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Liberale, welche bet der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk» same Verbreitung finden werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — La» bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen» dem Aufschlag.— Ein«» sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Äie ,WeIßerttz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pig-, zweimonatlich 84 Psg-, einmonatllly 42 Vla. Einzelne Nummern IO Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wchmh -ZeitW Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Amtsblatt für die Königliche Krntshauptmannschasi, das Königliche Amtsgericht und den SLadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redactmr: Paul Ichne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jlluftrirten Unterhaltungsblatt". Mit land- und han-wirthschaftlicher Monattbeilage. Nr. 115. stoLalea und Sächsisches. Dippoldiswalde. Am vergangenen Montag fand im Zetchensaale der deutschen Müllerschule der feier liche Schluß des EommersemesterS statt, wobei Herr Lehrer Baumgartner den Scheidenden herzliche Ab schiedsworte und Wünsche für die Zukunft zurief. — Eine Ausstellung von Echülerarbeiten fand diesmal, wegen der Ausstellung gewerblicher Unterrichtsanstalten des Königreichs Sachsen in Dresden, nicht statt. — Die Schalter des hiesigen kaiserlichen Post amtes werden von Sonnabend, l. Oktober, an, erst früh 8 Uhr für den Verkehr mit dem Publikum eröffnet. — Am Mittwoch unternahm Herr Lehrer Buckel mit den Schülerinnen seiner Fortbildungsschule eine Fahrt nach Dresden, um die Ausstellung Sachsens gewerblicher Unterrichtsanstalten, zu deren Besuch Frei karten gewährt worden waren, zu besichtigen. Natur gemäß hielten sich die jungen Damen am längsten in der Mittelhalle und in den Seitenräumen auf, wo die Arbeiten aus den Frauenindustrieschulen in Dresden, Leipzig, Chemnitz, Plauen, Annaberg, Schwarzenberg und anderen Orten, sowie aus den verschiedenen Web schulen des Landes ausgestellt waren. Hier wurden die Webmusier, die Näh- und Stickarbeit und die von den betreffenden Schülerinnen gefertigt n Kleider einer genauen Musterung unterzogen. Lokales Interesse erregten die Ausstellungen der hiesigen Müllerschule und der Gwshütter Uhrmacherschule, sowie die sauberen Geflechtmuster aus Altenberg, Dippoldiswalde und . Geising. In die Augen fielen auch durch kunstvolle Ausführung, besonders aber wegen ihrer Plastik die Ausstellungsgegenstände der Klempnerschule in Aue, der Schlofferschule in Roßwein und der Drechsler- und Bildschnttzerschule in Leipzig. Durch die aus gestellten Puppenstuben, Kaufläden und sonstigen Spielsachen der Seiffner und Grünhainicher Industrie schulen ließen sich die Besucherinnen gern in die kaum vergangene Kindheit zurückversetzen. Gern verweilte das Auge auch bei den Zeichnungen und Modellier arbeiten der Bauhandwerker, der Maschinentechniker, der Bildhauer, sowie bei den Handvergoldungen der Buchbinder und den Musterschnitten und halb- und ganzfertigen Arbeiten der Schneider, Schuh-, Perrücken- und Instrumentenmacher und anderer Industriezweige. Am appetitlichsten war das Konditorgebäck. Für den Fachmann am lehrreichsten zeigte sich die Unterrichts stufenfolge der verschiedenen Schulen. Weniger augen fällig, sondern in Mappen bescheiden verborgen liegen die Hefte der Handelsschulen, die aber ebenso wie die übrigen Ausstellungsgegenstände schon bei oberflächlicher Uebersicht dem Fleiß und der Umsicht in Sachsens gewerblichen Schulen ein günstiges Zeugniß ablegen, und die eingehende Prüfung des Beurtheilungs- auSschuffes, wozu von hier auch Herr Stadlrath Reichel geladen ist, wird gewiß im Wesentlichen kein geringeres Resultat erzielen. Um unparteiisch beurtheilen zu Annen, sind von jeder Schule Arbeiten von gut-, mittel- und schlechtbeanlagten Schülern ausgestellt morden. Jedermann, auch Damen, besonders aber Handwerkern ist der Besuch dieser