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Dresdner Aoimml königlich Säehsisehev Sta<rtsclnzetgev. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- nnd Mittelbehörden. Nr. 302. -c> Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hoftat Doenge» in Dresden. <r Montag, den 30. Dezember 1907. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße »0, sowie durch die deutschen Postanstalteu S Mart vierteljährlich. Winzeln« Nummern 10 Pf. — Erscheint: Werktag- nachmittag». — Fernsprecher Nr. 1S95. Ankündigungen: Die Zeile kl Schrift der «mal gespült Ankündiguna-seite SS Pf., die Zeile größerer Schrift od. deren Raum auf Smal gefp. Textseite im amtl. Teile SO Pf., unter dem Redakttonsstrich (Eingesandt) 7» Pf. PreiSermäßigg auf Gefchäftsanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Amtsrichter vr. Johannes Rehwagen in Scheibenberg vom 1. März 1908 ab an das Amtsgericht Leipzig versetzt werde. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Ortsrichter und Gemeindevorstand Otto Hermann Brückner in Zschocken die Krone zum Ehrenkreuze zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Zeremonienmeister Friedrich August Clemens Mehner in Buchholz die Friedrich August-Medaille in Bronze zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Schiffer Hans Herdtler aus Meißen, z. Zt. Pionier im 1. Pionierbataillon Nr. 12, die Befugnis zu verleihen, die ihm für die am 25. Mai 1906 nicht ohne eigene Lebens gefahr bewirkte Errettung eines Schulknaben vom Tode des Ertrinken» in der Elbe bei Meißen verliehene silberne Lebens rettungsmedaille am weißen Bande zu tragen. Mit dem einstweiligen Vorsitze in den Kommissionen für die Vorprüfung und für die Hauptprüfung der Nahrungs mittelchemiker zu Leipzig bei Behinderung des Geheimen Regierungsrates Or. Grünler ist der Geheime Regierungsrat Schmvger bei der Kreishaupt mannschaft zu Leipzig beauftragt worden. Gemäß der Verordnung vom 23. Juli 1894 (Gesetz- und Verordnungs-Blatt Seite 159 flg.) wird dies hierdurch zur öffentlichen Kenntnis gebracht. 22«tzä Dresden, den 10. Dezember 1907. io54i Tie Ministerien des Innern und des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Auf dem Bahnhofe Bannewitz der am 21. Dezember 1907 eröffneten Linie Gittersee — Hänichen - Goldene Höhe ist der öffentliche Güterverkehr vom 28. Dezember ab ein gerichtet worden. Über die Art des Güterverkehrs geben alle Güterverkehrsstellen Auskunft. I^lsooi 10547 Kgl. Ten.-Dir. d. Tächs. Staatseisenbahnen. Am 8. November dieses Jahres hat Frau Barbara verw. Nowotny in Zittau mit anerkennenswerter Ent schlossenheit ein Kind von dem überfahrenwcrden errettet. Für diese lobenswerte Tat ist der Genannten eine Geld- belohnung gewährt worden. 804III Bautzen, am 28. Dezember 1907. 1054» Königliche Kreishauptmannschaft. Er»e»««»ge»,Lerse-»»ge» re. i» öffentliche» Dienste. I« «eschäftsbereiche de» Ministerium» de» »uttu» und öffentlichen Unterricht». Zu besetzen: 1. April 1908, die Genehmigung der obersten Schulbehörde vorausgesetzt, drei ueu- gegründete ständige Lehrerstellen und eine Zeichenlehrerstelle an den kath. Schulen zu Leipzig. Sollator: das Apostolische Bikartat im Königreiche Sachsen. AnsavgSgehalt 1300 M. und 500 M. Woh nungsgeld für Lehrer, bez. 400 M. für Lehrerinnen. Gesuche sind bi- zum 11. Januar 1908 bei dem Apostolischen Bikariate zu Dresden einzureiche«. (Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile) Nichtamtlicher Teil. Bo« Königliche» Hofe. Dresden, 30 Dezember Am gestrigen Sonntage besuchte Se. Majestät der König vormittag» den Gottesdienst in der katholischen Hofkirche Die Königliche Familientafel sand mittag» bei Sr Majestät statt; an derselben nahmen Ihr« König! Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg und die Prinzessin Mathilde teil Heute jagte Se. Majestät der König mit einigen Herren auf Pappritzer Revier Vo« diplomatische» Korps. Dresden, 28. Dezember Die Stelle de« Legation», sekretär» bei der hiesigen König! Preußischen Gesandtschaft ist dem derzeitigen LegattonSsekretär bei der Kaiser!. Gesandtschaft in Belgrad, Dr. Krhrn v. Heyl zu Herrn»heim übertragen und der Leutnant v Bülow im 1. Großherzog! Mecklen burgischen Dragonerregiment Nr. 17 vom 1. Januar 1908 ab auf ein Jahr zu der genannten Gesandtschaft kommandiert worden Mitteil»»ge» a»S der öffe»tliche» Vermalt»»-. - Am 20 d M sand im Ministerium de» Innern unter dem Vorsitze de» Hrn. Ministerialdirektor» Geh Rat vr Roscher eine Beratung der sächsischen Webschulrevisoren statt, der die Herren Geh Regierungsrat Stadler, Oberregierung»rat Enke und Gewerbeschulinspektor Täger-Zwickau beiwohnten Den Webschuldirektoren Mark-Großschönau, Dr.-iox. Schatz- Zittau, Gräbner-Chemnitz sowie Knorr (Direktor a. D )-Chemnitz und dem Fabrikanten Hupfer, Vorstand der Webschult zu Meerane, ist vom Ministerium de» Innern die fachliche Mit beratung solcher Webschulen, die nur Abendunterricht, also nicht Tage», oder Vollunterricht haben, übertragen worden Die Taaesordnung der Beratung umfaßte folgende Punkte: 1. die Beschaffung von Lehrmitteln für Wrbschulen, 2. die weitere Ausgestaltung de» Zeichenunterricht» an diesen Schulen und 3. die Gestaltung der Revisionen Die für die ersten beiden Beratung-gegenstände gewonnenen Anschauungen werden weiterhin an der :m nächsten Jahre in Chemnitz stattfindenden Jahre». Versammlung de» Verband» sächsischer Webschulmänner zur Be sprechung gelangen Weiter wurde am 21. d M. im Ministerium de« Innern eine Besprechung de« Gesamtvorstand« de« Verband« sächsischer Gewerbeschulmänner unter dem Vorsitze de« Hrn. Ministerialdirektor« Geh Rate« vr. Roscher und m An wesenheit der obengenannten Beamten abgehalten An den Be ratungen nahmen iolgende Herren teil: Direktor Kuhnow von der Städtischen Gewerbeschule zu Dresden, Direktor Prof Schuster von der Städtischen Gewerbeschule zu Leipzig, Dirigent Oberlehrer Scharf von der Fachschule de« Handwerkerverein« zu Dre«den, Direktor Gech von der Industrie- und Gewerbe schule zu Bautze», Direktor Richter von den Fachschulen de« Handwerkerverein« zu Chemnitz und Direktor Bach von der Gewerblichen Fortbildungsschule zu Auerbach (für den Bezirk Zwickau). Die Beratungen betrafen neben einigen anderen Punkten die weitere Ausgestaltung der Fortbildungskurse für Lehrer an gewerblichen Schulen. Den an beiden Besprechungen teilnehmenden Herren wurde nach Beendigung der Bnatungen Gelegenheit geboten, da« neu eingerichtete Kunstgewerbemuseum in Augenschein zu nehmen Dresden, 30. Dezember Das am 28. d. M ausgegebcne 20. Stück de« Gesetz- und Verordnungsblatt« für da« Königreich Sachsen vom Jahre 1907 enthält: Verordnung vom 16. Dezemb« 1907 über die Einfuhr von Tieren für Tiergärten; Bekanntmachung vom 19. Dezember 1907, die Eröffnung de« Betriebs auf der Teilstrecke Bitterste—Hänichen- Goldene Höhe der vollspurigen Nebencnenbahn Gltterfee— Possendorf betreffend; Gesetz vom 20. Dezember 1907 zur Abänderung des Gesetze» vom 16. IM 1902, die Gewährung von WohnungSgeldzuschüfsen betreffend; Verordnung vom 24. Dezember 1907 wegen Aurführung des vorgenannten Gesetzes, sowie Verordnung vom 18 Dezember 1907, die Sühneversuche mit Studierenden der Bergakademie zu Freiberg und der Forstakademie zu Tharandt betreffend Zeitu»gsscha». In ihrem Wochenrückblick bringt die „Nordd Allg. Zeitung" Betrachtungen über die Sozialpolitik. Sw schreibt: .Der stete Fortschritt, den die Regierung aus sozialpolitischem Gebiete pflegt und nach der Wahlniederlage der Sozialdemokratie mit der Au-sicht auf noch erbeblich besseren