Volltext Seite (XML)
Mchmtz-ÄitilW Verantwortlicher Redacteur: Csrl Ikhnc in Dippoldiswalde Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Psg. die Spaltenzeile oder oeren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen de», Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile A)Pfg. Die „Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis Vierteljährlich 1 M. LS Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 4L Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehme» Be stellungen an. Amtsblatt für die Königliche Umishauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein . —''— muul ni'-r II'-ü: Sonnabend, den 9. August 1884. 49. Jahrgang. Nr. 94. Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Zwei wichtige Begebenheiten charakterisiren die politische Signatur dieser Woche. Die eine Begebenheit ist das Scheitern der in London tagenden Konferenz der Großmächte in Sachen der egyptischen Frage, und die andere ist die am Mittwoch in Ischl stattgefundene Begegnung der Kaiser von Deutschland und Oesterreich. Hinterläßt das erstere Ereigniß ein trübes Bild der europäischen Politik, so zeigt letzteres ein um so helleres. Die beiden Kaiser reiche Deutschland und Oesterreich sind einig und wer den dafür sorgen, daß jede den europäischen Frieden bedrohende Frage im Sande verläuft. — An Neuig keiten von Belang ist auf dem Gebiete der inneren Politik nicht viel zu melden. Wir erwähnen nur, daß dem Erlasse des Kaisers, die nachträgliche Gewährung von Unterstützungen an solche Invaliden des deutsch französischen Krieges, deren innere Beschädigungen sich erst nach der Anmeldefrist zeigten, entsprechende Be kanntmachungen durch das Kriegsministerium und die Generalkommandos nachgefolgt sind. In diesem Jahre werden die königl. Generalkommandos durch besondere Superrevisionskommissionen die Gesuchsteller militär ärztlich untersuchen lasten und vorher Zeit und Ort der Untersuchung bekannt machen. Vom nächsten Jahre ab dagegen sind etwaige derartige Gesuche so frühzeitig bei den Bezirkskommandos bez. Bezirksfeldwebeln an zumelden, daß die Prüfung derselben bei dem Ersatz geschäft vorgenommen werden kann. — In einem kaiserlichen Handschreiben an den Minister v. Bötticher spricht der Kaiser seine hohe Befriedigung über das Zustandekommen des Unfallversicherungsgesstzes aus, und verleiht dem Minister v. Bötticher in Anerkennung seiner Verdienste um dieses Gesetz die vakante Dom- herrnstelle im Domstift Naumburg a. S. — In der Angelegenheit des von englischen Fischern in der Nordsee geplünderten deutschen Kutters „Diedrich" wird des Weiteren gemeldet, daß sich sofort nach Eintreffen der Meldung von dem Raubanfalle das Kanonenboot „Cyklop" von Wilhelmshafen aus auf die Jagd der Seeräuber begab, dieselben aber leider bis jetzt noch nicht erwischt zu haben scheint. Man nimmt allgemein .an, daß die Affaire zu Beschwerden der deutschen Re gierung bei der englischen führen wird. Oesterreich-Ungarn. In der österreichisch-unga rischen Doppelmonarchie giebt es in dieser Woche nur ein Ereigniß: die Zusammenkunft der Kaiser Wilhelm und Franz Josef in Ischl. Die Abreise und Fahrt Kaiser Wilhelm's von Gastein nach Ischl glich einem Triumphzuge. Gastein hatte als AbschiedSgruß für Kaiser Wilhelm Festschmuck angelegt und alle Straßen waren von Einheimischen und Fremden gefüllt, die dem greisen Herrscher ein „Lebewohl" zuwinken wollten. Von besonders nahe stehenden Personen verabschiedete sich Kaiser Wilhelm in letzter Stunde vor seiner Ab reise, zuletzt von der Großherzogin von Weimar. Auf der Fahrt nach Salzburg wurde der Kaiser bereits in Lend vom Prinzen von Neuß und Graf Berchem be grüßt. In Salzburg hatte die Bevölkerung freiwillig die Straßen geschmückt, um den erhabenen Freund des österreichischen Herrscherhauses zu ehren. In Salzburg stieg Kaiser Wilhelm im Hotel Europa unter be geisterten Zurufen der Bevölkerung am Dienstag gegen Abend ab und