Ausstellung, die dis mit 5. Oktober geöffnet ist, sehr zu empfehlen. — Der Gesammtauflage der heutigen Nummer fliegt der auf dünnem Papier gedruckte Winterfahrplan bei, der am heutigen I. Oktober zur Einführung kommt. — In verschiedenen Blättern wurde versichert, daß der König mit dem Plane umgehe, noch nach träglich für die Angehörigen des sächsischen Armee korps ein- Erinnerungsmsoatlle aus Anlaß seines kürzlich flattgesundenen Regierungsjubiläums zu stiften. Dem Kriegsministerium ist jedoch nichts von dieser Absicht bekannt. — Vom 1. Oktober d. I. an gelten die Rück fahrkarten von DreSden-A. Hauptbahnhof nach GlaS- Sonnabend, den 1. Oktober 1898 Hütte zur Rückreise auch von Schmiedeberg, die Rück fahrkarten von DreSden-A. Hauptbahnhof nach Schmieds berg zur Rückreise auch von Glashütte. Hierdurch wird der Ausflug nach Glashütte und Schmiedeberg oder umgekehrt durch das Prießnitzthal und die herr lichen Waldungen in dieser Gegend (Etsenstraße, Wettin- platz, Molchgrund, Hohofengrund, Buschmühle) sehr erleichtert. — Ein „Skat-Akademie" hat nun Berlin glück lich aufzuweisen, und ist damit einem tiefgefühlten Bedürfnisse abgeholfen worden. Eine Vereinigung der Skat-Akademiker wird nun gewiß auch nicht mehr lange auf sich warten lassen. Berreuth. Am Dienstag Abend gegen 10 Uhr entzündete sich das bei dem auf hiesigem Rittergute am 10. Juli d. I. entstandenen Brande am wenigsten beschädigte Kleeheu, welches unmittelbar hinter der Bergscheune auf Rittergut Berreuth in einer Futter presse lagert«. Nachdem das Feuer wieder gelöscht und das Heu aus eine vom Ritterguts entferntere Wiese gebracht worden war, ist dasselbe am Mittwoch früh von Neuem in Brand gerathen und alsdann total vernichtet worden. Reinhardtsgrimma. Die diesjährige Kartoffel ernte ergiebt hier recht unterschiedliche Erträge. Fällt auch auf manchen Feldern die Ernte recht gut aus, so ist hingegen fvon vielen Aeckern der Ertrag gering, da Mäuse und die massenhaft auftretenden Engerlinge großen Schaden verursacht haben. Es giebt Stellen, wo sogar bis über die Hälfte der geernteten Knollen von dem Ungeziefer angefreffen ist. Die Kartoffelfäule zeigt sich bis jetzt zum Glück nur vereinzelt. — Der hiesige Turnverein hält Sonntag, den 2. Oktober Nachm. sein Abiurnen. Abends be schließt ein Ball im Erbgericht die Sommerturn arbeit. — Die Michaelisferien an hiesiger Schule beginnen am Montag, den 3. Oktober und dauern 14 Tage. — Die Ankunfts- und Abgangszeit der P ost- s a ch e n zwischen Dippoldiswalde und hier bleibt dem Vernehmen nach auch im kommenden Winter halbjahr dieselbe wie bisher: Vorm. 9 und 12 Uhr, Nachm. 4 und 6>/, Uhr. Der bis jetzt zum hiesigen Postbezirk gehörende Ort Hausdorf soll von nächster Zeit ab von Maxen aus bestellt werden. Der hier stationierte Landbriefträger Klotz wird nach Maxen versetzt. Dresden. Die jetzt vorliegende Theilnehmerliste für die offizielle Festfahrt zur Einweihung der Er löserkirche in Jerusalem weist die Namen von 203 Herren und Damen auf, darunter aus Sachsen: Der UnitätSdirektor der Brüdergemeinde Berthelsdorf bei Herrnhut, Kölbing, die Diakonissin Frl. Maria Liebe aus Leipzig, Freifrau v. Malapert-Neufville aus Dresden, Superintendent Geh. Ktrchenrath ür. Pank aus Leipzig, Ehrenritter des Johanniterordens, Haupt mann Graf v. Riltberg-Dresden, Pastor Schmidt- Cotta bei Dresden, Pfarrer v. Seydewitz, Ehrenritter des Johanniterordens, Leipzig, Frau v. W-rdeck, Oberin und Ehrenstiftsdame in Leipzig, Oberpfarrer vr. Metzel-Bischofswerda, der Präsident des LandeS- konfistoriums v. Zahn und Frau von Zahn-Dresden. Döbeln. Der im Klostergäßchen hier wohnhafte Schuhmachermeister Augustin erhielt von der Polizei in Dortmund die traurige Nachricht, daß sein dort aufhältlicher Sohn, ein 2öjähriger Fleischer, dort am 11. September vor einem Zirkus von einem jungen Burschen, Namens Wilhelm Thomas aus Witten, im Streit erstochen worden sei. Der Thäter wurde verhaftet. Coldih. Als am letzten Manövertag