Ersolg pflegen kann, findet sein Echo iu den regen sozialpolitischen Beratungen und Be schlüssen nicht bloß der Arbeiter- und Arbeitgrbervereine, sondern vornehmlich auch der Handwerk»- und Handelskammern und der Ao- gestelltenorganisatiouen E» liegt iu der Natur der Sach«, daß jene bremsend, diese treibend zu wrrkru sncheu. Tarau» erklärt sich die verschiedene Beurteilung, welch« die neuen gesetzgeberischen Pläne der Regierung in dieseu Kreisen finden Eine der nachdrücklichsten Forde rungen der kaufmännischen Angestellten ist die günstigere Regelung der Arbeitszeit in den Kontoren, die nicht mit offenen Berka ns»- stellen verbunden find. Der große kaufmännische Verband für weib liche Angestellte hat eine Petition an de» Reichskanzler und den Reichstag gerichtet, die im wefentlichen die gleichen Wünsche auS> spricht, wie die im Berlage des Verband« herauSgegrbene Schrift non Klara Mletnek Diese beleuchtet die Erhebungen der Kommisfio« für Arbeiterstatistik sowie die Verhandlungen »or de« Beirat für Arbeiterpatistik über die Arbeitszeit der Koutorangestelltrn krünch, um z» den Forderungen zu gelangen: gesetzliche Reaeluna der Arbeitszeit, und zwar möglichst «1« neunstünb.ge Höchstarbeitszeit bei geteilter, «ine achtstüadige bei ungeteilter Arbeitszeit, für jagend lich« Gehilfen eine Stande weniger, endlich vollständige Sonntags ruhe Al» ein wichtiger, tatsächlicher Fortschritt auf diesem Wege wird allgemein in wohlwollender und beifälliger Beurteilung der Entwurf einer Novelle zur Gewerbeordnung charakterisiert, den der Stell vertreter de» Reichskanzler», der Staatssekretär im Reich-amt deS Innern, den deutschen Bundesregierungen über die Sonu1ag»ruh« im HandelSgewerbe zugestelll hat. Nach der gegenwärtigen Fassung deS j 10S b Absatz 2 der Reichsgewerbeordnung darf als Regel im HandelSgewerbe an Sonn-und Festtagen bi» fünf Stunden gearbeitet werden. Die Kämpfe der Organisationen drehten sich um die ortS- statutarischen Verkürzungen dieser Zeit Nach der neuen Forum- lierung wird die volle Sonntagsruhe als Gruadsatz auerkaunt, und eS sind erst ort-statutarische Bestimmungen notwendig, nm diese Lor- 'chnft zu durchbrechen Aber auch dann dars die Sonntag-arbeit im allgemeinen drei Stunden nicht überschreiten, wird also im Höchst maß jedenfalls um zwei Stunden verringert Die Zahl der AuS- oahmesonntage ist in der Weise geregelt, daß künftig nur an zwei Sonntagen vor Weihnachten bi- zu zehn Stunden, und höchsten- an drei wetteren Sonntagen eine Arbeitszeit von sechs Stunden bewilligt werden darf. Zurückhaltender ist die Presse bis jetzt in der Beurteilung de» .EntwursS eine- Gesetze», betreffend die Abänderung der Gewerbe ordnung* gewesen, der dem Reichstage am 1« Dezember zugegangeu ist. Besondere Anerkennung haben von dessen Bestimmungen mit wenigen Au-nahmen die Herabsetzung der rlfstündigen Höchstarbeitszeit der Arbeiterinnen aus zehn Stunden und die Einführung einer elsstüu- digen uvnuterbrochenen Nachtruhe für Arbeiterinnen und jugendliche Arbeiter sowie die Abschaffung der Lohnzahlungsbücher iür minderjährige Arbeiter gesunden. Eine ausgiebige Besprechung knüpft sich au die Bestimmungen gegen Mißstände in der HauSiadustrie, Bestimmungen, die bekanntlich im wesentlichen eine Erfüllung der Reich»tag«beschlösse und darüber hiuauSgehende Verbesserungen der Fassung sind. Der Reichskanzler Fürst v Bülow hat in seinem Antwortschreiben an die Vorsitzende des Gewerkverem» der Heimarbeiterinnen sein lebhafte» Interesse an dieser Frage nnd seine Absicht bekundet, aus die Be seitigung der Mißstände in der Heimarbeit mit Entschiedenheit hin- zuwrrkeu, sowie die baldige Erledigung dieser Novelle sich ernstlich angelegen sein zu lassen Eine gleiche Geneigtheit dürfte nach den früheren Beschlüssen auch