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Scherzoartig beginnt der erste Satz, ein freches und spritziges Allegretto, in dem mehrere the matische Gedanken ihr übermütiges Spiel trei ben. Zunächst hören wir ein kurzes Motiv in der Flöte, aus dessen Kern ein fast improvisatorisch wirkendes Solo über mehr als 30 Takte entwik- kelt wird. Die grundlegende Ausdruckshaltung ist hier schon exponiert: Lebensfreude, Unbe schwertheit und Spaß an der Pointe. Der lebens bejahende Charakter des Satzes wird auch bei weiteren motivisch-thematischen Einzelheiten deutlich; zum Beispiel, wenn plötzlich das er wähnte „Tell"-Thema von Rossini erklingt, frisch nd marschartig pointiert, von den Blechbläsern feniert, die es dann noch mehrmals in das tur- Jrlente Geschehen als Zitat einwerfen. Nach Meinung von Maxim Schostakowitsch, dem Sohn des Komponisten und Dirigenten der Urauffüh rung, taucht der Rossini-Marsch hier als ferne Erinnerung an erste musikalische Kindheitsein drücke seines Vaters auf; zumindest läßt eine interessante Äußerung des Komponisten einen solchen Schluß zu: Er bezeichnete den ersten Satz als „Bild eines Spielzeugladens". Und sein Sohn ergänzt diesen Hinweis, der auch die Buntheit und faszinierende Bilderfülle erklärt, mit den Worten: „Ein .Spielzeugladen', aber mit einer großen, wenn man das sagen darf, perspektivi schen Entwicklung". Dem heiteren Rückblick folgt als zweiter Satz ein im Ausdruck ernstes Adagio, das wie ein unheil volles und düsteres Ereignis im menschlichen Leben hereinbricht. Einen tragischeren Satz hat Schostakowitsch wohl nicht geschrieben. Gleich drei seiner wesentlichsten Gestaltungsmomente des Tragischen — Bläserchoral, deklamatorisches Melos und Trauermarsch — werden hier auf eng stem Raume konzentriert. Ein erhaben-ernster Bläserchoral eröffnet den Satz. Den über 17 Takte erklingenden kompakten Bläserakkorden fegt als instrumentaler Kontrast ein Solo des Rloncellos, dessen deklamatorisches Melos eindringlich wirkt und eine weitere Seite des tragischen Konfliktes „aufreißt". Diesem expres siven Rezitativ schließt sich der von der Solo- Posaune eingeleitete Trauermarsch an. Das Adagio wurde einmal mit einem großen Memo ¬ rial verglichen, — zum Gedenken an die Opfer der Revolutionn, des Großen Vaterländischen Krieges in der Sowjetunion, eine Erinnerung auch an alle gefallenen Helden, die für den Fortschritt der Menschheit kämpften. Aus diesem Adagio wächst ohne Unterbrechung ein neues Allegretto, der dritte Satz hervor, des sen quirlige, übersprudelnde Lebendigkeit und mutwillige Ausgelassenheit (Quintbässe) schon im ersten Thema unüberhörbar sind. Die einzel nen Verwandlungen des Themas, das zuerst von den Klarinetten angestimmt wird, müssen nicht beschrieben werden, sie prägen sich beim ersten Hören ein und leben vom klanglichen Kolorit der jeweiligen Instrumente. Im Unterschied zu anderen Scherzosätzen des Komponisten hat dieses Allegretto keine grotesken und wilden Züge, es steht mehr der tänzerisch empfundenen Burleske nahe. Mit einem Zitat des Motivs der Todesverkündi gung aus Wagners „Walküre" wird das Finale eingeleitet; es korrespondiert in seinem ge danklich-philosophischen Anspruch, in seinem ernsten Ausdruck zum zweiten Satz und trägt wie dieser die Bezeichnung „Adagio". Daß sich beide Sätze trotzdem voneinander un terscheiden, wird ganz deutlich, wenn nach dü steren, schicksalsschweren Wagnerschen Blech bläserklängen eine Allegrettoepisode einsetzt, die alles, was vorher tragisch und von grübleri schem Ernst bestimmt war, in einer gelösten und freundlich-zuversichtlichen Haltung „aufhebt". Dafür sorgt ein lyrisches, fast tänzerische Leich tigkeit ausstrahlendes Thema in den 1. Violinen, das danach von der Flöte und den Streichern in lichtvolle Höhen geführt wird, um so den in haltlichen Kontrast zum Schicksalsmotiv zu un terstreichen. Die feste innere Geschlossenheit des Finales betont noch ein streng geformter Abschnitt im Charakter einer Passacaglia, bis dann Reminiszenzen des Flötenthemas aus dem ersten Satz den Ausklang bilden. Das Flöten thema erscheint hier nicht mehr kindlich-ver spielt, sondern von philosophischer Weisheit durchdrungen. „Morendo" (ersterbend) steht über den letzten Noten der 15. Sinfonie. VORANKÜNDIGUNG: Mittwoch, den 5. November 1980, 20.00 Uhr (AK/J) Donnerstag, den 6. November 1980, 20.00 Uhr (Freiverkauf) Festsaal des Kulturpalastes Dresden 3. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Carl von Garaguly, Schweden Solist: Oleg Kryssa, Sowjetunion, Violine Werke von Strauss, Bruch und Sibelius Programmblätter der Dresdner Philharmonie Redaktion: Dr. habil. Dieter Härtwig Die Einführung in die 15. Sinfonie Schostakowitschs verfaßte Hans-Peter Müller für das Konzertbuch III, Leipzig 1974, DVfM. Freitag, den 5. Dezember 1980, 20.00 Uhr (Anrecht A 1) Sonnabend, den 6. Dezember 1980, 20.00 Uhr (Anrecht A 2) Festsaal des Kulturpalastes Dresden Einführungsvorträge jeweils 19.00 Uhr Dr. habil. Dieter Härtwig 4. PHILHARMONISCHES KONZERT Dirigent: Johannes Winkler Solist: Iwan Drenikow, VR Bulgarien, Klavier Werke von P. Wladigerow und Bruckner Spielzeit 1980 81 — Chefdirigent: Prof. Herbert Kegel Druck: GGV, Produktionsstätte Pirna 111-25-12 ItG 63-80 EVP: 0,25 M 3 p h I L H A R _ hES KONZERT M ONlSCHEb ! 980/8 1