Volltext Seite (XML)
VoigÜimWer Anzeiger. Amtsblatt für die Gerichtsämter und Stadträthc zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. 8iebenziMer Jahrgang. Verantwortliche Redaktion, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. s« 3. Mä^ I8SS Donnerstag Diese« Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstag«, Donnerstag« und Sonnabend«. Jährlicher A b o n n e m e n t S p r e: -, auch bet Beziehung durch die Post, 1 thir. lv Ngr. — Annoncen, die bi« Mittag« 12 Uhr eingehcn, werden in die Tag« daraus erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehendr Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit l Ngr. für die gespaltene CorpuS-Zeile berechnet. Zeitungen. Sachsen. AuS einem Briefe des Pfarrers Seltmann in Grumbach an den AppellationSrath Ackermann in Dresden, ck. ck. 22. Febr., geht hervor, daß bis dahin nicht weniger als 1007 Geldsendungen im Betrag von circa 3000 Thlrn. für die arme Bergmannsfamilie eingegangen wa ren. Unter Anderem hatte auch eine Gräfin aus dem Planenschen Grunde für einen Zoll Spitzen von der alten 100jährigen Frau 50 Thlr. gesendet Die Tochter der Alten soll nächstens in die Dresdener Klinik geschafft werden, um daselbst wo möglich geheilt zu werden. Die Leute leben übri gens in ihrer rührenden Einfachheit fort. Lommatzsch, 25. Februar. Zn den jüngsten Tagen hat man in unserer Waldlosen Umgegend die hier höchst seltene Erscheinung von Hoch wild gehabt. Bei Wölkisch und Churschütz haben sich im freien Felde Hirsche (Rothwild) gezeigt; ein angeschossen dorthin verlaufener Hirsch (Spießer) ist auf Dösitzcr Flur verendet. Woher dieselben gekommen, hat man nicht erfahren können, doch ist ihr AuSbruch aus Wildgärten wahr scheinlich. Neuß. Fürstenthümer. Gera, 26. Februar. Heute früh traf gegen 111/2 Uhr auf dem hiesigen Bahnhöfe der erste Bahnzug (Probefahrt), von Zeitz kommend, mit festlich decorirter Locomolive ein. Die Güterexpedilion wird nächste Woche schon ihren Anfang nehmen, die Personenbeförderung kurze Zeit darauf. Baden. Karlsruhe, 24. Fcbr. Die Nachricht, daß der Fortbau der stehenden Brücke zwischen Kehl und Straßburg tingestellt worden sei, ist völlig unbegründet. — Die Befestigungswerke bei Kehl sollen, wenn der fortdauernde Friede es gestattet, mit dem Eintritt deS Frühjahrs be gonnen und so rasch als möglich gefördert werden. Ihre Kosten sind zu 300,000 Fl. veranschlagt. Rasta l t, 22. Fcbruar. Die hiesige Festung soll täglich bedeutende Zufuhren von Munition und Proviant, besonders Mehl u. dgl. erhalten. Auch sind die Thore wieder, wie früher, mit stärkeren Wachen besetzt. WÜltcmberg. Stuttgart, 24. Febr. Wie wir aus guter Quelle wissen, sind gestern AbendS an sämmtliche Qberämter Schreiten ergangen des Inhalts: die Beurlaubten cinzuberufen, so daß innerhalb 24 Stun den, von deren Eintreffen an, unser ganzes Armcecorpö mobil gemacht werden kann. Stuttgart, 25. Februar. Gestern haben auch die dreizehn Ver treter der Ritterschaft eine Adresse an den ständischen Ausschuß unterzeichnet. Dieselbe beklagt ebenfalls, wie die anderen beiden Adressen, über weiche schon berichtet wurde, daß in Deutschland von Bundes wegen „noch nicht ein energischer Schritt geschehen, um die Wehrkraft Deutschlands für den Krieg zu rüsten, kein Corpö-Commandant, kein Generalstab ernannt, daS Material nicht ergänzt, der Pferdestand nicht remontirt, nicht einmal die Ausfuhr von Pferden verboten, die Festungen für den Krieg nicht ver- proviantirt worden sein,; — noch ruhe AUcs gemüthlich, wie im Gefühle deS