reiste am Mittwoch früh 9 Uhr nach Ischl weiter. Der Kaiser Franz Josof war dem Kaiser Wilhelm entgegengefahren und fand die erste herzliche Begrüßung der Monarchen im Salonwagen Kaiser Wilhelm's statt. Die Ankunft beider Kaiser in dem herrlichen Ischl glich einem wahren Triumphzuge. Die Anwesenheit der österreichischen nnd ungarischen Ministerpräsidenten Graf Kalnoky und Coloman Tisza in Ischl, sowie auch die Anwesenheit des deutschen Diplomaten v. Bülow im Gefolge Kaiser Wilhelm's, dürfte übrigens die Annahme bestätigen, daß die Be gegnung der beiden Kaiser nicht nur der persönlichen Freundschaft, sondern auch wichtigen politischen Ge schäften galt. Italien. Während die Cholera in Südfrankreich, zumal in Toulon und Marseille, ganz entschieden im Abnehmen begriffen, und die Zahl der Todesfälle an dieser Epidemie in den französischen Städten sehr ge ring geworden ist, zeigt sich leider der ungebetene Gast jetzt in dem nördlichen Italien, zumal in der Umgebung von Genua. Man nimmt an, daß nach diesen Orten nur durch französische Flüchtlinge die Cholera ver schleppt worden ist und hofft, du es nur veihältniß- mäßig bis jetzt nur wenige Erkrankungssälle in kleineren Städten waren, dem weiteren Umsichgreifen der Seuche noch Einhalt thun zu können. Frankreich. Hinsichtlich der mit der Berathung der Verfaffungsrevision betrauten und in Versailles tagenden Nationalversammlung stellt sich immer mehr heraus, daß die Opposition, bestehend aus den Radi kalen und Monarchisten, das klägliche Manöver auf führen wollte, durch Skandalscenen die Berathungen unmöglich zu machen. Der Ruhe des Präsidenten Leroyer und dem Takte der Regierungsparteien ist es aber gelungen, die Schreier mundtodt zu machen. In die am Dienstag gewählten Kommissionen, die alle Anträge zu prüfen haben, sind nur Anhänger der Regierung gewählt worden und man hofft, falls kein neuer Zwischenfall eintritt, die Berathungen der Na tionalversammlung bald zu beenden. — Bezüglich der egyptischen Frage und des Scheiterns der Londoner Konferenz faßt man in Frankreich die Sachlage sehr nüchtern auf, und sprechen sich alle Journale dahin aus, daß auch Frankreich nun nicht mehr an eine Ab machung mit England gebunden sei und thun könne, was es für gut befinde. Holland. Bei dem wahrscheinlichen Aussterben der männlichen Linie des holländischen Königshauses wird bekanntlich das durch Personalunion mit Holland verbundene Großherzogthum Luxemburg an den ehe maligen Herzog von Nassau und durch diesen an Deutschland fallen. Es darf deshalb darauf hinge wiesen werden, daß bedeutende holländische Zeitungen diese Lösung der Luxemburgischen Frage durchaus natürlich finden, da Luxemburg nach Sprache und Sitte ein deutsches Land geblieben sei. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Im 6. Reichstags Wahl kreise (Dippoldiswalde, Plauenscher Grund, Tha randt rc.) wird von der konservativen Partei der bisherige langjährige Vertreter des Kreises, Stadtver ordnetenvorsteher Geh. Hofrath Ackermann, von der deutsch-freisinnigen Partei Stadtverordneter I)r. moä. Schumann als Kandidat aufgestellt werden. Die Ver trauensmänner der national-liberalen Parte,' haben in einer kürzlich abgehaltenen Besprechung beschlossen, von einem selbstständigen Vorgehen vor der Hand abzu sehen und zunächst abzuwarten, ob sich die Konserva tiven noch in anderen Wahlkreisen des Landes bei der Ausstellung von Kandidaten der Nationalliberale» so entgegenkommend beweisen werden, wie z. B. in Chemnitz. — Unserer Stadt stehen wieder einmal theatra lische Genüsse bevor. Von Ende dieses Monats ab wird die Triebel'sche Theater-Gesellschaft, der ein sehr guter Ruf vorausgeht, im hiesigen Schiebhause einen Cyclus von Vorstellungen geben. Es liegen uns eine Anzahl Rezensionen aus Rochlitz, Franken berg, Wurzen, Reichenbach und Schandau vor, welche durchgängig der genannten Künstler-Gesellschaft un eingeschränktes Lob spenden. Ganz besonders hervor