wird, der die Gewähr für die freie und unbeeinflußte Meinungsäußerung bietet, die ja allein Zweck und Sinn der Wahl überhaupt ist? Mmelländischcr Protest gegen die titanischen Wahlmanöder. Die VertreterderMemelländischenEin- heitsliste haben bei dem nur aus Litauern gebildeten Wahlausschutz schärf st en Einspruch gegen die ein- seitige Zusammensetzung dieses Ausschusses sowie aller lokalen Stimmbezirksausschüsse eingelegt, wie aus einem vom „Memeler Dampsboot" veröffentlichten Schreiben hervorgcht. Die Vertreter der Einheitsliste protestieren dagegen, datz sich in diesen Ausschüssen kein einziger Per- treter der hinter der Einheitsliste stehenden memellän dischen Parteien, die im letzten Landtag 24 von 29 Sitzen innegehabt haben, befindet. Sie verwahren fick ferner dagegen, daß der litauische Vorsitzende und ein Mitglied des Wahlausschusses gleichzeitig auch als Spitzenkandi daten auf litauischen Listen fungieren und damit gegen § 82, Punkt I, des Landtagwahlgesetzes verstoßen, wonach ein und dieselbe Person nicht Richter über ihre eigenen Angelegenheiten sein kann. Schließlich äußern die Ver treter der Einheitsliste schwerste Bedenken gegen die neue Wahlordnung und heben hervor, daß der litauische Vor sitzende des Wahlausschusses selber einem Vertreter der Einheitsliste habe zugeben müssen, daß bei einer Probe- abstimmung nur 20 v. H. der an dieser Abstimmung beteiligten Personen ihr Wahlrecht richtig auszuüben ver mochten. Diese Tatsache allein spreche Bände für die Unmöglichkeit einer geordneten Durchführung der kommenden Wahlen. In seiner ebenfalls im „Memeler Dampfboot" ver öffentlichten Antwort geht der litauische Vor sitzende des Wahlausschusses auf die Forderung der Einheitsliste nach angemessener Beteiligung ün den Wahl- Mit Spannring sah man überall in der Welt der Entscheidung des italienischen Minister- rats entgegen, der am Wochenende zur Beratung der italienischen Antwort auf die Vorschläge des Fttnfcraus- schusses des Völkcrbundsrats zusammengctrcten war, Das Ergebnis der Sitzung des italienischen Ministcrrats war, daß die Genfer Vorschläge abgelehnt wurden. Auch in Frankreich war der französische Minister! at zur Beratung zusammcngckvmmcn, nm erneut zu dem Abcssinienstreit Stellung zu nehmen. Der französische Ministerpräsident und Außenminister Laval hatte vor der Sitzung des französischen Kabinetts eine scharfe und endgültige Linie gezogen durch ein un - mißver stündlich es Telegramm an Musso lini, in dem er ihm klar und deutlich mitteilte, daß es nun endgültig an Italien sei, den Plan des Fünferaus schusses in seiner jetzigen Form anzunehmen, und daß Frankreich nichts weiter für Italien tun könne, sondern von nnn an ganz auf Großbritanniens Seite st e h e. Laval hatte vor Absendung des Telegramms in Genf eine längere Besprechung mit dem englischen Minister Eden, die als sehr befriedigend bezeichnet wurde. Wie der Berichterstatter der englischen Zeitung „Daily Telegraph" aus Addis Abeba berichtete, hat der Negus den Plan des Fünferausschusses angenommen unter der Voraussetzung, daß kein Land, in diesem Falle ist Italien gemeint, besondere und bevorzugte wirtschaftliche Konzessionen in Abessinien haben soll. Der Beschluß des italienischen Binisterrats. Der Beschluß des italienischen Minister rates, der die Ablehnung der Vorschläge des Fünfer ausschusses ausspricht, har der amtlichen italienischen Mitteilung nach folgenden Wortlaut: „Der Ministerrat hat von den in dem Bericht des Fünferausschusscs ent haltenen Vorschlägen Kenntnis genommen. Er hat sie zum Gegenstand einer aufmerksamen Prüfung gemacht. Bei aller Achtung des von dem Fünferausschuß unter nommenen Versuches ist der Ministerrat zu dem Entschluß gekommen, diese Vorschläge als unannehm bar zu betrachten, da sie keine ausreichende Mindestgrundlage für etwaige Abmachungen bieten, mit denen endlich und in wirksamer Weise den lebenswichtigen Rechten und Interessen Italiens Rechnung getragen würde." Die amtliche Mitteilung über die zweistündige Sitzung des italienischen Ministerrates besagt weiter, daß der Ministerrat am Dienstag zu einer Sitzung einberufen ist, bei der die Entwicklung der politischen Lage weiter verfolgt und die noch auf der Tagesordnung stehenden Verwaltungsgeschäfte erledigt werden sollen. „Kein vollkommener