im Reichstage vorhanden sein, so daß aus eine ersprießliche Arbeit trotz der alle- oder nicht» fordernden Sozial demokratie zu hoffen sein dürste. Die Streik» und Aussperrungen im Jahre 190» find jetzt auch vom . Korrespoudenzblatt der Generalkcmmisfion der Gewerftchaften Deutschlands* endgültig bearbeitet. Die Ergebnisse dieser Bearbeitung weichen wegen der Verschiedenheit der Unterlagen von der amtlichen Statistik, die bis 1905 reicht, erheblich ab Sie zeigen gleichwohl deutlich, welche gewaltigen Summen die Arbeiterschaft diesem un produktiven Machtmittel opfert. Sie zeigen zugleich, daß nicht die Rot, sondern die günstige Konjunktur der Hauptanlab der Streik ist Denn von den IS Jahren 1890 bi- 190« weist da- letzte Jahr, eia Jahr der Hochkonjunktur, die höchste Zahl der Arbeitskämpfe auf, während die bisher höchste Zahl der Streiken den und AuSgesperrten das gleichfalls gute Jahr 1905 brachte Die Gesamtzahl der im Jahre 190« geführten Streik» und Aussperrungen beträgt 3480 gegen 2323 im Jahre 1905 ES sanden 1157 Lohnkämpfe mehr alS 1905 nnd 1855 mehr als 1904 statt In den letzten 1« Jahren wurde 14 922 mal gestreikt und die Ge werkschaften (haben dafür 54 Mill. M. KriegSkosteu darauszahlen müssen, im Jahre 1906 allein 13,3 Mill M, von denen 11,9 Mill Mark vnmittelbar auS der Kaffe der im Streik stehenden Verbände bestritte» wurden Die Ansicht, ob ein Streik erfolgreich war, gründet sich anscheinend auf schwankend« Merkmale Zwischen der amtlichen und der Gewerkschaft-presse klafft hier eia starker Riß Immerhin nimmt diese auch nur 50,2 Proz der Lohnkämpfe al- erfolgreich an 190« sollen allerdings 53,8 Proz. der 3480 von den sozialdemokra tischen Grwerkschaslen auSgesochtenen Arberl-kämpse erfolgreich und 22,4 Proz. teilweise erfolgreich geweseu sein Sie umfaßte» nach Angaben, die sich auf 95 Proz. der 316042 Streikenden beziehen, «,32 Mill Mauntage, für die 23 Mill M. Arbeitslohn verloren gingen Als Angriffsstreiks werden 55700 charakterisiert. Die Unternehmer haben 1906 sich 421 mal durch Au-sperrungen zur Wehr gesetzt gegen 253 im Vorjahre Von 1900 bi» 190« haben die 1005 Aussperrungen, welche die Unternehmer über sozialdemokratische Ge- werkschaften verhängten, deren Kassen nm 14 H Mill M geschwächt. DaS find 38,7 Proz der gesamten Au-gabe», welche die Gewerk schäfte» seit 1900 für Arbeit-kämpfe überhaupt aufgewandt habeu. Die Kämpfe find erbitterter geworden So haben fich auch die Kosten, die von den Gesamtausgaben der Gewerkschaften aus den einzelnen Streikenden oder AuSgesperrten entfielen, von 21,52 M 1905 aus 42,08 M. im Jahre 190« erhöht Die wirtschaftliche Schädigung deS einzelnen Arbeiters aber durch diese Kämpfe ist sicherlich ein Mehrfaches dessen, wie ja auch schon ein Blick auf die Höhe de» entgangenen Arbeiterlohns beweist. In den Jahren 1905/6 haben für Arbeit-kämpfe verausgabt: die sogenannten freien, in Wahrheit sozialdemokratischen Gewerkschaften 24 231 583 M, die christlichen Gewerkschaften 1 853 755 M , die deutschen Gewerkschaften 728 904 M. Insgesamt sind 1905/« also 2« 814 242 M. fürArdeits- kämpfe von den Grweikschaften DeutschlaadS verausgabt worden Der Lohnentgang dürfte sich in den beiden Jahren auf mindesten» da» Doppelte, also aus 50 Mill M stellen, eine Summe, die den einzelnen Arbeiterhaushalt sicherlich ungünstiger beeinflußt, alS die hier und da erkämpfte Lohusteigernng ihn gefördert hat Solch« Summ«» w«rdea hoffeatlich den besonneneren Elementen »nter de» Arbeitern wieder ein Übergewicht verleihe» uud dazu beitragen da« Streikfieber der Jüngere» zu dämpfen Deutsches «eich. Über Au»land«reise« des Sniser». Wir entnehmen der „Nordd. Lüg Zeitung": „E« tauche« immer wieder, namentlich in ausiaudlschen Blättern, Angaben auf, die für den Beginn de« Frühjahr«