zu heben ist, daß dem Publikum nicht mit den ältesten und verbrauchtesten Ritterkomödien aufgcwartet werden wird, sondern daß Stücke wie „Graf Essex", „Die Rantzau", „Der Bettelstudent", „Kyritz-Pyritz" rc. zur Aufführung gelange» werden. Wir freuen uns auf die bevorstehende anregende Abendunterhaltung, zumal da die Tage bereits erheblich abzunehmen beginnen, und begrüße^ Herrn Triebel mit seiner Künstlerschaar im Voraus auf's Herzlichste. — An Unterstützungen für Fortbildungsschulen sind auf das Jahr 1884 vom kgl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts gewährt worden: 40 M. für die erweiterte Fortbildungsschule zu Dip poldiswalde; 60 M. für die Fortbildungsschule zu Zinnwald-Georgenfeld; 120 M. für die Fort bildungsschule zu Altenberg und 60 M. für die Fortbildungsschule zu Geising. — Der verehel. Grundig in Frauenstein ist wegen Auffindung des Leichnams des selbstentleibten Hand arbeiters Wagner daselbst die gesetzlich festgestellte Re muneration von 4 Mark verwilligt worden. In Hennersdorf beging der 80jährige Hausaus zügler Karl Friedel mit seiner Ehegattin Johanne geb. Zeibig aus Reichstädt die goldene Hochzeit. Se. Maj. der König erfreute das Jubelpaar durch ein Geschenk von 25 Mark. V Glashütte, 7. August. Die hiesige freiwillige Feuerwehr hatte gestern Abend das Vergnügen eines Besuches mehrerer Kameraden von Dippoldiswalde, welche der Wunsch, die Thätigkeit unserer Feuerwehr kennen zu lernen, hergeführt hatte. Um diesem Wunsche Genüge zu leisten, wurde die Feuerwehr durch daS Signal „Achtung" zu einer Uebung zusammenberufen. Sämmtliche Mannschaften fanden sich mit anerkennens- werther Schnelligkeit ein, und führten ihre Lösch- und Steigerarbeiten an dem angenommenen Brandobjekte, der hiesigen Stadtmühle, mit Ruhe und Schnelligkeit aus. Die Besucher schienen von dem Geleisteten sehr befriedigt zu sein. Dresden. Die sächsische Badestiftung von 1811, bestimmt, armen kranken Angehörigen des Kö nigreichs Sachsen Unterstützungen zum Gebrauch der böhmischen und sächsischen Heilquellen zu gewähren, hat im Sommer 1883 302 Kranke unterstützt, und zwar 110 Kranke durch Freistelleu im John'schen Zivil-' Hospital in Teplitz, 5 Kranke durch die Mühlenfels'sche Freistelle und 16 Kranke durch Zahlstellen im Fremden hospital zu Karlsbad und 117 Kranke durch baare Beihilfen zum Gebrauch verschiedener böhmischer und sächsischer Bäder. Die Stiftung besaß Ende 1883 74175 M. Nennwerth in Staatspapieren, und erhielt aus dem Gehe'schen Nachlasse ein Vermächtniß von 3000 M., sie hat für 282 Kranke 12700 M. ver ausgabt, wozu unter Anderem das Hobe Königshaus 360 M., verschiedene Stiftungen 3985 M., mehrere Kreisstände 1350 M., zahlreiche Bezirksoerbände 2280 M. und einige Städte 1300 M. als laufende Beiträge steuerten. Hervorzuheben ist die segensreiche Mende- Stiftung, aus welcher allein 2000 M. bewilligt wur den. Zugleich mit der Badestiftung verivaltet das Ministerium des Innern folgende Stiftungen, die dem selben Zwecke dienen: 1. die Markus Bondi-Stiftung (36000 Stammkapital), welche 21 Kranken 1560 M. baar gewährte, 2. die Hermann-Stiftung, welche bisher auf 1400 M. Kapital angewachsen ist und später für Kranke im Hermannsbad in Liegau verwendet werden wird, 3. v. Zahn-Stiftung, welche 6000 M. Stamm kapital besitzt und 4 Personen mit 240 M. unterstützte, endlich 4. die Hösel-Stiftung, von Frau Kommerzien- rath Hösel in Chemnitz begründet (9000 M. Stamm kapital), aus welcher für 6 Personen 288 M. aufge wendet wurden. Trotz der umfangreichen segensreichen Wirksamkeit der Badestistnng haben nicht alle ein gehenden Gesuche Berücksichtigung finden können, so daß auch fernerhin eine Förderung der Stiftung durch die Privatwohlthätigkeit sehr erwünscht ist. — Der zweite deutsche Thierschutz-Kongreß wird vom 24. bis 28. September in Dresden abge halten werden. — Die Entlassung der in diesem Jahre zur Re serve zu beurlaubenden Mannschaften hat bei den-