die Truppen — so erzählt das „Colbitzer Wochenblatt", unsere Stadt passtrten, rief ein witziger Soldat einem des Wegs 64. Jahrgang. . . , - —7-M ! n > !! daherkommenden Essenkehrer entgegen: „Um we« trauerst du denn?" (Gelächter.) Der schlagfertige Essenkehrer antwortete dem Soldaten: „Um deine Dummheit!" (Noch größeres Gelächter.) Leipzig. Ein 23jähriger Koch aus Striesen bet Dresden wurde von der hiesigen Kriminalpolizei ver haftet. Er hatte in Waldheim durch gefälschte Spar kassenbücher und Dokumente in acht Einzelfällen zu sammen etwa 7000 Mk. baares Geld erlang». Als ihm in Waldheim der Boden zu heiß geworden, hatte er sich nach Leipzig gewendet in der Hoffnung, hier verborgen bleiben zu können. Um die WaldHeimer Behörde zu täuschen, legte er seinen Hut und seinen Regenschirm an das Ufer der Zschopau. Chemnitz. Der des Mordes an der unglücklichen Riedel in Geringswalde angeklagte Beuchel wurde vom Schwurgericht zu Chemnitz wegen Mordes zum Tode und wegen versuchter Nothzuchl zu öjährigem Zuchthaus verurtheilt. Der Verurtheilte brach nur einmal (während der Echlußverhandlung) in Thränen aus, sonst nahm er das Urtheil ziemlich gleichgilt'g auf. Eingestanden hat Beuchel seine grausige That nicht, die Beweise seiner Schuld waren aber erdrückend. AuS dem Erzgebirge. Alljährlich in der Michaelis nacht vollzieht sich in der gräflichen Kanzlei auf dem Schlosse zu Wildenfels ein sonderbarer Brauch. Dort erscheinen, vachdem die MittsrnachtSstunde ein getreten ist, Abgesandte aus Lößnitz, um als Lehn» zins für ein von den Grafen von Wildenfels in Lehn genommenes, jetzt der Kirche, beziehentlich dem Hospital zu Lößnitz gehöriges Stück Wald ganze drei Pfennige zu bezahlen und damit das Lehn zu er neuern. Thäten sie das nicht, so wäre das Lehen ver» fallen und müßte an die Wildenfelser Grafen zurück» gegeben werden. Die Zahlung des Zinses muß aber gerade in der Mitternachtsstunde erfolgen und die Pfennige müssen alte, mit den kurfürstlichen Schwertern versehene sein; so schreibt das Gesetz vor. Da nun aber diese Pfennige im Laufe der Zeiten selten ge worden und fast nur noch in Münzsammlungen zu finden sind, so läßt der Graf, nachdem dem Recht durch Ablieferung Genüge geschehen, dieselben jedes» mal den Ueberbringern zurückgeben, die sie dann für das folgende Jahr wieder bereit halten. Es kommt jetzt dabei also bloß auf eine Formalität hinaus, die aber doch einen liefern Sinn hat und im alten Vasallenrecht begründet ist. AIS im Jahre 1832 nach Einführung der Konstitution in Sachsen die aus dem alten LehenSrecht herrührenden Frohndienste, Zehnten rc. durch Zahlung einer Rente abgelöst und so all mählich abgeschafft wurden, blieb davon die ob n ge schilderte eigenartige Lehenspflicht unberührt, und auch als König Johann im Jahre 1872 für die Krone auf sämmtltche, sonst noch bestehenden lehnsherrlicheu Rechte gegenüber seinen Vaffallen verzichtete unter der ausdrücklichen Voraussetzung, daß dann aber auch seine sämmtlichen Vasallen ihren Astervasallen gegen über in gleicher Weise auf alle derartigen Rechte und Formalitäten verzichten würden, folgten die Wilden felser Grafen diesem Vorgehen nicht, jo daß der sonder bare Brauch als ein Ueberbleibsel aus alten, längst vergangenen Zeiten übrig geblieben ist. Das Lehen, auf das sich der Brauch bezieht, heißt übrigens merk- würdigerweisedas„Sonneulehen". Sonnenlehen nannte man sonst diejenigen Güter, welche freie Bauern oder Grundbesitzer von keinem weltlichen Herrn zu lehen hatten, so daß sie symbolisch die Sonne als ihren Lehensherren bezeichneten. Mit dem Lößnitzer „Sonnen lehen" muß es aber eine andere Bewandtnib haben; vielleicht heißt es nur deshalb so, weil der dafür zu entrichtende ZinS jedeSmal in der Nacht vor Sonnen aufgang bezahlt werden mußte. Anuaberg. Auf den Höhen unseres Erzgebirge» hat der Winter bereits seine Visitenkarte abgegeben, indem dortselbst, so in der Gegend von Oberwiesen thal, am Montag Schneefall eingetreten ist. Er-