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22. Juli 1850. Nr: 57. Dienstag. Diese«Blatt erscheint Inserate aller Art WWWeißkM-Zettimg.WW gen za beziehen ist. " Zeitung ang»sto»men Ein unterhaltendes Wochenblatt fiir dm Mrger und Landman». Redaktion, Druck und Verlag von Aus dem Vaterlande. Dresden, 18. Juli. Der König har den Rittmeister v. Schönfels auf Reuth zum Präsidenten der 1. Kammer, ingleichen von den von beiden Kammern dazu vorgeschla« gencn Mitgliedern den Bürgermeister Gottschalv aus Plauen zum Bicepräsidenten der I. Kammer, sowie den AppellationS- rath vr. Haase auS Leipzig zum Präsidenten und den Ober« appellationSralh v. Erlegern aus Dresden zum Vicepräst- denken der 2. Kammer ernannt. — Wir entnehmen der Freimüthigen Sachsen-Zeitung folgende Mittheilungen: „Wie unS soeben aus guter Quelle mitgetheilt wird, sind gestern bei vielen unserer hervorragend sten Demokraten die Papiere mit Beschlag belegt wor den. In ter Expedition der Dresdner Zeitung, bei Herrn Woldemar Schmidt, bei Fräulein Scheibe, Präsidentin beS demokratischen Frauenvereins, und bei einer demokratischen Dame in der Badergasse soll die Expedition recht fruchtreich ausgefallen sein. — In Meißen war am 17. Juli ein Po lizeibeamter von Dresden und nahm die sämmtlichen Papiere der Fräulein Louise Otto in Beschlag. Dippoldiswalde. Nach einer Bekanntmachung des Militär-GouvernementS der Residenz wird die Rückgabe der Waffen für unsere Stadt am Donnerstag, den 88. Juli, erfolgen. Wilsdruf, 17. Juli. Am Sonntag, den 14. d. M., ist in unserer Nähc ein schauderhaftes Verbrechen verübt worden. Ein als Lehrling in der Mühle zu Tanneberg sich befindender junger Mensch, Namenö Pietzsch, 19 Jahre alt, geht in den Morgenstunden beS genannten TageS auS Tanneberg weg, um einen in Wurgewitz bei Keffelövorf an sässigen Verwandten zu besuchen. Nachdem er im hiesigen Gasthofe zum goldnen Löwen auf seinen Bruder, der seine Begleitung nach Wurgewitz ihm verheißen, einige Zeit ver geblich gewartet, begiebt er sich allein weiter auf den Weg, auf dem sich ein Mann aus WilSdrufi zu ihm gesellt, der ibn erst oberhalb Kesselödorf verläßt, seinen Weg nach Dres den weiter verfolgend. Während sie von einander Abschied nehmen, bemerken Beide einen auf dem Wurgcwitzer Fuß wege auf- und abgehenden Mann, ohne sich etwas Arges dabei zu denken. AlS Pietzsch an den Fremden herangekom men, grüßt er ihn, dieser bankt und fragt zugleich nach dem Namen mehrerer Dörfer. Indem sich Pietzsch nach der be zeichneten Richtung hinwendet, versetzt ihm der Fremde mit einem wahrscheinlich mit Nägeln versehenen Werkzeuge einen furchtbaren Schlag an die Schläfe, worauf jener sofort be täubt zusammensinkt. Hierauf bringt ihm der Mörder noch mehrere Streiche auf verschiedene Stellen deS KopfeS bei. Während dieö geschieht, kommt Pietzsch wieder zu sich und ist vollkommen bei Besinnung, stellt sich aber als tobt, um den Mörder von weiteren Streichen abzuhalten. Dies ge lingt ihm auch vollständig. Der Bösewicht läßt in dem Glauben, sein Opfer have den Geist aufgegeben, vpn ihm ab und beginnt sofort damit, den ohne Bewegung Daliegrn- Carl Jehne in Dippoldiswalde. den seiner Bekleidung zu berauben. Nachdem er ihn bis auf'S Hemd und die Strümpfe entkleidet, schleppt er ihn an den Beinen in ein Kartoffelfeld und verbirgt den schein baren Leichnam, worauf er die Flucht ergreift. Au- Furcht, der Mörder könne noch in der Nähe verweilen,. bleibt in dessen der Beraubte unter den furchtbarsten Schmerzen, die durch das Fortgeschlepptwerden auf des Erde einen solchen Grad erreicht hatten, daß der Gepeinigte sofort hätte laut schreien mögen, eine halbe Stunde liegen, worauf er eS endlich wagt, sich aufzurichten. Da er den Gefürchteten nicht erblickt, kriecht er auf Händen und Füßen auS dem blutbenetzten Versteck hervor und schleppt sich bis zu einer dicht bei Wurgwitz befindlichen Kirschhütte hin. Dort wird der Unglückliche vom Kirschenpachter und dessen Leuten, so weit dies möglich, gepflegt, man reinigt die tiefen und schweren Wunden mit frischem Wasser und versieht den Be raubten mit einigen Kleidungsstücken. Sodann bringt man ihn zu dem Verwandten in Wurgwitz und der schleunigst hcrbeigerufene Arzt nimmt ihn in Behandlung. Glücklicher weise ist keine der Wunden lebensgefährlich, und nach eben erhaltener Nachricht befindet sich Pietzsch außer Gefahr, und steht eine gänzliche Wiederherstellung in sicherer Aussicht. Leider ist eS bis jetzt aller Anstrengungen ungeachtet noch nicht gelungen, deS Mörders habhaft zu werden. Wie aus den unweit Wurgewitz aufgefundenen Kleidern deö Mör ders, die derselbe mit den Gewändern des Beraubten ver tauscht hat, hervorzugehen scheint, ist derselbe einer der un längst aus dem Gefängnisse in Torgau au-gebrochenen höchst gefährlichen Verbrecher, denn jn den Stiefeln und an der Jacke befindet sich eine Nummer, nach einigen An gaben 46, nach andern Berichten 56, mit welcher die Be kleidungsstücke eines der AuSgebrochenen versehen sein sollen. Man glaubt, der Bösewicht halte sich in der Gegend im Getreide versteckt auf, da- ex nur des Nachtö, um sich Le bensmittel zu verschaffen, verlasse. Deshalb werden fort während die eifrigsten Nachforschungen angestellt. — Politische W-ltscha«. AuS Schleswig-Holsteiy. So haben die Dänen denn den Kampf gegen bw Herzogihümer begonnen, Ihre erste Waffenthat war die Wegnahme zweier hülsloser Kauffahrer. Hamburger Blätter berichten darüber Folgende-: „Kiel, 16. Juli. ES ist hier die Anzeige gemacht, daß daS dänische Kriegödampsschiff Holger DanSkc diesen Morgen eine Kuff aus Rendsburg in's Schlepptau genommen, dieselbe in der Richtung von Bülck ankern und nach etwa zw.ei Stunden nach dem Norden führen ließ. Die Kuff hatte Holzladvng. Um dieselbe Zeit nahm daS genannte Dampfschiff eine hol steinische Jacht, dem Schiffer Koch in Heiligenhafen ge hörend." — ' Kiel, 17. Juli. Capitäin Secher, Commandant des dänischen Linienschiff- Skiold, hat mit einem fremden Han delsschiffe ein Circular sur die Consuly neutraler Machte ,iu unsere Stabt gesendet, worin er darauf aufmerksam macht,