Bruch." Zu der Ablehnung der Vorschläge des Fünfer- Ausschusses des Völkerbundes durch den italienischen Kabinettsrat wurde im italienischen Auswärtigen Amt erklärt: „Die Entscheidung des Kabinettsrats stellt keinen vollkommenen Bruch dar. Die Tür steht nock offen für weitere Vorschläge, die innerhalb oder ausschüssen überhaupt nicht ein und bemüht sich, die vor genommene Probeabstimmung als unerheblich hinzu stellen. * Aus vorstehender Meldung ergibt sich, daß eS sich bei den von amtlicher litauischer Seite verbreiteten Mit teilungen, der mcmelländischcn Einheitsliste sei eine an gemessene Anzahl Sitze in den Wahlausschüssen an geboten worden, die aber von der Einheitsliste abgelehnt worden seien, um eine erneute bewußte Irre führung der Öffentlichkeit, insbesondere auch der Signatarmächte handelt. Richt weniger bedeutungs voll ist die vom litauischen Vorsitzenden des Wahlaus schusses zugegebene Tatsache, daß eine von litauischer Seite veranstaltete Probeabstimmung ergeben hat, daß nur 20 v. H. der an dieser Probeabstimmung Beteiligten ihr Wahlrecht auszuüben vermochten. Der litauische Versuch, diese Probeabstimmung jetzt als unerheblich hinzustellen, ist grotesk, denn welcher Zweck könnte hier zugrunde liegen, wenn nicht der, die Durchführungs möglichkeit des wirklichen Wahlganges — allerdings in bewußt negativem Sinne — zu erproben. Die Litauer haben also selbst den schlagenden Beweis für die Un möglichkeit der Durchführung der Wahl unter dem eigens zumZwecke der Wahl» Verfälschung eingeführten neuen Wahl» system erbracht. jaußcrhalb des Völkerbundes gemacht werden können. Baron Aloisi steht dafür dem Völkerbundsrät zur Ver fügung." In .Genf wurde nach Bekanntwerden des Be schlusses des italienischen Ministerrats von Madariaga der Fünfer-Ausschuß des Völkerbundsrats einberufen. Nach einstündiger Sitzung vertagte sich der Ausschuß auf Montag; es wurde beschlossen, die offizielle Antwort der italienischen Regierung und etwa beigefügte Be merkungen abzuwarten, um die genaue Tragweite der amtlichen Verlautbarung feststellen zu können. über die Sitzung des französischen Ministerrats ist nichts weiter bckanntgeworden, als daß der Präsident der Republik, Lebrun, zu Begin« der Sitzung den französischen Ministerpräsidenten für seine Tätigkeit in Genf beglückwünschte, worauf Laval einen ausführlichen Bericht erstattete. In der amtlichen Verlautbarung wurde lediglich hervorgehoben, datz der Bericht Lavals mehr als eine Stunde in Anspruch ge nommen habe. Man Weitz jedoch nicht, ob die endgültige Haltung Frankreichs im italienisch-abessinischen Zwischen fall bei dieser Gelegenheit bereits festgelegt wurde. W Englische Mitteilung über die Flottenverstärkungen. Das Londoner Auswärtige Amt gab folgende Ver lautbarung heraus: „Der britische Botschafter in Rom besuchte am 20. September den Unterstaatssekretär für auswärtige Angelegenheiten, Suwich, um im Namen der Königlichen Regierung die Bewegungen der britischen Flotte und die Mannschafts- und Materialverstärkungen der britischen Garnisonen im Mittelmeer mitzuteilen. Er fügte hinzu, daß sie nicht bezweckten, irgendeine aggressive Absicht von feiten der englischen Regierung anzudcute- Er erklärte, daß solche Maßnahmen als eine natürliche Folge des Eindrucks ergriffen worden seien, der durch die Heftigkeit des von der italienischen Presse in den letzten Wochen durchgeführten Feldzuges gegen das englische Königreich geschaffen worden sei. Suvich machte eine entsprechende Mitteilung und sagte, er sei berechtigt, dem Botschafter zu erklären, daß die mili tärischen Vorbereitungen Italiens im Mittelmeerbecken von rein vorbeugender Natur seien und keine aggressiven Ziele verfolgten." Rückkehr aller englischen Minister nach London. Das britische Kabinett wird in dieser Woche zusammentreten, um über die sich aus der Antwort Mussolinis ergebenden Maßnahmen endgültig zu ent scheiden. Ministerpräsident Baldwin kehrte am Sonntag von Chequcrs nach London zurück. Auch die übrigen Mitglieder des Kabinetts werden, soweit sie sich nicht als unmittelbar beteiligte Fachministcr wegen des italienisch- abessinischen Streits ohnehin schon in den letzten Wochen in London aufgehalten haben, sämtlich am Montag tn der englischen Hauptstadt eintresfen. Voraussichtlich wird ROM WWW der Wer MMe.