tiefsten Friedens!" Aus der Mitte deS sehr begüterten Adels dürsten »och besondere DeistiuuuuugS-Erklärungen zu dieser Adresse erfolgen. Die Erbitterung gegen die muthwillige Friedens-Bedrohung durchdringt von unten bis oben alle Stände. Oesterreich. Die „Oesterreichische Zeitung" sagt: „Oesterreich liebt den Krieg nicht; eS will den Frieden; eS ist kein Angreifer: aber wenn man ihm den Krieg macht, so wird und muß eS ihn mannhaft führen können. Die Verträge sind der Stein des Anstoßes für den Friedens- brecher. Man wagt nicht mehr die Traktate zu negiren, man wagt nicht mehr den Besitzstand anzugreifen; man will jetzt eine Revision unsrer Privatverträge. Oesterreich aber hat wie jeder andere unabhängige Staat daS Recht, offensive und defensive Allianzen zu schließen. Was Sardinien durch daö Völkerrecht gestattet ist, kann Oesterreich nicht versagt sein. Al«' derlei Forderungen darf, wird man uns nicht verbieten. Wird man uns jedoch bieten, waS billig und tlmnlich, was mit unserm Rechte, waö mit dem Rechte Anderer, was mit unsrer Ehre verträglich ist, so zweifeln wir keinen Moment, die österreichische Regierung werde willig und freublg ihre Hand zum Frieden reichen. Wir sind sanguinisch genug, noch immer den Flieden zu hoffen, eben weil wir beweisen, daß wir Kraft genug habe«, den Krieg mit Energie und siegreich zu führen. Ein britischer Diplomat, der in der Lage ist, die Situation in Frankreich, die Gesin nungen der leitenden Persönlichkeiten zu kennen, trifft hier ein. ES muß seine Aufgabe sein, uns mit Dem bekannt zu machen, was seine Regierung denkt und fühlt. Der Standpunkt deS Lordö Derby aber kann kein anderer sein, als derjenige, den seine Souveränin in ihrer Thronrede auS- drückte: Achtung und Treue den Verträgen. Wer Oesterreich auf diesem Boden enlgegenkommt, wird bei ihm herzliche und freundliche Aufnahme finden. — Muß geschlagen werden, so werden wir beweisen, daß wir unS schlagen können: wir hoffen jedoch, daß man uns nicht zum Schlagen zwingen wird. Oesterreich steht, die Hand am Degenknopfe, bereit, ein- zustehen für seine Würde und sein Recht, aber eben so willig, den Frie den zu erhallen, der ein Segen ist für die Arbeit, für drn Fortschritt, für Volk und Regierung." Schweiz. Genf, 22. Februar. Man theilte gestern mit, daß in Grenoble ein CorpS von 82,000 Mann concentrirt werden soll, und daß bereits dort die uöthigen Vorkehrungen getroffen seien. Grenoble ist etwa fünf Stunden von der favoyischen Gränzc entfernt und liegt an der Straße über Albertville nach Dem St. Bernhard. Italien. Turin, 23. Februar. Die französische Regierung hat Genuesischen Häusern Aufträge zum Ankäufe bedeutender Reisquantitäten gegeben. — Der Cerricre merkantile bringt einen Artikel, die „Freiwilli gen" betitelt, worin gemeldet wird, daß zahlreiche Schaaren aus den an grenzenden Provinzen herbelftrömen, um sich den piemontesischen Fahnm auzuschließen, daß jedoch hierbei durchaus kein Zwang obwalte. — Die Armonia publicirt ein Proclam, wodurch die Olficiere und Soldaten an derer italienischer Staaten eingeladen werden, ihre Fahnen zu verlassen. Die Armonia mahnt dabei den Grafen Cavour an daS internationale Recht und die geheiligte Pflicht militärischer DiSciplin, und fragt, ob derlei Aufforderungen geduldet werden dürfen. — Die Oesterreicher be schleunigen ihre Rüstungen; sie arbeiten an der Befestigung von Pavia und am Lager von Cremona. Frankreich. Paris, 25. Februar. Sowohl im Senate als im gesetzgebenden Körper gicbt sich eine entschiedene Mißstimmung gegen den